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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] Qui nisi qvod major, quod toto coe-
rulus ore est,

Acis erat.

Da steht der junge Mensch/ o Wunder!
gantz geschwind/

bis auf den halben Leib mit Rohren dicht
umgeben

als seiner Hörner-Zier/ der Acis nach dem
Leben/

nur daß die Farb ist blau/ die Glieder
grösser sind.

Zu Rom wird im Vatican noch diese Stunde die Statua deß Tiberflusses gezeiget/ an der weder Hörner noch Kräntze von Geröhrich zu sehen/ sondern ist mit einem aus mancherley Blumen und Früchten zusammen gebundnem Krantz geziert: welches/ nach meiner Meinung/ dahin sein Absehen hat/ daß es eine Fruchtbarkeit und Uberfluß an Früchten/ so dieser Fluß den Innwohnern mit sich bringet/ bedeute; Jedoch ist sie der Poeten Zierde nicht gantz und gar beraubt/ dann sie annoch Achelous. ein Rohr in Händen trägt. Wann Acheolus/ beym Ovidius im IIX. seiner Verwandlungs-Bücher/ dem Theseus den Streit erzehlet/ welchen er mit dem Hercules/ der Dejanira zu gefallen/ auf sich genommen/ so lehnt er sich auf den Arm/ hat das Haupt mit einem Rohr umbunden/ einen grünen Habit an/ ist aber nicht wie andere Flüsse mit zweyen Hörnern bezeichnet/ dann ihme das eine vom Hercules abgebrochen/ und nachgehends mit mancherley Blumen und Früchten angefüllt denen Aetoliern Cornucopiae oder Uberfluß-Horn. geschenckt worden/ die es das Uberfluß-Horn genennet haben. Welches darum/ wie Diodorus davor hält/ von den Alten erdichtet worden/ weil Hercules den einen Arm dieses Stroms mit grosser Mühe und Arbeit aus seinen vorigen Lauff anderswohin geleitet; und sey dasselbe Land/ weil es mit diesem fruchtbaren Wasser gewässert worden/ hernach überaus trächtig gewesen.

Es werden aber die Flüsse von den Poeten auf mancherley Weise beschrieben/ indem dieselbige entweder die Eigenschafft der Wasser/ oder ihren Lauff/ oder die Natur der Landschafft/ wordurch sie lauffen/ betrachtet/ und hernach die Flüsse oder Ströme mit unterschiedlichen hierzu dienlichen Beschreibungen gezeichnet. Daher Pausanias in Arcadicis erzehlet/ daß in einem Tempel in der Landschafft Arcadia/ die Statuen einiger vornehmen Flüsse aus dem schönsten weissen Marmor Der Fluß Nilus./ deß Nilus Bildnus aber allein aus schwartzen Stein zu sehen seye; dessen Ursache er diese zu seyn vermeinet/ weil der Nilus durch die schwartzen Mohren fliesset/ und alsdann sich ins Meer ergeust. Lucianus schreibet/ es haben die Egypter deß Nilus Bild auf einen Crocodil oder Meer-Pferd gesetzt. Ein Meer-Pferd aber ist/ wie es Herodotus [Spaltenumbruch] Meer-Pferd. beschreibet/ ein vierfüssig Thier/ in der Grösse einem Ochsen gleich/ hat einen Ochsen-Kopff/ eine eingebogne Nase/ nach Art der Ziegen/ ist mit einer Mähne am Hals wie ein Pferd versehen/ wiehert auch wie dasselbe/ hat krumme Zähne als ein wild Schwein/ einen gläntzenden Schwantz/ und eine so dicke und harte Haut/ daß man/ wann sie trocken/ Pfeile daraus machen kan; Dieses Thier ist von den Griechen ippopotamos genennet worden. Um das Bild deß Nilus stelleten sie einige spielende Knaben/ wie beym Plinius in seinem XXXV. Buche zu lesen/ woselbst er von dem Marmel/ welchen sie Basaltem nennten/ redet/ wann er schreibet/ daß aus demselben Marmor der Kayser Vespasianus dem Augustus zu Rom in dem Friedens-Tempel eine Statua/ deß Nilus Bildnus vorstellend/ gewidmet/ umb welche XVI. Kinder gespielt; wordurch angedeutet worden/ daß dieser Fluß aufs höchste im Aufschwellen eben so viel Elen zu wachsen und empor zu steigen pflege.

Vertumnus Von einer zu Rom auf dem Marckt stehenden Bildnus deß Vertumnus/ welche die daselbst durchfliessende Tiber vorstellte/ lieset man/ daß sie mit Blumen und Früchten geziert gewesen/ umb dardurch deß Landes Fruchtbarkeit zu bedeuten/ an welchem die Tieber vorbey streichet. Von diesem Gott Vertumnus glaubten die Alten/ daß er den Menschlichen Gedancken vorgesetzt seye/ und unterschiedliche Gestalten annehme/ eben auf solche Weise/ wie die Menschen ihre Rahtschäge immer zu ändern pflegten. Andere haben ihn für den Gott deß Jahrs gehalten/ welches/ nach Art der Zeiten/ unterschiedliche Gestalten an sich nimmt; und dahero ist seine Natur allen Gestalten beqvem/ wie Propertius von ihm im IV. Buch saget/ dessen Beschreibung/ weil sie über die massen schön/ wir hieher zu setzen der Mühe wol wehrt geachtet; Sie bestehet aber in folgenden Worten:

Qvid mirare meas tot in uno corpore
formas?

Accipe Vertumni signa paterna
Dei.

Tuscus ego, Tuscis orior, nec poenitet
inter

Praelia Volscinos deseruisse focos.
Nec me turba juvat, nec templo delector
eburno;

Romanum satis est, posse videre fo-
rum.

Hac quondam Tiberinus iter faciebat,
& ajunt

Remorum auditos per vada pulsa so-
nos.

At postquam ille suis tantum concessit a-
lumnis,

Vertumnus verso dicor ab amne
Deus:

[Spaltenumbruch] Qui nisi qvod major, quod toto coe-
rulus ore est,

Acis erat.

Da steht der junge Mensch/ o Wunder!
gantz geschwind/

bis auf den halben Leib mit Rohren dicht
umgeben

als seiner Hörner-Zier/ der Acis nach dem
Leben/

nur daß die Farb ist blau/ die Glieder
grösser sind.

Zu Rom wird im Vatican noch diese Stunde die Statua deß Tiberflusses gezeiget/ an der weder Hörner noch Kräntze von Geröhrich zu sehen/ sondern ist mit einem aus mancherley Blumen und Früchten zusammen gebundnem Krantz geziert: welches/ nach meiner Meinung/ dahin sein Absehen hat/ daß es eine Fruchtbarkeit und Uberfluß an Früchten/ so dieser Fluß den Innwohnern mit sich bringet/ bedeute; Jedoch ist sie der Poeten Zierde nicht gantz und gar beraubt/ dann sie annoch Achelous. ein Rohr in Händen trägt. Wann Acheolus/ beym Ovidius im IIX. seiner Verwandlungs-Bücher/ dem Theseus den Streit erzehlet/ welchen er mit dem Hercules/ der Dejanira zu gefallen/ auf sich genommen/ so lehnt er sich auf den Arm/ hat das Haupt mit einem Rohr umbunden/ einen grünen Habit an/ ist aber nicht wie andere Flüsse mit zweyen Hörnern bezeichnet/ dann ihme das eine vom Hercules abgebrochen/ und nachgehends mit mancherley Blumen und Früchten angefüllt denen Aetoliern Cornucopiae oder Uberfluß-Horn. geschenckt worden/ die es das Uberfluß-Horn genennet haben. Welches darum/ wie Diodorus davor hält/ von den Alten erdichtet worden/ weil Hercules den einen Arm dieses Stroms mit grosser Mühe und Arbeit aus seinen vorigen Lauff anderswohin geleitet; und sey dasselbe Land/ weil es mit diesem fruchtbaren Wasser gewässert worden/ hernach überaus trächtig gewesen.

Es werden aber die Flüsse von den Poeten auf mancherley Weise beschrieben/ indem dieselbige entweder die Eigenschafft der Wasser/ oder ihren Lauff/ oder die Natur der Landschafft/ wordurch sie lauffen/ betrachtet/ und hernach die Flüsse oder Ströme mit unterschiedlichen hierzu dienlichen Beschreibungen gezeichnet. Daher Pausanias in Arcadicis erzehlet/ daß in einem Tempel in der Landschafft Arcadia/ die Statuen einiger vornehmen Flüsse aus dem schönsten weissen Marmor Der Fluß Nilus./ deß Nilus Bildnus aber allein aus schwartzen Stein zu sehen seye; dessen Ursache er diese zu seyn vermeinet/ weil der Nilus durch die schwartzen Mohren fliesset/ und alsdann sich ins Meer ergeust. Lucianus schreibet/ es haben die Egypter deß Nilus Bild auf einen Crocodil oder Meer-Pferd gesetzt. Ein Meer-Pferd aber ist/ wie es Herodotus [Spaltenumbruch] Meer-Pferd. beschreibet/ ein vierfüssig Thier/ in der Grösse einem Ochsen gleich/ hat einen Ochsen-Kopff/ eine eingebogne Nase/ nach Art der Ziegen/ ist mit einer Mähne am Hals wie ein Pferd versehen/ wiehert auch wie dasselbe/ hat krumme Zähne als ein wild Schwein/ einen gläntzenden Schwantz/ und eine so dicke und harte Haut/ daß man/ wann sie trocken/ Pfeile daraus machen kan; Dieses Thier ist von den Griechen ἱπποπόταμος genennet worden. Um das Bild deß Nilus stelleten sie einige spielende Knaben/ wie beym Plinius in seinem XXXV. Buche zu lesen/ woselbst er von dem Marmel/ welchen sie Basaltem nennten/ redet/ wann er schreibet/ daß aus demselben Marmor der Kayser Vespasianus dem Augustus zu Rom in dem Friedens-Tempel eine Statua/ deß Nilus Bildnus vorstellend/ gewidmet/ umb welche XVI. Kinder gespielt; wordurch angedeutet worden/ daß dieser Fluß aufs höchste im Aufschwellen eben so viel Elen zu wachsen und empor zu steigen pflege.

Vertumnus Von einer zu Rom auf dem Marckt stehenden Bildnus deß Vertumnus/ welche die daselbst durchfliessende Tiber vorstellte/ lieset man/ daß sie mit Blumen und Früchten geziert gewesen/ umb dardurch deß Landes Fruchtbarkeit zu bedeuten/ an welchem die Tieber vorbey streichet. Von diesem Gott Vertumnus glaubten die Alten/ daß er den Menschlichen Gedancken vorgesetzt seye/ und unterschiedliche Gestalten annehme/ eben auf solche Weise/ wie die Menschen ihre Rahtschäge immer zu ändern pflegten. Andere haben ihn für den Gott deß Jahrs gehalten/ welches/ nach Art der Zeiten/ unterschiedliche Gestalten an sich nimmt; und dahero ist seine Natur allen Gestalten beqvem/ wie Propertius von ihm im IV. Buch saget/ dessen Beschreibung/ weil sie über die massen schön/ wir hieher zu setzen der Mühe wol wehrt geachtet; Sie bestehet aber in folgenden Worten:

Qvid mirare meas tot in uno corpore
formas?

Accipe Vertumni signa paterna
Dei.

Tuscus ego, Tuscis orior, nec poenitet
inter

Praelia Volscinos deseruisse focos.
Nec me turba juvat, nec templo delector
eburno;

Romanum satis est, posse videre fo-
rum.

Hac quondam Tiberinus iter faciebat,
& ajunt

Remorum auditos per vada pulsa so-
nos.

At postquam ille suis tantum concessit a-
lumnis,

Vertumnus verso dicor ab amne
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          <p>Es werden aber die Flüsse von den Poeten auf mancherley Weise beschrieben/ indem dieselbige entweder die Eigenschafft der Wasser/ oder ihren Lauff/ oder die Natur der Landschafft/ wordurch sie lauffen/ betrachtet/ und hernach die Flüsse oder Ströme mit unterschiedlichen hierzu dienlichen Beschreibungen gezeichnet. Daher <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-331 http://d-nb.info/gnd/118592246 http://viaf.org/viaf/100176033">Pausanias</persName> in <hi rendition="#aq">Arcadicis</hi> erzehlet/ daß in einem Tempel in der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-806 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7002735">Landschafft Arcadia</placeName>/ die Statuen einiger vornehmen Flüsse aus dem schönsten weissen Marmor <note xml:id="n1448.4" place="right">Der Fluß <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-83 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1127805">Nilus</placeName>.</note>/ deß <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-83 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1127805">Nilus</placeName> Bildnus aber allein aus schwartzen Stein zu sehen seye; dessen Ursache er diese zu seyn vermeinet/ weil der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-83 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1127805">Nilus</placeName> durch die schwartzen Mohren fliesset/ und alsdann sich ins Meer ergeust. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-119 http://d-nb.info/gnd/118575228 http://viaf.org/viaf/89552688">Lucianus</persName> schreibet/ es haben die Egypter deß <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-83 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1127805">Nilus</placeName> Bild auf einen Crocodil oder Meer-Pferd gesetzt. Ein Meer-Pferd aber ist/ wie es <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-325 http://d-nb.info/gnd/118549855 http://viaf.org/viaf/108387842">Herodotus</persName>
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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 94/0164] Qui nisi qvod major, quod toto coe- rulus ore est, Acis erat. Da steht der junge Mensch/ o Wunder! gantz geschwind/ bis auf den halben Leib mit Rohren dicht umgeben als seiner Hörner-Zier/ der Acis nach dem Leben/ nur daß die Farb ist blau/ die Glieder grösser sind. Zu Rom wird im Vatican noch diese Stunde die Statua deß Tiberflusses gezeiget/ an der weder Hörner noch Kräntze von Geröhrich zu sehen/ sondern ist mit einem aus mancherley Blumen und Früchten zusammen gebundnem Krantz geziert: welches/ nach meiner Meinung/ dahin sein Absehen hat/ daß es eine Fruchtbarkeit und Uberfluß an Früchten/ so dieser Fluß den Innwohnern mit sich bringet/ bedeute; Jedoch ist sie der Poeten Zierde nicht gantz und gar beraubt/ dann sie annoch ein Rohr in Händen trägt. Wann Acheolus/ beym Ovidius im IIX. seiner Verwandlungs-Bücher/ dem Theseus den Streit erzehlet/ welchen er mit dem Hercules/ der Dejanira zu gefallen/ auf sich genommen/ so lehnt er sich auf den Arm/ hat das Haupt mit einem Rohr umbunden/ einen grünen Habit an/ ist aber nicht wie andere Flüsse mit zweyen Hörnern bezeichnet/ dann ihme das eine vom Hercules abgebrochen/ und nachgehends mit mancherley Blumen und Früchten angefüllt denen Aetoliern geschenckt worden/ die es das Uberfluß-Horn genennet haben. Welches darum/ wie Diodorus davor hält/ von den Alten erdichtet worden/ weil Hercules den einen Arm dieses Stroms mit grosser Mühe und Arbeit aus seinen vorigen Lauff anderswohin geleitet; und sey dasselbe Land/ weil es mit diesem fruchtbaren Wasser gewässert worden/ hernach überaus trächtig gewesen. Achelous. Cornucopiae oder Uberfluß-Horn.Es werden aber die Flüsse von den Poeten auf mancherley Weise beschrieben/ indem dieselbige entweder die Eigenschafft der Wasser/ oder ihren Lauff/ oder die Natur der Landschafft/ wordurch sie lauffen/ betrachtet/ und hernach die Flüsse oder Ströme mit unterschiedlichen hierzu dienlichen Beschreibungen gezeichnet. Daher Pausanias in Arcadicis erzehlet/ daß in einem Tempel in der Landschafft Arcadia/ die Statuen einiger vornehmen Flüsse aus dem schönsten weissen Marmor / deß Nilus Bildnus aber allein aus schwartzen Stein zu sehen seye; dessen Ursache er diese zu seyn vermeinet/ weil der Nilus durch die schwartzen Mohren fliesset/ und alsdann sich ins Meer ergeust. Lucianus schreibet/ es haben die Egypter deß Nilus Bild auf einen Crocodil oder Meer-Pferd gesetzt. Ein Meer-Pferd aber ist/ wie es Herodotus beschreibet/ ein vierfüssig Thier/ in der Grösse einem Ochsen gleich/ hat einen Ochsen-Kopff/ eine eingebogne Nase/ nach Art der Ziegen/ ist mit einer Mähne am Hals wie ein Pferd versehen/ wiehert auch wie dasselbe/ hat krumme Zähne als ein wild Schwein/ einen gläntzenden Schwantz/ und eine so dicke und harte Haut/ daß man/ wann sie trocken/ Pfeile daraus machen kan; Dieses Thier ist von den Griechen ἱπποπόταμος genennet worden. Um das Bild deß Nilus stelleten sie einige spielende Knaben/ wie beym Plinius in seinem XXXV. Buche zu lesen/ woselbst er von dem Marmel/ welchen sie Basaltem nennten/ redet/ wann er schreibet/ daß aus demselben Marmor der Kayser Vespasianus dem Augustus zu Rom in dem Friedens-Tempel eine Statua/ deß Nilus Bildnus vorstellend/ gewidmet/ umb welche XVI. Kinder gespielt; wordurch angedeutet worden/ daß dieser Fluß aufs höchste im Aufschwellen eben so viel Elen zu wachsen und empor zu steigen pflege. Der Fluß Nilus. Meer-Pferd. Von einer zu Rom auf dem Marckt stehenden Bildnus deß Vertumnus/ welche die daselbst durchfliessende Tiber vorstellte/ lieset man/ daß sie mit Blumen und Früchten geziert gewesen/ umb dardurch deß Landes Fruchtbarkeit zu bedeuten/ an welchem die Tieber vorbey streichet. Von diesem Gott Vertumnus glaubten die Alten/ daß er den Menschlichen Gedancken vorgesetzt seye/ und unterschiedliche Gestalten annehme/ eben auf solche Weise/ wie die Menschen ihre Rahtschäge immer zu ändern pflegten. Andere haben ihn für den Gott deß Jahrs gehalten/ welches/ nach Art der Zeiten/ unterschiedliche Gestalten an sich nimmt; und dahero ist seine Natur allen Gestalten beqvem/ wie Propertius von ihm im IV. Buch saget/ dessen Beschreibung/ weil sie über die massen schön/ wir hieher zu setzen der Mühe wol wehrt geachtet; Sie bestehet aber in folgenden Worten: Vertumnus Qvid mirare meas tot in uno corpore formas? Accipe Vertumni signa paterna Dei. Tuscus ego, Tuscis orior, nec poenitet inter Praelia Volscinos deseruisse focos. Nec me turba juvat, nec templo delector eburno; Romanum satis est, posse videre fo- rum. Hac quondam Tiberinus iter faciebat, & ajunt Remorum auditos per vada pulsa so- nos. At postquam ille suis tantum concessit a- lumnis, Vertumnus verso dicor ab amne Deus:

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/164>, abgerufen am 20.04.2024.