Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] haben die daselbst ihre Nahrung suchende Fischer sie mit ihren Netzen aus dem Meer gezogen worauf sie von den Thasiern wiederumb an die vorige Stelle gesetzt/ und ihr nachgehends Göttliche Ehre angethan worden.

Die vielfältige Fabeln/ so von dem Jupiter erzehlet werden/ geben uns mancherley Veranlassungen sein Bildnus auf unterschiedliche Weise vorzustellen: dann man meldet von ihm/ Er habe bald diese/ bald jene Gestalt angenommen/ damit er derer jenigen Dinge/ Deß Jupiters vielfältige Verwandlung. die er liebte/ genießen möchte. In einen Stier hab er sich verwandelt/ umb die Europa zu überkommen; in einen Adler/ den Ganymedes [Spaltenumbruch] und die Asteria mit sich hinweg zu führen; in einen güldnen Regen/ umb die Danae zu betriegen; in einen Schwahn/ die Laeda zu überfallen; in ein Feuer/ die Aegina zu berücken; in den Amphitryon/ umb mit der der Alcmena zuzuhalten; in die Diana/ umb zu Calisto sich zu gesellen. Ja Er soll sich in unzehlige andere Gestalten mehr verwandelt haben/ welche ich hier mit Stillschweigen übergehe/ weil die Alten nach denselben kein Bildnus deß Jupiters vorgestellet haben.



Von der Juno. [Spaltenumbruch]

Juno deß Jupiters Schwester. DIejenige/ so der Meinung gewesen/ daß die Alten unter dem Namen der mancherley Götter die Elementen verehrt/ haben für die Lufft die Juno bedeuten wollen; daher sie dieselbe in ihren Gedichten für deß Jupiters Schwester ausgegeben/ dieweil Jupiter von ihnen für das Feuer gehalten wurde. Ja gleichwie sie den Jupiter für einen König deß Himmels gehalten/ also haben sie die Juno seine Königin genennet/ dieweil das Feuer und die Lufft in den obern Oertern sich enthalten/ und grössere Krafft in diese Unter-Dinge haben/ als die übrige zwey Elementa. Bißweilen haben sie die Juno für die Erde genommen deß Jupiters Gemahlin./ und sie deß Jupiters Gemahlin zu seyn gedichtet; sintemahl eine gewisse Saamens-Krafft aus den obern Cörpern in die Erde einfliesset/ die ihr das Vermögen mittheilet/ alles das jenige zu gebähren/ was sie überflüssig hervorbringet; nicht anders als wie der Mann den Gebehrens-Acker deß Weibes mit seinem Saamen befeuchtet/ und denselben/ ein Kind zu empfangen und zu seiner Zeit zu gebähren/ fähig machet. Dannenhero Virgilius dieses anzudeuten vorgiebt/ es seye Jupiter mit einem starken Regen seiner Gemahlin in den Schooß gefallen. Einige wollen/ es sey die Juno und Luna eine einige Göttliche Macht/ daher sie ihr etliche der Luna Bey-Namen zugeeignet; dann man sie Lucina genennet/ gleich als ob sie die jenige wäre/ welche den Gebährenden/ auf ihr Anflehen/ zu Hülff käme/ und die Frucht zur Welt brächte. Daher ist auch kommen/ daß die Alten ein Glied am Menschlichen Leibe diesem/ das andere einem andern unter den Göttern zugeschrieben[Spaltenumbruch] als unter deren Schutz sie wären/ Augbrauen unter der Juno Schutz. und haben die Juno denen Augenbraunen vorgesetzt/ weil durch selbige die Augen beschützt werden/ vermittelst deren wir deß Liechtes geniessen/ welches von der Juno/ sonst Lucina genannt/ ihrer Meinug nach/ herkame. Man lieset auch/ daß ihr die Arme geheiligt oder zugeeignet gewesen: derohalben Homerus/ der einem iedweden Gott der schönsten Glieder eines zugeeignet/ von welchem er ihn beyzunamsen pfleget/ die Juno leukholenon das ist/ eine mit weissen Armen begabte Göttin genennet.

Ihr Bildnus haben etliche aus reiner und weißer Materia gemacht/ und dardurch der Luna Cörper abgebildet. Lucianus bezeuget/ Die Göttin Syria. daß/ ob wohl die Göttin Syria/ welche zu Hieropolis verehret wurde/ die Juno gewesen/ habe doch ihre Statua nicht eine/ sondern viel Göttinnen vorzubilden geschienen/ sintemahl an selbiger etwas von der Pallas/ Venus/ Diana/ Nemesis/ den Parcen und anderen Göttinnen offenbarlich hervorgeblicket. Sie saß auf zweyen Juno auf zweyen Löwen. Löwen/ hatte in einer Hand einen Scepter/ in der andern eine Spindel/ das Haupt war mit Strahlen geziert; und viel andere Dinge mehr wurden an ihr gesehen/ welche anderen Göttern eigen waren. Dannenhero Lucianus gewiesen/ daß der Göttin Juno vorzeiten unter verschiedenen Namen Ehre und Dienst erzeiget worden sey: weswegen sich auch gar nicht zu verwundern ist/ wann sie Lucina genennet worden/ welche die Gebährende in ihren Nöhten umb Hülffe angeruffen; wie dann Terentius in Andria die Glycerium/ als sie die Geburts-Schmertzen empfunden/ also redend einführet:

Juno Lucina fer opem, servame ob-
secro.

[Spaltenumbruch] haben die daselbst ihre Nahrung suchende Fischer sie mit ihren Netzen aus dem Meer gezogen worauf sie von den Thasiern wiederumb an die vorige Stelle gesetzt/ und ihr nachgehends Göttliche Ehre angethan worden.

Die vielfältige Fabeln/ so von dem Jupiter erzehlet werden/ geben uns mancherley Veranlassungen sein Bildnus auf unterschiedliche Weise vorzustellen: dann man meldet von ihm/ Er habe bald diese/ bald jene Gestalt angenommen/ damit er derer jenigen Dinge/ Deß Jupiters vielfältige Verwandlung. die er liebte/ genießen möchte. In einen Stier hab er sich verwandelt/ umb die Europa zu überkommen; in einen Adler/ den Ganymedes [Spaltenumbruch] und die Asteria mit sich hinweg zu führen; in einen güldnen Regen/ umb die Danae zu betriegen; in einen Schwahn/ die Laeda zu überfallen; in ein Feuer/ die Aegina zu berücken; in den Amphitryon/ umb mit der der Alcmena zuzuhalten; in die Diana/ umb zu Calisto sich zu gesellen. Ja Er soll sich in unzehlige andere Gestalten mehr verwandelt haben/ welche ich hier mit Stillschweigen übergehe/ weil die Alten nach denselben kein Bildnus deß Jupiters vorgestellet haben.



Von der Juno. [Spaltenumbruch]

Juno deß Jupiters Schwester. DIejenige/ so der Meinung gewesen/ daß die Alten unter dem Namen der mancherley Götter die Elementen verehrt/ haben für die Lufft die Juno bedeuten wollen; daher sie dieselbe in ihren Gedichten für deß Jupiters Schwester ausgegeben/ dieweil Jupiter von ihnen für das Feuer gehalten wurde. Ja gleichwie sie den Jupiter für einen König deß Himmels gehalten/ also haben sie die Juno seine Königin genennet/ dieweil das Feuer und die Lufft in den obern Oertern sich enthalten/ und grössere Krafft in diese Unter-Dinge haben/ als die übrige zwey Elementa. Bißweilen haben sie die Juno für die Erde genommen deß Jupiters Gemahlin./ und sie deß Jupiters Gemahlin zu seyn gedichtet; sintemahl eine gewisse Saamens-Krafft aus den obern Cörpern in die Erde einfliesset/ die ihr das Vermögen mittheilet/ alles das jenige zu gebähren/ was sie überflüssig hervorbringet; nicht anders als wie der Mann den Gebehrens-Acker deß Weibes mit seinem Saamen befeuchtet/ und denselben/ ein Kind zu empfangen und zu seiner Zeit zu gebähren/ fähig machet. Dannenhero Virgilius dieses anzudeuten vorgiebt/ es seye Jupiter mit einem starken Regen seiner Gemahlin in den Schooß gefallen. Einige wollen/ es sey die Juno und Luna eine einige Göttliche Macht/ daher sie ihr etliche der Luna Bey-Namen zugeeignet; dann man sie Lucina genennet/ gleich als ob sie die jenige wäre/ welche den Gebährenden/ auf ihr Anflehen/ zu Hülff käme/ und die Frucht zur Welt brächte. Daher ist auch kommen/ daß die Alten ein Glied am Menschlichen Leibe diesem/ das andere einem andern unter den Göttern zugeschrieben[Spaltenumbruch] als unter deren Schutz sie wären/ Augbrauen unter der Juno Schutz. und haben die Juno denen Augenbraunen vorgesetzt/ weil durch selbige die Augen beschützt werden/ vermittelst deren wir deß Liechtes geniessen/ welches von der Juno/ sonst Lucina genannt/ ihrer Meinug nach/ herkame. Man lieset auch/ daß ihr die Arme geheiligt oder zugeeignet gewesen: derohalben Homerus/ der einem iedweden Gott der schönsten Glieder eines zugeeignet/ von welchem er ihn beyzunamsen pfleget/ die Juno λευχώλενον das ist/ eine mit weissen Armen begabte Göttin genennet.

Ihr Bildnus haben etliche aus reiner und weißer Materia gemacht/ und dardurch der Luna Cörper abgebildet. Lucianus bezeuget/ Die Göttin Syria. daß/ ob wohl die Göttin Syria/ welche zu Hieropolis verehret wurde/ die Juno gewesen/ habe doch ihre Statua nicht eine/ sondern viel Göttinnen vorzubilden geschienen/ sintemahl an selbiger etwas von der Pallas/ Venus/ Diana/ Nemesis/ den Parcen und anderen Göttinnen offenbarlich hervorgeblicket. Sie saß auf zweyen Juno auf zweyen Löwen. Löwen/ hatte in einer Hand einen Scepter/ in der andern eine Spindel/ das Haupt war mit Strahlen geziert; und viel andere Dinge mehr wurden an ihr gesehen/ welche anderen Göttern eigen waren. Dannenhero Lucianus gewiesen/ daß der Göttin Juno vorzeiten unter verschiedenen Namen Ehre und Dienst erzeiget worden sey: weswegen sich auch gar nicht zu verwundern ist/ wann sie Lucina genennet worden/ welche die Gebährende in ihren Nöhten umb Hülffe angeruffen; wie dann Terentius in Andria die Glycerium/ als sie die Geburts-Schmertzen empfunden/ also redend einführet:

Juno Lucina fer opem, servame ob-
secro.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <p><pb facs="#f0122" xml:id="pb-1411" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 62"/><cb/>
haben die daselbst ihre Nahrung suchende Fischer sie mit ihren Netzen aus dem Meer gezogen worauf sie von den Thasiern wiederumb an die vorige Stelle gesetzt/ und ihr nachgehends Göttliche Ehre angethan worden.</p>
          <p>Die vielfältige Fabeln/ so von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> erzehlet werden/ geben uns mancherley Veranlassungen sein Bildnus auf unterschiedliche Weise vorzustellen: dann man meldet von ihm/ Er habe bald diese/ bald jene Gestalt angenommen/ damit er derer jenigen Dinge/ <note xml:id="n1411.5" place="right">Deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiters</persName> vielfältige Verwandlung.</note> die er liebte/ genießen möchte. In einen Stier hab er sich verwandelt/ umb die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-720 http://d-nb.info/gnd/118531409 http://viaf.org/viaf/22932833">Europa</persName> zu überkommen; in einen Adler/ den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1478 http://d-nb.info/gnd/118537520 http://viaf.org/viaf/3262256">Ganymedes</persName>
<cb/>
und die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3321">Asteria</persName> mit sich hinweg zu führen; in einen güldnen Regen/ umb die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-733 http://d-nb.info/gnd/11943542X http://viaf.org/viaf/2492520">Danae</persName> zu betriegen; in einen Schwahn/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-476 http://d-nb.info/gnd/118832611 http://viaf.org/viaf/25399567">Laeda</persName> zu überfallen; in ein Feuer/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3059">Aegina</persName> zu berücken; in den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-474 http://d-nb.info/gnd/118502646 http://viaf.org/viaf/54939219">Amphitryon</persName>/ umb mit der der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-469 http://d-nb.info/gnd/118648195 http://viaf.org/viaf/35250074">Alcmena</persName> zuzuhalten; in die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-60 http://d-nb.info/gnd/118678132 http://viaf.org/viaf/806296">Diana</persName>/ umb zu <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-538 http://d-nb.info/gnd/118864319 http://viaf.org/viaf/809841">Calisto</persName> sich zu gesellen. Ja Er soll sich in unzehlige andere Gestalten mehr verwandelt haben/ welche <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> hier mit Stillschweigen übergehe/ weil die Alten nach denselben kein Bildnus deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiters</persName> vorgestellet haben.</p>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div>
          <head>Von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName>.</head>
          <cb/>
          <p><note xml:id="n1411.2" place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName> deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiters</persName> Schwester.</note><hi rendition="#in">D</hi>Iejenige/ so der Meinung gewesen/ daß die Alten unter dem Namen der mancherley Götter die Elementen verehrt/ haben für die Lufft die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName> bedeuten wollen; daher sie dieselbe in ihren Gedichten für deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiters</persName> Schwester ausgegeben/ dieweil <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> von ihnen für das Feuer gehalten wurde. Ja gleichwie sie den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> für einen König deß Himmels gehalten/ also haben sie die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName> seine Königin genennet/ dieweil das Feuer und die Lufft in den obern Oertern sich enthalten/ und grössere Krafft in diese Unter-Dinge haben/ als die übrige zwey Elementa. Bißweilen haben sie die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName> für die Erde genommen <note xml:id="n1411.3" place="right">deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiters</persName> Gemahlin.</note>/ und sie deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiters</persName> Gemahlin zu seyn gedichtet; sintemahl eine gewisse Saamens-Krafft aus den obern Cörpern in die Erde einfliesset/ die ihr das Vermögen mittheilet/ alles das jenige zu gebähren/ was sie überflüssig hervorbringet; nicht anders als wie der Mann den Gebehrens-Acker deß Weibes mit seinem Saamen befeuchtet/ und denselben/ ein Kind zu empfangen und zu seiner Zeit zu gebähren/ fähig machet. Dannenhero <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-410 http://d-nb.info/gnd/118626574 http://viaf.org/viaf/8194433">Virgilius</persName> dieses anzudeuten vorgiebt/ es seye <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> mit einem starken Regen seiner Gemahlin in den Schooß gefallen. Einige wollen/ es sey die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3295 http://d-nb.info/gnd/118634615 http://viaf.org/viaf/45095692">Luna</persName> eine einige Göttliche Macht/ daher sie ihr etliche der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3295 http://d-nb.info/gnd/118634615 http://viaf.org/viaf/45095692">Luna</persName> Bey-Namen zugeeignet; dann man sie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Lucina</persName> genennet/ gleich als ob sie die jenige wäre/ welche den Gebährenden/ auf ihr Anflehen/ zu Hülff käme/ und die Frucht zur Welt brächte. Daher ist auch kommen/ daß die Alten ein Glied am Menschlichen Leibe diesem/ das andere einem andern unter den Göttern zugeschrieben<cb/>
als unter deren Schutz sie wären/ <note xml:id="n1411.1" place="right">Augbrauen unter der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName> Schutz.</note> und haben die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName> denen Augenbraunen vorgesetzt/ weil durch selbige die Augen beschützt werden/ vermittelst deren wir deß Liechtes geniessen/ welches von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName>/ sonst <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Lucina</persName> genannt/ ihrer Meinug nach/ herkame. Man lieset auch/ daß ihr die Arme geheiligt oder zugeeignet gewesen: derohalben <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-109 http://d-nb.info/gnd/11855333X http://viaf.org/viaf/63292865">Homerus</persName>/ der einem iedweden <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">Gott</persName> der schönsten Glieder eines zugeeignet/ von welchem er ihn beyzunamsen pfleget/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName> <foreign xml:lang="el">&#x03BB;&#x03B5;&#x03C5;&#x03C7;&#x03CE;&#x03BB;&#x03B5;&#x03BD;&#x03BF;&#x03BD;</foreign> das ist/ eine mit weissen Armen begabte Göttin genennet.</p>
          <p>Ihr Bildnus haben etliche aus reiner und weißer Materia gemacht/ und dardurch der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3295 http://d-nb.info/gnd/118634615 http://viaf.org/viaf/45095692">Luna</persName> Cörper abgebildet. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-119 http://d-nb.info/gnd/118575228 http://viaf.org/viaf/89552688">Lucianus</persName> bezeuget/ <note xml:id="n1411.6" place="right">Die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3288 http://d-nb.info/gnd/118637738 http://viaf.org/viaf/52482662">Göttin Syria</persName>.</note> daß/ ob wohl die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3288 http://d-nb.info/gnd/118637738 http://viaf.org/viaf/52482662">Göttin Syria</persName>/ welche zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1440">Hieropolis</placeName> verehret wurde/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName> gewesen/ habe doch ihre Statua nicht eine/ sondern viel Göttinnen vorzubilden geschienen/ sintemahl an selbiger etwas von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-295 http://d-nb.info/gnd/118504851 http://viaf.org/viaf/74643725">Pallas</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-60 http://d-nb.info/gnd/118678132 http://viaf.org/viaf/806296">Diana</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-296 http://d-nb.info/gnd/118924850 http://viaf.org/viaf/94168037">Nemesis</persName>/ den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1227 http://d-nb.info/gnd/11893208X http://viaf.org/viaf/62347694">Parcen</persName> und anderen Göttinnen offenbarlich hervorgeblicket. Sie saß auf zweyen <note xml:id="n1411.4" place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName> auf zweyen Löwen.</note> Löwen/ hatte in einer Hand einen Scepter/ in der andern eine Spindel/ das Haupt war mit Strahlen geziert; und viel andere Dinge mehr wurden an ihr gesehen/ welche anderen Göttern eigen waren. Dannenhero <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-119 http://d-nb.info/gnd/118575228 http://viaf.org/viaf/89552688">Lucianus</persName> gewiesen/ daß der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Göttin Juno</persName> vorzeiten unter verschiedenen Namen Ehre und Dienst erzeiget worden sey: weswegen sich auch gar nicht zu verwundern ist/ wann sie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Lucina</persName> genennet worden/ welche die Gebährende in ihren Nöhten umb Hülffe angeruffen; wie dann <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1558 http://d-nb.info/gnd/118621335 http://viaf.org/viaf/66462384">Terentius</persName> in <hi rendition="#aq">Andria</hi> die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3541">Glycerium</persName>/ als sie die Geburts-Schmertzen empfunden/ also redend einführet:</p>
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <l><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno Lucina</persName> fer opem, servame ob-<lb/>
secro.</l><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 62/0122] haben die daselbst ihre Nahrung suchende Fischer sie mit ihren Netzen aus dem Meer gezogen worauf sie von den Thasiern wiederumb an die vorige Stelle gesetzt/ und ihr nachgehends Göttliche Ehre angethan worden. Die vielfältige Fabeln/ so von dem Jupiter erzehlet werden/ geben uns mancherley Veranlassungen sein Bildnus auf unterschiedliche Weise vorzustellen: dann man meldet von ihm/ Er habe bald diese/ bald jene Gestalt angenommen/ damit er derer jenigen Dinge/ die er liebte/ genießen möchte. In einen Stier hab er sich verwandelt/ umb die Europa zu überkommen; in einen Adler/ den Ganymedes und die Asteria mit sich hinweg zu führen; in einen güldnen Regen/ umb die Danae zu betriegen; in einen Schwahn/ die Laeda zu überfallen; in ein Feuer/ die Aegina zu berücken; in den Amphitryon/ umb mit der der Alcmena zuzuhalten; in die Diana/ umb zu Calisto sich zu gesellen. Ja Er soll sich in unzehlige andere Gestalten mehr verwandelt haben/ welche ich hier mit Stillschweigen übergehe/ weil die Alten nach denselben kein Bildnus deß Jupiters vorgestellet haben. Deß Jupiters vielfältige Verwandlung. Von der Juno. DIejenige/ so der Meinung gewesen/ daß die Alten unter dem Namen der mancherley Götter die Elementen verehrt/ haben für die Lufft die Juno bedeuten wollen; daher sie dieselbe in ihren Gedichten für deß Jupiters Schwester ausgegeben/ dieweil Jupiter von ihnen für das Feuer gehalten wurde. Ja gleichwie sie den Jupiter für einen König deß Himmels gehalten/ also haben sie die Juno seine Königin genennet/ dieweil das Feuer und die Lufft in den obern Oertern sich enthalten/ und grössere Krafft in diese Unter-Dinge haben/ als die übrige zwey Elementa. Bißweilen haben sie die Juno für die Erde genommen / und sie deß Jupiters Gemahlin zu seyn gedichtet; sintemahl eine gewisse Saamens-Krafft aus den obern Cörpern in die Erde einfliesset/ die ihr das Vermögen mittheilet/ alles das jenige zu gebähren/ was sie überflüssig hervorbringet; nicht anders als wie der Mann den Gebehrens-Acker deß Weibes mit seinem Saamen befeuchtet/ und denselben/ ein Kind zu empfangen und zu seiner Zeit zu gebähren/ fähig machet. Dannenhero Virgilius dieses anzudeuten vorgiebt/ es seye Jupiter mit einem starken Regen seiner Gemahlin in den Schooß gefallen. Einige wollen/ es sey die Juno und Luna eine einige Göttliche Macht/ daher sie ihr etliche der Luna Bey-Namen zugeeignet; dann man sie Lucina genennet/ gleich als ob sie die jenige wäre/ welche den Gebährenden/ auf ihr Anflehen/ zu Hülff käme/ und die Frucht zur Welt brächte. Daher ist auch kommen/ daß die Alten ein Glied am Menschlichen Leibe diesem/ das andere einem andern unter den Göttern zugeschrieben als unter deren Schutz sie wären/ und haben die Juno denen Augenbraunen vorgesetzt/ weil durch selbige die Augen beschützt werden/ vermittelst deren wir deß Liechtes geniessen/ welches von der Juno/ sonst Lucina genannt/ ihrer Meinug nach/ herkame. Man lieset auch/ daß ihr die Arme geheiligt oder zugeeignet gewesen: derohalben Homerus/ der einem iedweden Gott der schönsten Glieder eines zugeeignet/ von welchem er ihn beyzunamsen pfleget/ die Juno λευχώλενον das ist/ eine mit weissen Armen begabte Göttin genennet. Juno deß Jupiters Schwester. deß Jupiters Gemahlin. Augbrauen unter der Juno Schutz.Ihr Bildnus haben etliche aus reiner und weißer Materia gemacht/ und dardurch der Luna Cörper abgebildet. Lucianus bezeuget/ daß/ ob wohl die Göttin Syria/ welche zu Hieropolis verehret wurde/ die Juno gewesen/ habe doch ihre Statua nicht eine/ sondern viel Göttinnen vorzubilden geschienen/ sintemahl an selbiger etwas von der Pallas/ Venus/ Diana/ Nemesis/ den Parcen und anderen Göttinnen offenbarlich hervorgeblicket. Sie saß auf zweyen Löwen/ hatte in einer Hand einen Scepter/ in der andern eine Spindel/ das Haupt war mit Strahlen geziert; und viel andere Dinge mehr wurden an ihr gesehen/ welche anderen Göttern eigen waren. Dannenhero Lucianus gewiesen/ daß der Göttin Juno vorzeiten unter verschiedenen Namen Ehre und Dienst erzeiget worden sey: weswegen sich auch gar nicht zu verwundern ist/ wann sie Lucina genennet worden/ welche die Gebährende in ihren Nöhten umb Hülffe angeruffen; wie dann Terentius in Andria die Glycerium/ als sie die Geburts-Schmertzen empfunden/ also redend einführet: Die Göttin Syria. Juno auf zweyen Löwen. Juno Lucina fer opem, servame ob- secro.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/122
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/122>, abgerufen am 13.10.2024.