Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Anno 1605. von Raphael Sadler in Kupfer gestochen worden/ und erfreute sich hernachmalen Ihre Churfürstl. Durchl. Maximilian seligster Gedächtnis höchlich/ da ich des Meisters Namen geoffenbaret.

Wiederum gehet in Holzschnitt aus die Offenbarung des heiligen Johannes/ ist aber übel zu bekommen/ und solle auch von dieser Hand seyn/ gleichfals ist zu meiner Zeit in Rom ein heiliger Johannes mit zusammen geschlagnen Händen/ das Angesicht übersich/ ob er Christum am Creutz anschauete/ gewesen/ überaus andächtig und beweglich/ in Lebens-Grösse/ mit herrlicher gratia, so aestimirt/ und auch hoch für Albert Dürers Arbeit geschäzt worden; da ich aber/ von wem es wäre/ erkandt/ und den Unterschied der Manier gezeigt/ habe ich gleich hintenher mit Oelfarbe (womit ich eben damals des Papsts Contrafät machte) dessen Namen also setzen müssen: Matthaeus Grünwald Alemann fecit. Und das ist es nun/ was von dieses fürtreflichen Teutschen Kunst-Stucken mir bewust/ ausser daß er sich meistens zu Maynz aufgehalten/ und ein eingezogenes melancholisches Leben geführt/ und übel verheiratet gewesen; wo und wann er gestorben/ ist mir unbekandt/ halte doch darfür/ daß es um An. 1510. geschehen/ sein Contrafät zeiget die Kupferblatte Cc.

XXXVIII. Hans Grünewald/ Mahler.ZUr selbigen Zeit war noch ein anderer fürtreflicher Mann/ genant Hans Grünewald/ von deme eben so wenig/ als von erzehltem Matthaeus von Aschaffenburg bekandt/ ausser/ daß die obgemeldte Altar-Flügel auf des Albrecht Dürers Tafel/ welche auswendig Matthaeus von Aschaffenburg gemahlt/ inwendig von Hans Grünewald kunstreich und fleißig gemacht worden. Mehr hat man etliche Zeichnungen von seiner Hand/ wie ingleichen in Holzschnitt etliche feiste sitzende nackende Weiber bey dem Feuer mit einem Schmierhafen/ Ofengabel und Geißböcken/ als ob sie jezt auf ihre Hexen-Tänze fahren wolten/ und noch viele dergleichen Sachen. Ein mehrers ist mir von dieses Künstlers Leben und Tod nicht bewust/ gleichwol hab ich ihn würdig geschäzt/ daß er andern berühmten Meistern beygesezt/ und also dem Zahn neidiger Zeiten entzogen/ hingegen sein Kunst- und Tugend-Gerüchte/ durch den löblichen Trompeten-Schall der dienstbaren Fama, wiederum erwecket und herfür gebracht werden möchte.

XXXIX. Cornelius Engelbrecht/ Mahler von Leyden.OBschon vor alten Zeiten unsere Niderländische Mahlere sich treflich in der Mahl-Kunst geübet/ haben sie doch solches ohne gewisse regulirte Wissenschaft gethan/ sondern allein denen alten Italiänern/ welche der Antichen Weis gefolgt/ nachgemahlt/ und ist sich nicht wenig derhalben zu verwundern/ daß sie ihren Bildern eine so gute Stellung/ allein vom Nachsehen und Eingeben der Natur/ zuwegen gebracht/ gleich als unter andern auch an des Leydischen Cornelius Engelbrecht schönen Werken und künstlichen Pensel-Strichen zu ersehen ist; Selbiger ist Anno 1468. in der Stadt Leyden geboren/ und der erste worden/ der in dieser seiner Geburt-Stadt von Oel gemahlet[Spaltenumbruch] hat/ die doch ungefähr 60. Jahr vor ihme die Zierde unseres Niederlands/ der vorgemeldte Johann von Eyk/ erfunden; bey wem Cornelius gelernet/ oder ob sein Vatter auch ein Mahler gewesen/ ist mir un- aber wol dieses bewust/ wie man darfür hält/ daß der folgende Lucas Hugensen von Leyden/ der seinen Vatter frühe verloren/ bey ihme gelernet habe; So hat Cornelius auch zween Söhn/ die Mahlere und Mitgesellen des gemeldten Lucae gewesen/ gehabt/ und ist der älteste derselben/ Peter Cornelius Kunst genant/ ein Glasmahler worden/ mit deme Lucas viel umgienge/ daß er auch diese Kunst von ihm ergriffen.

Seine Werke zu Leyden Dieser Cornelius Engelbrecht nun ware ein herrlicher Zeichner und ein kluger und vernünftiger Mahler in Wasser- und Oelfarben/ gleich als noch einige seiner Stucke/ die in der grausamen Sündflut der Bilderstürmerey mit unter gangen/ zu sehen seyn/ welche zur Gedächtnis eines so herrlichen Meisters von den Leydischen Herren auf dem Rahthaus verwahret worden; doch ist sehr zu bedauren/ daß fast sein bästes Stuck zu hoch aus dem Gesicht hänget/ und man dahero desselben Zierlichkeit und Kunst nicht genugsam betrachten kan; Diß waren zwey Altar-Tafeln mit Thüren/ so selbiger Zeit zu Leyden in der Kirche des Klosters zu Marien Puel gestanden seyn. Im dem einen Stuck ist ein Crucifix mit zween Mördern/ Jungfrauen Marien/ Johannes und andern Umstehenden/ zu Pferd und zu Fuß sehr wol und gut gemacht; in der rechten Thür die Opferung Abrahams/ und in der andern der Schlangen Biß; die andere Tafel ist eine Abnehmung vom Creutz/ in dessen Thüren andächtige betende Personen gebildet/ sehr künstlich/ lobreich und gut.

und Utrecht Das allerwürdigste und schönste aber/ so von seiner kunstreichen Hand zu sehen/ ist ein Gemähl mit zweyen Thüren/ so ehdem für ein Grabmahl dem Herrn von Lochorst gemacht/ und zur Gedächtnis seines Geschlechts in die S. Peters Kirche zu Leyden über desselben Grab in die Lochorstiche Capelle gehängt; nachgehends nach Utrecht in das Haus Herrn von Baugart/ als der eine Tochter gemeldten Herrn Lochorsts zur Ehe genommen/ gebracht worden ist: Sie bildet ab ein Stuck aus der Offenbarung S. Johannis/ da das Lamm vor dem Thron GOttes das Buch mit den sieben Siegeln aufthut/ worein das ganze himmlische Heer mit vielen artigen Stellungen/ Gesichtern/ und andern wunderlichen Dingen/ beygebracht/ alles mit solcher Kunst und Zierde/ daß es das allerbäste Stuck/ worüber sich alle Kunstverständige hoch zu verwundern haben. Kurz zu sagen: Er ist ein treflicher und herrlicher Meister gewesen/ der/ neben seinem grossen Geist/ auch ernsthaften Fleiß angewendet/ mit sonderbarer Beobachtung der natürlichen Neigungen und menschlichen Affecten/ gleich die Alte in Brauch hatten. Er starb zu Leyden Anno 1533. im fünf und sechzigsten Jahr seines Alters.

XL. Bernhard von Brüßel/ Mahler.ES verdienet auch/ neben andern/ der berühmte Bernhard von Brüßel/ ins gemein Bärnt genant/ gar wol; daß er unter die berühmte Männer

[Spaltenumbruch] Anno 1605. von Raphael Sadler in Kupfer gestochen worden/ und erfreute sich hernachmalen Ihre Churfürstl. Durchl. Maximilian seligster Gedächtnis höchlich/ da ich des Meisters Namen geoffenbaret.

Wiederum gehet in Holzschnitt aus die Offenbarung des heiligen Johannes/ ist aber übel zu bekommen/ und solle auch von dieser Hand seyn/ gleichfals ist zu meiner Zeit in Rom ein heiliger Johannes mit zusammen geschlagnen Händen/ das Angesicht übersich/ ob er Christum am Creutz anschauete/ gewesen/ überaus andächtig und beweglich/ in Lebens-Grösse/ mit herrlicher gratia, so aestimirt/ und auch hoch für Albert Dürers Arbeit geschäzt worden; da ich aber/ von wem es wäre/ erkandt/ und den Unterschied der Manier gezeigt/ habe ich gleich hintenher mit Oelfarbe (womit ich eben damals des Papsts Contrafät machte) dessen Namen also setzen müssen: Matthaeus Grünwald Alemann fecit. Und das ist es nun/ was von dieses fürtreflichen Teutschen Kunst-Stucken mir bewust/ ausser daß er sich meistens zu Maynz aufgehalten/ und ein eingezogenes melancholisches Leben geführt/ und übel verheiratet gewesen; wo und wann er gestorben/ ist mir unbekandt/ halte doch darfür/ daß es um An. 1510. geschehen/ sein Contrafät zeiget die Kupferblatte Cc.

XXXVIII. Hans Grünewald/ Mahler.ZUr selbigen Zeit war noch ein anderer fürtreflicher Mann/ genant Hans Grünewald/ von deme eben so wenig/ als von erzehltem Matthaeus von Aschaffenburg bekandt/ ausser/ daß die obgemeldte Altar-Flügel auf des Albrecht Dürers Tafel/ welche auswendig Matthaeus von Aschaffenburg gemahlt/ inwendig von Hans Grünewald kunstreich und fleißig gemacht worden. Mehr hat man etliche Zeichnungen von seiner Hand/ wie ingleichen in Holzschnitt etliche feiste sitzende nackende Weiber bey dem Feuer mit einem Schmierhafen/ Ofengabel und Geißböcken/ als ob sie jezt auf ihre Hexen-Tänze fahren wolten/ und noch viele dergleichen Sachen. Ein mehrers ist mir von dieses Künstlers Leben und Tod nicht bewust/ gleichwol hab ich ihn würdig geschäzt/ daß er andern berühmten Meistern beygesezt/ und also dem Zahn neidiger Zeiten entzogen/ hingegen sein Kunst- und Tugend-Gerüchte/ durch den löblichen Trompeten-Schall der dienstbaren Fama, wiederum erwecket und herfür gebracht werden möchte.

XXXIX. Cornelius Engelbrecht/ Mahler von Leyden.OBschon vor alten Zeiten unsere Niderländische Mahlere sich treflich in der Mahl-Kunst geübet/ haben sie doch solches ohne gewisse regulirte Wissenschaft gethan/ sondern allein denen alten Italiänern/ welche der Antichen Weis gefolgt/ nachgemahlt/ und ist sich nicht wenig derhalben zu verwundern/ daß sie ihren Bildern eine so gute Stellung/ allein vom Nachsehen und Eingeben der Natur/ zuwegen gebracht/ gleich als unter andern auch an des Leydischen Cornelius Engelbrecht schönen Werken und künstlichen Pensel-Strichen zu ersehen ist; Selbiger ist Anno 1468. in der Stadt Leyden geboren/ und der erste worden/ der in dieser seiner Geburt-Stadt von Oel gemahlet[Spaltenumbruch] hat/ die doch ungefähr 60. Jahr vor ihme die Zierde unseres Niederlands/ der vorgemeldte Johann von Eyk/ erfunden; bey wem Cornelius gelernet/ oder ob sein Vatter auch ein Mahler gewesen/ ist mir un- aber wol dieses bewust/ wie man darfür hält/ daß der folgende Lucas Hugensen von Leyden/ der seinen Vatter frühe verloren/ bey ihme gelernet habe; So hat Cornelius auch zween Söhn/ die Mahlere und Mitgesellen des gemeldten Lucae gewesen/ gehabt/ und ist der älteste derselben/ Peter Cornelius Kunst genant/ ein Glasmahler worden/ mit deme Lucas viel umgienge/ daß er auch diese Kunst von ihm ergriffen.

Seine Werke zu Leyden Dieser Cornelius Engelbrecht nun ware ein herrlicher Zeichner und ein kluger und vernünftiger Mahler in Wasser- und Oelfarben/ gleich als noch einige seiner Stucke/ die in der grausamen Sündflut der Bilderstürmerey mit unter gangen/ zu sehen seyn/ welche zur Gedächtnis eines so herrlichen Meisters von den Leydischen Herren auf dem Rahthaus verwahret worden; doch ist sehr zu bedauren/ daß fast sein bästes Stuck zu hoch aus dem Gesicht hänget/ und man dahero desselben Zierlichkeit und Kunst nicht genugsam betrachten kan; Diß waren zwey Altar-Tafeln mit Thüren/ so selbiger Zeit zu Leyden in der Kirche des Klosters zu Marien Puel gestanden seyn. Im dem einen Stuck ist ein Crucifix mit zween Mördern/ Jungfrauen Marien/ Johannes und andern Umstehenden/ zu Pferd und zu Fuß sehr wol und gut gemacht; in der rechten Thür die Opferung Abrahams/ und in der andern der Schlangen Biß; die andere Tafel ist eine Abnehmung vom Creutz/ in dessen Thüren andächtige betende Personen gebildet/ sehr künstlich/ lobreich und gut.

und Utrecht Das allerwürdigste und schönste aber/ so von seiner kunstreichen Hand zu sehen/ ist ein Gemähl mit zweyen Thüren/ so ehdem für ein Grabmahl dem Herrn von Lochorst gemacht/ und zur Gedächtnis seines Geschlechts in die S. Peters Kirche zu Leyden über desselben Grab in die Lochorstiche Capelle gehängt; nachgehends nach Utrecht in das Haus Herrn von Baugart/ als der eine Tochter gemeldten Herrn Lochorsts zur Ehe genommen/ gebracht worden ist: Sie bildet ab ein Stuck aus der Offenbarung S. Johannis/ da das Lamm vor dem Thron GOttes das Buch mit den sieben Siegeln aufthut/ worein das ganze himmlische Heer mit vielen artigen Stellungen/ Gesichtern/ und andern wunderlichen Dingen/ beygebracht/ alles mit solcher Kunst und Zierde/ daß es das allerbäste Stuck/ worüber sich alle Kunstverständige hoch zu verwundern haben. Kurz zu sagen: Er ist ein treflicher und herrlicher Meister gewesen/ der/ neben seinem grossen Geist/ auch ernsthaften Fleiß angewendet/ mit sonderbarer Beobachtung der natürlichen Neigungen und menschlichen Affecten/ gleich die Alte in Brauch hatten. Er starb zu Leyden Anno 1533. im fünf und sechzigsten Jahr seines Alters.

XL. Bernhard von Brüßel/ Mahler.ES verdienet auch/ neben andern/ der berühmte Bernhard von Brüßel/ ins gemein Bärnt genant/ gar wol; daß er unter die berühmte Männer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p xml:id="p454.5"><pb facs="#f0033" xml:id="pb-455" n="[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 237]"/><cb/><date when="1605">Anno 1605.</date><name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1100">von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-829 http://d-nb.info/gnd/118604775 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500026660 http://viaf.org/viaf/87146814">Raphael Sadler</persName> in Kupfer gestochen</name> worden/ und erfreute sich hernachmalen Ihre <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-584 http://d-nb.info/gnd/118579355 http://viaf.org/viaf/8179803">Churfürstl. Durchl. Maximilian</persName> seligster Gedächtnis höchlich/ da <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> des Meisters Namen geoffenbaret.</p>
          <p xml:id="p455.1">Wiederum gehet in Holzschnitt aus <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-1133">die Offenbarung des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-192 http://d-nb.info/gnd/118557815 http://viaf.org/viaf/82340113">heiligen Johannes</persName></ref></bibl>/ ist aber übel zu bekommen/ und solle auch von dieser Hand seyn/ gleichfals ist zu meiner Zeit in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1710">ein <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-192 http://d-nb.info/gnd/118557815 http://viaf.org/viaf/82340113">heiliger Johannes</persName> mit zusammen geschlagnen Händen/ das Angesicht übersich/ ob er <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christum</persName> am Creutz anschauete</name>/ gewesen/ überaus andächtig und beweglich/ in Lebens-Grösse/ mit herrlicher <hi rendition="#aq">gratia,</hi> so <hi rendition="#aq">aestimi</hi>rt/ und auch hoch für <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-12 http://d-nb.info/gnd/11852786X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115493 http://viaf.org/viaf/54146999">Albert Dürers</persName> Arbeit geschäzt worden; da <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> aber/ von wem es wäre/ erkandt/ und den Unterschied der Manier gezeigt/ habe <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> gleich hintenher mit Oelfarbe (womit <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> eben damals <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-160">des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2 http://d-nb.info/gnd/118625586 http://viaf.org/viaf/96062867">Papsts</persName> Contrafät</name> machte) dessen Namen also setzen müssen: <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-52 http://d-nb.info/gnd/118542907 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500021832">Matthaeus Grünwald</persName> <hi rendition="#aq">Alemann fecit</hi>. Und das ist es nun/ was von dieses fürtreflichen Teutschen Kunst-Stucken <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mir</persName> bewust/ ausser daß er sich meistens zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-294 http://www.geonames.org/2874225/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004449">Maynz</placeName> aufgehalten/ und ein eingezogenes melancholisches Leben geführt/ und übel verheiratet gewesen; wo und wann er gestorben/ ist <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mir</persName> unbekandt/ halte doch darfür/ daß es um <date when="1510">An. 1510.</date> geschehen/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1137">sein Contrafät zeiget die <ref target="http://ta.sandrart.net/de/text/452#figure-0452.1">Kupferblatte <hi rendition="#aq">Cc</hi></ref></name>.</p>
          <p xml:id="p455.2"><note place="right"><hi rendition="#aq">XXXVIII.</hi><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-409 http://d-nb.info/gnd/118506188 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500024290 http://viaf.org/viaf/22150893">Hans Grünewald</persName>/ Mahler.</note>ZUr selbigen Zeit war noch ein anderer fürtreflicher Mann/ genant <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-409 http://d-nb.info/gnd/118506188 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500024290 http://viaf.org/viaf/22150893">Hans Grünewald</persName>/ von deme eben so wenig/ als von erzehltem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-52 http://d-nb.info/gnd/118542907 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500021832">Matthaeus von Aschaffenburg</persName> bekandt/ ausser/ daß <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-115,117,118,119">die obgemeldte Altar-Flügel auf des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-12 http://d-nb.info/gnd/11852786X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115493 http://viaf.org/viaf/54146999">Albrecht Dürers</persName> Tafel/ welche auswendig <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-52 http://d-nb.info/gnd/118542907 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500021832">Matthaeus von Aschaffenburg</persName> gemahlt</name>/ inwendig von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-409 http://d-nb.info/gnd/118506188 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500024290 http://viaf.org/viaf/22150893">Hans Grünewald</persName> kunstreich und fleißig gemacht worden. Mehr hat man etliche Zeichnungen von seiner Hand/ wie ingleichen in <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-295">Holzschnitt etliche feiste sitzende nackende Weiber bey dem Feuer mit einem Schmierhafen/ Ofengabel und Geißböcken</name>/ als ob sie jezt auf ihre Hexen-Tänze fahren wolten/ und noch viele dergleichen Sachen. Ein mehrers ist <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mir</persName> von dieses Künstlers Leben und Tod nicht bewust/ gleichwol hab <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> ihn würdig geschäzt/ daß er andern berühmten Meistern beygesezt/ und also dem Zahn neidiger Zeiten entzogen/ hingegen sein Kunst- und Tugend-Gerüchte/ durch den löblichen Trompeten-Schall der dienstbaren <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-144"><hi rendition="#aq">Fama</hi></persName>, wiederum erwecket und herfür gebracht werden möchte.</p>
          <p xml:id="p455.3"><note place="right"><hi rendition="#aq">XXXIX.</hi><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-917 http://d-nb.info/gnd/122312910 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500003686">Cornelius Engelbrecht</persName>/ Mahler von Leyden.</note>OBschon vor alten Zeiten unsere Niderländische Mahlere sich treflich in der Mahl-Kunst geübet/ haben sie doch solches ohne gewisse regulirte Wissenschaft gethan/ sondern allein denen alten Italiänern/ welche der <hi rendition="#aq">Antich</hi>en Weis gefolgt/ nachgemahlt/ und ist sich nicht wenig derhalben zu verwundern/ daß sie ihren Bildern eine so gute Stellung/ allein vom Nachsehen und Eingeben der Natur/ zuwegen gebracht/ gleich als unter andern auch an des Leydischen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-917 http://d-nb.info/gnd/122312910 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500003686">Cornelius Engelbrecht</persName> schönen Werken und künstlichen Pensel-Strichen zu ersehen ist; Selbiger ist <date when="1468">Anno 1468.</date> in der Stadt <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-246 http://www.geonames.org/2751773/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006809">Leyden</placeName> geboren/ und der erste worden/ der in dieser seiner Geburt-Stadt von Oel gemahlet<cb/>
hat/ die doch ungefähr 60. Jahr vor ihme die Zierde unseres Niederlands/ der vorgemeldte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-81 http://d-nb.info/gnd/118531557 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500116209 http://viaf.org/viaf/54156267">Johann von Eyk</persName>/ erfunden; bey wem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-917 http://d-nb.info/gnd/122312910 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500003686">Cornelius</persName> gelernet/ oder ob sein Vatter auch ein Mahler gewesen/ ist <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mir</persName> un- aber wol dieses bewust/ wie man darfür hält/ daß der folgende <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-657 http://d-nb.info/gnd/118729314 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500020789 http://viaf.org/viaf/88878180">Lucas Hugensen von Leyden</persName>/ der seinen Vatter frühe verloren/ bey ihme gelernet habe; So hat <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-917 http://d-nb.info/gnd/122312910 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500003686">Cornelius</persName> auch zween Söhn/ die Mahlere und Mitgesellen des gemeldten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-657 http://d-nb.info/gnd/118729314 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500020789 http://viaf.org/viaf/88878180">Lucae</persName> gewesen/ gehabt/ und ist der älteste derselben/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-922 http://d-nb.info/gnd/123484634 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500013898">Peter Cornelius Kunst</persName> genant/ ein Glasmahler worden/ mit deme <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-657 http://d-nb.info/gnd/118729314 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500020789 http://viaf.org/viaf/88878180">Lucas</persName> viel umgienge/ daß er auch diese Kunst von ihm ergriffen.</p>
          <p xml:id="p455.4"><note place="right">Seine Werke zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-246 http://www.geonames.org/2751773/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006809">Leyden</placeName></note> Dieser <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-917 http://d-nb.info/gnd/122312910 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500003686">Cornelius Engelbrecht</persName> nun ware ein herrlicher Zeichner und ein kluger und vernünftiger Mahler in Wasser- und Oelfarben/ gleich als noch einige seiner Stucke/ die in der grausamen Sündflut der Bilderstürmerey mit unter gangen/ zu sehen seyn/ welche zur Gedächtnis eines so herrlichen Meisters von den Leydischen Herren auf dem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-370">Rahthaus</placeName> verwahret worden; doch ist sehr zu bedauren/ daß fast sein bästes Stuck zu hoch aus dem Gesicht hänget/ und man dahero desselben Zierlichkeit und Kunst nicht genugsam betrachten kan; Diß waren zwey Altar-Tafeln mit Thüren/ so selbiger Zeit zu Leyden in der Kirche des <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-371">Klosters zu Marien Puel</placeName> gestanden seyn. Im dem einen Stuck ist ein Crucifix mit zween Mördern/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Jungfrauen Marien</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4315">Johannes</persName> und andern Umstehenden/ zu Pferd und zu Fuß sehr wol und gut gemacht; in der rechten Thür die Opferung <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-919 http://d-nb.info/gnd/118500201 http://viaf.org/viaf/89660956">Abrahams</persName>/ und in der andern der Schlangen Biß; die andere Tafel ist eine Abnehmung vom Creutz/ in dessen Thüren andächtige betende Personen gebildet/ sehr künstlich/ lobreich und gut.</p>
          <p xml:id="p455.5"><note place="right">und <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-247 http://www.geonames.org/2745912/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006926">Utrecht</placeName></note> Das allerwürdigste und schönste aber/ so von seiner kunstreichen Hand zu sehen/ ist ein Gemähl mit zweyen Thüren/ so ehdem für ein Grabmahl dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4129">Herrn von Lochorst</persName> gemacht/ und zur Gedächtnis seines Geschlechts in die <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-372">S. Peters Kirche zu Leyden</placeName> über desselben Grab in die Lochorstiche Capelle gehängt; nachgehends nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-247 http://www.geonames.org/2745912/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006926">Utrecht</placeName> in das Haus <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4128">Herrn von Baugart</persName>/ als der eine <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4903">Tochter</persName> gemeldten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4129">Herrn Lochorsts</persName> zur Ehe genommen/ gebracht worden ist: Sie bildet ab ein Stuck aus der Offenbarung S. Johannis/ da das Lamm vor dem Thron <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">GOttes</persName> das Buch mit den sieben Siegeln aufthut/ worein das ganze himmlische Heer mit vielen artigen Stellungen/ Gesichtern/ und andern wunderlichen Dingen/ beygebracht/ alles mit solcher Kunst und Zierde/ daß es das allerbäste Stuck/ worüber sich alle Kunstverständige hoch zu verwundern haben. Kurz zu sagen: Er ist ein treflicher und herrlicher Meister gewesen/ der/ neben seinem grossen Geist/ auch ernsthaften Fleiß angewendet/ mit sonderbarer Beobachtung der natürlichen Neigungen und menschlichen Affecten/ gleich die Alte in Brauch hatten. Er starb zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-246 http://www.geonames.org/2751773/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006809">Leyden</placeName> <date when="1533">Anno 1533.</date> im fünf und sechzigsten Jahr seines Alters.</p>
          <p xml:id="p455.6"><note place="right"><hi rendition="#aq">XL.</hi><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-921 http://d-nb.info/gnd/118641425 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500023119">Bernhard von Brüßel</persName>/ Mahler.</note>ES verdienet auch/ neben andern/ der berühmte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-921 http://d-nb.info/gnd/118641425 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500023119">Bernhard von Brüßel</persName>/ ins gemein Bärnt genant/ gar wol; daß er unter die berühmte Männer
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 237]/0033] Anno 1605. von Raphael Sadler in Kupfer gestochen worden/ und erfreute sich hernachmalen Ihre Churfürstl. Durchl. Maximilian seligster Gedächtnis höchlich/ da ich des Meisters Namen geoffenbaret. Wiederum gehet in Holzschnitt aus die Offenbarung des heiligen Johannes/ ist aber übel zu bekommen/ und solle auch von dieser Hand seyn/ gleichfals ist zu meiner Zeit in Rom ein heiliger Johannes mit zusammen geschlagnen Händen/ das Angesicht übersich/ ob er Christum am Creutz anschauete/ gewesen/ überaus andächtig und beweglich/ in Lebens-Grösse/ mit herrlicher gratia, so aestimirt/ und auch hoch für Albert Dürers Arbeit geschäzt worden; da ich aber/ von wem es wäre/ erkandt/ und den Unterschied der Manier gezeigt/ habe ich gleich hintenher mit Oelfarbe (womit ich eben damals des Papsts Contrafät machte) dessen Namen also setzen müssen: Matthaeus Grünwald Alemann fecit. Und das ist es nun/ was von dieses fürtreflichen Teutschen Kunst-Stucken mir bewust/ ausser daß er sich meistens zu Maynz aufgehalten/ und ein eingezogenes melancholisches Leben geführt/ und übel verheiratet gewesen; wo und wann er gestorben/ ist mir unbekandt/ halte doch darfür/ daß es um An. 1510. geschehen/ sein Contrafät zeiget die Kupferblatte Cc. ZUr selbigen Zeit war noch ein anderer fürtreflicher Mann/ genant Hans Grünewald/ von deme eben so wenig/ als von erzehltem Matthaeus von Aschaffenburg bekandt/ ausser/ daß die obgemeldte Altar-Flügel auf des Albrecht Dürers Tafel/ welche auswendig Matthaeus von Aschaffenburg gemahlt/ inwendig von Hans Grünewald kunstreich und fleißig gemacht worden. Mehr hat man etliche Zeichnungen von seiner Hand/ wie ingleichen in Holzschnitt etliche feiste sitzende nackende Weiber bey dem Feuer mit einem Schmierhafen/ Ofengabel und Geißböcken/ als ob sie jezt auf ihre Hexen-Tänze fahren wolten/ und noch viele dergleichen Sachen. Ein mehrers ist mir von dieses Künstlers Leben und Tod nicht bewust/ gleichwol hab ich ihn würdig geschäzt/ daß er andern berühmten Meistern beygesezt/ und also dem Zahn neidiger Zeiten entzogen/ hingegen sein Kunst- und Tugend-Gerüchte/ durch den löblichen Trompeten-Schall der dienstbaren Fama, wiederum erwecket und herfür gebracht werden möchte. XXXVIII. Hans Grünewald/ Mahler. OBschon vor alten Zeiten unsere Niderländische Mahlere sich treflich in der Mahl-Kunst geübet/ haben sie doch solches ohne gewisse regulirte Wissenschaft gethan/ sondern allein denen alten Italiänern/ welche der Antichen Weis gefolgt/ nachgemahlt/ und ist sich nicht wenig derhalben zu verwundern/ daß sie ihren Bildern eine so gute Stellung/ allein vom Nachsehen und Eingeben der Natur/ zuwegen gebracht/ gleich als unter andern auch an des Leydischen Cornelius Engelbrecht schönen Werken und künstlichen Pensel-Strichen zu ersehen ist; Selbiger ist Anno 1468. in der Stadt Leyden geboren/ und der erste worden/ der in dieser seiner Geburt-Stadt von Oel gemahlet hat/ die doch ungefähr 60. Jahr vor ihme die Zierde unseres Niederlands/ der vorgemeldte Johann von Eyk/ erfunden; bey wem Cornelius gelernet/ oder ob sein Vatter auch ein Mahler gewesen/ ist mir un- aber wol dieses bewust/ wie man darfür hält/ daß der folgende Lucas Hugensen von Leyden/ der seinen Vatter frühe verloren/ bey ihme gelernet habe; So hat Cornelius auch zween Söhn/ die Mahlere und Mitgesellen des gemeldten Lucae gewesen/ gehabt/ und ist der älteste derselben/ Peter Cornelius Kunst genant/ ein Glasmahler worden/ mit deme Lucas viel umgienge/ daß er auch diese Kunst von ihm ergriffen. XXXIX. Cornelius Engelbrecht/ Mahler von Leyden. Dieser Cornelius Engelbrecht nun ware ein herrlicher Zeichner und ein kluger und vernünftiger Mahler in Wasser- und Oelfarben/ gleich als noch einige seiner Stucke/ die in der grausamen Sündflut der Bilderstürmerey mit unter gangen/ zu sehen seyn/ welche zur Gedächtnis eines so herrlichen Meisters von den Leydischen Herren auf dem Rahthaus verwahret worden; doch ist sehr zu bedauren/ daß fast sein bästes Stuck zu hoch aus dem Gesicht hänget/ und man dahero desselben Zierlichkeit und Kunst nicht genugsam betrachten kan; Diß waren zwey Altar-Tafeln mit Thüren/ so selbiger Zeit zu Leyden in der Kirche des Klosters zu Marien Puel gestanden seyn. Im dem einen Stuck ist ein Crucifix mit zween Mördern/ Jungfrauen Marien/ Johannes und andern Umstehenden/ zu Pferd und zu Fuß sehr wol und gut gemacht; in der rechten Thür die Opferung Abrahams/ und in der andern der Schlangen Biß; die andere Tafel ist eine Abnehmung vom Creutz/ in dessen Thüren andächtige betende Personen gebildet/ sehr künstlich/ lobreich und gut. Seine Werke zu Leyden Das allerwürdigste und schönste aber/ so von seiner kunstreichen Hand zu sehen/ ist ein Gemähl mit zweyen Thüren/ so ehdem für ein Grabmahl dem Herrn von Lochorst gemacht/ und zur Gedächtnis seines Geschlechts in die S. Peters Kirche zu Leyden über desselben Grab in die Lochorstiche Capelle gehängt; nachgehends nach Utrecht in das Haus Herrn von Baugart/ als der eine Tochter gemeldten Herrn Lochorsts zur Ehe genommen/ gebracht worden ist: Sie bildet ab ein Stuck aus der Offenbarung S. Johannis/ da das Lamm vor dem Thron GOttes das Buch mit den sieben Siegeln aufthut/ worein das ganze himmlische Heer mit vielen artigen Stellungen/ Gesichtern/ und andern wunderlichen Dingen/ beygebracht/ alles mit solcher Kunst und Zierde/ daß es das allerbäste Stuck/ worüber sich alle Kunstverständige hoch zu verwundern haben. Kurz zu sagen: Er ist ein treflicher und herrlicher Meister gewesen/ der/ neben seinem grossen Geist/ auch ernsthaften Fleiß angewendet/ mit sonderbarer Beobachtung der natürlichen Neigungen und menschlichen Affecten/ gleich die Alte in Brauch hatten. Er starb zu Leyden Anno 1533. im fünf und sechzigsten Jahr seines Alters. und Utrecht ES verdienet auch/ neben andern/ der berühmte Bernhard von Brüßel/ ins gemein Bärnt genant/ gar wol; daß er unter die berühmte Männer XL. Bernhard von Brüßel/ Mahler.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/33
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 237]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/33>, abgerufen am 28.03.2024.