Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] werden/ oder überwinden können/ beyden Theilen gemein ist. So lieset man auch/ daß die Victoria gewaffnet/ frölich von Angesicht/ jedoch mit Staub und Schweiß beschmutzt/ abgebildet gewesen/ auch den Raub und die Gefangene den Obsiegern mit blutigen Händen dargereicht habe. Diese hat Prudentius/ wann er den Symmachus und alle/ die sie verehrten/ verlachet/ also beschrieben:

Vincendi quaeris dominam ? sua
dextera cueique est,

Et Deus omnipotens, non pexo cri-
ne Virago,

Non nudo suspensa pede, strophioque
recincta,

Nec tumidas fluitante sinu vestita
papillas.

Suchst du das Sieges-Glück? eim jeden
seine Rechte/

und GOtt der grosse ists. Nicht jenes Haar-
Geflechte

Der Heldin/ nicht das Bild/ so bloß am
Fusse schwebt;

nicht die/ der eine Wartz gantz nah am
Schosse bebt.

Die Römer opfferten dem Mars ein Pferd. Wir wenden uns aber nunmehr wieder zum Mars. Diesem opfferten die Römer das jenige Pferd/ so im Lauff das vörderste gewesen/ oder den Sieg erhalten hatte; dardurch auzudeuten/ daß sie den erhaltenen Sieg dem Mars zuschrieben; obwol einige vorgeben/ es sey solches geschehen/ die allzu grosse Geschwindigkeit zu straffen/ dann diese der Uberwundenen höchste Zuflucht ist: wormit sie anzeigten/ daß man auf die Behendigkeit der Beine keines wegs sich verlassen solle.

Thiere dem Mars geheiligt. Dem Mars sind auch noch einige andere Thiere/ entweder als Opffer/ oder als Geferten zugeeignet worden/ als da sind der Hund/ und der Wolff/ die seinem Bilde beygefügt werden können; jener zwar/ weil er unter allen zahmen Thieren/ wie Pausanias schreibet/ das grimmigste und tapferste ist/ dieser aber/ weil er an Schärffe der Augen die andere alle übertrifft/ also daß er auch bey Nacht sehen kan; wodurch ein Kriegs-General erinnert wird/ daß er sehr vorsichtig seyn müsse/ wann er nicht durch der Feinde Hinterlist wolle verleitet werden: oder aber/ weil er rauberischer Art und blutgierig ist; welches auf den Gott deß Kriegs sich füglich appliciren lässt. Dem auch aus den Vögeln der Hahn gewiedmet worden/ um dardurch die Wachsamkeit anzudeuten/ so bey den Soldaten billig solle gefunden werden; oder/ wie man/ nach deß Lucianus Zeugnus/ in den Fabeln lieset/ weil Alectryon/ ein Kriegsmann/ der dem Mars sehr lieb gewesen/ in einen dergleichen [Spaltenumbruch] Vogel verwandelt worden/ weil er die ihm von dem Mars anbefohlne Schildwacht nicht wol beobachtet/ als er nemlich mit der Venus beygelegen/ also daß/ da sie sich nichts übels versehen/ sie Vulcanus beede erwischt/ und in einem gar zarten Netze gefangen habe.

Der Geyer ist dem Mars geheiliget. Es wurde ferner der Geyer dem Mars geheiligt; dann weil er sich von todten Cörpern zu nähren gewohnt/ folget er den Lagern nach/ nachdem er durch die Natur gelehrt worden/ daß selbige zum Morden und Würgen zusammgeführt werden: ja/ es sollen die Geyer/ wie Plinius im X. Buch schreibet/ drey oder zwey (einige wollen gar sieben) Tage zuvor an dem Orte zusammen fliegen/ wo eine Schlacht gehalten werden solle. Dannenhero vor Alters die Könige vor dem Treffen sich erkundigten/ in welchem Lager man am meisten Geyer antreffe; und hieraus pflegten sie zu muhtmassen/ wohin sich der Sieg neigen würde.

Specht dem Mars geheiligt. Unterweilen wird dem Mars ein Specht beygemahlet; welches auch die Ursach/ daß der Specht der Martialische zugenennt worden; oder/ weil/ gleichwie dieser Vogel mit seinem Schnabel auch das allerhärtste Holtz durchbicket/ und endlich aushölet/ also auch die Kriegsleute/ durch allerhand Werckzeuge/ die Mauren der Städte beschiessen/ und endlich über einen Hauffen werffen; oder/ weil ihnen in den Weissagungen aus dem Vogelgeschrey die vornehmste Stelle gegeben worden/ auf welche die Soldaten überaus genaue Achtung gaben; ja/ es hiengen fast alle Menschen vor Alters so gar daran/ daß nichts weder offentlich noch heimlich ohne Beobachtung deren angefangen wurde.

Gras dem Mars geheiligt. Unter den Bäumen hab ich noch keinen gefunden/ der dem Mars wäre geheiliget worden: jedoch lieset man/ daß ihm das Gras gewiedmet gewesen; vielleicht weil/ wie Buccatius schreibet/ dasselbe gemeiniglich in weiten und breiten Oertern wächset/ da man ins gemein die Läger zu schlagen pfleget: wie dann auch bey den Römern keine Kräntz oder Kronen für ansehnlicher gehalten wurden/ als die man aus Gras gemachet/ wormit derjenige verehret wurde/ welcher das Kriegsheer aus der äussersten Gefahr erlöset hatte.

Nun hab ich vom Mars weiter nichts zu sagen/ ausser daß ich das offentliche Fest/ so zu Paprimide,einem Egyptischen Städtlein/ diesem Mars zu Ehren gehalten ward/ mit Stillschweigen zu übergehen nicht vor rahtsam gehalten. Selbiges nun wird vom Herodotus Deß Martis Fest. also vorgestellet: Wann der Tag dieses Festes erschiene/ pflegten die benachbarten Einwohner in grosser Menge nach der Stadt zu kommen: etliche der Priester waren in dem Tempel

[Spaltenumbruch] werden/ oder überwinden können/ beyden Theilen gemein ist. So lieset man auch/ daß die Victoria gewaffnet/ frölich von Angesicht/ jedoch mit Staub und Schweiß beschmutzt/ abgebildet gewesen/ auch den Raub und die Gefangene den Obsiegern mit blutigen Händen dargereicht habe. Diese hat Prudentius/ wann er den Symmachus und alle/ die sie verehrten/ verlachet/ also beschrieben:

Vincendi quaeris dominam ? sua
dextera cuîque est,

Et Deus omnipotens, non pexo cri-
ne Virago,

Non nudo suspensa pede, strophioque
recincta,

Nec tumidas fluitante sinu vestita
papillas.

Suchst du das Sieges-Glück? eim jeden
seine Rechte/

und GOtt der grosse ists. Nicht jenes Haar-
Geflechte

Der Heldin/ nicht das Bild/ so bloß am
Fusse schwebt;

nicht die/ der eine Wartz gantz nah am
Schosse bebt.

Die Römer opfferten dem Mars ein Pferd. Wir wenden uns aber nunmehr wieder zum Mars. Diesem opfferten die Römer das jenige Pferd/ so im Lauff das vörderste gewesen/ oder den Sieg erhalten hatte; dardurch auzudeuten/ daß sie den erhaltenen Sieg dem Mars zuschrieben; obwol einige vorgeben/ es sey solches geschehen/ die allzu grosse Geschwindigkeit zu straffen/ dann diese der Uberwundenen höchste Zuflucht ist: wormit sie anzeigten/ daß man auf die Behendigkeit der Beine keines wegs sich verlassen solle.

Thiere dem Mars geheiligt. Dem Mars sind auch noch einige andere Thiere/ entweder als Opffer/ oder als Geferten zugeeignet worden/ als da sind der Hund/ und der Wolff/ die seinem Bilde beygefügt werden können; jener zwar/ weil er unter allen zahmen Thieren/ wie Pausanias schreibet/ das grimmigste und tapferste ist/ dieser aber/ weil er an Schärffe der Augen die andere alle übertrifft/ also daß er auch bey Nacht sehen kan; wodurch ein Kriegs-General erinnert wird/ daß er sehr vorsichtig seyn müsse/ wann er nicht durch der Feinde Hinterlist wolle verleitet werden: oder aber/ weil er rauberischer Art und blutgierig ist; welches auf den Gott deß Kriegs sich füglich appliciren lässt. Dem auch aus den Vögeln der Hahn gewiedmet worden/ um dardurch die Wachsamkeit anzudeuten/ so bey den Soldaten billig solle gefunden werden; oder/ wie man/ nach deß Lucianus Zeugnus/ in den Fabeln lieset/ weil Alectryon/ ein Kriegsmann/ der dem Mars sehr lieb gewesen/ in einen dergleichen [Spaltenumbruch] Vogel verwandelt worden/ weil er die ihm von dem Mars anbefohlne Schildwacht nicht wol beobachtet/ als er nemlich mit der Venus beygelegen/ also daß/ da sie sich nichts übels versehen/ sie Vulcanus beede erwischt/ und in einem gar zarten Netze gefangen habe.

Der Geyer ist dem Mars geheiliget. Es wurde ferner der Geyer dem Mars geheiligt; dann weil er sich von todten Cörpern zu nähren gewohnt/ folget er den Lagern nach/ nachdem er durch die Natur gelehrt worden/ daß selbige zum Morden und Würgen zusammgeführt werden: ja/ es sollen die Geyer/ wie Plinius im X. Buch schreibet/ drey oder zwey (einige wollen gar sieben) Tage zuvor an dem Orte zusammen fliegen/ wo eine Schlacht gehalten werden solle. Dannenhero vor Alters die Könige vor dem Treffen sich erkundigten/ in welchem Lager man am meisten Geyer antreffe; und hieraus pflegten sie zu muhtmassen/ wohin sich der Sieg neigen würde.

Specht dem Mars geheiligt. Unterweilen wird dem Mars ein Specht beygemahlet; welches auch die Ursach/ daß der Specht der Martialische zugenennt worden; oder/ weil/ gleichwie dieser Vogel mit seinem Schnabel auch das allerhärtste Holtz durchbicket/ und endlich aushölet/ also auch die Kriegsleute/ durch allerhand Werckzeuge/ die Mauren der Städte beschiessen/ und endlich über einen Hauffen werffen; oder/ weil ihnen in den Weissagungen aus dem Vogelgeschrey die vornehmste Stelle gegeben worden/ auf welche die Soldaten überaus genaue Achtung gaben; ja/ es hiengen fast alle Menschen vor Alters so gar daran/ daß nichts weder offentlich noch heimlich ohne Beobachtung deren angefangen wurde.

Gras dem Mars geheiligt. Unter den Bäumen hab ich noch keinen gefunden/ der dem Mars wäre geheiliget worden: jedoch lieset man/ daß ihm das Gras gewiedmet gewesen; vielleicht weil/ wie Buccatius schreibet/ dasselbe gemeiniglich in weiten und breiten Oertern wächset/ da man ins gemein die Läger zu schlagen pfleget: wie dann auch bey den Römern keine Kräntz oder Kronen für ansehnlicher gehalten wurden/ als die man aus Gras gemachet/ wormit derjenige verehret wurde/ welcher das Kriegsheer aus der äussersten Gefahr erlöset hatte.

Nun hab ich vom Mars weiter nichts zu sagen/ ausser daß ich das offentliche Fest/ so zu Paprimide,einem Egyptischen Städtlein/ diesem Mars zu Ehren gehalten ward/ mit Stillschweigen zu übergehen nicht vor rahtsam gehalten. Selbiges nun wird vom Herodotus Deß Martis Fest. also vorgestellet: Wann der Tag dieses Festes erschiene/ pflegten die benachbarten Einwohner in grosser Menge nach der Stadt zu kommen: etliche der Priester waren in dem Tempel

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="d1500.1">
          <p><pb facs="#f0225" xml:id="pb-1504" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 145"/><cb/>
werden/ oder überwinden können/ beyden Theilen gemein ist. So lieset man auch/ daß die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-338 http://d-nb.info/gnd/118768344 http://viaf.org/viaf/37712095">Victoria</persName> gewaffnet/ frölich von Angesicht/ jedoch mit Staub und Schweiß beschmutzt/ abgebildet gewesen/ auch den Raub und die Gefangene den Obsiegern mit blutigen Händen dargereicht habe. Diese hat <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2197 http://d-nb.info/gnd/118596829 http://viaf.org/viaf/2485460">Prudentius</persName>/ wann er den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3293 http://d-nb.info/gnd/118758101 http://viaf.org/viaf/98247027">Symmachus</persName> und alle/ die sie verehrten/ verlachet/ also beschrieben:</p>
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <l>Vincendi quaeris dominam ? sua<lb/>
dextera cuîque est,</l><lb/>
            <l>Et <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">Deus</persName> omnipotens, non pexo cri-<lb/>
ne Virago,</l><lb/>
            <l>Non nudo suspensa pede, <reg>strophioque</reg><lb/>
recincta,</l><lb/>
            <l>Nec tumidas fluitante sinu vestita<lb/>
papillas.</l><lb/>
          </lg>
          <lg>
            <l>Suchst du das Sieges-Glück? eim jeden<lb/>
seine Rechte/</l><lb/>
            <l>und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4146 http://d-nb.info/gnd/4021469-2">GOtt</persName> der grosse ists. Nicht jenes Haar-<lb/>
Geflechte</l><lb/>
            <l>Der Heldin/ nicht das Bild/ so bloß am<lb/>
Fusse schwebt;</l><lb/>
            <l>nicht die/ der eine Wartz gantz nah am<lb/>
Schosse bebt.</l><lb/>
          </lg>
          <p xml:id="p1504.1"><note place="right">Die Römer opfferten dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName> ein Pferd.</note> Wir wenden uns aber nunmehr wieder zum <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName>. Diesem opfferten die Römer das jenige Pferd/ so im Lauff das vörderste gewesen/ oder den Sieg erhalten hatte; dardurch auzudeuten/ daß sie den erhaltenen Sieg dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName> zuschrieben; obwol einige vorgeben/ es sey solches geschehen/ die allzu grosse Geschwindigkeit zu straffen/ dann diese der Uberwundenen höchste Zuflucht ist: wormit sie anzeigten/ daß man auf die Behendigkeit der Beine keines wegs sich verlassen solle.</p>
          <p xml:id="p1504.2"><note place="right">Thiere dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName> geheiligt.</note> Dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName> sind auch noch einige andere Thiere/ entweder als Opffer/ oder als Geferten zugeeignet worden/ als da sind der Hund/ und der Wolff/ die seinem Bilde beygefügt werden können; jener zwar/ weil er unter allen zahmen Thieren/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-331 http://d-nb.info/gnd/118592246 http://viaf.org/viaf/100176033">Pausanias</persName> schreibet/ das grimmigste und tapferste ist/ dieser aber/ weil er an Schärffe der Augen die andere alle übertrifft/ also daß er auch bey Nacht sehen kan; wodurch ein Kriegs-General erinnert wird/ daß er sehr vorsichtig seyn müsse/ wann er nicht durch der Feinde Hinterlist wolle verleitet werden: oder aber/ weil er rauberischer Art und blutgierig ist; welches auf den Gott deß Kriegs sich füglich <hi rendition="#aq">applici</hi>ren lässt. Dem auch aus den Vögeln der Hahn gewiedmet worden/ um dardurch die Wachsamkeit anzudeuten/ so bey den Soldaten billig solle gefunden werden; oder/ wie man/ nach deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-119 http://d-nb.info/gnd/118575228 http://viaf.org/viaf/89552688">Lucianus</persName> Zeugnus/ in den Fabeln lieset/ weil <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2749">Alectryon</persName>/ ein Kriegsmann/ der dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName> sehr lieb gewesen/ in einen dergleichen
<cb/>
Vogel verwandelt worden/ weil er die ihm von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName> anbefohlne Schildwacht nicht wol beobachtet/ als er nemlich mit der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> beygelegen/ also daß/ da sie sich nichts übels versehen/ sie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-143 http://d-nb.info/gnd/118770462 http://viaf.org/viaf/42633769">Vulcanus</persName> beede erwischt/ und in einem gar zarten Netze gefangen habe.</p>
          <p xml:id="p1504.3"><note place="right">Der Geyer ist dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName> geheiliget.</note> Es wurde ferner der Geyer dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName> geheiligt; dann weil er sich von todten Cörpern zu nähren gewohnt/ folget er den Lagern nach/ nachdem er durch die Natur gelehrt worden/ daß selbige zum Morden und Würgen zusammgeführt werden: ja/ es sollen die Geyer/ wie <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-1348"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-326 http://d-nb.info/gnd/118595083 http://viaf.org/viaf/100219162">Plinius</persName> im <hi rendition="#aq">X.</hi> Buch</ref></bibl> schreibet/ drey oder zwey (einige wollen gar sieben) Tage zuvor an dem Orte zusammen fliegen/ wo eine Schlacht gehalten werden solle. Dannenhero vor Alters die Könige vor dem Treffen sich erkundigten/ in welchem Lager man am meisten Geyer antreffe; und hieraus pflegten sie zu muhtmassen/ wohin sich der Sieg neigen würde.</p>
          <p xml:id="p1504.4"><note place="right">Specht dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName> geheiligt.</note> Unterweilen wird dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName> ein Specht beygemahlet; welches auch die Ursach/ daß der Specht der Martialische zugenennt worden; oder/ weil/ gleichwie dieser Vogel mit seinem Schnabel auch das allerhärtste Holtz durchbicket/ und endlich aushölet/ also auch die Kriegsleute/ durch allerhand Werckzeuge/ die <choice><sic>Maureu</sic><corr>Mauren</corr></choice> der Städte beschiessen/ und endlich über einen Hauffen werffen; oder/ weil ihnen in den Weissagungen aus dem Vogelgeschrey die vornehmste Stelle gegeben worden/ auf welche die Soldaten überaus genaue Achtung gaben; ja/ es hiengen fast alle Menschen vor Alters so gar daran/ daß nichts weder offentlich noch heimlich ohne Beobachtung deren angefangen wurde.</p>
          <p xml:id="p1504.5"><note place="right">Gras dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName> geheiligt.</note> Unter den Bäumen hab ich noch keinen gefunden/ der dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName> wäre geheiliget worden: jedoch lieset man/ daß ihm das Gras gewiedmet gewesen; vielleicht weil/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1067 http://d-nb.info/gnd/11851217X http://viaf.org/viaf/64002165">Buccatius</persName> schreibet/ dasselbe gemeiniglich in weiten und breiten Oertern wächset/ da man ins gemein die Läger zu schlagen pfleget: wie dann auch bey den Römern keine Kräntz oder Kronen für ansehnlicher gehalten wurden/ als die man aus Gras gemachet/ wormit derjenige verehret wurde/ welcher das Kriegsheer aus der äussersten Gefahr erlöset hatte.</p>
          <p xml:id="p1504.6">Nun hab ich vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName> weiter nichts zu sagen/ ausser daß ich das offentliche Fest/ so zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1513">Paprimide</placeName>,</hi>einem Egyptischen Städtlein/ diesem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName> zu Ehren gehalten ward/ mit Stillschweigen zu übergehen nicht vor rahtsam gehalten. Selbiges nun wird vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-325 http://d-nb.info/gnd/118549855 http://viaf.org/viaf/108387842">Herodotus</persName> <note xml:id="n1504.1" place="right">Deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Martis</persName> Fest.</note> also vorgestellet: Wann der Tag dieses Festes erschiene/ pflegten die benachbarten Einwohner in grosser Menge nach der Stadt zu kommen: etliche der Priester waren in dem Tempel
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 145/0225] werden/ oder überwinden können/ beyden Theilen gemein ist. So lieset man auch/ daß die Victoria gewaffnet/ frölich von Angesicht/ jedoch mit Staub und Schweiß beschmutzt/ abgebildet gewesen/ auch den Raub und die Gefangene den Obsiegern mit blutigen Händen dargereicht habe. Diese hat Prudentius/ wann er den Symmachus und alle/ die sie verehrten/ verlachet/ also beschrieben: Vincendi quaeris dominam ? sua dextera cuîque est, Et Deus omnipotens, non pexo cri- ne Virago, Non nudo suspensa pede, strophioque recincta, Nec tumidas fluitante sinu vestita papillas. Suchst du das Sieges-Glück? eim jeden seine Rechte/ und GOtt der grosse ists. Nicht jenes Haar- Geflechte Der Heldin/ nicht das Bild/ so bloß am Fusse schwebt; nicht die/ der eine Wartz gantz nah am Schosse bebt. Wir wenden uns aber nunmehr wieder zum Mars. Diesem opfferten die Römer das jenige Pferd/ so im Lauff das vörderste gewesen/ oder den Sieg erhalten hatte; dardurch auzudeuten/ daß sie den erhaltenen Sieg dem Mars zuschrieben; obwol einige vorgeben/ es sey solches geschehen/ die allzu grosse Geschwindigkeit zu straffen/ dann diese der Uberwundenen höchste Zuflucht ist: wormit sie anzeigten/ daß man auf die Behendigkeit der Beine keines wegs sich verlassen solle. Die Römer opfferten dem Mars ein Pferd. Dem Mars sind auch noch einige andere Thiere/ entweder als Opffer/ oder als Geferten zugeeignet worden/ als da sind der Hund/ und der Wolff/ die seinem Bilde beygefügt werden können; jener zwar/ weil er unter allen zahmen Thieren/ wie Pausanias schreibet/ das grimmigste und tapferste ist/ dieser aber/ weil er an Schärffe der Augen die andere alle übertrifft/ also daß er auch bey Nacht sehen kan; wodurch ein Kriegs-General erinnert wird/ daß er sehr vorsichtig seyn müsse/ wann er nicht durch der Feinde Hinterlist wolle verleitet werden: oder aber/ weil er rauberischer Art und blutgierig ist; welches auf den Gott deß Kriegs sich füglich appliciren lässt. Dem auch aus den Vögeln der Hahn gewiedmet worden/ um dardurch die Wachsamkeit anzudeuten/ so bey den Soldaten billig solle gefunden werden; oder/ wie man/ nach deß Lucianus Zeugnus/ in den Fabeln lieset/ weil Alectryon/ ein Kriegsmann/ der dem Mars sehr lieb gewesen/ in einen dergleichen Vogel verwandelt worden/ weil er die ihm von dem Mars anbefohlne Schildwacht nicht wol beobachtet/ als er nemlich mit der Venus beygelegen/ also daß/ da sie sich nichts übels versehen/ sie Vulcanus beede erwischt/ und in einem gar zarten Netze gefangen habe. Thiere dem Mars geheiligt. Es wurde ferner der Geyer dem Mars geheiligt; dann weil er sich von todten Cörpern zu nähren gewohnt/ folget er den Lagern nach/ nachdem er durch die Natur gelehrt worden/ daß selbige zum Morden und Würgen zusammgeführt werden: ja/ es sollen die Geyer/ wie Plinius im X. Buch schreibet/ drey oder zwey (einige wollen gar sieben) Tage zuvor an dem Orte zusammen fliegen/ wo eine Schlacht gehalten werden solle. Dannenhero vor Alters die Könige vor dem Treffen sich erkundigten/ in welchem Lager man am meisten Geyer antreffe; und hieraus pflegten sie zu muhtmassen/ wohin sich der Sieg neigen würde. Der Geyer ist dem Mars geheiliget. Unterweilen wird dem Mars ein Specht beygemahlet; welches auch die Ursach/ daß der Specht der Martialische zugenennt worden; oder/ weil/ gleichwie dieser Vogel mit seinem Schnabel auch das allerhärtste Holtz durchbicket/ und endlich aushölet/ also auch die Kriegsleute/ durch allerhand Werckzeuge/ die Mauren der Städte beschiessen/ und endlich über einen Hauffen werffen; oder/ weil ihnen in den Weissagungen aus dem Vogelgeschrey die vornehmste Stelle gegeben worden/ auf welche die Soldaten überaus genaue Achtung gaben; ja/ es hiengen fast alle Menschen vor Alters so gar daran/ daß nichts weder offentlich noch heimlich ohne Beobachtung deren angefangen wurde. Specht dem Mars geheiligt. Unter den Bäumen hab ich noch keinen gefunden/ der dem Mars wäre geheiliget worden: jedoch lieset man/ daß ihm das Gras gewiedmet gewesen; vielleicht weil/ wie Buccatius schreibet/ dasselbe gemeiniglich in weiten und breiten Oertern wächset/ da man ins gemein die Läger zu schlagen pfleget: wie dann auch bey den Römern keine Kräntz oder Kronen für ansehnlicher gehalten wurden/ als die man aus Gras gemachet/ wormit derjenige verehret wurde/ welcher das Kriegsheer aus der äussersten Gefahr erlöset hatte. Gras dem Mars geheiligt.Nun hab ich vom Mars weiter nichts zu sagen/ ausser daß ich das offentliche Fest/ so zu Paprimide,einem Egyptischen Städtlein/ diesem Mars zu Ehren gehalten ward/ mit Stillschweigen zu übergehen nicht vor rahtsam gehalten. Selbiges nun wird vom Herodotus also vorgestellet: Wann der Tag dieses Festes erschiene/ pflegten die benachbarten Einwohner in grosser Menge nach der Stadt zu kommen: etliche der Priester waren in dem Tempel Deß Martis Fest.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/225
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/225>, abgerufen am 20.04.2024.