Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] mit Opfern/ bey den Altären sehr beschäfftigt; andere kamen vor den Thoren mit höltzernen Keulen zusammen; wider welche die/ so auf das Fest kommen waren/ mit Stecken fochten/ und trachteten deß Martis Bildnus/ so in einem verguldeten Tabernacul beschlossen/ auf einem Wagen stunde/ in den Tempel einzuführen; weil sich aber die Priester gewaltig darwider setzten/ entstunde unter ihnen ein ziemlicher Streit/ also daß sie einander mit ihren Stecken tapfer herumschmissen/ bis endlich die/ so draussen waren/ die Wächter wegtrieben/ und den Wagen hinein schoben. Und obwol viel mit Stecken und Keulen gewaltig geschlagen wurden/ lieset man doch nicht/ daß jemals einiger darüber gestorben oder erschlagen worden. Die Ursach dieser lächerlichen Gewonheit solle diese gewesen seyn/ weil nemlich Mars/ da seine Mutter in diesem Tempel gewohnet/ als ihr nunmehr erwachsner Sohn/ in Willens sich mit ihr zu vermischen/ dahin kommen/ und aber von den Priestern/ so/ ungeachtet sie ihn nicht kenneten/ einen Argwohn hatten/ hieran gehindert worden: Gleichwol sey er/ nachdem er aus dem benachbarten Städtlein mit Mannschafft sich ziemlich verstärckt gehabt/ bald hierauf wiederkommen/ habe die Priester übel empfangen/ sey in den Tempel eingedrungen/ und habe seine Mutter zu schänden keinen Scheu getragen. Ob diese Fabel etwas Geheimes in sich halte/ ist mir unbewust; gewiß ists/ daß Herodotus von der Bedeutung derselben nichts gemeldet.

Fast dergleichen Gewonheit wird von ihm in der Minerva Tempel gebräuchlich zu seyn gemeldet; welche wir zu erzehlen nicht Umbgang nehmen können/ aufdaß/ gleichwie [Spaltenumbruch] wir von derselben die Handlung dieses Bildes angefangen/ wir sie auch mit ihr enden mögen. Es verhielte sich aber dieselbe folgender Fest der Minerva. Gestalt: Es pflegten um den Tritonischen Sumpf/ der in Affrica ligt/ jährlich auf einem gewissen Tag alle Jungfrauen an einem Orte selbiger Landschafft zusammen zu kommen/ allda sich in zween Hauffen zu theilen/ und mit Stecken und Steinen tapffer aufeinander loszuschlagen und zu werffen; welche sich nun hierinnen/ der übrigen Urtheil nach/ am tapffersten erwiesen/ die ward von den andern abgesondert/ mit Kriegswaffen angethan/ auf einen Wagen gesetzt/ und mit grossem Pomp um den Sumpf herum geführt: die aber in diesem Treffen geblieben waren/ und das Leben eingebüsset hatten/ wurden in Verdacht gehalten/ als ob sie ihre Ehre nicht beobachtet hätten/ und deßwegen durch Verordnung der Minerva umkommen wären/ Minerva eine Jungfrau. dieweil nämlich selbige allzeit eine Jungfer solle geblieben seyn; angesehen die wahre Weisheit/ welche die Minerva vorbildet/ niemals einigen Mackel gehabt/ sondern jederzeit rein und unbefleckt verharret. Derhalben in der Minerva Tempel lauter reine Opfer/ als da sind die Lämmer/ ein weisser Stier/ und eine junge Kuh/ die noch nie unters Joch kommen war/ mit überguldeten Hörnern/ gebraucht werden musten; um hierdurch anzuweisen/ daß die Jungfrauschafft nicht unter das Joch der Unkeuschheit gebracht werden solle/ sondern rein und unbeflecket bleiben müsse.



Bacchus. [Spaltenumbruch]

Bacchus. PLATTE Q.OBwol aus denen Historien offenbar/ daß Bacchus ein sehr tapfferer Kriegs-General gewesen/ der viel Nationen durch seine Waffen überwunden; so ist er doch nicht so sehr wegen seiner herrlichen Thaten von den Alten berühmt/ als daß man ihn vor einen Erfinder deß Weins gehalten. Dannenhero er auch für einen Gott geehret/ und nicht allein Bacchus/ sondern auch Dionysius/ Liber Pater/ Lenäus/ Lyäus genennt worden; mit welchen Namen die Alten die unterschiedliche Wirckungen deß Weins in uns ausgedruckt/ wie wir nachgehends bey Gelegenheit erzehlen wollen.

Sein Bildnus hat man vor Alters auf unterschiedene Weise vorgestellet; dann er unterweilen[Spaltenumbruch] eines Knaben/ bisweilen eines Jünglings/ öffters auch eines alten Manns Gestalt präsentirte; bald wurde er nackend/ bald mit Kleidern umhüllet gesehen; ingleichen hat man ihn bisweilen mit einem Wagen/ bisweilen auch ohne Wagen vorgestellet. Dahero Philostratus in der Ariadna Bildnus schreibet/ es sey Bacchus durch viel Merckzeichen zu erkennen gewesen; dann der Epheu-Krantz mit seinen Beerlein/ wie auch die zwey Hörner/ so aus denen beyden Schläfen hervor zu wachsen scheinen/ ingleichen ein Leopard/ so darneben steht/ den Bacchus anzudeuten Bacchus für den Wein genommen. pflegen. Und diese Dinge allesamt haben ihr Absehen auf die Natur deß Weins/ als der unter deß Bacchus Namen von den Poeten vorgebildet wird; weil sie ihn/ wie kurtz vorher gedacht worden/ für den Erfinder deß Weins

[Spaltenumbruch] mit Opfern/ bey den Altären sehr beschäfftigt; andere kamen vor den Thoren mit höltzernen Keulen zusammen; wider welche die/ so auf das Fest kommen waren/ mit Stecken fochten/ und trachteten deß Martis Bildnus/ so in einem verguldeten Tabernacul beschlossen/ auf einem Wagen stunde/ in den Tempel einzuführen; weil sich aber die Priester gewaltig darwider setzten/ entstunde unter ihnen ein ziemlicher Streit/ also daß sie einander mit ihren Stecken tapfer herumschmissen/ bis endlich die/ so draussen waren/ die Wächter wegtrieben/ und den Wagen hinein schoben. Und obwol viel mit Stecken und Keulen gewaltig geschlagen wurden/ lieset man doch nicht/ daß jemals einiger darüber gestorben oder erschlagen worden. Die Ursach dieser lächerlichen Gewonheit solle diese gewesen seyn/ weil nemlich Mars/ da seine Mutter in diesem Tempel gewohnet/ als ihr nunmehr erwachsner Sohn/ in Willens sich mit ihr zu vermischen/ dahin kommen/ und aber von den Priestern/ so/ ungeachtet sie ihn nicht kenneten/ einen Argwohn hatten/ hieran gehindert worden: Gleichwol sey er/ nachdem er aus dem benachbarten Städtlein mit Mannschafft sich ziemlich verstärckt gehabt/ bald hierauf wiederkommen/ habe die Priester übel empfangen/ sey in den Tempel eingedrungen/ und habe seine Mutter zu schänden keinen Scheu getragen. Ob diese Fabel etwas Geheimes in sich halte/ ist mir unbewust; gewiß ists/ daß Herodotus von der Bedeutung derselben nichts gemeldet.

Fast dergleichen Gewonheit wird von ihm in der Minerva Tempel gebräuchlich zu seyn gemeldet; welche wir zu erzehlen nicht Umbgang nehmen können/ aufdaß/ gleichwie [Spaltenumbruch] wir von derselben die Handlung dieses Bildes angefangen/ wir sie auch mit ihr enden mögen. Es verhielte sich aber dieselbe folgender Fest der Minerva. Gestalt: Es pflegten um den Tritonischen Sumpf/ der in Affrica ligt/ jährlich auf einem gewissen Tag alle Jungfrauen an einem Orte selbiger Landschafft zusammen zu kommen/ allda sich in zween Hauffen zu theilen/ und mit Stecken und Steinen tapffer aufeinander loszuschlagen und zu werffen; welche sich nun hierinnen/ der übrigen Urtheil nach/ am tapffersten erwiesen/ die ward von den andern abgesondert/ mit Kriegswaffen angethan/ auf einen Wagen gesetzt/ und mit grossem Pomp um den Sumpf herum geführt: die aber in diesem Treffen geblieben waren/ und das Leben eingebüsset hatten/ wurden in Verdacht gehalten/ als ob sie ihre Ehre nicht beobachtet hätten/ und deßwegen durch Verordnung der Minerva umkommen wären/ Minerva eine Jungfrau. dieweil nämlich selbige allzeit eine Jungfer solle geblieben seyn; angesehen die wahre Weisheit/ welche die Minerva vorbildet/ niemals einigen Mackel gehabt/ sondern jederzeit rein und unbefleckt verharret. Derhalben in der Minerva Tempel lauter reine Opfer/ als da sind die Lämmer/ ein weisser Stier/ und eine junge Kuh/ die noch nie unters Joch kommen war/ mit überguldeten Hörnern/ gebraucht werden musten; um hierdurch anzuweisen/ daß die Jungfrauschafft nicht unter das Joch der Unkeuschheit gebracht werden solle/ sondern rein und unbeflecket bleiben müsse.



Bacchus. [Spaltenumbruch]

Bacchus. PLATTE Q.OBwol aus denen Historien offenbar/ daß Bacchus ein sehr tapfferer Kriegs-General gewesen/ der viel Nationen durch seine Waffen überwunden; so ist er doch nicht so sehr wegen seiner herrlichen Thaten von den Alten berühmt/ als daß man ihn vor einen Erfinder deß Weins gehalten. Dannenhero er auch für einen Gott geehret/ und nicht allein Bacchus/ sondern auch Dionysius/ Liber Pater/ Lenäus/ Lyäus genennt worden; mit welchen Namen die Alten die unterschiedliche Wirckungen deß Weins in uns ausgedruckt/ wie wir nachgehends bey Gelegenheit erzehlen wollen.

Sein Bildnus hat man vor Alters auf unterschiedene Weise vorgestellet; dann er unterweilen[Spaltenumbruch] eines Knaben/ bisweilen eines Jünglings/ öffters auch eines alten Manns Gestalt präsentirte; bald wurde er nackend/ bald mit Kleidern umhüllet gesehen; ingleichen hat man ihn bisweilen mit einem Wagen/ bisweilen auch ohne Wagen vorgestellet. Dahero Philostratus in der Ariadna Bildnus schreibet/ es sey Bacchus durch viel Merckzeichen zu erkennen gewesen; dann der Epheu-Krantz mit seinen Beerlein/ wie auch die zwey Hörner/ so aus denen beyden Schläfen hervor zu wachsen scheinen/ ingleichen ein Leopard/ so darneben steht/ den Bacchus anzudeuten Bacchus für den Wein genommen. pflegen. Und diese Dinge allesamt haben ihr Absehen auf die Natur deß Weins/ als der unter deß Bacchus Namen von den Poeten vorgebildet wird; weil sie ihn/ wie kurtz vorher gedacht worden/ für den Erfinder deß Weins

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="d1500.1">
          <p xml:id="p1504.6"><pb facs="#f0226" xml:id="pb-1505" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 146"/><cb/>
mit Opfern/ bey den Altären sehr beschäfftigt; andere kamen vor den Thoren mit höltzernen Keulen zusammen; wider welche die/ so auf das Fest kommen waren/ mit Stecken fochten/ und trachteten deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Martis</persName> Bildnus/ so in einem verguldeten Tabernacul beschlossen/ auf einem Wagen stunde/ in den Tempel einzuführen; weil sich aber die Priester gewaltig darwider setzten/ entstunde unter ihnen ein ziemlicher Streit/ also daß sie einander mit ihren Stecken tapfer herumschmissen/ bis endlich die/ so draussen waren/ die Wächter wegtrieben/ und den Wagen hinein schoben. Und obwol viel mit Stecken und Keulen gewaltig geschlagen wurden/ lieset man doch nicht/ daß jemals einiger darüber gestorben oder erschlagen worden. Die Ursach dieser lächerlichen Gewonheit solle diese gewesen seyn/ weil nemlich <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName>/ da seine Mutter in diesem Tempel gewohnet/ als ihr nunmehr erwachsner Sohn/ in Willens sich mit ihr zu vermischen/ dahin kommen/ und aber von den Priestern/ so/ ungeachtet sie ihn nicht kenneten/ einen Argwohn hatten/ hieran gehindert worden: Gleichwol sey er/ nachdem er aus dem benachbarten Städtlein mit Mannschafft sich ziemlich verstärckt gehabt/ bald hierauf wiederkommen/ habe die Priester übel empfangen/ sey in den Tempel eingedrungen/ und habe seine Mutter zu schänden keinen Scheu getragen. Ob diese Fabel etwas Geheimes in sich halte/ ist mir unbewust; gewiß ists/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-325 http://d-nb.info/gnd/118549855 http://viaf.org/viaf/108387842">Herodotus</persName> von der Bedeutung derselben nichts gemeldet.</p>
          <p>Fast dergleichen Gewonheit wird von ihm in der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minerva</persName> Tempel gebräuchlich zu seyn gemeldet; welche wir zu erzehlen nicht Umbgang nehmen können/ aufdaß/ gleichwie
<cb/>
wir von derselben die Handlung dieses Bildes angefangen/ wir sie auch mit ihr enden mögen. Es verhielte sich aber dieselbe folgender <note xml:id="n1505.2" place="right">Fest der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minerva</persName>.</note> Gestalt: Es pflegten um den <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1470">Tritonischen Sumpf</placeName>/ der in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-387">Affrica</placeName> ligt/ jährlich auf einem gewissen Tag alle Jungfrauen an einem Orte selbiger Landschafft zusammen zu kommen/ allda sich in zween Hauffen zu theilen/ und mit Stecken und Steinen tapffer aufeinander loszuschlagen und zu werffen; welche sich nun hierinnen/ der übrigen Urtheil nach/ am tapffersten erwiesen/ die ward von den andern abgesondert/ mit Kriegswaffen angethan/ auf einen Wagen gesetzt/ und mit grossem Pomp um den Sumpf herum geführt: die aber in diesem Treffen geblieben waren/ und das Leben eingebüsset hatten/ wurden in Verdacht gehalten/ als ob sie ihre Ehre nicht beobachtet hätten/ und deßwegen durch Verordnung der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minerva</persName> umkommen wären/ <note xml:id="n1505.3" place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minerva</persName> eine Jungfrau.</note> dieweil nämlich selbige allzeit eine Jungfer solle geblieben seyn; angesehen die wahre Weisheit/ welche die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minerva</persName> vorbildet/ niemals einigen Mackel gehabt/ sondern jederzeit rein und unbefleckt verharret. Derhalben in der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minerva</persName> Tempel lauter reine Opfer/ als da sind die Lämmer/ ein weisser Stier/ und eine junge Kuh/ die noch nie unters Joch kommen war/ mit überguldeten Hörnern/ gebraucht werden musten; um hierdurch anzuweisen/ daß die Jungfrauschafft nicht unter das Joch der Unkeuschheit gebracht werden solle/ sondern rein und unbeflecket bleiben müsse.</p>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div xml:id="d1505.1">
          <head><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName>.</head>
          <cb/>
          <p><note place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName>. <ref rendition="#aq" target="#figure-1506.1">PLATTE Q.</ref></note><hi rendition="#in">O</hi>Bwol aus denen Historien offenbar/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> ein sehr tapfferer Kriegs-General gewesen/ der viel Nationen durch seine Waffen überwunden; so ist er doch nicht so sehr wegen seiner herrlichen Thaten von den Alten berühmt/ als daß man ihn vor einen Erfinder deß Weins gehalten. Dannenhero er auch für einen Gott geehret/ und nicht allein <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName>/ sondern auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2419 http://d-nb.info/gnd/118679759 http://viaf.org/viaf/50019379">Dionysius</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Liber Pater</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Lenäus</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Lyäus</persName> genennt worden; mit welchen Namen die Alten die unterschiedliche Wirckungen deß Weins in uns ausgedruckt/ wie wir nachgehends bey Gelegenheit erzehlen wollen.</p>
          <p>Sein Bildnus hat man vor Alters auf unterschiedene Weise vorgestellet; dann er unterweilen<cb/>
eines Knaben/ bisweilen eines Jünglings/ öffters auch eines alten Manns Gestalt präsentirte; bald wurde er nackend/ bald mit Kleidern umhüllet gesehen; ingleichen hat man ihn bisweilen mit einem Wagen/ bisweilen auch ohne Wagen vorgestellet. Dahero <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1917 http://d-nb.info/gnd/118594044 http://viaf.org/viaf/89765385">Philostratus</persName> in der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-496 http://d-nb.info/gnd/118645676 http://viaf.org/viaf/50609974">Ariadna</persName> Bildnus schreibet/ es sey <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> durch viel Merckzeichen zu erkennen gewesen; dann der Epheu-Krantz mit seinen Beerlein/ wie auch die zwey Hörner/ so aus denen beyden Schläfen hervor zu wachsen scheinen/ ingleichen ein Leopard/ so darneben steht/ den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> anzudeuten <note xml:id="n1505.1" place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> für den Wein genommen.</note> pflegen. Und diese Dinge allesamt haben ihr Absehen auf die Natur deß Weins/ als der unter deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> Namen von den Poeten vorgebildet wird; weil sie ihn/ wie kurtz vorher gedacht worden/ für den Erfinder deß Weins
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 146/0226] mit Opfern/ bey den Altären sehr beschäfftigt; andere kamen vor den Thoren mit höltzernen Keulen zusammen; wider welche die/ so auf das Fest kommen waren/ mit Stecken fochten/ und trachteten deß Martis Bildnus/ so in einem verguldeten Tabernacul beschlossen/ auf einem Wagen stunde/ in den Tempel einzuführen; weil sich aber die Priester gewaltig darwider setzten/ entstunde unter ihnen ein ziemlicher Streit/ also daß sie einander mit ihren Stecken tapfer herumschmissen/ bis endlich die/ so draussen waren/ die Wächter wegtrieben/ und den Wagen hinein schoben. Und obwol viel mit Stecken und Keulen gewaltig geschlagen wurden/ lieset man doch nicht/ daß jemals einiger darüber gestorben oder erschlagen worden. Die Ursach dieser lächerlichen Gewonheit solle diese gewesen seyn/ weil nemlich Mars/ da seine Mutter in diesem Tempel gewohnet/ als ihr nunmehr erwachsner Sohn/ in Willens sich mit ihr zu vermischen/ dahin kommen/ und aber von den Priestern/ so/ ungeachtet sie ihn nicht kenneten/ einen Argwohn hatten/ hieran gehindert worden: Gleichwol sey er/ nachdem er aus dem benachbarten Städtlein mit Mannschafft sich ziemlich verstärckt gehabt/ bald hierauf wiederkommen/ habe die Priester übel empfangen/ sey in den Tempel eingedrungen/ und habe seine Mutter zu schänden keinen Scheu getragen. Ob diese Fabel etwas Geheimes in sich halte/ ist mir unbewust; gewiß ists/ daß Herodotus von der Bedeutung derselben nichts gemeldet. Fast dergleichen Gewonheit wird von ihm in der Minerva Tempel gebräuchlich zu seyn gemeldet; welche wir zu erzehlen nicht Umbgang nehmen können/ aufdaß/ gleichwie wir von derselben die Handlung dieses Bildes angefangen/ wir sie auch mit ihr enden mögen. Es verhielte sich aber dieselbe folgender Gestalt: Es pflegten um den Tritonischen Sumpf/ der in Affrica ligt/ jährlich auf einem gewissen Tag alle Jungfrauen an einem Orte selbiger Landschafft zusammen zu kommen/ allda sich in zween Hauffen zu theilen/ und mit Stecken und Steinen tapffer aufeinander loszuschlagen und zu werffen; welche sich nun hierinnen/ der übrigen Urtheil nach/ am tapffersten erwiesen/ die ward von den andern abgesondert/ mit Kriegswaffen angethan/ auf einen Wagen gesetzt/ und mit grossem Pomp um den Sumpf herum geführt: die aber in diesem Treffen geblieben waren/ und das Leben eingebüsset hatten/ wurden in Verdacht gehalten/ als ob sie ihre Ehre nicht beobachtet hätten/ und deßwegen durch Verordnung der Minerva umkommen wären/ dieweil nämlich selbige allzeit eine Jungfer solle geblieben seyn; angesehen die wahre Weisheit/ welche die Minerva vorbildet/ niemals einigen Mackel gehabt/ sondern jederzeit rein und unbefleckt verharret. Derhalben in der Minerva Tempel lauter reine Opfer/ als da sind die Lämmer/ ein weisser Stier/ und eine junge Kuh/ die noch nie unters Joch kommen war/ mit überguldeten Hörnern/ gebraucht werden musten; um hierdurch anzuweisen/ daß die Jungfrauschafft nicht unter das Joch der Unkeuschheit gebracht werden solle/ sondern rein und unbeflecket bleiben müsse. Fest der Minerva. Minerva eine Jungfrau. Bacchus. OBwol aus denen Historien offenbar/ daß Bacchus ein sehr tapfferer Kriegs-General gewesen/ der viel Nationen durch seine Waffen überwunden; so ist er doch nicht so sehr wegen seiner herrlichen Thaten von den Alten berühmt/ als daß man ihn vor einen Erfinder deß Weins gehalten. Dannenhero er auch für einen Gott geehret/ und nicht allein Bacchus/ sondern auch Dionysius/ Liber Pater/ Lenäus/ Lyäus genennt worden; mit welchen Namen die Alten die unterschiedliche Wirckungen deß Weins in uns ausgedruckt/ wie wir nachgehends bey Gelegenheit erzehlen wollen. Bacchus. PLATTE Q.Sein Bildnus hat man vor Alters auf unterschiedene Weise vorgestellet; dann er unterweilen eines Knaben/ bisweilen eines Jünglings/ öffters auch eines alten Manns Gestalt präsentirte; bald wurde er nackend/ bald mit Kleidern umhüllet gesehen; ingleichen hat man ihn bisweilen mit einem Wagen/ bisweilen auch ohne Wagen vorgestellet. Dahero Philostratus in der Ariadna Bildnus schreibet/ es sey Bacchus durch viel Merckzeichen zu erkennen gewesen; dann der Epheu-Krantz mit seinen Beerlein/ wie auch die zwey Hörner/ so aus denen beyden Schläfen hervor zu wachsen scheinen/ ingleichen ein Leopard/ so darneben steht/ den Bacchus anzudeuten pflegen. Und diese Dinge allesamt haben ihr Absehen auf die Natur deß Weins/ als der unter deß Bacchus Namen von den Poeten vorgebildet wird; weil sie ihn/ wie kurtz vorher gedacht worden/ für den Erfinder deß Weins Bacchus für den Wein genommen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/226
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/226>, abgerufen am 15.10.2024.