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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] Worten beantwortete/ weil er des Duca de Alba seine Concubinen in Niderland contrafäten muste. Des Mori Kinder hat der König mit herrlichen Diensten und Einkommen/ als Canonicaten/ und dergleichen/ versehen; Duca de Alba auch fragte ihn um seine Kinder/ und als er ihm noch eine übrige Tochter nannte/ überließ ihr derselbe ein Zollhaus/ so ihme jährlich ein großes Geld truge/ und konte er herrlich darvon leben/ wie er dann auch etlichemal des Jahrs nach Brüßel mit vielen Pferden gereist. Kurz zu sagen/ Morus hat durch seine Kunst herrlichen profit gemacht; Es wurde auch gesagt/ daß/ als er von Duca de Alba nacher Brüßel beruffen/ er alle seine Eseln oder Staffeleyen verbrennt/ und viel Ding weggeschenket habe; Er ware ein ehrlicher/ beständiger und gutherziger Mann/ der Italien und Rom/ Zeit seiner Jugend/ durchreist.

Seine Werke. Er hat auch wol andere Werke als Contrafäte gemacht/ und unter andern einen erstandnen Christus/ mit zweyen Englen/ auch zwey Apostlen Petro und Paulo sehr artig gemahlt und colorirt/ weil er das Gesicht mit den Farben wunderlich zu betriegen wuste/ in allem dem Leben so nahe kommend/ daß es zuverwundern war; Auf eine Zeit copirte er vor den König eine Danae von Titian, die er sehr wol gemahlt/ und mehr andere Dinge Sein letztes Stuck/ darüber er auch starb/ war eine Beschneidung Christi für unser Frauen Kirchen zu Antorf/ das ein herrliches Werk soll gewesen seyn; Er starbe im 56. Jahr zu Antorf/ ein Jahr vor der Französischen Furie daselbst/ und wird sein Name ewig im Gedächtnis seiner Nachkömmlingen verbleiben.

LXXVIII. Peter Breugel/ Mahler aus BreugelDIe Natur hat wunder-wol ihren Mann getroffen/ um wieder von ihme getroffen zu werden/ daß sie in Braband/ in einem unbekandten Dorff/ unter den Bauren/ um Bauren mit dem Pensel abzumahlen/ unsern Niderländischen Künstler und hohen Geist Peter Breugel/ hat auferwecket/ der nicht weit von Breda auf einem Dorff/ Breugel genannt/ gebohren worden/ deßen Namen er auch seinen Nachkömlingen hinterlassen; Die Wo er gelernet. Kunst hat er bey Peter Koeck erlernet/ deßen Tochter er nachmals geehlichet/ welche er ehdem noch klein vielmals auf dem Arm umgetragen/ als er bey ihrem Vatter lernte; von selbigem ist er zu dem Hieronymo Koeck kommen/ und von ihm in Frankreich verreist/ auch hernach in Italien. Er hat viel nach des Hieronymi manier gemacht/ und sihet man wenig Stuck von ihm/ die mit Ernst und ohne Lachen können betrachtet werden. Sehr viel hat er nach dem Leben gecontrafätet/ so daß man von ihm gesagt/ daß/ als er das Gebürg durchgereist/ er alle Berge und Felsen eingeschlücket/ und nachmalen zu Haus wieder auf das Tuch ausgespyen habe/ so eigentlich konte er in einem und andern Theil der Natur nachfolgen.

Wohnet zu Antorf. Er hatte seine Wohnung zu Antorf/ und kam alldar in die Mahler-Gild/ Anno 1551. und arbeitete viel für einen Kauffmann Hans Frankhert genannt/ der ein guter Mann/ und gern bey Breugel war; mit diesem gieng er gar oft hinaus zu den [Spaltenumbruch] Bauren auf die Kirchweyh/ und zu Hochzeiten in Bauren-Kleidern verkleidt/ und gaben Geschänke/ wie andere/ stellten sich auch als ob sie der Braut oder Bräutigams Verwandte wären. Es suchte aber Breugel sein Vergnügen darinn/ daß er die Gebärden der Bauren/ im Eßen/ Trinken/ Tanzen/ Springen und andern Poßen sahe/ als welches er nachmals sehr artig wuste/ sowol mit Waßer/ als Oelfarb/ (dann er in beyden wolgeübt gewesen) auszubilden. Er war wunder-künstlich und sauber in seiner Handlung/ auch inventios, alles mit dem Pensel vorzustellen. Da er noch zu Antorf war/ hielt er mit einer Dienst-Magd Haus/ die er wol würde geehlicht haben/ sofern sie sich nicht allzusehr an die Lügen gewohnt hätte. Also nahm er endlich Peter Koeck hinterlaßene Tochter/ wie vorgesagt/ zur Ehe/ doch mit dem Geding/ daß er Antorf verlaßen und zu Brüßel wohnen muste/ damit er des vorigen Mägdleins vergeßen möchte.

Er war ein stiller und geschickter Mann/ nicht viel von Worten/ aber in der Gesellschaft sehr lustig und voller Poßen/ so daß er oft seine Mägde und Knechte selbst mit großem Getümmel und Geschrey Seine Werke. erschröckte. Einige seiner Werke sind an Käyserlichem Hof/ als die Geschicht von Erbauung des Thurns zu Babel/ worinn viel merkwürdige Sachen; Mehr ist zu Amsterdam bey dem Kunst-liebenden Herrn Herman Pilgrim eine Bauren-Hochzeit von Oelfarbe/ die sehr schön ist/ allwo man der Bauren Gesichter und nakende Leiber gelb und braun/ als von der Sonnen verbrennt/ sihet/ den Unterscheid unter ihnen und den Stadtleuten zu zeigen. Er hat auch gemacht ein Stuck/ da die Fasten gegen die Fastnacht streitet/ und andere/ da alle die Mittel wider den Tod angewendet werden; Ferner allerley Kinder-Spiel/ und fast unzahlbare Geschichten. So sind auch zwey Gemälde von Waßerfarb bey dem Kunst-liebenden Herrn Wilhelm Jacob bey der neuen Kirchen zu Amsterdam zu sehen/ nämlich eine Bauren-Kirchweyh und Hochzeit/ worinn viel artige Poßen und die rechte Weiß der Bauren zu finden ist; unter andern/ da sie die Braut begaben/ ist ein alter Bauer/ so den Beutel an dem Hals hangen hat/ und mit der Hand nach dem Geld greiffet/ sehr wol gemacht/ Er hinterließ zween Söhn/ die auch gute Mahlere worden/ der eine/ so Peter geheißen/ lernete bey Gillis Conincxloo, und wurde ein Contrafäter nach dem Leben/ Johann aber anfänglich bey seiner Großmutter der Wittib/ den Peter von Aelst/ mit Wasserfarben/ nachmalen aber bey Peter Goekind mit Oelfarben zu mahlen/ reiste hernach auf Cölln/ und von dar in Italien; geriehte auch wegen seiner fürtreflichen Landschaft-Gemälden in großes Ansehen. War eine wolgebildte Person/ wie in der Blatte HH. gemerkt aus seinem Contrafät mag gesehen werden.

LXXIX. Aertge von Leyden/ Mahler.OBwolen die Kunst nicht aus dem äusserlichem Ansehen der Person zu meßen/ so hat doch der gemeine Wahn des Pövels die Sache schon so weit gebracht/ daß man von unansehlichen Leuten schlechte Gedanken fasset/ wie es unter andern dem Aertgen von Leyden ergangen. Er war geboren

[Spaltenumbruch] Worten beantwortete/ weil er des Duca de Alba seine Concubinen in Niderland contrafäten muste. Des Mori Kinder hat der König mit herrlichen Diensten und Einkommen/ als Canonicaten/ und dergleichen/ versehen; Duca de Alba auch fragte ihn um seine Kinder/ und als er ihm noch eine übrige Tochter nannte/ überließ ihr derselbe ein Zollhaus/ so ihme jährlich ein großes Geld truge/ und konte er herrlich darvon leben/ wie er dann auch etlichemal des Jahrs nach Brüßel mit vielen Pferden gereist. Kurz zu sagen/ Morus hat durch seine Kunst herrlichen profit gemacht; Es wurde auch gesagt/ daß/ als er von Duca de Alba nacher Brüßel beruffen/ er alle seine Eseln oder Staffeleyen verbrennt/ und viel Ding weggeschenket habe; Er ware ein ehrlicher/ beständiger und gutherziger Mann/ der Italien und Rom/ Zeit seiner Jugend/ durchreist.

Seine Werke. Er hat auch wol andere Werke als Contrafäte gemacht/ und unter andern einen erstandnen Christus/ mit zweyen Englen/ auch zwey Apostlen Petro und Paulo sehr artig gemahlt und colorirt/ weil er das Gesicht mit den Farben wunderlich zu betriegen wuste/ in allem dem Leben so nahe kommend/ daß es zuverwundern war; Auf eine Zeit copirte er vor den König eine Danae von Titian, die er sehr wol gemahlt/ und mehr andere Dinge Sein letztes Stuck/ darüber er auch starb/ war eine Beschneidung Christi für unser Frauen Kirchen zu Antorf/ das ein herrliches Werk soll gewesen seyn; Er starbe im 56. Jahr zu Antorf/ ein Jahr vor der Französischen Furie daselbst/ und wird sein Name ewig im Gedächtnis seiner Nachkömmlingen verbleiben.

LXXVIII. Peter Breugel/ Mahler aus BreugelDIe Natur hat wunder-wol ihren Mann getroffen/ um wieder von ihme getroffen zu werden/ daß sie in Braband/ in einem unbekandten Dorff/ unter den Bauren/ um Bauren mit dem Pensel abzumahlen/ unsern Niderländischen Künstler und hohen Geist Peter Breugel/ hat auferwecket/ der nicht weit von Breda auf einem Dorff/ Breugel genannt/ gebohren worden/ deßen Namen er auch seinen Nachkömlingen hinterlassen; Die Wo er gelernet. Kunst hat er bey Peter Koeck erlernet/ deßen Tochter er nachmals geehlichet/ welche er ehdem noch klein vielmals auf dem Arm umgetragen/ als er bey ihrem Vatter lernte; von selbigem ist er zu dem Hieronymo Koeck kommen/ und von ihm in Frankreich verreist/ auch hernach in Italien. Er hat viel nach des Hieronymi manier gemacht/ und sihet man wenig Stuck von ihm/ die mit Ernst und ohne Lachen können betrachtet werden. Sehr viel hat er nach dem Leben gecontrafätet/ so daß man von ihm gesagt/ daß/ als er das Gebürg durchgereist/ er alle Berge und Felsen eingeschlücket/ und nachmalen zu Haus wieder auf das Tuch ausgespyen habe/ so eigentlich konte er in einem und andern Theil der Natur nachfolgen.

Wohnet zu Antorf. Er hatte seine Wohnung zu Antorf/ und kam alldar in die Mahler-Gild/ Anno 1551. und arbeitete viel für einen Kauffmann Hans Frankhert genannt/ der ein guter Mann/ und gern bey Breugel war; mit diesem gieng er gar oft hinaus zu den [Spaltenumbruch] Bauren auf die Kirchweyh/ und zu Hochzeiten in Bauren-Kleidern verkleidt/ und gaben Geschänke/ wie andere/ stellten sich auch als ob sie der Braut oder Bräutigams Verwandte wären. Es suchte aber Breugel sein Vergnügen darinn/ daß er die Gebärden der Bauren/ im Eßen/ Trinken/ Tanzen/ Springen und andern Poßen sahe/ als welches er nachmals sehr artig wuste/ sowol mit Waßer/ als Oelfarb/ (dann er in beyden wolgeübt gewesen) auszubilden. Er war wunder-künstlich und sauber in seiner Handlung/ auch inventios, alles mit dem Pensel vorzustellen. Da er noch zu Antorf war/ hielt er mit einer Dienst-Magd Haus/ die er wol würde geehlicht haben/ sofern sie sich nicht allzusehr an die Lügen gewohnt hätte. Also nahm er endlich Peter Koeck hinterlaßene Tochter/ wie vorgesagt/ zur Ehe/ doch mit dem Geding/ daß er Antorf verlaßen und zu Brüßel wohnen muste/ damit er des vorigen Mägdleins vergeßen möchte.

Er war ein stiller und geschickter Mann/ nicht viel von Worten/ aber in der Gesellschaft sehr lustig und voller Poßen/ so daß er oft seine Mägde und Knechte selbst mit großem Getümmel und Geschrey Seine Werke. erschröckte. Einige seiner Werke sind an Käyserlichem Hof/ als die Geschicht von Erbauung des Thurns zu Babel/ worinn viel merkwürdige Sachen; Mehr ist zu Amsterdam bey dem Kunst-liebenden Herrn Herman Pilgrim eine Bauren-Hochzeit von Oelfarbe/ die sehr schön ist/ allwo man der Bauren Gesichter und nakende Leiber gelb und braun/ als von der Sonnen verbrennt/ sihet/ den Unterscheid unter ihnen und den Stadtleuten zu zeigen. Er hat auch gemacht ein Stuck/ da die Fasten gegen die Fastnacht streitet/ und andere/ da alle die Mittel wider den Tod angewendet werden; Ferner allerley Kinder-Spiel/ und fast unzahlbare Geschichten. So sind auch zwey Gemälde von Waßerfarb bey dem Kunst-liebenden Herrn Wilhelm Jacob bey der neuen Kirchen zu Amsterdam zu sehen/ nämlich eine Bauren-Kirchweyh und Hochzeit/ worinn viel artige Poßen und die rechte Weiß der Bauren zu finden ist; unter andern/ da sie die Braut begaben/ ist ein alter Bauer/ so den Beutel an dem Hals hangen hat/ und mit der Hand nach dem Geld greiffet/ sehr wol gemacht/ Er hinterließ zween Söhn/ die auch gute Mahlere worden/ der eine/ so Peter geheißen/ lernete bey Gillis Conincxloo, und wurde ein Contrafäter nach dem Leben/ Johann aber anfänglich bey seiner Großmutter der Wittib/ den Peter von Aelst/ mit Wasserfarben/ nachmalen aber bey Peter Goekind mit Oelfarben zu mahlen/ reiste hernach auf Cölln/ und von dar in Italien; geriehte auch wegen seiner fürtreflichen Landschaft-Gemälden in großes Ansehen. War eine wolgebildte Person/ wie in der Blatte HH. gemerkt aus seinem Contrafät mag gesehen werden.

LXXIX. Aertge von Leyden/ Mahler.OBwolen die Kunst nicht aus dem äusserlichem Ansehen der Person zu meßen/ so hat doch der gemeine Wahn des Pövels die Sache schon so weit gebracht/ daß man von unansehlichen Leuten schlechte Gedanken fasset/ wie es unter andern dem Aertgen von Leyden ergangen. Er war geboren

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[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 259]/0061] Worten beantwortete/ weil er des Duca de Alba seine Concubinen in Niderland contrafäten muste. Des Mori Kinder hat der König mit herrlichen Diensten und Einkommen/ als Canonicaten/ und dergleichen/ versehen; Duca de Alba auch fragte ihn um seine Kinder/ und als er ihm noch eine übrige Tochter nannte/ überließ ihr derselbe ein Zollhaus/ so ihme jährlich ein großes Geld truge/ und konte er herrlich darvon leben/ wie er dann auch etlichemal des Jahrs nach Brüßel mit vielen Pferden gereist. Kurz zu sagen/ Morus hat durch seine Kunst herrlichen profit gemacht; Es wurde auch gesagt/ daß/ als er von Duca de Alba nacher Brüßel beruffen/ er alle seine Eseln oder Staffeleyen verbrennt/ und viel Ding weggeschenket habe; Er ware ein ehrlicher/ beständiger und gutherziger Mann/ der Italien und Rom/ Zeit seiner Jugend/ durchreist. Er hat auch wol andere Werke als Contrafäte gemacht/ und unter andern einen erstandnen Christus/ mit zweyen Englen/ auch zwey Apostlen Petro und Paulo sehr artig gemahlt und colorirt/ weil er das Gesicht mit den Farben wunderlich zu betriegen wuste/ in allem dem Leben so nahe kommend/ daß es zuverwundern war; Auf eine Zeit copirte er vor den König eine Danae von Titian, die er sehr wol gemahlt/ und mehr andere Dinge Sein letztes Stuck/ darüber er auch starb/ war eine Beschneidung Christi für unser Frauen Kirchen zu Antorf/ das ein herrliches Werk soll gewesen seyn; Er starbe im 56. Jahr zu Antorf/ ein Jahr vor der Französischen Furie daselbst/ und wird sein Name ewig im Gedächtnis seiner Nachkömmlingen verbleiben. Seine Werke. DIe Natur hat wunder-wol ihren Mann getroffen/ um wieder von ihme getroffen zu werden/ daß sie in Braband/ in einem unbekandten Dorff/ unter den Bauren/ um Bauren mit dem Pensel abzumahlen/ unsern Niderländischen Künstler und hohen Geist Peter Breugel/ hat auferwecket/ der nicht weit von Breda auf einem Dorff/ Breugel genannt/ gebohren worden/ deßen Namen er auch seinen Nachkömlingen hinterlassen; Die Kunst hat er bey Peter Koeck erlernet/ deßen Tochter er nachmals geehlichet/ welche er ehdem noch klein vielmals auf dem Arm umgetragen/ als er bey ihrem Vatter lernte; von selbigem ist er zu dem Hieronymo Koeck kommen/ und von ihm in Frankreich verreist/ auch hernach in Italien. Er hat viel nach des Hieronymi manier gemacht/ und sihet man wenig Stuck von ihm/ die mit Ernst und ohne Lachen können betrachtet werden. Sehr viel hat er nach dem Leben gecontrafätet/ so daß man von ihm gesagt/ daß/ als er das Gebürg durchgereist/ er alle Berge und Felsen eingeschlücket/ und nachmalen zu Haus wieder auf das Tuch ausgespyen habe/ so eigentlich konte er in einem und andern Theil der Natur nachfolgen. LXXVIII. Peter Breugel/ Mahler aus Breugel Wo er gelernet. Er hatte seine Wohnung zu Antorf/ und kam alldar in die Mahler-Gild/ Anno 1551. und arbeitete viel für einen Kauffmann Hans Frankhert genannt/ der ein guter Mann/ und gern bey Breugel war; mit diesem gieng er gar oft hinaus zu den Bauren auf die Kirchweyh/ und zu Hochzeiten in Bauren-Kleidern verkleidt/ und gaben Geschänke/ wie andere/ stellten sich auch als ob sie der Braut oder Bräutigams Verwandte wären. Es suchte aber Breugel sein Vergnügen darinn/ daß er die Gebärden der Bauren/ im Eßen/ Trinken/ Tanzen/ Springen und andern Poßen sahe/ als welches er nachmals sehr artig wuste/ sowol mit Waßer/ als Oelfarb/ (dann er in beyden wolgeübt gewesen) auszubilden. Er war wunder-künstlich und sauber in seiner Handlung/ auch inventios, alles mit dem Pensel vorzustellen. Da er noch zu Antorf war/ hielt er mit einer Dienst-Magd Haus/ die er wol würde geehlicht haben/ sofern sie sich nicht allzusehr an die Lügen gewohnt hätte. Also nahm er endlich Peter Koeck hinterlaßene Tochter/ wie vorgesagt/ zur Ehe/ doch mit dem Geding/ daß er Antorf verlaßen und zu Brüßel wohnen muste/ damit er des vorigen Mägdleins vergeßen möchte. Wohnet zu Antorf. Er war ein stiller und geschickter Mann/ nicht viel von Worten/ aber in der Gesellschaft sehr lustig und voller Poßen/ so daß er oft seine Mägde und Knechte selbst mit großem Getümmel und Geschrey erschröckte. Einige seiner Werke sind an Käyserlichem Hof/ als die Geschicht von Erbauung des Thurns zu Babel/ worinn viel merkwürdige Sachen; Mehr ist zu Amsterdam bey dem Kunst-liebenden Herrn Herman Pilgrim eine Bauren-Hochzeit von Oelfarbe/ die sehr schön ist/ allwo man der Bauren Gesichter und nakende Leiber gelb und braun/ als von der Sonnen verbrennt/ sihet/ den Unterscheid unter ihnen und den Stadtleuten zu zeigen. Er hat auch gemacht ein Stuck/ da die Fasten gegen die Fastnacht streitet/ und andere/ da alle die Mittel wider den Tod angewendet werden; Ferner allerley Kinder-Spiel/ und fast unzahlbare Geschichten. So sind auch zwey Gemälde von Waßerfarb bey dem Kunst-liebenden Herrn Wilhelm Jacob bey der neuen Kirchen zu Amsterdam zu sehen/ nämlich eine Bauren-Kirchweyh und Hochzeit/ worinn viel artige Poßen und die rechte Weiß der Bauren zu finden ist; unter andern/ da sie die Braut begaben/ ist ein alter Bauer/ so den Beutel an dem Hals hangen hat/ und mit der Hand nach dem Geld greiffet/ sehr wol gemacht/ Er hinterließ zween Söhn/ die auch gute Mahlere worden/ der eine/ so Peter geheißen/ lernete bey Gillis Conincxloo, und wurde ein Contrafäter nach dem Leben/ Johann aber anfänglich bey seiner Großmutter der Wittib/ den Peter von Aelst/ mit Wasserfarben/ nachmalen aber bey Peter Goekind mit Oelfarben zu mahlen/ reiste hernach auf Cölln/ und von dar in Italien; geriehte auch wegen seiner fürtreflichen Landschaft-Gemälden in großes Ansehen. War eine wolgebildte Person/ wie in der Blatte HH. gemerkt aus seinem Contrafät mag gesehen werden. Seine Werke. OBwolen die Kunst nicht aus dem äusserlichem Ansehen der Person zu meßen/ so hat doch der gemeine Wahn des Pövels die Sache schon so weit gebracht/ daß man von unansehlichen Leuten schlechte Gedanken fasset/ wie es unter andern dem Aertgen von Leyden ergangen. Er war geboren LXXIX. Aertge von Leyden/ Mahler.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 259]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/61>, abgerufen am 26.04.2024.