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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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Welches Teutsch also lauten möchte:

Wie das ganze Rom gezieret Cavallini Mah-
lerey/

Also wird sein Zierd im Himmel jezo täglich
wieder neu.

XI. SIMON von Siena,SIMON von Siena ware sehr vollkommen in der Zeichen-Kunst/ und hatte treflich schöne inventiones. Er ware über die massen gut im Mahlen nach dem Leben/ und verfärtigte viel in und auserhalb der Stadt: Unter andern weiß man/ daß er des Welt-berühmten Poeten Petrarcha vertrauter Mahlet des Petrarcha Liebste Laura. Freund gewesen/ dem er auch seine geliebte Laura gecontrafetet/ wie ich dem Edlen Leser/ in der Kupferblatten/ mit L bezeichnet/ die eigentliche Bildnise/ so wol des ermeldten Petrarcha, als seiner Laura, hie communiciren wollen. Dieser Poet machte in/ seinen Gedichten/ unserm Mahler hingegen einen unsterblichen Namen/ dessen Contrefät ich dann auch in die Kupferblatten/ mit K bemerket/ gesetzet. Er starb im 60sten Jahr seines Alters/ Anno 1345. und bekame diese Grabschrift:

Seine Grabschrift. SIMONI. MEMMIO. PICTORUM. OMNIUM. OMNIS. AETATIS. CELEBERRIMO. VIXIT. ANN. LX. MENS. II. DIES. III.

DEr im ersten Capitel gerühmte Gaddo Gaddi, XII. ANGELO GADDI, Florentinischer Mahler/ hatte einen Sohn/ Namens ANGELO GADDI, dessen Contrafät in der Kupferblatten K zu sehen/ welcher in seines Vatters Fußtappen rühmlich trate/ nachdem aber derselbe dieses Zeitliche gesegnet/ kam er zu dem Giotto, bliebe bey demselben 24. Jahr/ und übertraff ihn zulezt im weiß die affecten wol zu bilden. colorirn. Er wuste absonderlich wol die affecten und Gemühts-Bewegungen/ als Freude/ Traurigkeit und dergleichen/ zu bilden/ wordurch er/ gleich andern/ so hierinn gut gewesen/ sich einen großen Namen gemacht.

Unter andern seinen vielen Sachen/ ist sehr berühmt Mahlt einen Meersturm/ die Historie/ von S.Nicolao, wie ein Meersturm sein Schiff ergreift/ und die Schiffleut/ um das Schiff zu erleichtern/ allerley Kaufmanns-Güter über Bord werfen/ alles mit sonderbarer Vernunft und schöner Zierde/ dannenhero er auch viele Liebhabere darmit angelocket/ ihme andere Arbeiten aufzutragen. In ein Rahts-Hauß machte er/ in einer schönen Poetischen Erfindung/ 6. Rahtsherrn/ welche zusehen/ wie die nackende/ und nur mit einem sehr dünnen Tuch an gebührenden Orten bedekte die Wahrheit und Lugen/ Wahrheit/ der Lügen/ so in schwarzen habit gekleidet ist/ die Zunge aus dem Halß reißet/ worbey eine Beyschrift/ des ungefehren Innhalts:

So reißt die Warheit aus der Lügen falsche
Zung:

Drum hüt' ein jeder sich für Trug und Läste-
rung.

Sehr geistreich waren auch/ die von ihm auf eine Maur gebildete sieben freye Künste/ wegen der/ die Grammatica, ganz sinnreich/ einer jeden derselben beygeordneten Figuren: Also lehrte die Grammatica ein Kind/[Spaltenumbruch] und hatte zu ihren Füßen/ als einen Schreiber/ den Donat sitzen; Andere hatten andere Bilder beygefügt/ je nachdem einer jeden ihre Profession erforderte. Nicht geringere Kunst hatten auch/ die von ihm gemahlte sieben Tugenden/ als die vier Haupt- und die drey Theologische Tugenden/ welchen allen sonderbare Bilder zugesellet/ die zu unzählbarn Auslegungen und Gedanken Anlaß geben konten.

die Creutzigung Christi zu Arezzo. Uber alle seine Werke aber gienge die Creutzigung Christi/ welche er zu Arezzo gemacht/ darinnen waren auch die mit dem HErrn Christo gecreutzigte Schächer/ und andere sehr viel Pferde und Bilder/ alle mit seltsamen/ und artlichen Geberden; Etliche ziehen an Seilern/ ein anderer langt den Schwamm/ der Blut-begierige Ritter hält sich färtig/ jezo mit seinem Spär die Seite zu öfnen. Die jenige Kriegs-Knechte/ so um den Rock spielen solten/ entdeckten in ihren Gesichtern die Hoffnung/ welche sie auf den Gewinn/ und die Furcht/ so sie wegen des Verlusts bey sich empfinden: Einer unter ihnen steht in einer so unfüglichen Postur/ und wartet/ biß die Reihe an ihn kommen möchte/ scheinend/ als ob er seiner selbst darüber vergäße: Ein anderer sperret Mund und Augen auf/ und beobachtet mit zusammen gezogenen Augbrauen/ daß kein Betrug vorgehe; Noch artlicher ist der jenige gebildet/ welcher eben werfen soll/ und die Würfel in der Hand zuvor herumrüttelt. Als Gaddi mit diesem Stuck halb färtig war/ nahm er zu einem Mitgehülfen seiner Arbeit an/ den obgemeldten Simon Memmi von Siena, welcher neben ihm bey dem Giotto gelernet hatte/ und die mit ihm in der Jugend aufgerichtete Freundschaft/ auch in folgenden Jahren fortpflanzte/ ohne einige Falschheit und arge List/ so/ daß diese beyde fürtrefliche Mahlere den Rest der Arbeit unter sich theilten/ und je einer des andern Ehr/ wie edle Gemüter pflegen/ bästmöglichst/ als seine eigne/ beförderte.

Ist auch ein guter Baumeister/So ein guter Mahler als er gewesen/ so fürtreflich war er auch in der Bau-Kunst. Er ließe/ jedoch nach seines Lehrmeisters Giotto Zeichnung/ den Thurn Al S. Maria del Fiore bauen/ so ein sehr kunstreiches/ und mit Bildhauerey schön-geziertes Werk ist. Doch wolte er sein geliebtes Vatterland nicht allein zieren/ sondern auch demselben nutzen:und erbauet zu Nutzen des aerarii die Arnus-Brucke zu Florenz. wie er dann die alte gewöbte Brucken über den Fluß Arnus, und die darauf gebaute 44. Kaufmannsläden (als deren auf jeder Seiten 22. sind) angegeben/ auch darmit/ an Laden-Zinß/ jährlich 800. Cronen in das Stadt-aerarium gebracht. Welche Brücke bißhero alle Ungestümmigkeit der sich ergießenden Wasser-Flutten verlachet und ausgedauret/ da die übrige mehrertheils zu Grund gegangen/ welches Unglück selbst eine andere von unserm Gaddi erbaute große Brück/ in dem überausstarken Wasserguß Anno 1557. den 13. Septembris, erfahren müßen. Er war in der Zeichen-Kunst sehr färtig und vollkommen/ und kame in seinem Alter auf das 50ste Jahr/ starb an einem heftigen Fieber Anno 1350. und bekame diese Grab-Schrift:

Seine Grabschrift. Hoc uno poterat dici Florentia felix
vigente: At certa est non potuisse mori.

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Welches Teutsch also lauten möchte:

Wie das ganze Rom gezieret Cavallini Mah-
lerey/

Also wird sein Zierd im Himmel jezo täglich
wieder neu.

XI. SIMON von Siena,SIMON von Siena ware sehr vollkommen in der Zeichen-Kunst/ und hatte treflich schöne inventiones. Er ware über die massen gut im Mahlen nach dem Leben/ und verfärtigte viel in und auserhalb der Stadt: Unter andern weiß man/ daß er des Welt-berühmten Poëten Petrarcha vertrauter Mahlet des Petrarcha Liebste Laura. Freund gewesen/ dem er auch seine geliebte Laura gecontrafetet/ wie ich dem Edlen Leser/ in der Kupferblatten/ mit L bezeichnet/ die eigentliche Bildnise/ so wol des ermeldten Petrarcha, als seiner Laura, hie communiciren wollen. Dieser Poët machte in/ seinen Gedichten/ unserm Mahler hingegen einen unsterblichen Namen/ dessen Contrefät ich dann auch in die Kupferblatten/ mit K bemerket/ gesetzet. Er starb im 60sten Jahr seines Alters/ Anno 1345. und bekame diese Grabschrift:

Seine Grabschrift. SIMONI. MEMMIO. PICTORUM. OMNIUM. OMNIS. AETATIS. CELEBERRIMO. VIXIT. ANN. LX. MENS. II. DIES. III.

DEr im ersten Capitel gerühmte Gaddo Gaddi, XII. ANGELO GADDI, Florentinischer Mahler/ hatte einen Sohn/ Namens ANGELO GADDI, dessen Contrafät in der Kupferblatten K zu sehen/ welcher in seines Vatters Fußtappen rühmlich trate/ nachdem aber derselbe dieses Zeitliche gesegnet/ kam er zu dem Giotto, bliebe bey demselben 24. Jahr/ und übertraff ihn zulezt im weiß die affecten wol zu bilden. colorirn. Er wuste absonderlich wol die affecten und Gemühts-Bewegungen/ als Freude/ Traurigkeit und dergleichen/ zu bilden/ wordurch er/ gleich andern/ so hierinn gut gewesen/ sich einen großen Namen gemacht.

Unter andern seinen vielen Sachen/ ist sehr berühmt Mahlt einen Meersturm/ die Historie/ von S.Nicolao, wie ein Meersturm sein Schiff ergreift/ und die Schiffleut/ um das Schiff zu erleichtern/ allerley Kaufmanns-Güter über Bord werfen/ alles mit sonderbarer Vernunft und schöner Zierde/ dannenhero er auch viele Liebhabere darmit angelocket/ ihme andere Arbeiten aufzutragen. In ein Rahts-Hauß machte er/ in einer schönen Poëtischen Erfindung/ 6. Rahtsherrn/ welche zusehen/ wie die nackende/ und nur mit einem sehr dünnen Tuch an gebührenden Orten bedekte die Wahrheit und Lugen/ Wahrheit/ der Lügen/ so in schwarzen habit gekleidet ist/ die Zunge aus dem Halß reißet/ worbey eine Beyschrift/ des ungefehren Innhalts:

So reißt die Warheit aus der Lügen falsche
Zung:

Drum hüt’ ein jeder sich für Trug und Läste-
rung.

Sehr geistreich waren auch/ die von ihm auf eine Maur gebildete sieben freye Künste/ wegen der/ die Grammatica, ganz sinnreich/ einer jeden derselben beygeordneten Figuren: Also lehrte die Grammatica ein Kind/[Spaltenumbruch] und hatte zu ihren Füßen/ als einen Schreiber/ den Donat sitzen; Andere hatten andere Bilder beygefügt/ je nachdem einer jeden ihre Profession erforderte. Nicht geringere Kunst hatten auch/ die von ihm gemahlte sieben Tugenden/ als die vier Haupt- und die drey Theologische Tugenden/ welchen allen sonderbare Bilder zugesellet/ die zu unzählbarn Auslegungen und Gedanken Anlaß geben konten.

die Creutzigung Christi zu Arezzo. Uber alle seine Werke aber gienge die Creutzigung Christi/ welche er zu Arezzo gemacht/ darinnen waren auch die mit dem HErrn Christo gecreutzigte Schächer/ und andere sehr viel Pferde und Bilder/ alle mit seltsamen/ und artlichen Geberden; Etliche ziehen an Seilern/ ein anderer langt den Schwamm/ der Blut-begierige Ritter hält sich färtig/ jezo mit seinem Spär die Seite zu öfnen. Die jenige Kriegs-Knechte/ so um den Rock spielen solten/ entdeckten in ihren Gesichtern die Hoffnung/ welche sie auf den Gewinn/ und die Furcht/ so sie wegen des Verlusts bey sich empfinden: Einer unter ihnen steht in einer so unfüglichen Postur/ und wartet/ biß die Reihe an ihn kommen möchte/ scheinend/ als ob er seiner selbst darüber vergäße: Ein anderer sperret Mund und Augen auf/ und beobachtet mit zusammen gezogenen Augbrauen/ daß kein Betrug vorgehe; Noch artlicher ist der jenige gebildet/ welcher eben werfen soll/ und die Würfel in der Hand zuvor herumrüttelt. Als Gaddi mit diesem Stuck halb färtig war/ nahm er zu einem Mitgehülfen seiner Arbeit an/ den obgemeldten Simon Memmi von Siena, welcher neben ihm bey dem Giotto gelernet hatte/ und die mit ihm in der Jugend aufgerichtete Freundschaft/ auch in folgenden Jahren fortpflanzte/ ohne einige Falschheit und arge List/ so/ daß diese beyde fürtrefliche Mahlere den Rest der Arbeit unter sich theilten/ und je einer des andern Ehr/ wie edle Gemüter pflegen/ bästmöglichst/ als seine eigne/ beförderte.

Ist auch ein guter Baumeister/So ein guter Mahler als er gewesen/ so fürtreflich war er auch in der Bau-Kunst. Er ließe/ jedoch nach seines Lehrmeisters Giotto Zeichnung/ den Thurn Al S. Maria del Fiore bauen/ so ein sehr kunstreiches/ und mit Bildhauerey schön-geziertes Werk ist. Doch wolte er sein geliebtes Vatterland nicht allein zieren/ sondern auch demselben nutzen:und erbauet zu Nutzen des aerarii die Arnus-Brucke zu Florenz. wie er dann die alte gewöbte Brucken über den Fluß Arnus, und die darauf gebaute 44. Kaufmannsläden (als deren auf jeder Seiten 22. sind) angegeben/ auch darmit/ an Laden-Zinß/ jährlich 800. Cronen in das Stadt-aerarium gebracht. Welche Brücke bißhero alle Ungestümmigkeit der sich ergießenden Wasser-Flutten verlachet und ausgedauret/ da die übrige mehrertheils zu Grund gegangen/ welches Unglück selbst eine andere von unserm Gaddi erbaute große Brück/ in dem überausstarken Wasserguß Anno 1557. den 13. Septembris, erfahren müßen. Er war in der Zeichen-Kunst sehr färtig und vollkommen/ und kame in seinem Alter auf das 50ste Jahr/ starb an einem heftigen Fieber Anno 1350. und bekame diese Grab-Schrift:

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          <p xml:id="p270.7"><note place="right">Ist auch ein guter Baumeister/</note>So ein guter Mahler als er gewesen/ so fürtreflich war er auch in der Bau-Kunst. Er ließe/ jedoch nach seines Lehrmeisters <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1036 http://d-nb.info/gnd/118539477 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010766 http://viaf.org/viaf/27073355">Giotto</persName></hi> Zeichnung/ den <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-473">Thurn <hi rendition="#aq">Al S. Maria del Fiore</hi></placeName> bauen/ so ein sehr kunstreiches/ und mit Bildhauerey schön-geziertes Werk ist. Doch wolte er sein geliebtes Vatterland nicht allein zieren/ sondern auch demselben nutzen:<note place="right">und erbauet zu Nutzen des <hi rendition="#aq">aerarii</hi> die <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-431 http://www.geonames.org/6269271/"><hi rendition="#aq">Arnus</hi>-Brucke</placeName> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName>.</note> wie er dann die alte gewöbte Brucken über den Fluß <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-18 http://www.geonames.org/3182820/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1121388">Arnus</placeName>,</hi> und die darauf gebaute 44. Kaufmannsläden (als deren auf jeder Seiten 22. sind) angegeben/ auch darmit/ an Laden-Zinß/ jährlich 800. Cronen in das Stadt-<hi rendition="#aq">aerarium</hi> gebracht. Welche Brücke bißhero alle Ungestümmigkeit der sich ergießenden Wasser-Flutten verlachet und ausgedauret/ da die übrige mehrertheils zu Grund gegangen/ welches Unglück selbst eine andere von unserm <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1078 http://d-nb.info/gnd/118716069 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500021601">Gaddi</persName></hi> erbaute große Brück/ in dem überausstarken Wasserguß <date when="1557-09-13"><hi rendition="#aq">Anno</hi> 1557. den 13. <hi rendition="#aq">Septembris</hi></date>, erfahren müßen. Er war in der Zeichen-Kunst sehr färtig und vollkommen/ und kame in seinem Alter auf das 50ste Jahr/ starb an einem heftigen Fieber <date rendition="#aq" when="1350">Anno 1350.</date> und bekame diese Grab-Schrift:</p>
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vigente: At certa est non potuisse mori.</foreign>
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[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 64]/0084] Welches Teutsch also lauten möchte: Wie das ganze Rom gezieret Cavallini Mah- lerey/ Also wird sein Zierd im Himmel jezo täglich wieder neu. SIMON von Siena ware sehr vollkommen in der Zeichen-Kunst/ und hatte treflich schöne inventiones. Er ware über die massen gut im Mahlen nach dem Leben/ und verfärtigte viel in und auserhalb der Stadt: Unter andern weiß man/ daß er des Welt-berühmten Poëten Petrarcha vertrauter Freund gewesen/ dem er auch seine geliebte Laura gecontrafetet/ wie ich dem Edlen Leser/ in der Kupferblatten/ mit L bezeichnet/ die eigentliche Bildnise/ so wol des ermeldten Petrarcha, als seiner Laura, hie communiciren wollen. Dieser Poët machte in/ seinen Gedichten/ unserm Mahler hingegen einen unsterblichen Namen/ dessen Contrefät ich dann auch in die Kupferblatten/ mit K bemerket/ gesetzet. Er starb im 60sten Jahr seines Alters/ Anno 1345. und bekame diese Grabschrift: XI. SIMON von Siena, Mahlet des Petrarcha Liebste Laura. SIMONI. MEMMIO. PICTORUM. OMNIUM. OMNIS. AETATIS. CELEBERRIMO. VIXIT. ANN. LX. MENS. II. DIES. III. Seine Grabschrift. DEr im ersten Capitel gerühmte Gaddo Gaddi, hatte einen Sohn/ Namens ANGELO GADDI, dessen Contrafät in der Kupferblatten K zu sehen/ welcher in seines Vatters Fußtappen rühmlich trate/ nachdem aber derselbe dieses Zeitliche gesegnet/ kam er zu dem Giotto, bliebe bey demselben 24. Jahr/ und übertraff ihn zulezt im colorirn. Er wuste absonderlich wol die affecten und Gemühts-Bewegungen/ als Freude/ Traurigkeit und dergleichen/ zu bilden/ wordurch er/ gleich andern/ so hierinn gut gewesen/ sich einen großen Namen gemacht. XII. ANGELO GADDI, Florentinischer Mahler/ weiß die affecten wol zu bilden. Unter andern seinen vielen Sachen/ ist sehr berühmt die Historie/ von S.Nicolao, wie ein Meersturm sein Schiff ergreift/ und die Schiffleut/ um das Schiff zu erleichtern/ allerley Kaufmanns-Güter über Bord werfen/ alles mit sonderbarer Vernunft und schöner Zierde/ dannenhero er auch viele Liebhabere darmit angelocket/ ihme andere Arbeiten aufzutragen. In ein Rahts-Hauß machte er/ in einer schönen Poëtischen Erfindung/ 6. Rahtsherrn/ welche zusehen/ wie die nackende/ und nur mit einem sehr dünnen Tuch an gebührenden Orten bedekte Wahrheit/ der Lügen/ so in schwarzen habit gekleidet ist/ die Zunge aus dem Halß reißet/ worbey eine Beyschrift/ des ungefehren Innhalts: Mahlt einen Meersturm/ die Wahrheit und Lugen/ So reißt die Warheit aus der Lügen falsche Zung: Drum hüt’ ein jeder sich für Trug und Läste- rung. Sehr geistreich waren auch/ die von ihm auf eine Maur gebildete sieben freye Künste/ wegen der/ ganz sinnreich/ einer jeden derselben beygeordneten Figuren: Also lehrte die Grammatica ein Kind/ und hatte zu ihren Füßen/ als einen Schreiber/ den Donat sitzen; Andere hatten andere Bilder beygefügt/ je nachdem einer jeden ihre Profession erforderte. Nicht geringere Kunst hatten auch/ die von ihm gemahlte sieben Tugenden/ als die vier Haupt- und die drey Theologische Tugenden/ welchen allen sonderbare Bilder zugesellet/ die zu unzählbarn Auslegungen und Gedanken Anlaß geben konten. die Grammatica, Uber alle seine Werke aber gienge die Creutzigung Christi/ welche er zu Arezzo gemacht/ darinnen waren auch die mit dem HErrn Christo gecreutzigte Schächer/ und andere sehr viel Pferde und Bilder/ alle mit seltsamen/ und artlichen Geberden; Etliche ziehen an Seilern/ ein anderer langt den Schwamm/ der Blut-begierige Ritter hält sich färtig/ jezo mit seinem Spär die Seite zu öfnen. Die jenige Kriegs-Knechte/ so um den Rock spielen solten/ entdeckten in ihren Gesichtern die Hoffnung/ welche sie auf den Gewinn/ und die Furcht/ so sie wegen des Verlusts bey sich empfinden: Einer unter ihnen steht in einer so unfüglichen Postur/ und wartet/ biß die Reihe an ihn kommen möchte/ scheinend/ als ob er seiner selbst darüber vergäße: Ein anderer sperret Mund und Augen auf/ und beobachtet mit zusammen gezogenen Augbrauen/ daß kein Betrug vorgehe; Noch artlicher ist der jenige gebildet/ welcher eben werfen soll/ und die Würfel in der Hand zuvor herumrüttelt. Als Gaddi mit diesem Stuck halb färtig war/ nahm er zu einem Mitgehülfen seiner Arbeit an/ den obgemeldten Simon Memmi von Siena, welcher neben ihm bey dem Giotto gelernet hatte/ und die mit ihm in der Jugend aufgerichtete Freundschaft/ auch in folgenden Jahren fortpflanzte/ ohne einige Falschheit und arge List/ so/ daß diese beyde fürtrefliche Mahlere den Rest der Arbeit unter sich theilten/ und je einer des andern Ehr/ wie edle Gemüter pflegen/ bästmöglichst/ als seine eigne/ beförderte. die Creutzigung Christi zu Arezzo. So ein guter Mahler als er gewesen/ so fürtreflich war er auch in der Bau-Kunst. Er ließe/ jedoch nach seines Lehrmeisters Giotto Zeichnung/ den Thurn Al S. Maria del Fiore bauen/ so ein sehr kunstreiches/ und mit Bildhauerey schön-geziertes Werk ist. Doch wolte er sein geliebtes Vatterland nicht allein zieren/ sondern auch demselben nutzen: wie er dann die alte gewöbte Brucken über den Fluß Arnus, und die darauf gebaute 44. Kaufmannsläden (als deren auf jeder Seiten 22. sind) angegeben/ auch darmit/ an Laden-Zinß/ jährlich 800. Cronen in das Stadt-aerarium gebracht. Welche Brücke bißhero alle Ungestümmigkeit der sich ergießenden Wasser-Flutten verlachet und ausgedauret/ da die übrige mehrertheils zu Grund gegangen/ welches Unglück selbst eine andere von unserm Gaddi erbaute große Brück/ in dem überausstarken Wasserguß Anno 1557. den 13. Septembris, erfahren müßen. Er war in der Zeichen-Kunst sehr färtig und vollkommen/ und kame in seinem Alter auf das 50ste Jahr/ starb an einem heftigen Fieber Anno 1350. und bekame diese Grab-Schrift: Ist auch ein guter Baumeister/ und erbauet zu Nutzen des aerarii die Arnus-Brucke zu Florenz. Hoc uno poterat dici Florentia felix vigente: At certa est non potuisse mori. Seine Grabschrift.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 64]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/84>, abgerufen am 25.04.2024.