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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] Sein Lehrling Franz Mostert. Franz Mostert/ den er in der Trunkenheit und Ungestümme oft zum Haus hinaus gejagt/ welches er doch/ wegen Begierde zu lernen/ mit Gedult ertragen. Zu Middelburg bey Melchior Wyntgis dem Münzmeister von Seeland ist von diesem Künstler eine Bataglia mit vielen Bildern/ so wol und sauber gemacht/ daß keine Miniatur hätte fürtreflicher können gebildet seyn.

L. Henrich DE BLES, Mahler von Bouine bey Dinant ES erscheinet wol/ daß die Natur wenig beobachtet die Oerter und Plätze/ wohin sie ihre Gnaden und Gaben austheilet/ weil sie oft in geringe und verächtliche Dörfer dieselbige hingießet/ wie sie in Bouines gethan/ woselbst sie den Heinrich de Bles heraus gesucht/ um selbigen an den Horizont unsers Kunst-Himmels/ als ein hellblinkendes Gestirn/ zu ersetzen. Dieser scheinet ein Nachfolger Joachim Pateniers gewesen zu seyn/ der auch gleich ohne Meister/ wie der gelehrte Lampsonius bezeuget/ Meister worden/ von ihme ist Seine Werke. zu Amsterdam bey dem Herrn Melchior Moutheron ein artig kleines Stuck von Emaus, da Wunder-viel kleine Werke darein kommen; Als vornenher das Castel Emaus und die Pilger-färtige groß/ hernach sitzen sie zu Tisch/ so sihet man auch die Stadt Jerusalem und darinn die Historie des Passions/ als Ecce homo, und dergleichen/ mehr den Calvari-Berg/ mit dem Crucifix; Ferner finden sich an Käyserlichem Hof und in Italien viel seiner Gemälde/ werden auch hoch geachtet/ weil sie ihn in den Landschaften für den bästen Meister gehalten/ da dann deren viele sind/ die sich mehr in kleinen Landschaften/ als grossen Bildern erlustiren.

LI. JOHANNES DE MABUSE, Mahler. WEil eines guten Gemähls erste Geburt in dem Verstand geschieht/ welcher dem Pensel die Arbeit angeben muß/ eh etwas Gutes ans Liecht gebracht wird/ und zur Vollkommenheit gelangt/ so will unsere Kunst von solchen Leuten/ die eines stillen und nachsinnlichen Geistes sind/ untersucht werden/ weil selbige viel bequemer allen Dingen nachzudenken und deren Wolstand zu betrachten/ welches JOHANN DE MABUSE mit der That selbsten genugsam bewiesen/ der war in einem Städtlein in Hennegau zu Artoys gebohren/ Mabuse geheißen/ und ein Mitgenoß des Lucas von Leyden/ sonsten ein Emsig/ kluger und verständiger Mann/ damals eines unsträflichen und untadelhaften Lebens/ auch in allen seinen Werken (das zu verwundern) so gedultig/ als jemalen ein Künstler mag gewesen seyn/ weil ihm die Kunst nicht schlaffend ankommen/ oder wie man im Sprichwort sagt/ als eine gebratne Taube ins Maul geflogen/ sondern er hat sich in seiner Jugend fleißig darinn geübet/ und ist also zur Vollkommenheit gelanget/ weil die Tugend gemeiniglich einen harten und rauhen Anfang hat.

Bringt eine neue Manier aus Italien in Flandern. Er hat Italien und andere Länder besucht/ ist auch einer der ersten gewesen/ der von dar aus in Flandern die rechte Weiß zu ordiniren/ Historien voll nackender Bilder zu machen/ und allerley Poetereyen darein zu setzen/ überbracht/ das vor seiner Zeit in unsern Ländern nicht gebräuchlich gewesen; [Spaltenumbruch] Unter sehr vielfältigen seinen Werken ware das besonderste und gelobteste die hohe Altar-Tafel zu Seine Werke zu Middelburg. Middelburg/ so ein sehr großes Stuck mit doppelten Thüren/ denen man im Aufthun/ wegen der Größe/ Schrägen unterstellen muste/ die Albert Dürer/ mit sonders großem darüber gesprochnem Lob/ zu Antorff besehen/ selbige ließ Abt Maximilian von Burgund/ so Anno 1524. gestorben/ machen/ und ware eine Abnehmung vom Creutz/ darein er große Zeit und fürtrefliche Kunst gewendet/ ist aber samt derselbigen Kirchen/ durch einen himlischen Blitz getroffen/ im Feuer aufgangen.

Mehr ist ein besonder herrliches Stuck von ihme zu Delf/ in der Behausung des Herrn Magni, so auch die Abnehmung vom Creutz/ darinnen der Leichnam Christi herab gelassen wird/ und sein die Bilder ungefähr anderthalb Schuh groß/ alle sehr herrlich ordinirt/ sauber gemahlt/ und vernünftig gestellt/ mit Kleidung und andern Zierahten/ so die Traurigkeit bäßer ansbilden/ versehen. Wiederum ist bey dem Kunst-liebenden Wyntgis eine schöne Lucretia, und bey Marten Papenbroek ein herrlich Stuck in die Höh/ nemlich Adam und Eva/ schier in Lebens-Größe/ so nett und sauber gebildet/ daß schon überaus viel Geld darfür gebotten worden; Johann Ricker von Amsterdam hat auch von seiner Hand eine Enthauptung Jacobi/ grau in grau/ so schier ohne Farbe ganz saftig gemacht/ daß man fast das helle Tuch sehen/ fühlen und greiffen kan. Er hat unter andern auch gemacht ein Marien-Bild/ da er in Dienst des Marches von der Veren war/ in der er das Gesicht seiner Hausfrauen und Söhnleins gebildet; diß Stuck ist so herrlich gut/ daß alles anders/ was man von ihm sihet/ dargegen rauh scheinet/ auch der blaue Mantel/ so ganz schön/ daß er nicht bässer seyn möchte. Zu Withal/ auf der Gallerie/ waren von ihme zweyer Edelknaben Gesichter/ die sehr fürtreflich von ihme gemacht.

Noch eine Abnemung vom Creuz. Als nun Mabuse etliche Jahr in Diensten des Marchesen gewesen/ geschahe indeßen/ daß der Graf nach seinem Vermögen Käyser Carl den Fünften herrlich empfangen wolte/ worzu er sein Hofgesind in weiß-seidenen Damast gekleidet; nun suchte Mabuse Gelegenheit/ wie er Geld zu dem Verschwenden bekommen möchte/ brachte derenthalben zuwegen/ daß ihme sein Damast voran gegeben wurde/ in Hofnung/ er würde ihm vielleicht sein Kleid auf eine fremde Manier machen lassen; er aber verkaufte den Damast/ und verzehrte das Macht aus Papyr einen Damast. Geld; da nun die Zeit des Einzugs herzukame/ nahme er schön weiß Papier/ und ließe sich einen schönen Talar darvon machen/ den er mit herrlich gemahlten Blumen und andern geziert. Nun hielte der Marches an seinem Hof einen gelehrten Philosophum, diesen Mahler und einen Poeten/ diese dreye musten unter andern in einer Reyhe bey dem Palast/ als der Käyser und der Marches am Fenster lagen/ vorbey ziehen/ da unterdeßen der Marches seine Majestät in Unterthänigkeit befragte/ welcher Damast ihme zum schönsten gedunkte? da wandte der Käyser die Augen auf des Mahlers/ als der schön weiß und viel herrlicher mit Blumen gezieret war; als aber Mabuse zu der Tafel/ und/

[Spaltenumbruch] Sein Lehrling Franz Mostert. Franz Mostert/ den er in der Trunkenheit und Ungestümme oft zum Haus hinaus gejagt/ welches er doch/ wegen Begierde zu lernen/ mit Gedult ertragen. Zu Middelburg bey Melchior Wyntgis dem Münzmeister von Seeland ist von diesem Künstler eine Bataglia mit vielen Bildern/ so wol und sauber gemacht/ daß keine Miniatur hätte fürtreflicher können gebildet seyn.

L. Henrich DE BLES, Mahler von Bouine bey Dinant ES erscheinet wol/ daß die Natur wenig beobachtet die Oerter und Plätze/ wohin sie ihre Gnaden und Gaben austheilet/ weil sie oft in geringe und verächtliche Dörfer dieselbige hingießet/ wie sie in Bouines gethan/ woselbst sie den Heinrich de Bles heraus gesucht/ um selbigen an den Horizont unsers Kunst-Himmels/ als ein hellblinkendes Gestirn/ zu ersetzen. Dieser scheinet ein Nachfolger Joachim Pateniers gewesen zu seyn/ der auch gleich ohne Meister/ wie der gelehrte Lampsonius bezeuget/ Meister worden/ von ihme ist Seine Werke. zu Amsterdam bey dem Herrn Melchior Moutheron ein artig kleines Stuck von Emaus, da Wunder-viel kleine Werke darein kommen; Als vornenher das Castel Emaus und die Pilger-färtige groß/ hernach sitzen sie zu Tisch/ so sihet man auch die Stadt Jerusalem und darinn die Historie des Passions/ als Ecce homo, und dergleichen/ mehr den Calvari-Berg/ mit dem Crucifix; Ferner finden sich an Käyserlichem Hof und in Italien viel seiner Gemälde/ werden auch hoch geachtet/ weil sie ihn in den Landschaften für den bästen Meister gehalten/ da dann deren viele sind/ die sich mehr in kleinen Landschaften/ als grossen Bildern erlustiren.

LI. JOHANNES DE MABUSE, Mahler. WEil eines guten Gemähls erste Geburt in dem Verstand geschieht/ welcher dem Pensel die Arbeit angeben muß/ eh etwas Gutes ans Liecht gebracht wird/ und zur Vollkommenheit gelangt/ so will unsere Kunst von solchen Leuten/ die eines stillen und nachsinnlichen Geistes sind/ untersucht werden/ weil selbige viel bequemer allen Dingen nachzudenken und deren Wolstand zu betrachten/ welches JOHANN DE MABUSE mit der That selbsten genugsam bewiesen/ der war in einem Städtlein in Hennegau zu Artoys gebohren/ Mabuse geheißen/ und ein Mitgenoß des Lucas von Leyden/ sonsten ein Emsig/ kluger und verständiger Mann/ damals eines unsträflichen und untadelhaften Lebens/ auch in allen seinen Werken (das zu verwundern) so gedultig/ als jemalen ein Künstler mag gewesen seyn/ weil ihm die Kunst nicht schlaffend ankommen/ oder wie man im Sprichwort sagt/ als eine gebratne Taube ins Maul geflogen/ sondern er hat sich in seiner Jugend fleißig darinn geübet/ und ist also zur Vollkommenheit gelanget/ weil die Tugend gemeiniglich einen harten und rauhen Anfang hat.

Bringt eine neue Manier aus Italien in Flandern. Er hat Italien und andere Länder besucht/ ist auch einer der ersten gewesen/ der von dar aus in Flandern die rechte Weiß zu ordiniren/ Historien voll nackender Bilder zu machen/ und allerley Poetereyen darein zu setzen/ überbracht/ das vor seiner Zeit in unsern Ländern nicht gebräuchlich gewesen; [Spaltenumbruch] Unter sehr vielfältigen seinen Werken ware das besonderste und gelobteste die hohe Altar-Tafel zu Seine Werke zu Middelburg. Middelburg/ so ein sehr großes Stuck mit doppelten Thüren/ denen man im Aufthun/ wegen der Größe/ Schrägen unterstellen muste/ die Albert Dürer/ mit sonders großem darüber gesprochnem Lob/ zu Antorff besehen/ selbige ließ Abt Maximilian von Burgund/ so Anno 1524. gestorben/ machen/ und ware eine Abnehmung vom Creutz/ darein er große Zeit und fürtrefliche Kunst gewendet/ ist aber samt derselbigen Kirchen/ durch einen himlischen Blitz getroffen/ im Feuer aufgangen.

Mehr ist ein besonder herrliches Stuck von ihme zu Delf/ in der Behausung des Herrn Magni, so auch die Abnehmung vom Creutz/ darinnen der Leichnam Christi herab gelassen wird/ und sein die Bilder ungefähr anderthalb Schuh groß/ alle sehr herrlich ordinirt/ sauber gemahlt/ und vernünftig gestellt/ mit Kleidung und andern Zierahten/ so die Traurigkeit bäßer ansbilden/ versehen. Wiederum ist bey dem Kunst-liebenden Wyntgis eine schöne Lucretia, und bey Marten Papenbroek ein herrlich Stuck in die Höh/ nemlich Adam und Eva/ schier in Lebens-Größe/ so nett und sauber gebildet/ daß schon überaus viel Geld darfür gebotten worden; Johann Ricker von Amsterdam hat auch von seiner Hand eine Enthauptung Jacobi/ grau in grau/ so schier ohne Farbe ganz saftig gemacht/ daß man fast das helle Tuch sehen/ fühlen und greiffen kan. Er hat unter andern auch gemacht ein Marien-Bild/ da er in Dienst des Marches von der Veren war/ in der er das Gesicht seiner Hausfrauen und Söhnleins gebildet; diß Stuck ist so herrlich gut/ daß alles anders/ was man von ihm sihet/ dargegen rauh scheinet/ auch der blaue Mantel/ so ganz schön/ daß er nicht bässer seyn möchte. Zu Withal/ auf der Gallerie/ waren von ihme zweyer Edelknaben Gesichter/ die sehr fürtreflich von ihme gemacht.

Noch eine Abnemung vom Creuz. Als nun Mabuse etliche Jahr in Diensten des Marchesen gewesen/ geschahe indeßen/ daß der Graf nach seinem Vermögen Käyser Carl den Fünften herrlich empfangen wolte/ worzu er sein Hofgesind in weiß-seidenen Damast gekleidet; nun suchte Mabuse Gelegenheit/ wie er Geld zu dem Verschwenden bekommen möchte/ brachte derenthalben zuwegen/ daß ihme sein Damast voran gegeben wurde/ in Hofnung/ er würde ihm vielleicht sein Kleid auf eine fremde Manier machen lassen; er aber verkaufte den Damast/ und verzehrte das Macht aus Papyr einen Damast. Geld; da nun die Zeit des Einzugs herzukame/ nahme er schön weiß Papier/ und ließe sich einen schönen Talar darvon machen/ den er mit herrlich gemahlten Blumen und andern geziert. Nun hielte der Marches an seinem Hof einen gelehrten Philosophum, diesen Mahler und einen Poeten/ diese dreye musten unter andern in einer Reyhe bey dem Palast/ als der Käyser und der Marches am Fenster lagen/ vorbey ziehen/ da unterdeßen der Marches seine Majestät in Unterthänigkeit befragte/ welcher Damast ihme zum schönsten gedunkte? da wandte der Käyser die Augen auf des Mahlers/ als der schön weiß und viel herrlicher mit Blumen gezieret war; als aber Mabuse zu der Tafel/ und/

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          <p xml:id="p0464.5"><note place="right">Noch eine Abnemung vom Creuz.</note> Als nun <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-935 http://d-nb.info/gnd/118696602 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500009353">Mabuse</persName></hi> etliche Jahr in Diensten des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1069 http://d-nb.info/gnd/132275066 http://viaf.org/viaf/33154906">Marchesen</persName> gewesen/ geschahe indeßen/ daß der Graf nach seinem Vermögen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-576 http://d-nb.info/gnd/118560093 http://viaf.org/viaf/88598818">Käyser Carl den Fünften</persName> herrlich empfangen wolte/ worzu er sein Hofgesind in weiß-seidenen Damast gekleidet; nun suchte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-935 http://d-nb.info/gnd/118696602 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500009353"><hi rendition="#aq">Mabuse</hi></persName> Gelegenheit/ wie er Geld zu dem Verschwenden bekommen möchte/ brachte derenthalben zuwegen/ daß ihme sein Damast voran gegeben wurde/ in Hofnung/ er würde ihm vielleicht sein Kleid auf eine fremde Manier machen lassen; er aber verkaufte den Damast/ und verzehrte das <note place="right">Macht aus Papyr einen Damast.</note> Geld; da nun die Zeit des Einzugs herzukame/ nahme er schön weiß Papier/ und ließe sich einen schönen Talar darvon machen/ den er mit herrlich gemahlten Blumen und andern geziert. Nun hielte der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1069 http://d-nb.info/gnd/132275066 http://viaf.org/viaf/33154906">Marches</persName> an seinem Hof einen gelehrten <hi rendition="#aq">Philosophum,</hi> diesen Mahler und einen Poeten/ diese dreye musten unter andern in einer Reyhe bey dem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2066">Palast</placeName>/ als der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-576 http://d-nb.info/gnd/118560093 http://viaf.org/viaf/88598818">Käyser</persName> und der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1069 http://d-nb.info/gnd/132275066 http://viaf.org/viaf/33154906">Marches</persName> am Fenster lagen/ vorbey ziehen/ da unterdeßen der Marches seine Majestät in Unterthänigkeit befragte/ welcher Damast ihme zum schönsten gedunkte? da wandte der Käyser die Augen auf des Mahlers/ als der schön weiß und viel herrlicher mit Blumen gezieret war; als aber <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-935 http://d-nb.info/gnd/118696602 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500009353"><hi rendition="#aq">Mabuse</hi></persName> zu der Tafel/ und/
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[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 245 ]/0043] Franz Mostert/ den er in der Trunkenheit und Ungestümme oft zum Haus hinaus gejagt/ welches er doch/ wegen Begierde zu lernen/ mit Gedult ertragen. Zu Middelburg bey Melchior Wyntgis dem Münzmeister von Seeland ist von diesem Künstler eine Bataglia mit vielen Bildern/ so wol und sauber gemacht/ daß keine Miniatur hätte fürtreflicher können gebildet seyn. Sein Lehrling Franz Mostert. ES erscheinet wol/ daß die Natur wenig beobachtet die Oerter und Plätze/ wohin sie ihre Gnaden und Gaben austheilet/ weil sie oft in geringe und verächtliche Dörfer dieselbige hingießet/ wie sie in Bouines gethan/ woselbst sie den Heinrich de Bles heraus gesucht/ um selbigen an den Horizont unsers Kunst-Himmels/ als ein hellblinkendes Gestirn/ zu ersetzen. Dieser scheinet ein Nachfolger Joachim Pateniers gewesen zu seyn/ der auch gleich ohne Meister/ wie der gelehrte Lampsonius bezeuget/ Meister worden/ von ihme ist zu Amsterdam bey dem Herrn Melchior Moutheron ein artig kleines Stuck von Emaus, da Wunder-viel kleine Werke darein kommen; Als vornenher das Castel Emaus und die Pilger-färtige groß/ hernach sitzen sie zu Tisch/ so sihet man auch die Stadt Jerusalem und darinn die Historie des Passions/ als Ecce homo, und dergleichen/ mehr den Calvari-Berg/ mit dem Crucifix; Ferner finden sich an Käyserlichem Hof und in Italien viel seiner Gemälde/ werden auch hoch geachtet/ weil sie ihn in den Landschaften für den bästen Meister gehalten/ da dann deren viele sind/ die sich mehr in kleinen Landschaften/ als grossen Bildern erlustiren. L. Henrich DE BLES, Mahler von Bouine bey Dinant Seine Werke. WEil eines guten Gemähls erste Geburt in dem Verstand geschieht/ welcher dem Pensel die Arbeit angeben muß/ eh etwas Gutes ans Liecht gebracht wird/ und zur Vollkommenheit gelangt/ so will unsere Kunst von solchen Leuten/ die eines stillen und nachsinnlichen Geistes sind/ untersucht werden/ weil selbige viel bequemer allen Dingen nachzudenken und deren Wolstand zu betrachten/ welches JOHANN DE MABUSE mit der That selbsten genugsam bewiesen/ der war in einem Städtlein in Hennegau zu Artoys gebohren/ Mabuse geheißen/ und ein Mitgenoß des Lucas von Leyden/ sonsten ein Emsig/ kluger und verständiger Mann/ damals eines unsträflichen und untadelhaften Lebens/ auch in allen seinen Werken (das zu verwundern) so gedultig/ als jemalen ein Künstler mag gewesen seyn/ weil ihm die Kunst nicht schlaffend ankommen/ oder wie man im Sprichwort sagt/ als eine gebratne Taube ins Maul geflogen/ sondern er hat sich in seiner Jugend fleißig darinn geübet/ und ist also zur Vollkommenheit gelanget/ weil die Tugend gemeiniglich einen harten und rauhen Anfang hat. LI. JOHANNES DE MABUSE, Mahler. Er hat Italien und andere Länder besucht/ ist auch einer der ersten gewesen/ der von dar aus in Flandern die rechte Weiß zu ordiniren/ Historien voll nackender Bilder zu machen/ und allerley Poetereyen darein zu setzen/ überbracht/ das vor seiner Zeit in unsern Ländern nicht gebräuchlich gewesen; Unter sehr vielfältigen seinen Werken ware das besonderste und gelobteste die hohe Altar-Tafel zu Middelburg/ so ein sehr großes Stuck mit doppelten Thüren/ denen man im Aufthun/ wegen der Größe/ Schrägen unterstellen muste/ die Albert Dürer/ mit sonders großem darüber gesprochnem Lob/ zu Antorff besehen/ selbige ließ Abt Maximilian von Burgund/ so Anno 1524. gestorben/ machen/ und ware eine Abnehmung vom Creutz/ darein er große Zeit und fürtrefliche Kunst gewendet/ ist aber samt derselbigen Kirchen/ durch einen himlischen Blitz getroffen/ im Feuer aufgangen. Bringt eine neue Manier aus Italien in Flandern. Seine Werke zu Middelburg. Mehr ist ein besonder herrliches Stuck von ihme zu Delf/ in der Behausung des Herrn Magni, so auch die Abnehmung vom Creutz/ darinnen der Leichnam Christi herab gelassen wird/ und sein die Bilder ungefähr anderthalb Schuh groß/ alle sehr herrlich ordinirt/ sauber gemahlt/ und vernünftig gestellt/ mit Kleidung und andern Zierahten/ so die Traurigkeit bäßer ansbilden/ versehen. Wiederum ist bey dem Kunst-liebenden Wyntgis eine schöne Lucretia, und bey Marten Papenbroek ein herrlich Stuck in die Höh/ nemlich Adam und Eva/ schier in Lebens-Größe/ so nett und sauber gebildet/ daß schon überaus viel Geld darfür gebotten worden; Johann Ricker von Amsterdam hat auch von seiner Hand eine Enthauptung Jacobi/ grau in grau/ so schier ohne Farbe ganz saftig gemacht/ daß man fast das helle Tuch sehen/ fühlen und greiffen kan. Er hat unter andern auch gemacht ein Marien-Bild/ da er in Dienst des Marches von der Veren war/ in der er das Gesicht seiner Hausfrauen und Söhnleins gebildet; diß Stuck ist so herrlich gut/ daß alles anders/ was man von ihm sihet/ dargegen rauh scheinet/ auch der blaue Mantel/ so ganz schön/ daß er nicht bässer seyn möchte. Zu Withal/ auf der Gallerie/ waren von ihme zweyer Edelknaben Gesichter/ die sehr fürtreflich von ihme gemacht. Als nun Mabuse etliche Jahr in Diensten des Marchesen gewesen/ geschahe indeßen/ daß der Graf nach seinem Vermögen Käyser Carl den Fünften herrlich empfangen wolte/ worzu er sein Hofgesind in weiß-seidenen Damast gekleidet; nun suchte Mabuse Gelegenheit/ wie er Geld zu dem Verschwenden bekommen möchte/ brachte derenthalben zuwegen/ daß ihme sein Damast voran gegeben wurde/ in Hofnung/ er würde ihm vielleicht sein Kleid auf eine fremde Manier machen lassen; er aber verkaufte den Damast/ und verzehrte das Geld; da nun die Zeit des Einzugs herzukame/ nahme er schön weiß Papier/ und ließe sich einen schönen Talar darvon machen/ den er mit herrlich gemahlten Blumen und andern geziert. Nun hielte der Marches an seinem Hof einen gelehrten Philosophum, diesen Mahler und einen Poeten/ diese dreye musten unter andern in einer Reyhe bey dem Palast/ als der Käyser und der Marches am Fenster lagen/ vorbey ziehen/ da unterdeßen der Marches seine Majestät in Unterthänigkeit befragte/ welcher Damast ihme zum schönsten gedunkte? da wandte der Käyser die Augen auf des Mahlers/ als der schön weiß und viel herrlicher mit Blumen gezieret war; als aber Mabuse zu der Tafel/ und/ Noch eine Abnemung vom Creuz. Macht aus Papyr einen Damast.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 245 ]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/43>, abgerufen am 25.04.2024.