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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] bindet und schneidet man den Weingarten/ und beruft der Haußvatter die müßige Arbeiter von dem Mark in seinen Weingarten/ unter denen einer gebildet/ als ob er sich entschuldige/ und als ob er zweifle/ ob er gehen solle oder nicht. In der andern ist vorgestellet/ wie der Hausvatter die Arbeiter bezahlen läst/ unter denen etliche/ als murrend gebildet/ wegen der Gleichheit des Lohns/ mit denen/ die nicht so lang gearbeitet haben/ als sie/ welches auch in fresco, grau in grau sehr zierlich gemacht. Ferner mahlte er einen todten Christum/ zu deme S. Johannes, stehend/ ein kniendes/ und sehr leidmühtiges Marien-Bild/ weiset/ hinten ruhet Joseph auf einem Felsen/ sich gleichsam im Geist erfreuend/ daß er den HErrn Christum in sein Grab gebracht.

Damals wurde von dem Pabst Befehl gegeben Die Monarchia Julii Caesaris/ daß/ in den Mediceischen Palast/ die drey fürnehmste Künstlere drey Historien von Julio Caesare machen solten/ hierzu nun wurden erwehlet Andrea del Sarto, Francia Bigio, und Giacomo da Pantormo, welche zwey leztere doch/ auch gegen Anbietung eines großen Gelds/ nicht daran wolten; Andrea aber verfärtigte seinen Theil: Nämlich ein schönes und nach der Perspectiv-Kunst wol-gemahltes Gebäu/ in welchem Julius Caesar auf einem schönen erhabenen Thron sitzet/ zu welchem eine sehr künstliche Stiege gehet: Ihme als Käysern/ bringen alle Länder/ (die durch unterschiedliche Arten ihrer Kleidungen/ und denen bey sich habenden Thieren zu erkennen sind) tribut: Also trägt ein Indianer/ auf Indianisch in gelb gekleidet/ einen Kefich mit Papegeyen/ von innen und aussen/ um ihne lauffen Löwen/ Affen/ Meerkatzen/ Indianische Geißen und andere fremde Thiere/ andere führen auf andern ausländischen Thieren ihre Schatzung: Auf einer Stiege sitzet ein Rieß in einem Gehäuß einen Chamaeleon haltend/ der sehr fremd anzusehen ist.

Inzwischen gedachte Andrea wieder an das Glück/ so er in Frankreich gehabt/ wäre auch gern wieder dahin gereiset/ wofern er hätte Gnade zu hoffen gehabt: Selbige zu erlangen/ mahlte er mit höchstem Fleiß einen halb nackenden S. Johannes Baptista, in Willens/ selbigen dem Groß-Hofmeister zu senden/ weil ihn aber eine Noht anstieß/ verliess er denselben wieder. Um dieselbe Zeit/ nämlich Anno 1523. grassirte die Pest zu Florenz gar stark/ weßwegen Andrea mit Weib und Kind Seine Werke zu Luca. in ein Nonnen-Closter nach Luca entflohen/ und weil ihm und den seinigen die Nonnen sehr viel guts thaten/ mahlte er ihnen/ zur Danksagung/ einen todten Christum, so sterbhaft/ daß er nicht vollkommener hätte mögen gemacht werden/ eben wie er auch die dabey stehende Marien- und andere Bilder so betrübt und mit so schönen affecten gebildet/ daß man sich darüber verwundern muß. Er mahlte ihnen auch die Heimsuchung der Elisabeth/ und auf ein Tuch das Angesicht Christi/ welches für eines seiner bästen Werke zu halten/ dannenhero es auch viele Mahler für eine Idea gebraucht/ und die ihrige darnach gemacht haben; Hernach kehrte er wieder um nach Florenz/ und verfärtigte noch sehr viele/ kleine und grosse Stuck.

[Spaltenumbruch]

Ist ein guter Copist. Im copiren war er über die massen perfect: Dannenhero/ als der Herzog von Mantua Friderich/ einsmals von Pabst Clemens VII. das Contrafät Papsts Leo und etlicher Cardinäle/ von Raphaels Hand gemacht/ zu haben verlangte/ der Papst ihm auch dasselbe bewilliget hatte/ ließe dieser gedachtes Stuck heimlich durch Andrea del Sarto copiren/ und weil es dem original so wol geglichen/ daß nicht leicht eines aus dem andern zu erkennen ware/ schickte der Papst dem Herzog die Copia, das original aber behielte er/ damit die Stadt nicht eines so edlen Kunststucks beraubet wurde/ diese copia ist von jedermann für das original gehalten worden/ so gar auch von dem Kunst-Erfahrnen Julio Romano selbst/ biß demselben der berühmte Mahler Giorgio Vasari, von hinten her aus der Art des Tuchs gezeiget/ daß es zu Florenz gemacht/ und also nicht von Raphaels Hand seye.

Einsmals wurde er beruffen/ auserhalb Florenz ein Werk zu machen/ weil aber hernach dem Patronen desselben ein andere/ Namens Nicolao Soggi Sansovino sehr gerühmet worden/ beschrieb er ihn auch: Als nun Andrea dahin kame/ und gedachten Nicolao schon in Arbeit fande/ der ihn Will nicht um den Vorzug mahlen mit einer großen Geldwettung/ um den Vorzug zu mahlen/ ausforderte/ wolte unser Andrea nicht wetten/ mit Vorwand/ da er gewinnen solte/ er doch eine geringe Ehre erlangen/ im Gegentheil aber/ da er verloren/ in große Schande gerahten würde/ er offerirte aber seinen discipel, mit dem er nach Belieben um die Wette mahlen solte/ und ware erbietig/ so derselbe den kürzern ziehen würde/ für ihn zu zahlen/ kehrte also wieder nach Florenz/ Stirbt an der Pest. wurde/ nachdem die Teutsche Völker die Pest in selbige Stadt gebracht/ auch inficiret/ und muste dieser Künstler/ von allen Freunden/ auch seiner selbst eignen Frauen verlassen/ da er doch ihrethalben sein Gluck verscherzet/ und viel Ungemachs erlitten/ also ohne Hülf und Wartung dahin sterben im 42ten Jahr seines Alters/ und 1530ten nach Christi Geburt. Sein Contrafät ist in der Kupferblatte O gebildet.

XLVI. GIOANNI ANTONIO LICINIO, von Pordenone.KEin Land oder Stadt ist von dem Glück so sehr beneidet worden/ daß nicht irgend ein oder der andere Künstler oder berühmter Mann darinn gebohren worden wäre/ also brachte das Castell Pordenone, in der Herrschaft Friaul, 25-Meil von Udine, herfür den ANTONIO LICINIO, welcher den Namen PORDENONE von seinem Vatterland bekommen: Er erlernete/ Lernet die Kunst von sich selbst. durch seine natürliche inclination getrieben/ die Kunst von sich selbst/ ohne Beyhülf eines Lehrmeisters/ und folgte allezeit/ so viel ihm möglich war/ der Manier des Giorgion nach/ die er zu Venedig unterschiedlichmal mit großer Lust gesehen. Der Pest halber verließ er sein Vatterland/ und suchte bey den Landbauren seine Kost/ bey denen er auf nassen Kalk mahlte. Da er nun die Wasser- und Seine Werke zu Udine. Oelfarben wol verstunde/ kam er nach Udine, und mahlte in das Convent, S. Peter den Märtyrer/ und auf eine Altar-Tafel den Englischen Gruß/ so wol/ daß dieses Stuck von den Künstlern

[Spaltenumbruch] bindet und schneidet man den Weingarten/ und beruft der Haußvatter die müßige Arbeiter von dem Mark in seinen Weingarten/ unter denen einer gebildet/ als ob er sich entschuldige/ und als ob er zweifle/ ob er gehen solle oder nicht. In der andern ist vorgestellet/ wie der Hausvatter die Arbeiter bezahlen läst/ unter denen etliche/ als murrend gebildet/ wegen der Gleichheit des Lohns/ mit denen/ die nicht so lang gearbeitet haben/ als sie/ welches auch in fresco, grau in grau sehr zierlich gemacht. Ferner mahlte er einen todten Christum/ zu deme S. Johannes, stehend/ ein kniendes/ und sehr leidmühtiges Marien-Bild/ weiset/ hinten ruhet Joseph auf einem Felsen/ sich gleichsam im Geist erfreuend/ daß er den HErrn Christum in sein Grab gebracht.

Damals wurde von dem Pabst Befehl gegeben Die Monarchia Julii Caesaris/ daß/ in den Mediceischen Palast/ die drey fürnehmste Künstlere drey Historien von Julio Caesare machen solten/ hierzu nun wurden erwehlet Andrea del Sarto, Francia Bigio, und Giacomo da Pantormo, welche zwey leztere doch/ auch gegen Anbietung eines großen Gelds/ nicht daran wolten; Andrea aber verfärtigte seinen Theil: Nämlich ein schönes und nach der Perspectiv-Kunst wol-gemahltes Gebäu/ in welchem Julius Caesar auf einem schönen erhabenen Thron sitzet/ zu welchem eine sehr künstliche Stiege gehet: Ihme als Käysern/ bringen alle Länder/ (die durch unterschiedliche Arten ihrer Kleidungen/ und denen bey sich habenden Thieren zu erkennen sind) tribut: Also trägt ein Indianer/ auf Indianisch in gelb gekleidet/ einen Kefich mit Papegeyen/ von innen und aussen/ um ihne lauffen Löwen/ Affen/ Meerkatzen/ Indianische Geißen und andere fremde Thiere/ andere führen auf andern ausländischen Thieren ihre Schatzung: Auf einer Stiege sitzet ein Rieß in einem Gehäuß einen Chamaeleon haltend/ der sehr fremd anzusehen ist.

Inzwischen gedachte Andrea wieder an das Glück/ so er in Frankreich gehabt/ wäre auch gern wieder dahin gereiset/ wofern er hätte Gnade zu hoffen gehabt: Selbige zu erlangen/ mahlte er mit höchstem Fleiß einen halb nackenden S. Johannes Baptista, in Willens/ selbigen dem Groß-Hofmeister zu senden/ weil ihn aber eine Noht anstieß/ verliess er denselben wieder. Um dieselbe Zeit/ nämlich Anno 1523. grassirte die Pest zu Florenz gar stark/ weßwegen Andrea mit Weib und Kind Seine Werke zu Luca. in ein Nonnen-Closter nach Luca entflohen/ und weil ihm und den seinigen die Nonnen sehr viel guts thaten/ mahlte er ihnen/ zur Danksagung/ einen todten Christum, so sterbhaft/ daß er nicht vollkommener hätte mögen gemacht werden/ eben wie er auch die dabey stehende Marien- und andere Bilder so betrübt und mit so schönen affecten gebildet/ daß man sich darüber verwundern muß. Er mahlte ihnen auch die Heimsuchung der Elisabeth/ und auf ein Tuch das Angesicht Christi/ welches für eines seiner bästen Werke zu halten/ dannenhero es auch viele Mahler für eine Idea gebraucht/ und die ihrige darnach gemacht haben; Hernach kehrte er wieder um nach Florenz/ und verfärtigte noch sehr viele/ kleine und grosse Stuck.

[Spaltenumbruch]

Ist ein guter Copist. Im copiren war er über die massen perfect: Dannenhero/ als der Herzog von Mantua Friderich/ einsmals von Pabst Clemens VII. das Contrafät Papsts Leo und etlicher Cardinäle/ von Raphaels Hand gemacht/ zu haben verlangte/ der Papst ihm auch dasselbe bewilliget hatte/ ließe dieser gedachtes Stuck heimlich durch Andrea del Sarto copiren/ und weil es dem original so wol geglichen/ daß nicht leicht eines aus dem andern zu erkennen ware/ schickte der Papst dem Herzog die Copia, das original aber behielte er/ damit die Stadt nicht eines so edlen Kunststucks beraubet wurde/ diese copia ist von jedermann für das original gehalten worden/ so gar auch von dem Kunst-Erfahrnen Julio Romano selbst/ biß demselben der berühmte Mahler Giorgio Vasari, von hinten her aus der Art des Tuchs gezeiget/ daß es zu Florenz gemacht/ und also nicht von Raphaels Hand seye.

Einsmals wurde er beruffen/ auserhalb Florenz ein Werk zu machen/ weil aber hernach dem Patronen desselben ein andere/ Namens Nicolao Soggi Sansovino sehr gerühmet worden/ beschrieb er ihn auch: Als nun Andrea dahin kame/ und gedachten Nicolao schon in Arbeit fande/ der ihn Will nicht um den Vorzug mahlen mit einer großen Geldwettung/ um den Vorzug zu mahlen/ ausforderte/ wolte unser Andrea nicht wetten/ mit Vorwand/ da er gewinnen solte/ er doch eine geringe Ehre erlangen/ im Gegentheil aber/ da er verloren/ in große Schande gerahten würde/ er offerirte aber seinen discipel, mit dem er nach Belieben um die Wette mahlen solte/ und ware erbietig/ so derselbe den kürzern ziehen würde/ für ihn zu zahlen/ kehrte also wieder nach Florenz/ Stirbt an der Pest. wurde/ nachdem die Teutsche Völker die Pest in selbige Stadt gebracht/ auch inficiret/ und muste dieser Künstler/ von allen Freunden/ auch seiner selbst eignen Frauen verlassen/ da er doch ihrethalben sein Gluck verscherzet/ und viel Ungemachs erlitten/ also ohne Hülf und Wartung dahin sterben im 42ten Jahr seines Alters/ und 1530ten nach Christi Geburt. Sein Contrafät ist in der Kupferblatte O gebildet.

XLVI. GIOANNI ANTONIO LICINIO, von Pordenone.KEin Land oder Stadt ist von dem Glück so sehr beneidet worden/ daß nicht irgend ein oder der andere Künstler oder berühmter Mann darinn gebohren worden wäre/ also brachte das Castell Pordenone, in der Herrschaft Friaul, 25-Meil von Udine, herfür den ANTONIO LICINIO, welcher den Namen PORDENONE von seinem Vatterland bekommen: Er erlernete/ Lernet die Kunst von sich selbst. durch seine natürliche inclination getrieben/ die Kunst von sich selbst/ ohne Beyhülf eines Lehrmeisters/ und folgte allezeit/ so viel ihm möglich war/ der Manier des Giorgion nach/ die er zu Venedig unterschiedlichmal mit großer Lust gesehen. Der Pest halber verließ er sein Vatterland/ und suchte bey den Landbauren seine Kost/ bey denen er auf nassen Kalk mahlte. Da er nun die Wasser- und Seine Werke zu Udine. Oelfarben wol verstunde/ kam er nach Udine, und mahlte in das Convent, S. Peter den Märtyrer/ und auf eine Altar-Tafel den Englischen Gruß/ so wol/ daß dieses Stuck von den Künstlern

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          <p>Einsmals wurde er beruffen/ auserhalb <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName> ein Werk zu machen/ weil aber hernach dem <hi rendition="#aq">Patron</hi>en desselben ein andere/ Namens <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1536 http://d-nb.info/gnd/120224682 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500000363">Nicolao Soggi Sansovino</persName></hi> sehr gerühmet worden/ beschrieb er ihn auch: Als nun <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1149 http://d-nb.info/gnd/118794604 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500025314 http://viaf.org/viaf/76605316">Andrea</persName></hi> dahin kame/ und gedachten <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1536 http://d-nb.info/gnd/120224682 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500000363">Nicolao</persName></hi> schon in Arbeit fande/ der ihn <note place="right">Will nicht um den Vorzug mahlen</note> mit einer großen Geldwettung/ um den Vorzug zu mahlen/ ausforderte/ wolte unser <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1149 http://d-nb.info/gnd/118794604 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500025314 http://viaf.org/viaf/76605316">Andrea</persName></hi> nicht wetten/ mit Vorwand/ da er gewinnen solte/ er doch eine geringe Ehre erlangen/ im Gegentheil aber/ da er verloren/ in große Schande gerahten würde/ er <hi rendition="#aq">offer</hi>irte aber seinen <hi rendition="#aq">discipel,</hi> mit dem er nach Belieben um die Wette mahlen solte/ und ware erbietig/ so derselbe den kürzern ziehen würde/ für ihn zu zahlen/ kehrte also wieder nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName>/ <note place="right">Stirbt an der Pest.</note> wurde/ nachdem die Teutsche Völker die Pest in selbige Stadt gebracht/ auch <hi rendition="#aq">infic</hi>iret/ und muste dieser Künstler/ von allen Freunden/ auch seiner selbst eignen Frauen verlassen/ da er doch ihrethalben sein Gluck verscherzet/ und viel Ungemachs erlitten/ also ohne Hülf und Wartung dahin sterben im 42ten Jahr seines Alters/ und <date when="1530">1530ten nach Christi Geburt</date>. <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-4044" type="artificialWork">Sein <hi rendition="#aq">Contraf</hi>ät ist in der <ref target="http://ta.sandrart.net/de/text/302#figure-0302.1">Kupferblatte <hi rendition="#aq">O</hi></ref> gebildet</name>.</p>
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[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 102]/0130] bindet und schneidet man den Weingarten/ und beruft der Haußvatter die müßige Arbeiter von dem Mark in seinen Weingarten/ unter denen einer gebildet/ als ob er sich entschuldige/ und als ob er zweifle/ ob er gehen solle oder nicht. In der andern ist vorgestellet/ wie der Hausvatter die Arbeiter bezahlen läst/ unter denen etliche/ als murrend gebildet/ wegen der Gleichheit des Lohns/ mit denen/ die nicht so lang gearbeitet haben/ als sie/ welches auch in fresco, grau in grau sehr zierlich gemacht. Ferner mahlte er einen todten Christum/ zu deme S. Johannes, stehend/ ein kniendes/ und sehr leidmühtiges Marien-Bild/ weiset/ hinten ruhet Joseph auf einem Felsen/ sich gleichsam im Geist erfreuend/ daß er den HErrn Christum in sein Grab gebracht. Damals wurde von dem Pabst Befehl gegeben / daß/ in den Mediceischen Palast/ die drey fürnehmste Künstlere drey Historien von Julio Caesare machen solten/ hierzu nun wurden erwehlet Andrea del Sarto, Francia Bigio, und Giacomo da Pantormo, welche zwey leztere doch/ auch gegen Anbietung eines großen Gelds/ nicht daran wolten; Andrea aber verfärtigte seinen Theil: Nämlich ein schönes und nach der Perspectiv-Kunst wol-gemahltes Gebäu/ in welchem Julius Caesar auf einem schönen erhabenen Thron sitzet/ zu welchem eine sehr künstliche Stiege gehet: Ihme als Käysern/ bringen alle Länder/ (die durch unterschiedliche Arten ihrer Kleidungen/ und denen bey sich habenden Thieren zu erkennen sind) tribut: Also trägt ein Indianer/ auf Indianisch in gelb gekleidet/ einen Kefich mit Papegeyen/ von innen und aussen/ um ihne lauffen Löwen/ Affen/ Meerkatzen/ Indianische Geißen und andere fremde Thiere/ andere führen auf andern ausländischen Thieren ihre Schatzung: Auf einer Stiege sitzet ein Rieß in einem Gehäuß einen Chamaeleon haltend/ der sehr fremd anzusehen ist. Die Monarchia Julii Caesaris Inzwischen gedachte Andrea wieder an das Glück/ so er in Frankreich gehabt/ wäre auch gern wieder dahin gereiset/ wofern er hätte Gnade zu hoffen gehabt: Selbige zu erlangen/ mahlte er mit höchstem Fleiß einen halb nackenden S. Johannes Baptista, in Willens/ selbigen dem Groß-Hofmeister zu senden/ weil ihn aber eine Noht anstieß/ verliess er denselben wieder. Um dieselbe Zeit/ nämlich Anno 1523. grassirte die Pest zu Florenz gar stark/ weßwegen Andrea mit Weib und Kind in ein Nonnen-Closter nach Luca entflohen/ und weil ihm und den seinigen die Nonnen sehr viel guts thaten/ mahlte er ihnen/ zur Danksagung/ einen todten Christum, so sterbhaft/ daß er nicht vollkommener hätte mögen gemacht werden/ eben wie er auch die dabey stehende Marien- und andere Bilder so betrübt und mit so schönen affecten gebildet/ daß man sich darüber verwundern muß. Er mahlte ihnen auch die Heimsuchung der Elisabeth/ und auf ein Tuch das Angesicht Christi/ welches für eines seiner bästen Werke zu halten/ dannenhero es auch viele Mahler für eine Idea gebraucht/ und die ihrige darnach gemacht haben; Hernach kehrte er wieder um nach Florenz/ und verfärtigte noch sehr viele/ kleine und grosse Stuck. Seine Werke zu Luca. Im copiren war er über die massen perfect: Dannenhero/ als der Herzog von Mantua Friderich/ einsmals von Pabst Clemens VII. das Contrafät Papsts Leo und etlicher Cardinäle/ von Raphaels Hand gemacht/ zu haben verlangte/ der Papst ihm auch dasselbe bewilliget hatte/ ließe dieser gedachtes Stuck heimlich durch Andrea del Sarto copiren/ und weil es dem original so wol geglichen/ daß nicht leicht eines aus dem andern zu erkennen ware/ schickte der Papst dem Herzog die Copia, das original aber behielte er/ damit die Stadt nicht eines so edlen Kunststucks beraubet wurde/ diese copia ist von jedermann für das original gehalten worden/ so gar auch von dem Kunst-Erfahrnen Julio Romano selbst/ biß demselben der berühmte Mahler Giorgio Vasari, von hinten her aus der Art des Tuchs gezeiget/ daß es zu Florenz gemacht/ und also nicht von Raphaels Hand seye. Ist ein guter Copist. Einsmals wurde er beruffen/ auserhalb Florenz ein Werk zu machen/ weil aber hernach dem Patronen desselben ein andere/ Namens Nicolao Soggi Sansovino sehr gerühmet worden/ beschrieb er ihn auch: Als nun Andrea dahin kame/ und gedachten Nicolao schon in Arbeit fande/ der ihn mit einer großen Geldwettung/ um den Vorzug zu mahlen/ ausforderte/ wolte unser Andrea nicht wetten/ mit Vorwand/ da er gewinnen solte/ er doch eine geringe Ehre erlangen/ im Gegentheil aber/ da er verloren/ in große Schande gerahten würde/ er offerirte aber seinen discipel, mit dem er nach Belieben um die Wette mahlen solte/ und ware erbietig/ so derselbe den kürzern ziehen würde/ für ihn zu zahlen/ kehrte also wieder nach Florenz/ wurde/ nachdem die Teutsche Völker die Pest in selbige Stadt gebracht/ auch inficiret/ und muste dieser Künstler/ von allen Freunden/ auch seiner selbst eignen Frauen verlassen/ da er doch ihrethalben sein Gluck verscherzet/ und viel Ungemachs erlitten/ also ohne Hülf und Wartung dahin sterben im 42ten Jahr seines Alters/ und 1530ten nach Christi Geburt. Sein Contrafät ist in der Kupferblatte O gebildet. Will nicht um den Vorzug mahlen Stirbt an der Pest. KEin Land oder Stadt ist von dem Glück so sehr beneidet worden/ daß nicht irgend ein oder der andere Künstler oder berühmter Mann darinn gebohren worden wäre/ also brachte das Castell Pordenone, in der Herrschaft Friaul, 25-Meil von Udine, herfür den ANTONIO LICINIO, welcher den Namen PORDENONE von seinem Vatterland bekommen: Er erlernete/ durch seine natürliche inclination getrieben/ die Kunst von sich selbst/ ohne Beyhülf eines Lehrmeisters/ und folgte allezeit/ so viel ihm möglich war/ der Manier des Giorgion nach/ die er zu Venedig unterschiedlichmal mit großer Lust gesehen. Der Pest halber verließ er sein Vatterland/ und suchte bey den Landbauren seine Kost/ bey denen er auf nassen Kalk mahlte. Da er nun die Wasser- und Oelfarben wol verstunde/ kam er nach Udine, und mahlte in das Convent, S. Peter den Märtyrer/ und auf eine Altar-Tafel den Englischen Gruß/ so wol/ daß dieses Stuck von den Künstlern XLVI. GIOANNI ANTONIO LICINIO, von Pordenone. Lernet die Kunst von sich selbst. Seine Werke zu Udine.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 102]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/130>, abgerufen am 25.04.2024.