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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] zu Bruge in Flandern die Mahlerkunst mächtig erhoben/ die Wissenschafft mit Oelfarben zu mahlen ersonnen/ dadurch dieser Kunst Nährmutter erfunden und hoch gestiegen. Denen auch gefolgt/ Martin Schön/ Adam Krafft/ Wolgemudt/ Albert Dürrer, samt viel seiner - gute Lehrlingen/ Lucas von Leyden/ Holbein/ Schwartz/ Eltzheimer/ Blommart, Rubens, Händhorst von Dick, Renbrant, Bambots, Both, nebst andern.

Gleichwie wirs nun damals hiebey gelassen; also haben wir uns nun weiter in der Ordnung allda fortzusetzen vorgenommen/ und die allerruhmwürdigste/ so viel ich dieser Zeit herwarts erfahren oder beybringen können/ diesem Werck einverleibt mit kürtzlicher Beschreibung ihres Lebens und Lobs/ und sorgfältiger Abbildung ihrer Conterfeyten/ ohne Ersparung einiger Mühe oder Unkosten. Was auch sonst noch mehrers in den Regeln nötig zu erwehnen mich beduncken wollen/ so wol/ als der Antichen neuerfundene gemahlte Stucke in Fresco, und des Caestii Grabmahl in Kupffer; das alles wird den Kunst-liebenden Augen allhie ebenfalls zu Dienste stehen: Hoffentlich werden denenselben gleichfalls die beygewidmete Angesichter der Weltberühmten Monarchen/Feldherren/Gesetzgeber/ Regenten/ Philosophen und andrer denckwürdigen Personen/ so nach ihrer/ in Edelgestein/Gold/Silber/ und andres Metall/ gegrabenen wahren Gestalt/ um deren dabey befindliche Lebens-Erzehlungen desto angenehmer zu machen/ allhie nachgebildet und beygefertiget worden/ nicht misbeliebig seyn. Und solche großgünstige Beliebung wird mir die Mühe versüssen/ so ich fast von Jugend auf in die funftzig Jahre lang/ mit diesen Bildnissen gehabt; als die ich nicht ohne viel Arbeit von hie und dort/ damals und ietzo/ durch vielfältiger Correspondens Hülffe/ absonderlich zu [Spaltenumbruch] Rom und anderwerts/ zuwegen gebracht und nachgezeichnet habe; deswegen auch dieselbe dem glücklichen Conterfeyt-Folger/ Herrn Collin, in Kupffer zu bringen/ aufgetragen: der sich auch hierinnen/ wie in allen vortrefflich gehalten/ und nur mit Einer Schraffirung meisterhaft zu wegen gebracht. Hätte zwar wünschen mögen/ daß diese Conterfeyten/ deren gebührenden Zeit- und Lebens-Ordnung nach/ können eingerichtet werden; habe aber der Unmügligkeit hierin müssen nachgeben/ und daran vergnügt seyn/ daß mich das Glück nur dann und wann/ mit einem wahren Konterfeyt begünstigen wollen. Wiewol ich gestehen muß/ daß meine Begier mit demselben/ in dieser curiösen und ehrlichen Buhlschafft/ noch weiter sich zu umfangen wünschet.

Nachdemmal ich auch jederzeit/ an den alten schauwürdigen Geschirren/ Gefässen/ und andren solcher Art Antiquitäten/ im gleichen an Beschauung Welt- rühmlicher Fürsten und Monarchen erhäbenen köstlichen Gebäuen/ Palästen/ Tempeln/ Grabmalen/ Schau-spielhäusern/ und derselben nunmehr/ über ihre Niederlage oder Einsinckung traurenden/Ruinen/ vermittelst nachsinnender Betrachtung ihrer hinterlassenen Kunst-spuhr/ meine Augen nicht wenig ergetzet/ und befunden/ daß selbige beedes zum Mahlen/ und zu der Architectur mercklichen Nutzen geschafft: als habe ich das beste und dienlichste aus deren Anmerck - und Beobachtungen/ sonderlich von denen Römischen Ruinen so/ wie sie zu meiner Zeit gelegen/ meinem Studier-oder Denck-Buche/ mit sonderbarem Fleiß/ selbst eingezeichnet/ und als etwas/ so mir werth gewesen/ den Kunst-Gewogenen ebner Massen dienstlich mittheilen wollen: verlanglich wünschend/ daß so viel Freude und Nutzen ich von solchem Allen geschöpfft/ gleichfalls auch alle curiöse Tugend-Verwundrer vergnüglich empfangen mögen.

[Spaltenumbruch] zu Bruge in Flandern die Mahlerkunst mächtig erhoben/ die Wissenschafft mit Oelfarben zu mahlen ersonnen/ dadurch dieser Kunst Nährmutter erfunden und hoch gestiegen. Denen auch gefolgt/ Martin Schön/ Adam Krafft/ Wolgemudt/ Albert Dürrer, samt viel seiner - gute Lehrlingen/ Lucas von Leyden/ Holbein/ Schwartz/ Eltzheimer/ Blommart, Rubens, Händhorst von Dick, Renbrant, Bambots, Both, nebst andern.

Gleichwie wirs nun damals hiebey gelassen; also haben wir uns nun weiter in der Ordnung allda fortzusetzen vorgenommen/ und die allerruhmwürdigste/ so viel ich dieser Zeit herwarts erfahren oder beybringen können/ diesem Werck einverleibt mit kürtzlicher Beschreibung ihres Lebens und Lobs/ und sorgfältiger Abbildung ihrer Conterfeyten/ ohne Ersparung einiger Mühe oder Unkosten. Was auch sonst noch mehrers in den Regeln nötig zu erwehnen mich beduncken wollen/ so wol/ als der Antichen neuerfundene gemahlte Stucke in Fresco, und des Caestii Grabmahl in Kupffer; das alles wird den Kunst-liebenden Augen allhie ebenfalls zu Dienste stehen: Hoffentlich werden denenselben gleichfalls die beygewidmete Angesichter der Weltberühmten Monarchen/Feldherren/Gesetzgeber/ Regenten/ Philosophen und andrer denckwürdigen Personen/ so nach ihrer/ in Edelgestein/Gold/Silber/ und andres Metall/ gegrabenen wahren Gestalt/ um deren dabey befindliche Lebens-Erzehlungen desto angenehmer zu machen/ allhie nachgebildet und beygefertiget worden/ nicht misbeliebig seyn. Und solche großgünstige Beliebung wird mir die Mühe versüssen/ so ich fast von Jugend auf in die funftzig Jahre lang/ mit diesen Bildnissen gehabt; als die ich nicht ohne viel Arbeit von hie und dort/ damals und ietzo/ durch vielfältiger Correspondens Hülffe/ absonderlich zu [Spaltenumbruch] Rom und anderwerts/ zuwegen gebracht und nachgezeichnet habe; deswegen auch dieselbe dem glücklichen Conterfeyt-Folger/ Herrn Collin, in Kupffer zu bringen/ aufgetragen: der sich auch hierinnen/ wie in allen vortrefflich gehalten/ und nur mit Einer Schraffirung meisterhaft zu wegen gebracht. Hätte zwar wünschen mögen/ daß diese Conterfeyten/ deren gebührenden Zeit- und Lebens-Ordnung nach/ können eingerichtet werden; habe aber der Unmügligkeit hierin müssen nachgeben/ und daran vergnügt seyn/ daß mich das Glück nur dann und wann/ mit einem wahren Konterfeyt begünstigen wollen. Wiewol ich gestehen muß/ daß meine Begier mit demselben/ in dieser curiösen und ehrlichen Buhlschafft/ noch weiter sich zu umfangen wünschet.

Nachdemmal ich auch jederzeit/ an den alten schauwürdigen Geschirren/ Gefässen/ und andren solcher Art Antiquitäten/ im gleichen an Beschauung Welt- rühmlicher Fürsten und Monarchen erhäbenen köstlichen Gebäuen/ Palästen/ Tempeln/ Grabmalen/ Schau-spielhäusern/ und derselben nunmehr/ über ihre Niederlage oder Einsinckung traurenden/Ruinen/ vermittelst nachsinnender Betrachtung ihrer hinterlassenen Kunst-spuhr/ meine Augen nicht wenig ergetzet/ und befunden/ daß selbige beedes zum Mahlen/ und zu der Architectur mercklichen Nutzen geschafft: als habe ich das beste und dienlichste aus deren Anmerck - und Beobachtungen/ sonderlich von denen Römischen Ruinen so/ wie sie zu meiner Zeit gelegen/ meinem Studier-oder Denck-Buche/ mit sonderbarem Fleiß/ selbst eingezeichnet/ und als etwas/ so mir werth gewesen/ den Kunst-Gewogenen ebner Massen dienstlich mittheilen wollen: verlanglich wünschend/ daß so viel Freude und Nutzen ich von solchem Allen geschöpfft/ gleichfalls auch alle curiöse Tugend-Verwundrer vergnüglich empfangen mögen.

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[[III (Malerei), S. 8 ]/0012] zu Bruge in Flandern die Mahlerkunst mächtig erhoben/ die Wissenschafft mit Oelfarben zu mahlen ersonnen/ dadurch dieser Kunst Nährmutter erfunden und hoch gestiegen. Denen auch gefolgt/ Martin Schön/ Adam Krafft/ Wolgemudt/ Albert Dürrer, samt viel seiner - gute Lehrlingen/ Lucas von Leyden/ Holbein/ Schwartz/ Eltzheimer/ Blommart, Rubens, Händhorst von Dick, Renbrant, Bambots, Both, nebst andern. Gleichwie wirs nun damals hiebey gelassen; also haben wir uns nun weiter in der Ordnung allda fortzusetzen vorgenommen/ und die allerruhmwürdigste/ so viel ich dieser Zeit herwarts erfahren oder beybringen können/ diesem Werck einverleibt mit kürtzlicher Beschreibung ihres Lebens und Lobs/ und sorgfältiger Abbildung ihrer Conterfeyten/ ohne Ersparung einiger Mühe oder Unkosten. Was auch sonst noch mehrers in den Regeln nötig zu erwehnen mich beduncken wollen/ so wol/ als der Antichen neuerfundene gemahlte Stucke in Fresco, und des Caestii Grabmahl in Kupffer; das alles wird den Kunst-liebenden Augen allhie ebenfalls zu Dienste stehen: Hoffentlich werden denenselben gleichfalls die beygewidmete Angesichter der Weltberühmten Monarchen/Feldherren/Gesetzgeber/ Regenten/ Philosophen und andrer denckwürdigen Personen/ so nach ihrer/ in Edelgestein/Gold/Silber/ und andres Metall/ gegrabenen wahren Gestalt/ um deren dabey befindliche Lebens-Erzehlungen desto angenehmer zu machen/ allhie nachgebildet und beygefertiget worden/ nicht misbeliebig seyn. Und solche großgünstige Beliebung wird mir die Mühe versüssen/ so ich fast von Jugend auf in die funftzig Jahre lang/ mit diesen Bildnissen gehabt; als die ich nicht ohne viel Arbeit von hie und dort/ damals und ietzo/ durch vielfältiger Correspondens Hülffe/ absonderlich zu Rom und anderwerts/ zuwegen gebracht und nachgezeichnet habe; deswegen auch dieselbe dem glücklichen Conterfeyt-Folger/ Herrn Collin, in Kupffer zu bringen/ aufgetragen: der sich auch hierinnen/ wie in allen vortrefflich gehalten/ und nur mit Einer Schraffirung meisterhaft zu wegen gebracht. Hätte zwar wünschen mögen/ daß diese Conterfeyten/ deren gebührenden Zeit- und Lebens-Ordnung nach/ können eingerichtet werden; habe aber der Unmügligkeit hierin müssen nachgeben/ und daran vergnügt seyn/ daß mich das Glück nur dann und wann/ mit einem wahren Konterfeyt begünstigen wollen. Wiewol ich gestehen muß/ daß meine Begier mit demselben/ in dieser curiösen und ehrlichen Buhlschafft/ noch weiter sich zu umfangen wünschet. Nachdemmal ich auch jederzeit/ an den alten schauwürdigen Geschirren/ Gefässen/ und andren solcher Art Antiquitäten/ im gleichen an Beschauung Welt- rühmlicher Fürsten und Monarchen erhäbenen köstlichen Gebäuen/ Palästen/ Tempeln/ Grabmalen/ Schau-spielhäusern/ und derselben nunmehr/ über ihre Niederlage oder Einsinckung traurenden/Ruinen/ vermittelst nachsinnender Betrachtung ihrer hinterlassenen Kunst-spuhr/ meine Augen nicht wenig ergetzet/ und befunden/ daß selbige beedes zum Mahlen/ und zu der Architectur mercklichen Nutzen geschafft: als habe ich das beste und dienlichste aus deren Anmerck - und Beobachtungen/ sonderlich von denen Römischen Ruinen so/ wie sie zu meiner Zeit gelegen/ meinem Studier-oder Denck-Buche/ mit sonderbarem Fleiß/ selbst eingezeichnet/ und als etwas/ so mir werth gewesen/ den Kunst-Gewogenen ebner Massen dienstlich mittheilen wollen: verlanglich wünschend/ daß so viel Freude und Nutzen ich von solchem Allen geschöpfft/ gleichfalls auch alle curiöse Tugend-Verwundrer vergnüglich empfangen mögen.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [III (Malerei), S. 8 ]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/12>, abgerufen am 20.04.2024.