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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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Von der Minerva. [Spaltenumbruch]

Minerva.ES sagen die Philosophi oder Vernunfft-Lehrer/ daß Gott der Allmächtige/ unter den mancherley Gaben/ PLATTE N.so er dem Menschen verliehen/ ihm insonderheit zwey/ worüber sich höchlich zu verwundern/ mitgetheilt und gegeben habe: Die eine sey die Rede/ die andere der Gebrauch der Hände. Dann die Rede/ so unsere Gemühts-Meinung ausdruckt/ hat eine grosse Krafft oder Vermögen/ das jenige/ was wir verlangen/ einem andern zu bereden; die Hände aber pflegen alles/ so zu diesem menschlichen Leben nöhtig/ mit höchstem Fleiß herbeyzuschaffen/ auch allerhand Künstliche Wercke zu verrichten/ die entweder vor diesem erfunden worden/ oder noch inskünfftige erfunden werden möchten. Dieweil aber eine wol ausgeschmückte Rede öffters nicht allein nichts nutzet/ sondern noch wol schädlich ist/ es sey dann/ daß sie die Vernunfft und den Verstand zum Geferten habe; ja dieweil auch der Verstand oder die Klugheit in gemeinem Leben nichts gutes zu wegen bringen kan/ wofern sie nicht mit anmuhtiger Beredtsamkeit gewaffnet/ daß sie andere bereden mag/ das Böse zu fliehen/ dem Guten zu folgen/ und eines erbaren Lebens sich zu befleissigen; als haben die Alten solches durch diß nachdenckliche Symbolum oder Merckmahl/ Warum die Minerva sich mit dem Mercurius vereinbaret. indem sie den Mercurius/ und die Minerva zusammen gefügt/ artig andeuten und zu verstehen geben wollen: von jenem/ dem Mercurius/ haben wir bereits geredt; ist dahero noch übrig/ von der Minerva auch etwas zu melden/ als welche die Alten für die Göttin der Klugheit und Erfinderin aller Künste gehalten/ dahero sie ihre beyde Statuen zusammen gesellet/ und eine draus gemacht/ die man ermathunen, von eremes, Mercurius/ und athuoe, Minerva zu nennen pflegen/ diese setzten sie in ihre Academien/ dardurch diese gute Erinnerung zu geben/ daß die/ so allda studierten/ die Beredtsamkeit mit der Klugheit oder dem Verstande vereinigen sollten/ ingedenck/ daß diese für sich allein wenig nutzen/ jene aber mercklich schaden können/ wie unter andern hiervon auch Cicero/ im Eingange seiner Bücher von der Erfindung/ weitläufftig redet. Von der Hermathena oder deß Mercurius und der Minerva Bildnus schreibet eben dieser Autor im III. Buch an den Atticus also: was du von der Hermathena an mich schreibest/ ist mir sehr angenehm/ und die vornehmste Zierde meiner Academie/ wie dann Hermes eine allgemeine/ und die Minerva eine sonderliche Zierde deß Gymnasii ist.

Bild der Minerva. Wann iemand die Minerva entweder allein/ oder mit dem Mercurius vergesellschafftet[Spaltenumbruch] vorstellen wollte/ müste er sie mit einem männlich- und grimmigen Angesicht/ und Augen der Minerva. grauen Augen abbilden/ dann dieses beym Homerus fast ihr stetig und eigentliches Epitheton oder Beyfüg-Wort ist/ daß sie glaukopis a'thuoe, oder die Grau-äugige Minerva genennet wird. So sagt auch Pausanias in Atticis, nach Beschreibung eines Bildes der Minerva/ welches zu Athen in deß Vulcanus Tempel gestanden/ man lese in den Fabeln/ es habe deß Neptunus Tochter der Minerva gleich gesehen/ weil sie beyde blaue Augen gehabt/ dergleichen auch Neptunus der Vatter selbst solle gehabt haben. Cicero aber/ in den Büchern von Natur der Götter/ schreibet/ die Augen der Minerva seyen grau/ deß Neptunus aber Himmelblau gewesen/ da zwar ein/ iedoch geringer/ Unterschied angedeutet wird/ dann sonderlich beyde Wörter allhier eine grüne zur Hellen geneigte Farbe bedeuten/ dergleichen etwan an den Katzen- und Nacht-Eulen-Augen zu beobachten ist: So aber jemand behaupten wollte/ daß in der Minerva Augen ein etwas feuriger Glantz zu finden/ wie in den Löwen-Augen zu seyn pfleget/ will ich ihm nicht zuwider seyn. Sonsten wird die Minerva Die Gewaffnete Minerva. auch mit einer langen Lantzen/ und einem Kristallinen Schilde gewaffnet/ abgebildet/ wie sie beym Ovidius im VI. seiner Verwandlungs-Bücher/ mit der Arachne kämpffend/ sich selbsten mit der Nadel gestickt; die Worte lauten hiervon also:

At sibi dat clypeum, dat acutae cu-
spidis hastam,

Dat galeam capiti, defenditur aegi-
de pectus.

Sie nimmet eine Lantz/ hüllt sich im Harnisch
ein/

die Sturmhaub muß deß Haupts/ der
Schild deß Leibes seyn.

Welches alles die natürliche Weißheit eines verständigen Menschen andeutet/ wie bald mit mehrern ausgeführet werden soll. Claudianus hat/ neben vielen andern/ auch die Minerva/ in seiner Gigantomachia, oder Riesenstreit/ auf ebenmässige Weise ausgedruckt/ solches aber vom Homerus entlehnt/ der/ wann er dichtet/ sie sey von der Juno wider den Mars/ als den Verfechter der Trojaner/ gesandt worden/ den Griechen Hülffe zu leisten/ ihr der allertapffersten Heldin Gestalt zueignet/ und einen vergüldeten Helm aufsetzet/ dieweil ein Weiser/ durch seine Weisheit gewaffnet/ sich leichtlich für allem Widrigem/ so ihm begegnen

Von der Minerva. [Spaltenumbruch]

Minerva.ES sagen die Philosophi oder Vernunfft-Lehrer/ daß Gott der Allmächtige/ unter den mancherley Gaben/ PLATTE N.so er dem Menschen verliehen/ ihm insonderheit zwey/ worüber sich höchlich zu verwundern/ mitgetheilt und gegeben habe: Die eine sey die Rede/ die andere der Gebrauch der Hände. Dann die Rede/ so unsere Gemühts-Meinung ausdruckt/ hat eine grosse Krafft oder Vermögen/ das jenige/ was wir verlangen/ einem andern zu bereden; die Hände aber pflegen alles/ so zu diesem menschlichen Leben nöhtig/ mit höchstem Fleiß herbeyzuschaffen/ auch allerhand Künstliche Wercke zu verrichten/ die entweder vor diesem erfunden worden/ oder noch inskünfftige erfunden werden möchten. Dieweil aber eine wol ausgeschmückte Rede öffters nicht allein nichts nutzet/ sondern noch wol schädlich ist/ es sey dann/ daß sie die Vernunfft und den Verstand zum Geferten habe; ja dieweil auch der Verstand oder die Klugheit in gemeinem Leben nichts gutes zu wegen bringen kan/ wofern sie nicht mit anmuhtiger Beredtsamkeit gewaffnet/ daß sie andere bereden mag/ das Böse zu fliehen/ dem Guten zu folgen/ und eines erbaren Lebens sich zu befleissigen; als haben die Alten solches durch diß nachdenckliche Symbolum oder Merckmahl/ Warum die Minerva sich mit dem Mercurius vereinbaret. indem sie den Mercurius/ und die Minerva zusammen gefügt/ artig andeuten und zu verstehen geben wollen: von jenem/ dem Mercurius/ haben wir bereits geredt; ist dahero noch übrig/ von der Minerva auch etwas zu melden/ als welche die Alten für die Göttin der Klugheit und Erfinderin aller Künste gehalten/ dahero sie ihre beyde Statuen zusammen gesellet/ und eine draus gemacht/ die man ἑρμαϑυνήν, von ἑρημῆς, Mercurius/ und ἀϑύωη, Minerva zu nennen pflegen/ diese setzten sie in ihre Academien/ dardurch diese gute Erinnerung zu geben/ daß die/ so allda studierten/ die Beredtsamkeit mit der Klugheit oder dem Verstande vereinigen sollten/ ingedenck/ daß diese für sich allein wenig nutzen/ jene aber mercklich schaden können/ wie unter andern hiervon auch Cicero/ im Eingange seiner Bücher von der Erfindung/ weitläufftig redet. Von der Hermathena oder deß Mercurius und der Minerva Bildnus schreibet eben dieser Autor im III. Buch an den Atticus also: was du von der Hermathena an mich schreibest/ ist mir sehr angenehm/ und die vornehmste Zierde meiner Academie/ wie dann Hermes eine allgemeine/ und die Minerva eine sonderliche Zierde deß Gymnasii ist.

Bild der Minerva. Wann iemand die Minerva entweder allein/ oder mit dem Mercurius vergesellschafftet[Spaltenumbruch] vorstellen wollte/ müste er sie mit einem männlich- und grimmigen Angesicht/ und Augen der Minerva. grauen Augen abbilden/ dann dieses beym Homerus fast ihr stetig und eigentliches Epitheton oder Beyfüg-Wort ist/ daß sie γλαυκῶπις α’ϑύωη, oder die Grau-äugige Minerva genennet wird. So sagt auch Pausanias in Atticis, nach Beschreibung eines Bildes der Minerva/ welches zu Athen in deß Vulcanus Tempel gestanden/ man lese in den Fabeln/ es habe deß Neptunus Tochter der Minerva gleich gesehen/ weil sie beyde blaue Augen gehabt/ dergleichen auch Neptunus der Vatter selbst solle gehabt haben. Cicero aber/ in den Büchern von Natur der Götter/ schreibet/ die Augen der Minerva seyen grau/ deß Neptunus aber Himmelblau gewesen/ da zwar ein/ iedoch geringer/ Unterschied angedeutet wird/ dann sonderlich beyde Wörter allhier eine grüne zur Hellen geneigte Farbe bedeuten/ dergleichen etwan an den Katzen- und Nacht-Eulen-Augen zu beobachten ist: So aber jemand behaupten wollte/ daß in der Minerva Augen ein etwas feuriger Glantz zu finden/ wie in den Löwen-Augen zu seyn pfleget/ will ich ihm nicht zuwider seyn. Sonsten wird die Minerva Die Gewaffnete Minerva. auch mit einer langen Lantzen/ und einem Kristallinen Schilde gewaffnet/ abgebildet/ wie sie beym Ovidius im VI. seiner Verwandlungs-Bücher/ mit der Arachne kämpffend/ sich selbsten mit der Nadel gestickt; die Worte lauten hiervon also:

At sibi dat clypeum, dat acutae cu-
spidis hastam,

Dat galeam capiti, defenditur aegi-
de pectus.

Sie nimmet eine Lantz/ hüllt sich im Harnisch
ein/

die Sturmhaub muß deß Haupts/ der
Schild deß Leibes seyn.

Welches alles die natürliche Weißheit eines verständigen Menschen andeutet/ wie bald mit mehrern ausgeführet werden soll. Claudianus hat/ neben vielen andern/ auch die Minerva/ in seiner Gigantomachia, oder Riesenstreit/ auf ebenmässige Weise ausgedruckt/ solches aber vom Homerus entlehnt/ der/ wann er dichtet/ sie sey von der Juno wider den Mars/ als den Verfechter der Trojaner/ gesandt worden/ den Griechen Hülffe zu leisten/ ihr der allertapffersten Heldin Gestalt zueignet/ und einen vergüldeten Helm aufsetzet/ dieweil ein Weiser/ durch seine Weisheit gewaffnet/ sich leichtlich für allem Widrigem/ so ihm begegnen

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 126/0200] Von der Minerva. ES sagen die Philosophi oder Vernunfft-Lehrer/ daß Gott der Allmächtige/ unter den mancherley Gaben/ so er dem Menschen verliehen/ ihm insonderheit zwey/ worüber sich höchlich zu verwundern/ mitgetheilt und gegeben habe: Die eine sey die Rede/ die andere der Gebrauch der Hände. Dann die Rede/ so unsere Gemühts-Meinung ausdruckt/ hat eine grosse Krafft oder Vermögen/ das jenige/ was wir verlangen/ einem andern zu bereden; die Hände aber pflegen alles/ so zu diesem menschlichen Leben nöhtig/ mit höchstem Fleiß herbeyzuschaffen/ auch allerhand Künstliche Wercke zu verrichten/ die entweder vor diesem erfunden worden/ oder noch inskünfftige erfunden werden möchten. Dieweil aber eine wol ausgeschmückte Rede öffters nicht allein nichts nutzet/ sondern noch wol schädlich ist/ es sey dann/ daß sie die Vernunfft und den Verstand zum Geferten habe; ja dieweil auch der Verstand oder die Klugheit in gemeinem Leben nichts gutes zu wegen bringen kan/ wofern sie nicht mit anmuhtiger Beredtsamkeit gewaffnet/ daß sie andere bereden mag/ das Böse zu fliehen/ dem Guten zu folgen/ und eines erbaren Lebens sich zu befleissigen; als haben die Alten solches durch diß nachdenckliche Symbolum oder Merckmahl/ indem sie den Mercurius/ und die Minerva zusammen gefügt/ artig andeuten und zu verstehen geben wollen: von jenem/ dem Mercurius/ haben wir bereits geredt; ist dahero noch übrig/ von der Minerva auch etwas zu melden/ als welche die Alten für die Göttin der Klugheit und Erfinderin aller Künste gehalten/ dahero sie ihre beyde Statuen zusammen gesellet/ und eine draus gemacht/ die man ἑρμαϑυνήν, von ἑρημῆς, Mercurius/ und ἀϑύωη, Minerva zu nennen pflegen/ diese setzten sie in ihre Academien/ dardurch diese gute Erinnerung zu geben/ daß die/ so allda studierten/ die Beredtsamkeit mit der Klugheit oder dem Verstande vereinigen sollten/ ingedenck/ daß diese für sich allein wenig nutzen/ jene aber mercklich schaden können/ wie unter andern hiervon auch Cicero/ im Eingange seiner Bücher von der Erfindung/ weitläufftig redet. Von der Hermathena oder deß Mercurius und der Minerva Bildnus schreibet eben dieser Autor im III. Buch an den Atticus also: was du von der Hermathena an mich schreibest/ ist mir sehr angenehm/ und die vornehmste Zierde meiner Academie/ wie dann Hermes eine allgemeine/ und die Minerva eine sonderliche Zierde deß Gymnasii ist. Minerva. PLATTE N. Warum die Minerva sich mit dem Mercurius vereinbaret. Wann iemand die Minerva entweder allein/ oder mit dem Mercurius vergesellschafftet vorstellen wollte/ müste er sie mit einem männlich- und grimmigen Angesicht/ und grauen Augen abbilden/ dann dieses beym Homerus fast ihr stetig und eigentliches Epitheton oder Beyfüg-Wort ist/ daß sie γλαυκῶπις α’ϑύωη, oder die Grau-äugige Minerva genennet wird. So sagt auch Pausanias in Atticis, nach Beschreibung eines Bildes der Minerva/ welches zu Athen in deß Vulcanus Tempel gestanden/ man lese in den Fabeln/ es habe deß Neptunus Tochter der Minerva gleich gesehen/ weil sie beyde blaue Augen gehabt/ dergleichen auch Neptunus der Vatter selbst solle gehabt haben. Cicero aber/ in den Büchern von Natur der Götter/ schreibet/ die Augen der Minerva seyen grau/ deß Neptunus aber Himmelblau gewesen/ da zwar ein/ iedoch geringer/ Unterschied angedeutet wird/ dann sonderlich beyde Wörter allhier eine grüne zur Hellen geneigte Farbe bedeuten/ dergleichen etwan an den Katzen- und Nacht-Eulen-Augen zu beobachten ist: So aber jemand behaupten wollte/ daß in der Minerva Augen ein etwas feuriger Glantz zu finden/ wie in den Löwen-Augen zu seyn pfleget/ will ich ihm nicht zuwider seyn. Sonsten wird die Minerva auch mit einer langen Lantzen/ und einem Kristallinen Schilde gewaffnet/ abgebildet/ wie sie beym Ovidius im VI. seiner Verwandlungs-Bücher/ mit der Arachne kämpffend/ sich selbsten mit der Nadel gestickt; die Worte lauten hiervon also: Bild der Minerva. Augen der Minerva. Die Gewaffnete Minerva.At sibi dat clypeum, dat acutae cu- spidis hastam, Dat galeam capiti, defenditur aegi- de pectus. Sie nimmet eine Lantz/ hüllt sich im Harnisch ein/ die Sturmhaub muß deß Haupts/ der Schild deß Leibes seyn. Welches alles die natürliche Weißheit eines verständigen Menschen andeutet/ wie bald mit mehrern ausgeführet werden soll. Claudianus hat/ neben vielen andern/ auch die Minerva/ in seiner Gigantomachia, oder Riesenstreit/ auf ebenmässige Weise ausgedruckt/ solches aber vom Homerus entlehnt/ der/ wann er dichtet/ sie sey von der Juno wider den Mars/ als den Verfechter der Trojaner/ gesandt worden/ den Griechen Hülffe zu leisten/ ihr der allertapffersten Heldin Gestalt zueignet/ und einen vergüldeten Helm aufsetzet/ dieweil ein Weiser/ durch seine Weisheit gewaffnet/ sich leichtlich für allem Widrigem/ so ihm begegnen

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/200>, abgerufen am 28.03.2024.