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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] Decebalus, da er sahe/ daß er verlassen/ die königliche Hofstadt/ so mitten in Dacien gelegen/ mit dem meisten Theil des Landes/ vom Feind erobert/ und er so vielfältig von den Römern geschlagen war; also daß er ihm gar keine Hoffnung einiges Widerstands mehr zu machen hatte; schämte sich/ als ein Sclav/ in Ketten und Banden/ nach Grosser Schatz Decebali, im Fluß verborgen. Rom/ zu Schand und Spott geführt zu werden/ und erstach sich selbst. Damit er aber dem Feind/ samt dem Reich/ auch seinen grossen Schatz nicht überlassen müste/ so verbarg er solchen (vermittelst einer mit grossen Steinen und Wasen wolverwahrten Grufft) in dem Fluß Sargetia; welcher anitzo Stryg heisst/ und fast mitten durch die königliche Stadt fließt/ auch sehr streng in den Möresch fällt: Allein nachdem Trajanus in diese Stadt eingezogen/ ließ er denjenigen Schatz so ihm Biculus, als des Decebali (wie vermuthlich) geheimister Freund/ verrathen/ meinstentheils heraus Wird zu zweyen unterschiedlichen malen gefunden. fischen/ und seinen Götttern eine Danckschrifft dafür aufrichten. Ungefehr aber um das Jahr 1543. wurden etliche Wallachische Fischer/ in dem Dörflein (weiland eine herrliche Stadt) Gradisca wohnhaft/ die aus dem Möresch in den Flus Stryg schifften/ in dem klaren Wasser/ gläntzende Geldmüntzen gewar; und erhuben daselbst/ aus einem Gewölb/ welches von einem alten niedergefallenen Baum an einem Ort eingeschlagen war/ mehr als 4000. Goldmüntzen Lysimachi, weiland Königs in Thracien/ so eine Griechische Uberschrifft hatten; samt einer grossen Menge von ungeprächten Goldblechen: Allein solcher Fund wurde zu Weissenburg/ durch die Wallachischen Fischer selbst/ bald ruchbar; also daß der damalige Gubernator in Siebenbürgen/ Münch Georg, nicht nur allein von ihnen/ sondern auch aus dem Strom selbst noch/ viel tausend solche Lysimachische Müntz kriegte; davon er dem Keyser Ferdinando zwey tausend zugeschickt/ so alle zween Ducaten schwer waren.

Ulpia Trajana, Siebenbürgische Stadt. Darauf ließ Trajanus die Stadt bevestigen/ und nach seinem Namen Ulpia Trajana heissen; auch aus dem gantzen Römischen Reich sehr viel Völcker in Siebenbürgen/ Wallachey und Moldau abführen/ welche das Gold/ und Fruchtreiche Land anbauen solten. Er aber zoge hernach/ mit wolgespicktem Beutel auf Rom; da ihm dann Die Ehrenseule Columna Trajana. um solcher herrlichen Verrichtungen/ und grossen Heldenthaten willen/ diese Ehrenseule/Columna Trajana, wie sie noch heutiges Tages zu sehen ist/ von dem Rath und Volck zu Rom aufgerichtet worden. sintemal er solche nicht selbst erbauet/ wie manche da für halten möchten; ob er gleich den grossen Marck/ Forum Trajanum, von demjenigen Agellius, lib.13.cap.23. Geld/ so er aus dem Dacischen Raub (laut der Innschrifft/ EX MANUBIIS) erlöset/ mit prächtig-verguldten Roß-Bildern/ und allerhand Römischen Kriegsrüstung/ausgezieret/ und werckstellig gemacht. Damit aber diejenige Ehrenseule Dion, in Trajano. desto besseres Ansehen haben möchte/ so hat man allda einen grossen Hügel/ umgraben/ und eine schöne Ebene gemacht; damit der Prospect unverhindert wäre; laut einer andern Römischen Innschrifft.

[Spaltenumbruch]

AD. DECLARANDUM. QUANTAE. AL-
TITUDINIS
MONS. ET. LOCUS. TANTIS. EX. COL-
LIBUS. SIT. EGESTUS.

Wie solche Seule geauet sey. In dieser Seule kan man innwendig/ durch eine Schneckentreppe/ so 158. Stuffen hat/ bis unter die Spitze gehen/ von aussen her ist die gantze Historie dieses Dacischen Kriegs/ aufs artigst/ in Marmelstein/ bis oben aus gebildet. Unten am Boden ligt Danubius, in Gestalt eines alten/ langbartichten Mannes/ dessen Haubt mit Schilfrohren gekrönet ist: Mit dem einen Ellenbogen lehnet er sich auf ein Wasser-gefäß/ daraus er die Donau schüttet. Dann steht die Brucken eingehauen/ wie sie so künstlich auf die grosse Pfeiler erbauet ist. Darnach ist abgebildet/ wie Trajanus den Wald lässt niederhauen/ daß er der Armee einen Weg in Dacien machen möchte: Ober dem siehet man/ wie Decebalus vor den Keyser geführet wird/ wie er demselben zu Fuß fällt/ und um Gnade bittet. Bald ist zu sehen wie er sich zum Abfall rüstet/ und Trajanus ihn wiederum bekrieget/ wie Decebalus mit den Seinen in die Flucht zerstreuet wird: darauf des Decebali Kopf/ an eine Picken gespisst/ getragen wird: item so ist zu sehen die Bestürmung der königlichen Hofstadt/ wie solche mit Rennböcken und Armbrüsten erobert wird.

Uber dis alles so befinden sich/ an solcher Seulen/ von unten bis oben aus/ auf die 2500. so gantze/ als halbe/ bis an die Brust gebildete Menschen; ausser denen Rossen/ Waffen/ und andern Zugehörungen: Und worüber sich noch mehr zu verwundern/ alles und jedes so nett ausgearbeitet/ als ob es von einer Hand/ und einem Grabstichel meisterlich ausgefertigt worden wäre. Dannenhero allerhand Auszüge Uberfahrten/ Lager/ Kriegs-anredungen/ Opfer/ Schlachten/ Siege/ und Siegszeichen/ Zwo denckwürdige Figuren/ an solcher Ehrenseule. daran zu beobachten. Insonderheit aber sind/ unter so vielen Abbildungen/ diese zwo die allerdenckwürdigsten: Erstlich/ mit was Hertzhaftigkeit die Römer von den Dacischen Weibern so grausam angegriffen worden/ daß sie etliche Gefangene gantz entblösset/ und lebendig verbrennt. zum andern die Tapfferkeit der Männer/ welche zu Vermeidung der künfftigen Dienstbarkeit/ ihre Stadt in Brand gesteckt/ und einmütiglich zu ihrem Tod geeilet; deren dan einer Gifft in einem Geschirr zu trincken anbietet/ die andern ihre Hände ausstrecken und begierig darnach langen: Etliche aber theils in eine Onmacht hinsincken/ theils auch/ als Sterbende/ mit dem letzten Feind/ als dem Tode selbst/ kämpften.

Zugeschweigen der aus Ertz gegossenen Krumhörner/ welche die Römer/ an statt der Feldtrompeten/ in der Schlacht zu führen pflegten/ wie solche Bartholin. lib. 3. de Tibus vet. cap. 7. der Vortreffliche Bartholinus, in der III. Tabell nach der 6. Zahl/ unter andern alten blasenden Instrumenten vorgewiesen/ und sattsamlich erklärt; wie solche in unsrer Scultura Tabl. II. zu sehen auch an der Columna Trajana, sich annoch befinden. Uber dis Ciacconius eine vollständige Auslegung solcher Seulen/ in einem gantzen Buch hiervon/

[Spaltenumbruch] Decebalus, da er sahe/ daß er verlassen/ die königliche Hofstadt/ so mitten in Dacien gelegen/ mit dem meisten Theil des Landes/ vom Feind erobert/ und er so vielfältig von den Römern geschlagen war; also daß er ihm gar keine Hoffnung einiges Widerstands mehr zu machen hatte; schämte sich/ als ein Sclav/ in Ketten und Banden/ nach Grosser Schatz Decebali, im Fluß verborgen. Rom/ zu Schand und Spott geführt zu werden/ und erstach sich selbst. Damit er aber dem Feind/ samt dem Reich/ auch seinen grossen Schatz nicht überlassen müste/ so verbarg er solchen (vermittelst einer mit grossen Steinen und Wasen wolverwahrten Grufft) in dem Fluß Sargetia; welcher anitzo Stryg heisst/ und fast mitten durch die königliche Stadt fließt/ auch sehr streng in den Möresch fällt: Allein nachdem Trajanus in diese Stadt eingezogen/ ließ er denjenigen Schatz so ihm Biculus, als des Decebali (wie vermuthlich) geheimister Freund/ verrathen/ meinstentheils heraus Wird zu zweyen unterschiedlichen malen gefunden. fischen/ und seinen Götttern eine Danckschrifft dafür aufrichten. Ungefehr aber um das Jahr 1543. wurden etliche Wallachische Fischer/ in dem Dörflein (weiland eine herrliche Stadt) Gradisca wohnhaft/ die aus dem Möresch in den Flus Stryg schifften/ in dem klaren Wasser/ gläntzende Geldmüntzen gewar; und erhuben daselbst/ aus einem Gewölb/ welches von einem alten niedergefallenen Baum an einem Ort eingeschlagen war/ mehr als 4000. Goldmüntzen Lysimachi, weiland Königs in Thracien/ so eine Griechische Uberschrifft hatten; samt einer grossen Menge von ungeprächten Goldblechen: Allein solcher Fund wurde zu Weissenburg/ durch die Wallachischen Fischer selbst/ bald ruchbar; also daß der damalige Gubernator in Siebenbürgen/ Münch Georg, nicht nur allein von ihnen/ sondern auch aus dem Strom selbst noch/ viel tausend solche Lysimachische Müntz kriegte; davon er dem Keyser Ferdinando zwey tausend zugeschickt/ so alle zween Ducaten schwer waren.

Ulpia Trajana, Siebenbürgische Stadt. Darauf ließ Trajanus die Stadt bevestigen/ und nach seinem Namen Ulpia Trajana heissen; auch aus dem gantzen Römischen Reich sehr viel Völcker in Siebenbürgen/ Wallachey und Moldau abführen/ welche das Gold/ und Fruchtreiche Land anbauen solten. Er aber zoge hernach/ mit wolgespicktem Beutel auf Rom; da ihm dann Die Ehrenseule Columna Trajana. um solcher herrlichen Verrichtungen/ und grossen Heldenthaten willen/ diese Ehrenseule/Columna Trajana, wie sie noch heutiges Tages zu sehen ist/ von dem Rath und Volck zu Rom aufgerichtet worden. sintemal er solche nicht selbst erbauet/ wie manche da für halten möchten; ob er gleich den grossen Marck/ Forum Trajanum, von demjenigen Agellius, lib.13.cap.23. Geld/ so er aus dem Dacischen Raub (laut der Innschrifft/ EX MANUBIIS) erlöset/ mit prächtig-verguldten Roß-Bildern/ und allerhand Römischen Kriegsrüstung/ausgezieret/ und werckstellig gemacht. Damit aber diejenige Ehrenseule Dion, in Trajano. desto besseres Ansehen haben möchte/ so hat man allda einen grossen Hügel/ umgraben/ und eine schöne Ebene gemacht; damit der Prospect unverhindert wäre; laut einer andern Römischen Innschrifft.

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AD. DECLARANDUM. QUANTAE. AL-
TITUDINIS
MONS. ET. LOCUS. TANTIS. EX. COL-
LIBUS. SIT. EGESTUS.

Wie solche Seule geauet sey. In dieser Seule kan man innwendig/ durch eine Schneckentreppe/ so 158. Stuffen hat/ bis unter die Spitze gehen/ von aussen her ist die gantze Historie dieses Dacischen Kriegs/ aufs artigst/ in Marmelstein/ bis oben aus gebildet. Unten am Boden ligt Danubius, in Gestalt eines alten/ langbartichten Mannes/ dessen Haubt mit Schilfrohren gekrönet ist: Mit dem einen Ellenbogen lehnet er sich auf ein Wasser-gefäß/ daraus er die Donau schüttet. Dann steht die Brucken eingehauen/ wie sie so künstlich auf die grosse Pfeiler erbauet ist. Darnach ist abgebildet/ wie Trajanus den Wald lässt niederhauen/ daß er der Armee einen Weg in Dacien machen möchte: Ober dem siehet man/ wie Decebalus vor den Keyser geführet wird/ wie er demselben zu Fuß fällt/ und um Gnade bittet. Bald ist zu sehen wie er sich zum Abfall rüstet/ und Trajanus ihn wiederum bekrieget/ wie Decebalus mit den Seinen in die Flucht zerstreuet wird: darauf des Decebali Kopf/ an eine Picken gespisst/ getragen wird: item so ist zu sehen die Bestürmung der königlichen Hofstadt/ wie solche mit Rennböcken und Armbrüsten erobert wird.

Uber dis alles so befinden sich/ an solcher Seulen/ von unten bis oben aus/ auf die 2500. so gantze/ als halbe/ bis an die Brust gebildete Menschen; ausser denen Rossen/ Waffen/ und andern Zugehörungen: Und worüber sich noch mehr zu verwundern/ alles und jedes so nett ausgearbeitet/ als ob es von einer Hand/ und einem Grabstichel meisterlich ausgefertigt worden wäre. Dannenhero allerhand Auszüge Uberfahrten/ Lager/ Kriegs-anredungen/ Opfer/ Schlachten/ Siege/ und Siegszeichen/ Zwo denckwürdige Figuren/ an solcher Ehrenseule. daran zu beobachten. Insonderheit aber sind/ unter so vielen Abbildungen/ diese zwo die allerdenckwürdigsten: Erstlich/ mit was Hertzhaftigkeit die Römer von den Dacischen Weibern so grausam angegriffen worden/ daß sie etliche Gefangene gantz entblösset/ und lebendig verbrennt. zum andern die Tapfferkeit der Männer/ welche zu Vermeidung der künfftigen Dienstbarkeit/ ihre Stadt in Brand gesteckt/ und einmütiglich zu ihrem Tod geeilet; deren dan einer Gifft in einem Geschirr zu trincken anbietet/ die andern ihre Hände ausstrecken und begierig darnach langen: Etliche aber theils in eine Onmacht hinsincken/ theils auch/ als Sterbende/ mit dem letzten Feind/ als dem Tode selbst/ kämpften.

Zugeschweigen der aus Ertz gegossenen Krumhörner/ welche die Römer/ an statt der Feldtrompeten/ in der Schlacht zu führen pflegten/ wie solche Bartholin. lib. 3. de Tibus vet. cap. 7. der Vortreffliche Bartholinus, in der III. Tabell nach der 6. Zahl/ unter andern alten blasenden Instrumenten vorgewiesen/ und sattsamlich erklärt; wie solche in unsrer Scultura Tabl. II. zu sehen auch an der Columna Trajana, sich annoch befinden. Uber dis Ciacconius eine vollständige Auslegung solcher Seulen/ in einem gantzen Buch hiervon/

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              <p>Zugeschweigen der aus Ertz gegossenen Krumhörner/ welche die Römer/ an statt der Feldtrompeten/ in der Schlacht zu führen pflegten/ wie solche <note place="right"><hi rendition="#aq"><bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-126"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1786 http://d-nb.info/gnd/100023223 http://viaf.org/viaf/66581681">Bartholin.</persName> lib. 3. de Tibus vet.</ref></bibl> cap. 7</hi>.</note> der Vortreffliche <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1786 http://d-nb.info/gnd/100023223 http://viaf.org/viaf/66581681">Bartholinus</persName>,</hi> in der <hi rendition="#aq">III</hi>. Tabell nach der 6. Zahl/ unter andern alten blasenden <hi rendition="#aq">Instrument</hi>en vorgewiesen/ und sattsamlich erklärt; wie solche in unsrer <hi rendition="#aq">Scultura</hi> <ref target="http://ta.sandrart.net/de/text/890#figure-0890.1">Tabl. <hi rendition="#aq">II.</hi></ref> zu sehen auch an der <hi rendition="#aq"><name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-526 http://arachne.uni-koeln.de/item/bauwerk/2100089 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=151057" type="artificialWork"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-259 http://arachne.uni-koeln.de/item/bauwerk/2100089 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=151057 http://www.geonames.org/6269260/">Columna Trajana</placeName></name>,</hi> sich annoch befinden. Uber dis <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2258 http://d-nb.info/gnd/100083056 http://viaf.org/viaf/7525652">Ciacconius</persName></hi> eine vollständige Auslegung solcher Seulen/ in einem gantzen Buch hiervon/
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[[I (Architektur), S. 69]/0266] Decebalus, da er sahe/ daß er verlassen/ die königliche Hofstadt/ so mitten in Dacien gelegen/ mit dem meisten Theil des Landes/ vom Feind erobert/ und er so vielfältig von den Römern geschlagen war; also daß er ihm gar keine Hoffnung einiges Widerstands mehr zu machen hatte; schämte sich/ als ein Sclav/ in Ketten und Banden/ nach Rom/ zu Schand und Spott geführt zu werden/ und erstach sich selbst. Damit er aber dem Feind/ samt dem Reich/ auch seinen grossen Schatz nicht überlassen müste/ so verbarg er solchen (vermittelst einer mit grossen Steinen und Wasen wolverwahrten Grufft) in dem Fluß Sargetia; welcher anitzo Stryg heisst/ und fast mitten durch die königliche Stadt fließt/ auch sehr streng in den Möresch fällt: Allein nachdem Trajanus in diese Stadt eingezogen/ ließ er denjenigen Schatz so ihm Biculus, als des Decebali (wie vermuthlich) geheimister Freund/ verrathen/ meinstentheils heraus fischen/ und seinen Götttern eine Danckschrifft dafür aufrichten. Ungefehr aber um das Jahr 1543. wurden etliche Wallachische Fischer/ in dem Dörflein (weiland eine herrliche Stadt) Gradisca wohnhaft/ die aus dem Möresch in den Flus Stryg schifften/ in dem klaren Wasser/ gläntzende Geldmüntzen gewar; und erhuben daselbst/ aus einem Gewölb/ welches von einem alten niedergefallenen Baum an einem Ort eingeschlagen war/ mehr als 4000. Goldmüntzen Lysimachi, weiland Königs in Thracien/ so eine Griechische Uberschrifft hatten; samt einer grossen Menge von ungeprächten Goldblechen: Allein solcher Fund wurde zu Weissenburg/ durch die Wallachischen Fischer selbst/ bald ruchbar; also daß der damalige Gubernator in Siebenbürgen/ Münch Georg, nicht nur allein von ihnen/ sondern auch aus dem Strom selbst noch/ viel tausend solche Lysimachische Müntz kriegte; davon er dem Keyser Ferdinando zwey tausend zugeschickt/ so alle zween Ducaten schwer waren. Grosser Schatz Decebali, im Fluß verborgen. Wird zu zweyen unterschiedlichen malen gefunden. Darauf ließ Trajanus die Stadt bevestigen/ und nach seinem Namen Ulpia Trajana heissen; auch aus dem gantzen Römischen Reich sehr viel Völcker in Siebenbürgen/ Wallachey und Moldau abführen/ welche das Gold/ und Fruchtreiche Land anbauen solten. Er aber zoge hernach/ mit wolgespicktem Beutel auf Rom; da ihm dann um solcher herrlichen Verrichtungen/ und grossen Heldenthaten willen/ diese Ehrenseule/Columna Trajana, wie sie noch heutiges Tages zu sehen ist/ von dem Rath und Volck zu Rom aufgerichtet worden. sintemal er solche nicht selbst erbauet/ wie manche da für halten möchten; ob er gleich den grossen Marck/ Forum Trajanum, von demjenigen Geld/ so er aus dem Dacischen Raub (laut der Innschrifft/ EX MANUBIIS) erlöset/ mit prächtig-verguldten Roß-Bildern/ und allerhand Römischen Kriegsrüstung/ausgezieret/ und werckstellig gemacht. Damit aber diejenige Ehrenseule desto besseres Ansehen haben möchte/ so hat man allda einen grossen Hügel/ umgraben/ und eine schöne Ebene gemacht; damit der Prospect unverhindert wäre; laut einer andern Römischen Innschrifft. Ulpia Trajana, Siebenbürgische Stadt. Die Ehrenseule Columna Trajana. Agellius, lib.13.cap.23. Dion, in Trajano. AD. DECLARANDUM. QUANTAE. AL- TITUDINIS MONS. ET. LOCUS. TANTIS. EX. COL- LIBUS. SIT. EGESTUS. In dieser Seule kan man innwendig/ durch eine Schneckentreppe/ so 158. Stuffen hat/ bis unter die Spitze gehen/ von aussen her ist die gantze Historie dieses Dacischen Kriegs/ aufs artigst/ in Marmelstein/ bis oben aus gebildet. Unten am Boden ligt Danubius, in Gestalt eines alten/ langbartichten Mannes/ dessen Haubt mit Schilfrohren gekrönet ist: Mit dem einen Ellenbogen lehnet er sich auf ein Wasser-gefäß/ daraus er die Donau schüttet. Dann steht die Brucken eingehauen/ wie sie so künstlich auf die grosse Pfeiler erbauet ist. Darnach ist abgebildet/ wie Trajanus den Wald lässt niederhauen/ daß er der Armee einen Weg in Dacien machen möchte: Ober dem siehet man/ wie Decebalus vor den Keyser geführet wird/ wie er demselben zu Fuß fällt/ und um Gnade bittet. Bald ist zu sehen wie er sich zum Abfall rüstet/ und Trajanus ihn wiederum bekrieget/ wie Decebalus mit den Seinen in die Flucht zerstreuet wird: darauf des Decebali Kopf/ an eine Picken gespisst/ getragen wird: item so ist zu sehen die Bestürmung der königlichen Hofstadt/ wie solche mit Rennböcken und Armbrüsten erobert wird. Wie solche Seule geauet sey.Uber dis alles so befinden sich/ an solcher Seulen/ von unten bis oben aus/ auf die 2500. so gantze/ als halbe/ bis an die Brust gebildete Menschen; ausser denen Rossen/ Waffen/ und andern Zugehörungen: Und worüber sich noch mehr zu verwundern/ alles und jedes so nett ausgearbeitet/ als ob es von einer Hand/ und einem Grabstichel meisterlich ausgefertigt worden wäre. Dannenhero allerhand Auszüge Uberfahrten/ Lager/ Kriegs-anredungen/ Opfer/ Schlachten/ Siege/ und Siegszeichen/ daran zu beobachten. Insonderheit aber sind/ unter so vielen Abbildungen/ diese zwo die allerdenckwürdigsten: Erstlich/ mit was Hertzhaftigkeit die Römer von den Dacischen Weibern so grausam angegriffen worden/ daß sie etliche Gefangene gantz entblösset/ und lebendig verbrennt. zum andern die Tapfferkeit der Männer/ welche zu Vermeidung der künfftigen Dienstbarkeit/ ihre Stadt in Brand gesteckt/ und einmütiglich zu ihrem Tod geeilet; deren dan einer Gifft in einem Geschirr zu trincken anbietet/ die andern ihre Hände ausstrecken und begierig darnach langen: Etliche aber theils in eine Onmacht hinsincken/ theils auch/ als Sterbende/ mit dem letzten Feind/ als dem Tode selbst/ kämpften. Zwo denckwürdige Figuren/ an solcher Ehrenseule.Zugeschweigen der aus Ertz gegossenen Krumhörner/ welche die Römer/ an statt der Feldtrompeten/ in der Schlacht zu führen pflegten/ wie solche der Vortreffliche Bartholinus, in der III. Tabell nach der 6. Zahl/ unter andern alten blasenden Instrumenten vorgewiesen/ und sattsamlich erklärt; wie solche in unsrer Scultura Tabl. II. zu sehen auch an der Columna Trajana, sich annoch befinden. Uber dis Ciacconius eine vollständige Auslegung solcher Seulen/ in einem gantzen Buch hiervon/ Bartholin. lib. 3. de Tibus vet. cap. 7.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679, S. [I (Architektur), S. 69]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0201_1679/266>, abgerufen am 18.04.2024.