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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] zu Rom mit seiner Profession lang aufgewartet/ und endlich in seinem Vatterland das Leben geendet.

CLXXXII Jacob Foquier/ Wallon.JAcob Foquiers war aus West-Flandern/ von guter Familie in den großen Landschaften/ fast Lebens-großen Bäumen/ stillstehenden Waßern/ Felsen/ Steinrotzen/ Bergen/ hohen Wäldern/ Laub/ Kräutern/ und weit hinweg stehenden Gründen sehr fürtreflich/ als die er mit hohem Verstand und dermassen herrlich gemacht/ daß zu seiner Zeit keiner gewesen/ welcher ihme vor oder gleich gegangen/ in so schöner Manier und Werken/ deren er verwunderliche Gedächtniße hinterlaßen/ so wol in Niderland/ als in der Chur-Pfälzischen Residenz, wie er dann auch zu Paris in großen Ehren bey denen Liebhabern gehalten worden/ und viel Jahr mit seiner Kunst dem Rubens in seinen großen Werken bedient gewesen.

CLXXXIII. Wilhelm von Hundhorst/ von Utrecht.GErhard von Hundhorst/ hatte einen Bruder/ Wilhelm von Hundhorst genannt/ der ein guter Mahler in großen Historien/ sonderlich aber in wolgleichenden Angesichts-Contrafäten ware/ weßwegen er aus seiner Geburts-Stadt Utrecht nach Berlin erfordert worden/ allwo er die Churfürstliche Familie treflich gecontrafätet/ dardurch er an selbigem Hof und in der Stadt berühmt worden/ und/ so viel mir bewust/ daselbst noch in gutem Ansehen ist.

CLXXXIV. Peter von Laer/ sonst Bambotio von Harlem genant.UNser Niderland hat aus ihrem Schoß immerzu neue und mit großem Verstand begabte Künstlere in die Welt geschickt/ worinnen auch die Stadt Harlem in Holland nicht die geringste gewesen/ sonderlich aber hat sie sich dem Peter von Laer glückselig erwiesen/ als der von guten Leuten gebohren/ und nach selbiger Stadt guter Kinder-Zucht/ sittlich und wol erzogen worden; Nach hingelegten Kinder-Jahren wandte er sich zu denen Studien/ da sich alsobald seine Neigung zur Mahl-Kunst verspüren ließ/ dann er machte kleine Figuren/ Landschaften/ Gebäude/ allerley Seine Jugend-Arbeit. Thiere und andere gemeine tägliche Begebenheiten/ als auch Jagten/ Felder/ Landstrassen/ Bauren-Häuser und Städel/ oder Tafernen/ alte Ruinen und Mauerwerk/ Gefängnußen/ Zimmer/ allerhand Nationen/ und derselben Beruff/ unterschiedliche Zeiten des Jahrs/ des Tags Stunden/ Morgen- Mittags- und Abends-Sonne/ welches alles er durch bloßes Ansehen sich so eigentlich eingebildet/ und herrliche Gedächtniß daß er nachmaln (wie lang ers auch zuvor gesehen) jedes absonderlich in eines Fingers großen Bildern ganz vollkommen/ mit dem Pensel/ aus seinem Hirn/ samt denen nöhtigen Affecten wuste auszubilden.

Dieser schöne Kunst-Eiffer triebe ihn von Harlem nach Frankreich/ und fürters auf Rom/ wo er 16. Jahr lang mit großem Ruhm verblieben/ und seine Studien ganz meisterhaft fortgesetzet/ auch von Tag zu Tag größers Lob und Ruhm erlanget. Seine Manier zu mahlen. Dann/ unangesehen/ daß sonsten alle die in klein Mahlen ihre Disposition nicht eben gar genau nach den wahren und scharpfen Reglen der Kunst [Spaltenumbruch] richten/ und noch weniger in dem Grund aufziehen und Abtheilungen sich bemühen/ sondern sich an guter Stellung der Bilder vergnügen/ hat er seine kleine Stuck/ wie andere ihre aller gröste Taflen gerichtet/ die Pflaster-Austheilungen auf dem Grund correct gezogen/ nach Anleitung des Horizonts, jedes Stuck ausgesonnen/ gemeßen/ und accurat eingericht/ ja so gar die Proportion und Kräffte der Farben nach den Regeln nett beobachtet/ und solches alles nur aus seinem schönen Geist/ ohne einige Beyhülff der Kupferstichen/ dann ob er schon auch bißweiln etwas nach dem Leben gezeichnet/ hat er doch in denen Gemälden seinen Verstand und Gedächtnus allein zu Raht gezogen/ und was er im Spazieren gehen auf dem Mark/ oder vor der Stadt Denkwürdiges gesehen/ in seinen Werken fürtreflich und vollkommen nach den Reglen abgebildet/ daß seines gleichen vor und nach ihm nicht gewesen.

Was seinen Lebens-Wandel belanget/ der mir/ als einem seiner verträulichsten Freund/ wol bekannt/ indem wir lange Jahre/ theils zu Rom/ theils in Holland/ um einander gewesen/ kan ich mit Sein Lebenswandel Grund der Warheit melden/ daß er aller Tugend voll eines liebreichen und freundlichen Gemüts gewesen/ durch stäte Betrachtung und Nachsinnung aber seinen Verstand zuviel aufgebürdet/ welchen Last er doch sich selbst mit der Music, sonderlich mit einer Violin erleuchtet: Sonsten ware er gütig/ bescheiden und friedlich in Gesellschaften. (denen er zwar nicht zu viel ergeben) Er hatte eine sehr seltsame Gestalt/ deßwegen ihn die Romaner nur Il und Leibsgestalt.Bambotio benahmet/ womit ein fisirliches Ding gemeinet wird/ dann sein unterer Leib war um ein Drittheil größer/ als der obere/ und hatte fast ganz keinen Hals/ darzu eine kurze Brust/ weßhalben viel Lachens über ihn und diesen defect entstanden/ womit er aber selbst nur gescherzet/ und die Kurzweil vermehret. Also hat er einsmals bey einer angestellten Kurzweil/ Verwillkoms-Tauffen genannt/ einen Schurzfleck angelegt/ und sich in den Winkel hinter die Thür gesetzt/ daß viel fürübergehende ihn für einen Pavian oder seltsam Thier angesehen. Im Tanzen war er überaus artig Stellt allerhand Kurzweil an. zoge sich oben kürzer ein/ und fuhr mit seinen langen Beinen so geschwind andern über den Kopf herum/ gleich als ob nur ein halber Mann auf der Erden hupfete. Ein andermal sind wir/ Pousin, Claudi Lorenes, und ich/ Landschaften nach dem Leben zu mahlen oder zu zeichnen/ auf Tivoli geritten/ da dann auf der Ruckreise/ aus Sorge eines einbrechenden Regens/ Bambatio, unwißend unser/ von uns heim geritten: da wir nun vor Rom aus Thor kommen/ und ihn gemißet/ fragten wir die Wacht/ ob er etwan schon vor hinein wäre/ die aber mit nein geantwortet/ sondern es wäre des Viterinno Pferd ohne Mann allein hinein gelauffen/ habe auf sich ein Felleisen und 2. Stiefel neben dem Sattel/ auch ein Hut oben auf gebunden/ gehabt/ also daß sie obgedachten Bambots nur für ein Felleisen/ Hut und Stiefel angesehen/ so uns große Ursach zu lachen gegeben/ wie er dann auch/ als wir solches ihm erzehlet/ selbst herzlich darüber gelacht.

[Spaltenumbruch] zu Rom mit seiner Profession lang aufgewartet/ und endlich in seinem Vatterland das Leben geendet.

CLXXXII Jacob Foquier/ Wallon.JAcob Foquiers war aus West-Flandern/ von guter Familie in den großen Landschaften/ fast Lebens-großen Bäumen/ stillstehenden Waßern/ Felsen/ Steinrotzen/ Bergen/ hohen Wäldern/ Laub/ Kräutern/ und weit hinweg stehenden Gründen sehr fürtreflich/ als die er mit hohem Verstand und dermassen herrlich gemacht/ daß zu seiner Zeit keiner gewesen/ welcher ihme vor oder gleich gegangen/ in so schöner Manier und Werken/ deren er verwunderliche Gedächtniße hinterlaßen/ so wol in Niderland/ als in der Chur-Pfälzischen Residenz, wie er dann auch zu Paris in großen Ehren bey denen Liebhabern gehalten worden/ und viel Jahr mit seiner Kunst dem Rubens in seinen großen Werken bedient gewesen.

CLXXXIII. Wilhelm von Hundhorst/ von Utrecht.GErhard von Hundhorst/ hatte einen Bruder/ Wilhelm von Hundhorst genannt/ der ein guter Mahler in großen Historien/ sonderlich aber in wolgleichenden Angesichts-Contrafäten ware/ weßwegen er aus seiner Geburts-Stadt Utrecht nach Berlin erfordert worden/ allwo er die Churfürstliche Familie treflich gecontrafätet/ dardurch er an selbigem Hof und in der Stadt berühmt worden/ und/ so viel mir bewust/ daselbst noch in gutem Ansehen ist.

CLXXXIV. Peter von Laer/ sonst Bambotio von Harlem genant.UNser Niderland hat aus ihrem Schoß immerzu neue und mit großem Verstand begabte Künstlere in die Welt geschickt/ worinnen auch die Stadt Harlem in Holland nicht die geringste gewesen/ sonderlich aber hat sie sich dem Peter von Laer glückselig erwiesen/ als der von guten Leuten gebohren/ und nach selbiger Stadt guter Kinder-Zucht/ sittlich und wol erzogen worden; Nach hingelegten Kinder-Jahren wandte er sich zu denen Studien/ da sich alsobald seine Neigung zur Mahl-Kunst verspüren ließ/ dann er machte kleine Figuren/ Landschaften/ Gebäude/ allerley Seine Jugend-Arbeit. Thiere und andere gemeine tägliche Begebenheiten/ als auch Jagten/ Felder/ Landstrassen/ Bauren-Häuser und Städel/ oder Tafernen/ alte Ruinen und Mauerwerk/ Gefängnußen/ Zimmer/ allerhand Nationen/ und derselben Beruff/ unterschiedliche Zeiten des Jahrs/ des Tags Stunden/ Morgen- Mittags- und Abends-Sonne/ welches alles er durch bloßes Ansehen sich so eigentlich eingebildet/ und herrliche Gedächtniß daß er nachmaln (wie lang ers auch zuvor gesehen) jedes absonderlich in eines Fingers großen Bildern ganz vollkommen/ mit dem Pensel/ aus seinem Hirn/ samt denen nöhtigen Affecten wuste auszubilden.

Dieser schöne Kunst-Eiffer triebe ihn von Harlem nach Frankreich/ und fürters auf Rom/ wo er 16. Jahr lang mit großem Ruhm verblieben/ und seine Studien ganz meisterhaft fortgesetzet/ auch von Tag zu Tag größers Lob und Ruhm erlanget. Seine Manier zu mahlen. Dann/ unangesehen/ daß sonsten alle die in klein Mahlen ihre Disposition nicht eben gar genau nach den wahren und scharpfen Reglen der Kunst [Spaltenumbruch] richten/ und noch weniger in dem Grund aufziehen und Abtheilungen sich bemühen/ sondern sich an guter Stellung der Bilder vergnügen/ hat er seine kleine Stuck/ wie andere ihre aller gröste Taflen gerichtet/ die Pflaster-Austheilungen auf dem Grund correct gezogen/ nach Anleitung des Horizonts, jedes Stuck ausgesonnen/ gemeßen/ und accurat eingericht/ ja so gar die Proportion und Kräffte der Farben nach den Regeln nett beobachtet/ und solches alles nur aus seinem schönen Geist/ ohne einige Beyhülff der Kupferstichen/ dann ob er schon auch bißweiln etwas nach dem Leben gezeichnet/ hat er doch in denen Gemälden seinen Verstand und Gedächtnus allein zu Raht gezogen/ und was er im Spazieren gehen auf dem Mark/ oder vor der Stadt Denkwürdiges gesehen/ in seinen Werken fürtreflich und vollkommen nach den Reglen abgebildet/ daß seines gleichen vor und nach ihm nicht gewesen.

Was seinen Lebens-Wandel belanget/ der mir/ als einem seiner verträulichsten Freund/ wol bekannt/ indem wir lange Jahre/ theils zu Rom/ theils in Holland/ um einander gewesen/ kan ich mit Sein Lebenswandel Grund der Warheit melden/ daß er aller Tugend voll eines liebreichen und freundlichen Gemüts gewesen/ durch stäte Betrachtung und Nachsinnung aber seinen Verstand zuviel aufgebürdet/ welchen Last er doch sich selbst mit der Music, sonderlich mit einer Violin erleuchtet: Sonsten ware er gütig/ bescheiden und friedlich in Gesellschaften. (denen er zwar nicht zu viel ergeben) Er hatte eine sehr seltsame Gestalt/ deßwegen ihn die Romaner nur Il und Leibsgestalt.Bambotio benahmet/ womit ein fisirliches Ding gemeinet wird/ dann sein unterer Leib war um ein Drittheil größer/ als der obere/ und hatte fast ganz keinen Hals/ darzu eine kurze Brust/ weßhalben viel Lachens über ihn und diesen defect entstanden/ womit er aber selbst nur gescherzet/ und die Kurzweil vermehret. Also hat er einsmals bey einer angestellten Kurzweil/ Verwillkoms-Tauffen genannt/ einen Schurzfleck angelegt/ und sich in den Winkel hinter die Thür gesetzt/ daß viel fürübergehende ihn für einen Pavian oder seltsam Thier angesehen. Im Tanzen war er überaus artig Stellt allerhand Kurzweil an. zoge sich oben kürzer ein/ und fuhr mit seinen langen Beinen so geschwind andern über den Kopf herum/ gleich als ob nur ein halber Mann auf der Erden hupfete. Ein andermal sind wir/ Pousin, Claudi Lorenes, und ich/ Landschaften nach dem Leben zu mahlen oder zu zeichnen/ auf Tivoli geritten/ da dann auf der Ruckreise/ aus Sorge eines einbrechenden Regens/ Bambatio, unwißend unser/ von uns heim geritten: da wir nun vor Rom aus Thor kommen/ und ihn gemißet/ fragten wir die Wacht/ ob er etwan schon vor hinein wäre/ die aber mit nein geantwortet/ sondern es wäre des Viterinno Pferd ohne Mann allein hinein gelauffen/ habe auf sich ein Felleisen und 2. Stiefel neben dem Sattel/ auch ein Hut oben auf gebunden/ gehabt/ also daß sie obgedachten Bambots nur für ein Felleisen/ Hut und Stiefel angesehen/ so uns große Ursach zu lachen gegeben/ wie er dann auch/ als wir solches ihm erzehlet/ selbst herzlich darüber gelacht.

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[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 311]/0123] zu Rom mit seiner Profession lang aufgewartet/ und endlich in seinem Vatterland das Leben geendet. JAcob Foquiers war aus West-Flandern/ von guter Familie in den großen Landschaften/ fast Lebens-großen Bäumen/ stillstehenden Waßern/ Felsen/ Steinrotzen/ Bergen/ hohen Wäldern/ Laub/ Kräutern/ und weit hinweg stehenden Gründen sehr fürtreflich/ als die er mit hohem Verstand und dermassen herrlich gemacht/ daß zu seiner Zeit keiner gewesen/ welcher ihme vor oder gleich gegangen/ in so schöner Manier und Werken/ deren er verwunderliche Gedächtniße hinterlaßen/ so wol in Niderland/ als in der Chur-Pfälzischen Residenz, wie er dann auch zu Paris in großen Ehren bey denen Liebhabern gehalten worden/ und viel Jahr mit seiner Kunst dem Rubens in seinen großen Werken bedient gewesen. CLXXXII Jacob Foquier/ Wallon. GErhard von Hundhorst/ hatte einen Bruder/ Wilhelm von Hundhorst genannt/ der ein guter Mahler in großen Historien/ sonderlich aber in wolgleichenden Angesichts-Contrafäten ware/ weßwegen er aus seiner Geburts-Stadt Utrecht nach Berlin erfordert worden/ allwo er die Churfürstliche Familie treflich gecontrafätet/ dardurch er an selbigem Hof und in der Stadt berühmt worden/ und/ so viel mir bewust/ daselbst noch in gutem Ansehen ist. CLXXXIII. Wilhelm von Hundhorst/ von Utrecht. UNser Niderland hat aus ihrem Schoß immerzu neue und mit großem Verstand begabte Künstlere in die Welt geschickt/ worinnen auch die Stadt Harlem in Holland nicht die geringste gewesen/ sonderlich aber hat sie sich dem Peter von Laer glückselig erwiesen/ als der von guten Leuten gebohren/ und nach selbiger Stadt guter Kinder-Zucht/ sittlich und wol erzogen worden; Nach hingelegten Kinder-Jahren wandte er sich zu denen Studien/ da sich alsobald seine Neigung zur Mahl-Kunst verspüren ließ/ dann er machte kleine Figuren/ Landschaften/ Gebäude/ allerley Thiere und andere gemeine tägliche Begebenheiten/ als auch Jagten/ Felder/ Landstrassen/ Bauren-Häuser und Städel/ oder Tafernen/ alte Ruinen und Mauerwerk/ Gefängnußen/ Zimmer/ allerhand Nationen/ und derselben Beruff/ unterschiedliche Zeiten des Jahrs/ des Tags Stunden/ Morgen- Mittags- und Abends-Sonne/ welches alles er durch bloßes Ansehen sich so eigentlich eingebildet/ daß er nachmaln (wie lang ers auch zuvor gesehen) jedes absonderlich in eines Fingers großen Bildern ganz vollkommen/ mit dem Pensel/ aus seinem Hirn/ samt denen nöhtigen Affecten wuste auszubilden. CLXXXIV. Peter von Laer/ sonst Bambotio von Harlem genant. Seine Jugend-Arbeit. und herrliche Gedächtniß Dieser schöne Kunst-Eiffer triebe ihn von Harlem nach Frankreich/ und fürters auf Rom/ wo er 16. Jahr lang mit großem Ruhm verblieben/ und seine Studien ganz meisterhaft fortgesetzet/ auch von Tag zu Tag größers Lob und Ruhm erlanget. Dann/ unangesehen/ daß sonsten alle die in klein Mahlen ihre Disposition nicht eben gar genau nach den wahren und scharpfen Reglen der Kunst richten/ und noch weniger in dem Grund aufziehen und Abtheilungen sich bemühen/ sondern sich an guter Stellung der Bilder vergnügen/ hat er seine kleine Stuck/ wie andere ihre aller gröste Taflen gerichtet/ die Pflaster-Austheilungen auf dem Grund correct gezogen/ nach Anleitung des Horizonts, jedes Stuck ausgesonnen/ gemeßen/ und accurat eingericht/ ja so gar die Proportion und Kräffte der Farben nach den Regeln nett beobachtet/ und solches alles nur aus seinem schönen Geist/ ohne einige Beyhülff der Kupferstichen/ dann ob er schon auch bißweiln etwas nach dem Leben gezeichnet/ hat er doch in denen Gemälden seinen Verstand und Gedächtnus allein zu Raht gezogen/ und was er im Spazieren gehen auf dem Mark/ oder vor der Stadt Denkwürdiges gesehen/ in seinen Werken fürtreflich und vollkommen nach den Reglen abgebildet/ daß seines gleichen vor und nach ihm nicht gewesen. Seine Manier zu mahlen. Was seinen Lebens-Wandel belanget/ der mir/ als einem seiner verträulichsten Freund/ wol bekannt/ indem wir lange Jahre/ theils zu Rom/ theils in Holland/ um einander gewesen/ kan ich mit Grund der Warheit melden/ daß er aller Tugend voll eines liebreichen und freundlichen Gemüts gewesen/ durch stäte Betrachtung und Nachsinnung aber seinen Verstand zuviel aufgebürdet/ welchen Last er doch sich selbst mit der Music, sonderlich mit einer Violin erleuchtet: Sonsten ware er gütig/ bescheiden und friedlich in Gesellschaften. (denen er zwar nicht zu viel ergeben) Er hatte eine sehr seltsame Gestalt/ deßwegen ihn die Romaner nur Il Bambotio benahmet/ womit ein fisirliches Ding gemeinet wird/ dann sein unterer Leib war um ein Drittheil größer/ als der obere/ und hatte fast ganz keinen Hals/ darzu eine kurze Brust/ weßhalben viel Lachens über ihn und diesen defect entstanden/ womit er aber selbst nur gescherzet/ und die Kurzweil vermehret. Also hat er einsmals bey einer angestellten Kurzweil/ Verwillkoms-Tauffen genannt/ einen Schurzfleck angelegt/ und sich in den Winkel hinter die Thür gesetzt/ daß viel fürübergehende ihn für einen Pavian oder seltsam Thier angesehen. Im Tanzen war er überaus artig zoge sich oben kürzer ein/ und fuhr mit seinen langen Beinen so geschwind andern über den Kopf herum/ gleich als ob nur ein halber Mann auf der Erden hupfete. Ein andermal sind wir/ Pousin, Claudi Lorenes, und ich/ Landschaften nach dem Leben zu mahlen oder zu zeichnen/ auf Tivoli geritten/ da dann auf der Ruckreise/ aus Sorge eines einbrechenden Regens/ Bambatio, unwißend unser/ von uns heim geritten: da wir nun vor Rom aus Thor kommen/ und ihn gemißet/ fragten wir die Wacht/ ob er etwan schon vor hinein wäre/ die aber mit nein geantwortet/ sondern es wäre des Viterinno Pferd ohne Mann allein hinein gelauffen/ habe auf sich ein Felleisen und 2. Stiefel neben dem Sattel/ auch ein Hut oben auf gebunden/ gehabt/ also daß sie obgedachten Bambots nur für ein Felleisen/ Hut und Stiefel angesehen/ so uns große Ursach zu lachen gegeben/ wie er dann auch/ als wir solches ihm erzehlet/ selbst herzlich darüber gelacht. Sein Lebenswandel und Leibsgestalt. Stellt allerhand Kurzweil an.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 311]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/123>, abgerufen am 29.04.2024.