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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] an gedachten Triumf-Bogen hin und wieder geflicket/ sich aber selbst damit nur zu schanden gemacht/ indem ihre darneben stehende Arbeit/ von selbsten ihren Unverstand allen Verständigen zeiget/ und den Abgang einer vernünftigen Zeichnung verrähtet. Eben wie man die Dunkelheit der Nacht/ nicht bäßer als am Tag/ und die Finsternis durch das Liecht erkennen kan.

Wordurch aber und warum diese zierliche Künste in einen solchen Abgang gerahten/ ist in der Vorrede dieses Theils/ ersten Buchs/ in etwas entdecket worden/ welches ich hie ein wenig umständlicher zu zeigen vorgenommen habe. Ich setze hie bey Seit/ den Stoß/ welchen dieselbe durch den Einfall der Barbarischen Völker in Italien erlitten/ und sage/ daß die Veränderung des Kayserlichen Sitzes/ von Rom nach Bysantz/ oder Constantinopel, unsere Künste tief ernidriget/ indem Kays. Constantinus alle künstliche Bilder/ Gemälde und Statuen/ ja so gar die gute Künstlere selbst/ mit sich nach Constantinopel geführet/ und also das ehmals kunstreiche Italien/ dieses Ruhms und Glüks gänzlich beraubet/ es achtete doch/ so wol die Mahl- als alle Bilderey/ dieses Unglück nicht so hoch/ weil sie an andern Orten ihr Glück steigen/ und merklich zunehmen sahen/ dem bekümmerten Italien die Hofnung hinterlassend/ daß dasselbe/ wie vormals/ also auch wiederum/ bey herumwalzung des stets lauffenden Glüks-Rads/ in diesem Stuck könne befeliget werden/ ganz unerträglich aber und allzuschmerzhaft ware der jenige Schlag/ welchen hochbenennter Kayser Constantinus gethan/ da er um das Jahr Christi 318. die heidnische Götzen-Bilder verfluchte/ und durch die heilige Tauf sich zum Christlichen Glauben bekehrte: Dann als dieser nunmehr Christlicher Kayser sahe/ daß die Bilder der Götter angebetet/ und mit Göttlicher Ehre bedienet wurden/ verdamte er dieselben alle/ liese sie zerreissen/ verbrennen/ zuschlagen/ und was man finden mochte/ vertilgen/ und stürzte darmit die Bilderey-Künste in das endliche Verderben.

Als aber die Christliche Religion nun schon tiefer eingewurzelt/ und keine so große Gefahr mehr ware/ daß die Christen alte heidnische Götter anbeten möchten/ schiene es/ ob dörften diese edle Künsten den Kopf ein wenig aus dem Staub erheben/ doch musten sie sich/ wegen widriger Meinungen der fürnehmsten Kirchen-Vättere/ immer wieder schmucken und ducken/ indem nun von etlichen wider der 36te Canon, des um das Jahr Christi 305. zu Elvir in Hispanien/ von 19. Bischöffen gehaltenen Concilii, herfürgesucht wurde/ des Innhalts: Daß keine Bilder oder Gemälde in Kirchen sollen gedultet werden/ damit nicht an den Wänden gebildet würde/ was man anbeten möchte/ der dann mit allerhand Sprüchen der ersten Kirchen-Lehrere[Spaltenumbruch] verstärket worden. Nichts desto weniger hielten andere darfür/ daß die Bilder ohne Abgötterey wol könten gelitten/ ja gar/ wegen der Historischen Erinnerung und Zierd in der Kirchen/ ohne Scheu/ behalten werden. Demnach fiengen nun die Christen an/ eigene Gemälde in ihren Häusern zu haben/ in der Kirchen aber wurden sie zum ersten/ zu Kaysers Theodosii, des jüngern/ Zeiten/ um das Jahr Christi 431. gesehen/ daß sie die ledige Wände zieren/ und die unverständigere unterrichten/ die Heyden aber zum Christlichen Glauben locken solten: Als aber diese End-Ursach verkehret/ und die Christen auf der Heyden Aberglauben dardurch wolten verleitet werden/ fienge der Heil. Augustinus an/ sehr hart darwider zu schreiben/ es wolten aber seine/ Epiphanii und anderer Schriften nicht so viel verfangen/ daß man die Bilder ganz wieder abgethan hätte; sondern sie wurden/ nach den ersten 400. Jahren/ je länger je mehr geliebet/ und ermahnten die fürnehmste der damaligen Vätter nur immer die Leute/ daß sie solche nicht anbeten; sondern als eine Vorstellung vorgegangener Sachen halten solten/ dessen unerachtet aber hat die Bilderey um dieselbe Zeit auch die Abgötterey eingeführet/ dannenhero der Marsiliensische Bischoff Serenus bewogen worden/ die Bilder aus seinem ganzen Bistum zu schaffen und zu verstören.

Ihme widerstrebte sehr eyfrig der Römische Papst Gregorius, der Große/ welcher durch unterschiedliche Briefe gedachten Serenum von seiner Meinung abzubringen trachtete/ nicht daß Gregorius die Abgötterey selbst/ aber doch die Gelegenheit zur Abgötterey liebte: Er nannte die Bilder der Leyen Bibel/ nicht als ob sie gleicher authorität wären mit derselben; sondern daß/ was einer/ der lesen kan/ aus der Bibel/ ein anderer/ aus den Bildern lernen könte/ dannenhero/ zu selbiger Zeit/ alle Kirchen voll gestellet/ und dasselbe durch ein offentliches Gesetz/ so des Päpstischen Rechtens decret, can. 27. de consecr dist. 3. einverleibet/ erlaubet worden. Diesem Gregorio sandte Kayser Justinianus ein güldines praesent, zwey silberne Becher/ und so viel silberne Schüsseln/ 15. Pfund schwer/ und der fürtrefliche Kriegs-Obriste Belisarius ein schweres güldenes Creutz/ mit herrlichen Edelsteinen künstlich versetzt/ so/ daß damals die Künstlere allenthalben sich wieder hervor thaten/ und so wol Mahl- als Bilderey in etwas empor kamen.

Gleichwie aber nichts beständig/ also hat auch nachfolgende Zeit/ die Gemüter wieder verändert/ als ungefehr 100. Jahr nach Gregorii Tod/ Philippicus, der sich um das Jahr Christi 711. in das Constantinopolitanische Kaysertum eingedrungen/ die von vorigen Patriarchen erlaubte Bilder aus allen Kirchen verstossen/ und verbrant/ welche That

[Spaltenumbruch] an gedachten Triumf-Bogen hin und wieder geflicket/ sich aber selbst damit nur zu schanden gemacht/ indem ihre darneben stehende Arbeit/ von selbsten ihren Unverstand allen Verständigen zeiget/ und den Abgang einer vernünftigen Zeichnung verrähtet. Eben wie man die Dunkelheit der Nacht/ nicht bäßer als am Tag/ und die Finsternis durch das Liecht erkennen kan.

Wordurch aber und warum diese zierliche Künste in einen solchen Abgang gerahten/ ist in der Vorrede dieses Theils/ ersten Buchs/ in etwas entdecket worden/ welches ich hie ein wenig umständlicher zu zeigen vorgenommen habe. Ich setze hie bey Seit/ den Stoß/ welchen dieselbe durch den Einfall der Barbarischen Völker in Italien erlitten/ und sage/ daß die Veränderung des Kayserlichen Sitzes/ von Rom nach Bysantz/ oder Constantinopel, unsere Künste tief ernidriget/ indem Kays. Constantinus alle künstliche Bilder/ Gemälde und Statuen/ ja so gar die gute Künstlere selbst/ mit sich nach Constantinopel geführet/ und also das ehmals kunstreiche Italien/ dieses Ruhms und Glüks gänzlich beraubet/ es achtete doch/ so wol die Mahl- als alle Bilderey/ dieses Unglück nicht so hoch/ weil sie an andern Orten ihr Glück steigen/ und merklich zunehmen sahen/ dem bekümmerten Italien die Hofnung hinterlassend/ daß dasselbe/ wie vormals/ also auch wiederum/ bey herumwalzung des stets lauffenden Glüks-Rads/ in diesem Stuck könne befeliget werden/ ganz unerträglich aber und allzuschmerzhaft ware der jenige Schlag/ welchen hochbenennter Kayser Constantinus gethan/ da er um das Jahr Christi 318. die heidnische Götzen-Bilder verfluchte/ und durch die heilige Tauf sich zum Christlichen Glauben bekehrte: Dann als dieser nunmehr Christlicher Kayser sahe/ daß die Bilder der Götter angebetet/ und mit Göttlicher Ehre bedienet wurden/ verdamte er dieselben alle/ liese sie zerreissen/ verbrennen/ zuschlagen/ und was man finden mochte/ vertilgen/ und stürzte darmit die Bilderey-Künste in das endliche Verderben.

Als aber die Christliche Religion nun schon tiefer eingewurzelt/ und keine so große Gefahr mehr ware/ daß die Christen alte heidnische Götter anbeten möchten/ schiene es/ ob dörften diese edle Künsten den Kopf ein wenig aus dem Staub erheben/ doch musten sie sich/ wegen widriger Meinungen der fürnehmsten Kirchen-Vättere/ immer wieder schmucken und ducken/ indem nun von etlichen wider der 36te Canon, des um das Jahr Christi 305. zu Elvir in Hispanien/ von 19. Bischöffen gehaltenen Concilii, herfürgesucht wurde/ des Innhalts: Daß keine Bilder oder Gemälde in Kirchen sollen gedultet werden/ damit nicht an den Wänden gebildet würde/ was man anbeten möchte/ der dann mit allerhand Sprüchen der ersten Kirchen-Lehrere[Spaltenumbruch] verstärket worden. Nichts desto weniger hielten andere darfür/ daß die Bilder ohne Abgötterey wol könten gelitten/ ja gar/ wegen der Historischen Erinnerung und Zierd in der Kirchen/ ohne Scheu/ behalten werden. Demnach fiengen nun die Christen an/ eigene Gemälde in ihren Häusern zu haben/ in der Kirchen aber wurden sie zum ersten/ zu Kaysers Theodosii, des jüngern/ Zeiten/ um das Jahr Christi 431. gesehen/ daß sie die ledige Wände zieren/ und die unverständigere unterrichten/ die Heyden aber zum Christlichen Glauben locken solten: Als aber diese End-Ursach verkehret/ und die Christen auf der Heyden Aberglauben dardurch wolten verleitet werden/ fienge der Heil. Augustinus an/ sehr hart darwider zu schreiben/ es wolten aber seine/ Epiphanii und anderer Schriften nicht so viel verfangen/ daß man die Bilder ganz wieder abgethan hätte; sondern sie wurden/ nach den ersten 400. Jahren/ je länger je mehr geliebet/ und ermahnten die fürnehmste der damaligen Vätter nur immer die Leute/ daß sie solche nicht anbeten; sondern als eine Vorstellung vorgegangener Sachen halten solten/ dessen unerachtet aber hat die Bilderey um dieselbe Zeit auch die Abgötterey eingeführet/ dannenhero der Marsiliensische Bischoff Serenus bewogen worden/ die Bilder aus seinem ganzen Bistum zu schaffen und zu verstören.

Ihme widerstrebte sehr eyfrig der Römische Papst Gregorius, der Große/ welcher durch unterschiedliche Briefe gedachten Serenum von seiner Meinung abzubringen trachtete/ nicht daß Gregorius die Abgötterey selbst/ aber doch die Gelegenheit zur Abgötterey liebte: Er nannte die Bilder der Leyen Bibel/ nicht als ob sie gleicher authorität wären mit derselben; sondern daß/ was einer/ der lesen kan/ aus der Bibel/ ein anderer/ aus den Bildern lernen könte/ dannenhero/ zu selbiger Zeit/ alle Kirchen voll gestellet/ und dasselbe durch ein offentliches Gesetz/ so des Päpstischen Rechtens decret, can. 27. de consecr dist. 3. einverleibet/ erlaubet worden. Diesem Gregorio sandte Kayser Justinianus ein güldines praesent, zwey silberne Becher/ und so viel silberne Schüsseln/ 15. Pfund schwer/ und der fürtrefliche Kriegs-Obriste Belisarius ein schweres güldenes Creutz/ mit herrlichen Edelsteinen künstlich versetzt/ so/ daß damals die Künstlere allenthalben sich wieder hervor thaten/ und so wol Mahl- als Bilderey in etwas empor kamen.

Gleichwie aber nichts beständig/ also hat auch nachfolgende Zeit/ die Gemüter wieder verändert/ als ungefehr 100. Jahr nach Gregorii Tod/ Philippicus, der sich um das Jahr Christi 711. in das Constantinopolitanische Kaysertum eingedrungen/ die von vorigen Patriarchen erlaubte Bilder aus allen Kirchen verstossen/ und verbrant/ welche That

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Pfund schwer/ und der fürtrefliche Kriegs-Obriste Belisarius ein schweres güldenes Creutz/ mit herrlichen Edelsteinen künstlich versetzt/ so/ daß damals die Künstlere allenthalben sich wieder hervor thaten/ und so wol Mahl- als Bilderey in etwas empor kamen. Gleichwie aber nichts beständig/ also hat auch nachfolgende Zeit/ die Gemüter wieder verändert/ als ungefehr 100. Jahr nach Gregorii Tod/ Philippicus, der sich um das Jahr Christi 711. in das Constantinopolitanische Kaysertum eingedrungen/ die von vorigen Patriarchen erlaubte Bilder aus allen Kirchen verstossen/ und verbrant/ welche That

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 54]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/72>, abgerufen am 18.04.2024.