Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Männer streueten Nüsse aus/ welche die Jungen mit einem grossen Geräusch auflasen/ damit das Geschrey der Braut/ wann sie ihr etwan den Jungfer-Gürtel nicht auflösen lassen Warum die Römer bey ihren Hochzeiten Nüsse auswerffen lassen. wolte/ von den Umstehenden nicht gehöret werden möchte. Andere wollen/ es seye darumb geschehen/ daß der Mann hierdurch zu verstehen gebe/ er habe allen kindischen Spielen nunmehr abgesagt/ und die Jünglings-Possen gäntzlich weggeleget. Varro vermeinte/ die Ursach deß Nüß-Ausstreuens seye diese/ daß der Ehestand unter deß Jupiters glücklichen Vorbedeutungs-Zeichen angefangen würde/ und die neue Braut eine Matron seyn sollte wie die Juno/ weil die Nüsse in deß Jupiters Schutze waren. Aber so viel auch von dieser Materi.

Deß Hymenaeus Bildnus. Es wurde der Hymenaeus mit Blumen und Majoran umkräntzet gemahlt/ in der rechten Hand hatte er eine Fackel/ in der Lincken aber eine gelbe Decke Flammeum genennt/ wormit die neu-verlobten Weibspersonen sich zu bedecken pflegten; solches kan nicht unfüglich auf die Schaam und Röte der Braut gezogen werden/ welche die Alten unter dem lateinischen Namen Pudor als eine Göttliche Macht verehrten: dannenhero ihr zu Athen ein Altar geheiliget/ und zu Lacedämon ein Bildnus aufgerichtet worden/ und zwar aus dieser Ursach/ welche Pausanias in Laconicis erzehlet: Nachdem Icarius dem Ulysses die Penelope zur Gemahlin gegeben/ hat er von ihme geforschet/ ob er nicht zu Lacedämon eine Behausung zu haben verlangte ? Weil er sich aber in dieser seiner Hoffnung betrogen befunden/ hat er seine Tochter ersuchet/ ihn doch nicht zu verlassen/ sondern bey ihm zu bleiben. Ja er hat ihr/ als Sie schon auf der Reise begriffen ware/ auf einen Wagen nachgesetzt/ und deßwegen nochmals flehentlich gebetten und angesucht. Daher Ulysses endlich/ durch dieses seines Schwäher-Vatters ungestümmes Anhalten überwunden/ der Penelope die Wahl gelassen/ entweder ihm zu folgen/ oder aber/ so es ihr anders beliebte/ mit dem Vatter wiederumb Pudor, oder die Göttin der Schamhafftigkeit. zurück nach Lacedämon zu kehren/ da sie dann/ wie man schreibt/ nichts geantwortet/ sondern nur das Gesicht verhüllet haben solle; daher Icarius/ als der hieraus zur Genüge verstanden/ wie sie gesinnet ware/ ihr mit dem Ulysses fortzufahren vergünstiget. Hierauf hat er die Bildnus der Schaamhafftigkeit auf dem Wege an dem jenigen Orte/ da die Penelope/ als sie das Gesicht verhüllet/ gestanden/ aufgerichtet/ welche vielleicht ebenmässig mit verdecktem Gesichte vorgestellet worden. Dannenher die neuen Bräute nicht unbillig das Angesicht mit dem Flammeo,oder der also genannten Decke/ zu verhüllen pflegten/ die Hymenaeus in der lincken Hand hielte/ der auch an den Beinen mit Saffran-gelben Strümpffen bekleidet war. Dessen Bildnus hat Catullus in einem Hochzeit-Gedichte [Spaltenumbruch] Hymenäus vom Catullus beschrieben. über das Braut-Fest der Julia und des Manlius sehr wol beschrieben hinterlassen/ mit diesen Worten:

Collis o Heliconij
Cultor, Uraniae genus,
Qui rapis teneram ad virum
Virginem O Hymenaee Hymen:
Cinge tempora floribus
Suave olentis amaraci;
Flammeum cape laetus: huc
Huc veni, niveo gerens
Luteum pede soccum.
Excitusque hilari die,
Nuptialia concinens
Voce carmina tinnula,
Pelle humum pedibus
Pineam quate taedam.
Du treugesinnter Knecht deß grossen He-
licons/

und wolgeborner Zweig deß hohen Him-
mels-Throns/

O Hymenäus! der du weist die Jungfer-
Schaaren

mit sondrer Listigkeit mit Jünglingen zu
paaren/

umkräntz dein kluges Haupt mit man-
cher Blumen Art/

die lieblich vom Geruch und am Gewäch-
se zart.

Ergreiff die Flammen-Deck/ die weisse Füß
laß lauffen

in gelben Strümpfen her zu unserm Hoch-
zeit Hauffen.

Ermuntre dich mit uns an diesem Freu-
den-Tag/

stimm Hochzeit-Lieder an/ daß man ver-
nehmen mag

den angenehmen Thon/ stampff tapffer mit
den Füssen/

und laß Rauch/ Dampff und Pech von dei-
ner Fackel fliessen.

Hymenäus vom Seneca abgebildet. Seneca aber bildet ihn in seiner Medea in wenig Versen also ab:

Et tu, qui facibus legitimis ades,
Noctem discutiens, auspice dex-
tera,

Huc incede, gradu marcidus ebrio,
Praecingens roseo tempora vinculo.
Du/ der du ehrlichen Hochzeiten beyzu-
wohnen/

die neuen Ehleut auch mit Preiß pflegst zu
belohnen/

treib weg die finstre Nacht/ tritt glück-
lich zum Anfang

mit trocknem Fuß herein/ und wackelen-
dem Gang.

[Spaltenumbruch] Männer streueten Nüsse aus/ welche die Jungen mit einem grossen Geräusch auflasen/ damit das Geschrey der Braut/ wann sie ihr etwan den Jungfer-Gürtel nicht auflösen lassen Warum die Römer bey ihren Hochzeiten Nüsse auswerffen lassen. wolte/ von den Umstehenden nicht gehöret werden möchte. Andere wollen/ es seye darumb geschehen/ daß der Mann hierdurch zu verstehen gebe/ er habe allen kindischen Spielen nunmehr abgesagt/ und die Jünglings-Possen gäntzlich weggeleget. Varro vermeinte/ die Ursach deß Nüß-Ausstreuens seye diese/ daß der Ehestand unter deß Jupiters glücklichen Vorbedeutungs-Zeichen angefangen würde/ und die neue Braut eine Matron seyn sollte wie die Juno/ weil die Nüsse in deß Jupiters Schutze waren. Aber so viel auch von dieser Materi.

Deß Hymenaeus Bildnus. Es wurde der Hymenaeus mit Blumen und Majoran umkräntzet gemahlt/ in der rechten Hand hatte er eine Fackel/ in der Lincken aber eine gelbe Decke Flammeum genennt/ wormit die neu-verlobten Weibspersonen sich zu bedecken pflegten; solches kan nicht unfüglich auf die Schaam und Röte der Braut gezogen werden/ welche die Alten unter dem lateinischen Namen Pudor als eine Göttliche Macht verehrten: dannenhero ihr zu Athen ein Altar geheiliget/ und zu Lacedämon ein Bildnus aufgerichtet worden/ und zwar aus dieser Ursach/ welche Pausanias in Laconicis erzehlet: Nachdem Icarius dem Ulysses die Penelope zur Gemahlin gegeben/ hat er von ihme geforschet/ ob er nicht zu Lacedämon eine Behausung zu haben verlangte ? Weil er sich aber in dieser seiner Hoffnung betrogen befunden/ hat er seine Tochter ersuchet/ ihn doch nicht zu verlassen/ sondern bey ihm zu bleiben. Ja er hat ihr/ als Sie schon auf der Reise begriffen ware/ auf einen Wagen nachgesetzt/ und deßwegen nochmals flehentlich gebetten und angesucht. Daher Ulysses endlich/ durch dieses seines Schwäher-Vatters ungestümmes Anhalten überwunden/ der Penelope die Wahl gelassen/ entweder ihm zu folgen/ oder aber/ so es ihr anders beliebte/ mit dem Vatter wiederumb Pudor, oder die Göttin der Schamhafftigkeit. zurück nach Lacedämon zu kehren/ da sie dann/ wie man schreibt/ nichts geantwortet/ sondern nur das Gesicht verhüllet haben solle; daher Icarius/ als der hieraus zur Genüge verstanden/ wie sie gesinnet ware/ ihr mit dem Ulysses fortzufahren vergünstiget. Hierauf hat er die Bildnus der Schaamhafftigkeit auf dem Wege an dem jenigen Orte/ da die Penelope/ als sie das Gesicht verhüllet/ gestanden/ aufgerichtet/ welche vielleicht ebenmässig mit verdecktem Gesichte vorgestellet worden. Dannenher die neuen Bräute nicht unbillig das Angesicht mit dem Flammeo,oder der also genannten Decke/ zu verhüllen pflegten/ die Hymenaeus in der lincken Hand hielte/ der auch an den Beinen mit Saffran-gelben Strümpffen bekleidet war. Dessen Bildnus hat Catullus in einem Hochzeit-Gedichte [Spaltenumbruch] Hymenäus vom Catullus beschrieben. über das Braut-Fest der Julia und des Manlius sehr wol beschrieben hinterlassen/ mit diesen Worten:

Collis ô Heliconij
Cultor, Uraniae genus,
Qui rapis teneram ad virum
Virginem O Hymenaee Hymen:
Cinge tempora floribus
Suave olentis amaraci;
Flammeum cape laetus: huc
Huc veni, niveo gerens
Luteum pede soccum.
Excitusque hilari die,
Nuptialia concinens
Voce carmina tinnula,
Pelle humum pedibus
Pineam quate taedam.
Du treugesinnter Knecht deß grossen He-
licons/

und wolgeborner Zweig deß hohen Him-
mels-Throns/

O Hymenäus! der du weist die Jungfer-
Schaaren

mit sondrer Listigkeit mit Jünglingen zu
paaren/

umkräntz dein kluges Haupt mit man-
cher Blumen Art/

die lieblich vom Geruch und am Gewäch-
se zart.

Ergreiff die Flammen-Deck/ die weisse Füß
laß lauffen

in gelben Strümpfen her zu unserm Hoch-
zeit Hauffen.

Ermuntre dich mit uns an diesem Freu-
den-Tag/

stimm Hochzeit-Lieder an/ daß man ver-
nehmen mag

den angenehmen Thon/ stampff tapffer mit
den Füssen/

und laß Rauch/ Dampff und Pech von dei-
ner Fackel fliessen.

Hymenäus vom Seneca abgebildet. Seneca aber bildet ihn in seiner Medea in wenig Versen also ab:

Et tu, qui facibus legitimis ades,
Noctem discutiens, auspice dex-
tera,

Huc incede, gradu marcidus ebrio,
Praecingens roseo tempora vinculo.
Du/ der du ehrlichen Hochzeiten beyzu-
wohnen/

die neuen Ehleut auch mit Preiß pflegst zu
belohnen/

treib weg die finstre Nacht/ tritt glück-
lich zum Anfang

mit trocknem Fuß herein/ und wackelen-
dem Gang.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <p><pb facs="#f0133" xml:id="pb-1421" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 71"/><cb/>
Männer streueten Nüsse aus/ welche die Jungen mit einem grossen Geräusch auflasen/ damit das Geschrey der Braut/ wann sie ihr etwan den Jungfer-Gürtel nicht auflösen lassen <note xml:id="n1421.1" place="right">Warum die Römer bey ihren Hochzeiten Nüsse auswerffen lassen.</note> wolte/ von den Umstehenden nicht gehöret werden möchte. Andere wollen/ es seye darumb geschehen/ daß der Mann hierdurch zu verstehen gebe/ er habe allen kindischen Spielen nunmehr abgesagt/ und die Jünglings-Possen gäntzlich weggeleget. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-76 http://d-nb.info/gnd/118626183 http://viaf.org/viaf/100219311">Varro</persName> vermeinte/ die Ursach deß Nüß-Ausstreuens seye diese/ daß der Ehestand unter deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiters</persName> glücklichen Vorbedeutungs-Zeichen angefangen würde/ und die neue Braut eine Matron seyn sollte wie die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName>/ weil die Nüsse in deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiters</persName> Schutze waren. Aber so viel auch von dieser Materi.</p>
          <p><note xml:id="n1421.2" place="right">Deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2762">Hymenaeus</persName> Bildnus.</note> Es wurde der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2762">Hymenaeus</persName> mit Blumen und Majoran umkräntzet gemahlt/ in der rechten Hand hatte er eine Fackel/ in der Lincken aber eine gelbe Decke <hi rendition="#aq">Flammeum</hi> genennt/ wormit die neu-verlobten Weibspersonen sich zu bedecken pflegten; solches kan nicht unfüglich auf die Schaam und Röte der Braut gezogen werden/ welche die Alten unter dem lateinischen Namen <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4005">Pudor</persName></hi> als eine Göttliche Macht verehrten: dannenhero ihr zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-25 http://www.geonames.org/264371/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7001393">Athen</placeName> ein Altar geheiliget/ und zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1240">Lacedämon</placeName> ein Bildnus aufgerichtet worden/ und zwar aus dieser Ursach/ welche <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-331 http://d-nb.info/gnd/118592246 http://viaf.org/viaf/100176033">Pausanias</persName> in <hi rendition="#aq">Laconicis</hi> erzehlet: Nachdem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3006">Icarius</persName> dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-488 http://d-nb.info/gnd/118589385 http://viaf.org/viaf/120700269">Ulysses</persName> die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-472 http://d-nb.info/gnd/118790277 http://viaf.org/viaf/47558096">Penelope</persName> zur Gemahlin gegeben/ hat er von ihme geforschet/ ob er nicht zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1240">Lacedämon</placeName> eine Behausung zu haben verlangte ? Weil er sich aber in dieser seiner Hoffnung betrogen befunden/ hat er seine Tochter ersuchet/ ihn doch nicht zu verlassen/ sondern bey ihm zu bleiben. Ja er hat ihr/ als Sie schon auf der Reise begriffen ware/ auf einen Wagen nachgesetzt/ und deßwegen nochmals flehentlich gebetten und angesucht. Daher <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-488 http://d-nb.info/gnd/118589385 http://viaf.org/viaf/120700269">Ulysses</persName> endlich/ durch dieses seines Schwäher-Vatters ungestümmes Anhalten überwunden/ der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-472 http://d-nb.info/gnd/118790277 http://viaf.org/viaf/47558096">Penelope</persName> die Wahl gelassen/ entweder ihm zu folgen/ oder aber/ so es ihr anders beliebte/ mit dem Vatter wiederumb <note xml:id="n1421.3" place="right"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4005">Pudor</persName>,</hi> oder die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4005">Göttin der Schamhafftigkeit</persName>.</note> zurück nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1240">Lacedämon</placeName> zu kehren/ da sie dann/ wie man schreibt/ nichts geantwortet/ sondern nur das Gesicht verhüllet haben solle; daher <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3006">Icarius</persName>/ als der hieraus zur Genüge verstanden/ wie sie gesinnet ware/ ihr mit dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-488 http://d-nb.info/gnd/118589385 http://viaf.org/viaf/120700269">Ulysses</persName> fortzufahren vergünstiget. Hierauf hat er die Bildnus der Schaamhafftigkeit auf dem Wege an dem jenigen Orte/ da die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-472 http://d-nb.info/gnd/118790277 http://viaf.org/viaf/47558096">Penelope</persName>/ als sie das Gesicht verhüllet/ gestanden/ aufgerichtet/ welche vielleicht ebenmässig mit verdecktem Gesichte vorgestellet worden. Dannenher die neuen Bräute nicht unbillig das Angesicht mit dem <hi rendition="#aq">Flammeo,</hi>oder der also genannten Decke/ zu verhüllen pflegten/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2762">Hymenaeus</persName> in der lincken Hand hielte/ der auch an den Beinen mit Saffran-gelben Strümpffen bekleidet war. Dessen Bildnus hat <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1412 http://d-nb.info/gnd/118519719 http://viaf.org/viaf/100218993">Catullus</persName> in einem Hochzeit-Gedichte
<cb/>
<note place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2762">Hymenäus</persName> vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1412 http://d-nb.info/gnd/118519719 http://viaf.org/viaf/100218993">Catullus</persName> beschrieben.</note> über das Braut-Fest der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3007">Julia</persName> und des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4817">Manlius</persName> sehr wol beschrieben hinterlassen/ mit diesen Worten:</p>
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <l>Collis ô Heliconij</l><lb/>
            <l>Cultor, Uraniae genus,</l><lb/>
            <l>Qui rapis teneram ad virum</l><lb/>
            <l>Virginem O <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2762">Hymenaee</persName> Hymen:</l><lb/>
            <l>Cinge tempora floribus</l><lb/>
            <l>Suave olentis amaraci;</l><lb/>
            <l>Flammeum cape laetus: huc</l><lb/>
            <l>Huc veni, niveo gerens</l><lb/>
            <l>Luteum pede soccum.</l><lb/>
            <l>Excitusque hilari die,</l><lb/>
            <l>Nuptialia concinens</l><lb/>
            <l>Voce carmina tinnula,</l><lb/>
            <l>Pelle humum pedibus</l><lb/>
            <l>Pineam quate taedam.</l><lb/>
          </lg>
          <lg>
            <l>Du treugesinnter Knecht deß grossen He-<lb/>
licons/</l><lb/>
            <l>und wolgeborner Zweig deß hohen Him-<lb/>
mels-Throns/</l><lb/>
            <l>O <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2762">Hymenäus</persName>! der du weist die Jungfer-<lb/>
Schaaren</l><lb/>
            <l>mit sondrer Listigkeit mit Jünglingen zu<lb/>
paaren/</l><lb/>
            <l>umkräntz dein kluges Haupt mit man-<lb/>
cher Blumen Art/</l><lb/>
            <l>die lieblich vom Geruch und am Gewäch-<lb/>
se zart.</l><lb/>
            <l>Ergreiff die Flammen-Deck/ die weisse Füß<lb/>
laß lauffen</l><lb/>
            <l>in gelben Strümpfen her zu unserm Hoch-<lb/>
zeit Hauffen.</l><lb/>
            <l>Ermuntre dich mit uns an diesem Freu-<lb/>
den-Tag/</l><lb/>
            <l>stimm Hochzeit-Lieder an/ daß man ver-<lb/>
nehmen mag</l><lb/>
            <l>den angenehmen Thon/ stampff tapffer mit<lb/>
den Füssen/</l><lb/>
            <l>und laß Rauch/ Dampff und Pech von dei-<lb/>
ner Fackel fliessen.</l><lb/>
          </lg>
          <p><note place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2762">Hymenäus</persName> vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-842 http://d-nb.info/gnd/118613200 http://viaf.org/viaf/90637919">Seneca</persName> abgebildet.</note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-842 http://d-nb.info/gnd/118613200 http://viaf.org/viaf/90637919">Seneca</persName> aber bildet ihn in seiner <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-2456">Medea</ref></bibl> in wenig Versen also ab:</p>
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <l>Et tu, qui facibus legitimis ades,</l><lb/>
            <l>Noctem discutiens, auspice dex-<lb/>
tera,</l><lb/>
            <l>Huc incede, gradu marcidus ebrio,</l><lb/>
            <l>Praecingens roseo tempora vinculo.</l><lb/>
          </lg>
          <lg>
            <l>Du/ der du ehrlichen Hochzeiten beyzu-<lb/>
wohnen/</l><lb/>
            <l>die neuen Ehleut auch mit Preiß pflegst zu<lb/>
belohnen/</l><lb/>
            <l>treib weg die finstre Nacht/ tritt glück-<lb/>
lich zum Anfang</l><lb/>
            <l>mit trocknem Fuß herein/ und wackelen-<lb/>
dem Gang.</l><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 71/0133] Männer streueten Nüsse aus/ welche die Jungen mit einem grossen Geräusch auflasen/ damit das Geschrey der Braut/ wann sie ihr etwan den Jungfer-Gürtel nicht auflösen lassen wolte/ von den Umstehenden nicht gehöret werden möchte. Andere wollen/ es seye darumb geschehen/ daß der Mann hierdurch zu verstehen gebe/ er habe allen kindischen Spielen nunmehr abgesagt/ und die Jünglings-Possen gäntzlich weggeleget. Varro vermeinte/ die Ursach deß Nüß-Ausstreuens seye diese/ daß der Ehestand unter deß Jupiters glücklichen Vorbedeutungs-Zeichen angefangen würde/ und die neue Braut eine Matron seyn sollte wie die Juno/ weil die Nüsse in deß Jupiters Schutze waren. Aber so viel auch von dieser Materi. Warum die Römer bey ihren Hochzeiten Nüsse auswerffen lassen. Es wurde der Hymenaeus mit Blumen und Majoran umkräntzet gemahlt/ in der rechten Hand hatte er eine Fackel/ in der Lincken aber eine gelbe Decke Flammeum genennt/ wormit die neu-verlobten Weibspersonen sich zu bedecken pflegten; solches kan nicht unfüglich auf die Schaam und Röte der Braut gezogen werden/ welche die Alten unter dem lateinischen Namen Pudor als eine Göttliche Macht verehrten: dannenhero ihr zu Athen ein Altar geheiliget/ und zu Lacedämon ein Bildnus aufgerichtet worden/ und zwar aus dieser Ursach/ welche Pausanias in Laconicis erzehlet: Nachdem Icarius dem Ulysses die Penelope zur Gemahlin gegeben/ hat er von ihme geforschet/ ob er nicht zu Lacedämon eine Behausung zu haben verlangte ? Weil er sich aber in dieser seiner Hoffnung betrogen befunden/ hat er seine Tochter ersuchet/ ihn doch nicht zu verlassen/ sondern bey ihm zu bleiben. Ja er hat ihr/ als Sie schon auf der Reise begriffen ware/ auf einen Wagen nachgesetzt/ und deßwegen nochmals flehentlich gebetten und angesucht. Daher Ulysses endlich/ durch dieses seines Schwäher-Vatters ungestümmes Anhalten überwunden/ der Penelope die Wahl gelassen/ entweder ihm zu folgen/ oder aber/ so es ihr anders beliebte/ mit dem Vatter wiederumb zurück nach Lacedämon zu kehren/ da sie dann/ wie man schreibt/ nichts geantwortet/ sondern nur das Gesicht verhüllet haben solle; daher Icarius/ als der hieraus zur Genüge verstanden/ wie sie gesinnet ware/ ihr mit dem Ulysses fortzufahren vergünstiget. Hierauf hat er die Bildnus der Schaamhafftigkeit auf dem Wege an dem jenigen Orte/ da die Penelope/ als sie das Gesicht verhüllet/ gestanden/ aufgerichtet/ welche vielleicht ebenmässig mit verdecktem Gesichte vorgestellet worden. Dannenher die neuen Bräute nicht unbillig das Angesicht mit dem Flammeo,oder der also genannten Decke/ zu verhüllen pflegten/ die Hymenaeus in der lincken Hand hielte/ der auch an den Beinen mit Saffran-gelben Strümpffen bekleidet war. Dessen Bildnus hat Catullus in einem Hochzeit-Gedichte über das Braut-Fest der Julia und des Manlius sehr wol beschrieben hinterlassen/ mit diesen Worten: Deß Hymenaeus Bildnus. Pudor, oder die Göttin der Schamhafftigkeit. Hymenäus vom Catullus beschrieben.Collis ô Heliconij Cultor, Uraniae genus, Qui rapis teneram ad virum Virginem O Hymenaee Hymen: Cinge tempora floribus Suave olentis amaraci; Flammeum cape laetus: huc Huc veni, niveo gerens Luteum pede soccum. Excitusque hilari die, Nuptialia concinens Voce carmina tinnula, Pelle humum pedibus Pineam quate taedam. Du treugesinnter Knecht deß grossen He- licons/ und wolgeborner Zweig deß hohen Him- mels-Throns/ O Hymenäus! der du weist die Jungfer- Schaaren mit sondrer Listigkeit mit Jünglingen zu paaren/ umkräntz dein kluges Haupt mit man- cher Blumen Art/ die lieblich vom Geruch und am Gewäch- se zart. Ergreiff die Flammen-Deck/ die weisse Füß laß lauffen in gelben Strümpfen her zu unserm Hoch- zeit Hauffen. Ermuntre dich mit uns an diesem Freu- den-Tag/ stimm Hochzeit-Lieder an/ daß man ver- nehmen mag den angenehmen Thon/ stampff tapffer mit den Füssen/ und laß Rauch/ Dampff und Pech von dei- ner Fackel fliessen. Seneca aber bildet ihn in seiner Medea in wenig Versen also ab: Hymenäus vom Seneca abgebildet. Et tu, qui facibus legitimis ades, Noctem discutiens, auspice dex- tera, Huc incede, gradu marcidus ebrio, Praecingens roseo tempora vinculo. Du/ der du ehrlichen Hochzeiten beyzu- wohnen/ die neuen Ehleut auch mit Preiß pflegst zu belohnen/ treib weg die finstre Nacht/ tritt glück- lich zum Anfang mit trocknem Fuß herein/ und wackelen- dem Gang.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/133
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/133>, abgerufen am 14.10.2024.