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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] Bacchus-Festen die Bildnus eines männlichen Schaamglieds am Halse hangend/ so sie Phallum nennten/ und aus Gebräuche der Bacchanalien/ oder deß Bacchus-Fests Feigenbaum-Holtz gemacht war. Aber bey dem Suidas lieset man/ daß sie es auch vor Alters aus rothen Leder gemacht/ solches über die Hüfften hinab hangen lassen/ und also darmit durch die Stadt getantzet/ wann sie das Bacchus-Fest Wer die Phallophori gewesen.celebrirt und begangen. Diese wurden Phallophori genennt/ und pflegten ihre Angesichter mit subtilen Baumrinden/ oder auch mit Leder zu vermascariren/ das Haupt aber mit Epheu oder Violen zu bekrönen.

Herodotus erzehlt/ daß die Egypter Ellenhohe Statuen gemacht/ die fast eben ein so langes männliches Glied/ als der gantze Leib gewesen/ vor sich hingestreckt hätten/ diese hätten die Weiber auf hierzu sehr künstlich-gemachten Wägen durch die Gassen der Stadt zu führen pflegen/ vor ihnen her aber wären Pfeiffer gegangen/ welche deß Bacchus Lobgedichte gespielet/ und darein die Weiber gesungen. Ein gleiches lieset man auch von denen Römischen Weibern/ daß sie in öffentlicher Procession die Gestalt eines männlichen Bildnus deß Priapus. Glieds herum getragen. Den Priapus aber bildeten sie also aus: Sie machten einen dicken Knaben von schändlicher Gestalt/ und mit einem so abscheulich-grossen männlichen Glied begabet/ daß es dem übrigen Leib an Grösse nichts nachgab. Suidas erzehlet/ es habe die Juno/ durch Anrührung deß Leibs der Venus/ gemacht/ daß er auf solche Weise gebohren worden/ um hierdurch nemlich dem Jupiter/ der sie geschwängert hatte/ einen Schimpff anzuthun/ und Beschwernus zu verursachen. Andere aber wollen/ Bacchus sey deß Priapus Vatter gewesen/ worvon Theodoritus folgende Ursach gibt/ wann er saget/ daß durch die Venus die Lust im Beyschlaffen/ durch den Bacchus aber der unmässig-getrunckne Wein verstanden/ aus beyden aber/ wann sie sich zusammen thäten/ der Mutinus. Priapus zu entstehen pflege. Diesem war auch der Mutinus gleich (wo anders Priapus und Mutinus nicht einerley gewesen) der ware sitzend gebildet/ und zeigte das männliche Glied öffentlich/ welches doch die Natur selbst verborgen haben will. Auf dessen Schosse pflegten die neu-Vermählte sich nieder zu setzen/ damit dieser Götz die Frucht ihrer Keuschheit am ersten genossen zu haben schiene/ wie Varro in seinen Schrifften hinterlassen/ und Lactantius und Augustinus in den Büchern von der Stadt Gottes erzehlen.

Gott der Gärten. Priapus ist von den Alten für einen Gott der Gärten gehalten worden. Er ward ins gemein gebildet in Gestalt eines bärtigen Menschen/ mit einem verwirrten Haar/ nackend/ und in der rechten Hand eine Sichel haltend/ wie ihn Tibullus im I Buch der 4 Elegiae beschreibet/ wann er saget:

[Spaltenumbruch]
Sic umbrosa tibi contingant tecta,
Priape,

Ne capiti Soles, ne noceantque
nives.

Quae tua formosos cepit sollertia?
certe

Non tibi barba nitet, non tibi cul-
ta coma est.

Nudus & hibernae producis frigora
brumae;

Nudus & aestivi tempora sicca
canis.

Sic ego, tum Bacchi respondit ru-
stica proles,

Armatus curva sic mihi falce
Deus.

Priap! ich wünsche dir die Deck vom küh-
len Schatten/

die Sonne nicht/ kein Schnee soll schaden
deiner Blatten.

Dein Haar ist nicht gekämmt/ der Bart
gleist gantz vom Schweiß/

doch sind die schönsten Leut verliebt in
deinen Fleiß.

Du pflegst die grause Kält deß Winters
her zu tragen/

und machst die gröste Hitz in denen Hun-
des-Tagen.

Also redt ich ihn an. Er/ der gewaffnet/
wieß

die Sichel in der Hand/ und gab zur Ant-
wort dieß etc.

Die Alten pflegten ihn unterweilen mit einem Tuch zu bedecken/ dessen Falten er selbst zusammen zog/ und allerhand Früchte darinnen hielte. Auch flochten sie ihm aus Gartenkräutern mancherley schöne Kräntze: dann man ihn vor die Gärten zum Hüter bestellte/ da er einen langen Rock über dem Haupte hielte/ womit er die Vögel wegscheuete. Dann also sagt er von sich selbsten beym Horat. Satyr. IIX. lib. I.

Olim truncus eram ficulnus, inutile
lignum:

Cum faber incertus, scamnum, fa-
ceretne Priapum,

Maluit esse Deum, Deus inde ego
furum aviumque

Maxima formido: nam fures dex-
tra coercet:

Ast importunas volucres in vertice
arundo

Terret fixa, vetatque novis conside-
re in hortis.

[Spaltenumbruch] Bacchus-Festen die Bildnus eines männlichen Schaamglieds am Halse hangend/ so sie Phallum nennten/ und aus Gebräuche der Bacchanalien/ oder deß Bacchus-Fests Feigenbaum-Holtz gemacht war. Aber bey dem Suidas lieset man/ daß sie es auch vor Alters aus rothen Leder gemacht/ solches über die Hüfften hinab hangen lassen/ und also darmit durch die Stadt getantzet/ wann sie das Bacchus-Fest Wer die Phallophori gewesen.celebrirt und begangen. Diese wurden Phallophori genennt/ und pflegten ihre Angesichter mit subtilen Baumrinden/ oder auch mit Leder zu vermascariren/ das Haupt aber mit Epheu oder Violen zu bekrönen.

Herodotus erzehlt/ daß die Egypter Ellenhohe Statuen gemacht/ die fast eben ein so langes männliches Glied/ als der gantze Leib gewesen/ vor sich hingestreckt hätten/ diese hätten die Weiber auf hierzu sehr künstlich-gemachten Wägen durch die Gassen der Stadt zu führen pflegen/ vor ihnen her aber wären Pfeiffer gegangen/ welche deß Bacchus Lobgedichte gespielet/ und darein die Weiber gesungen. Ein gleiches lieset man auch von denen Römischen Weibern/ daß sie in öffentlicher Procession die Gestalt eines männlichen Bildnus deß Priapus. Glieds herum getragen. Den Priapus aber bildeten sie also aus: Sie machten einen dicken Knaben von schändlicher Gestalt/ und mit einem so abscheulich-grossen männlichen Glied begabet/ daß es dem übrigen Leib an Grösse nichts nachgab. Suidas erzehlet/ es habe die Juno/ durch Anrührung deß Leibs der Venus/ gemacht/ daß er auf solche Weise gebohren worden/ um hierdurch nemlich dem Jupiter/ der sie geschwängert hatte/ einen Schimpff anzuthun/ und Beschwernus zu verursachen. Andere aber wollen/ Bacchus sey deß Priapus Vatter gewesen/ worvon Theodoritus folgende Ursach gibt/ wann er saget/ daß durch die Venus die Lust im Beyschlaffen/ durch den Bacchus aber der unmässig-getrunckne Wein verstanden/ aus beyden aber/ wann sie sich zusammen thäten/ der Mutinus. Priapus zu entstehen pflege. Diesem war auch der Mutinus gleich (wo anders Priapus und Mutinus nicht einerley gewesen) der ware sitzend gebildet/ und zeigte das männliche Glied öffentlich/ welches doch die Natur selbst verborgen haben will. Auf dessen Schosse pflegten die neu-Vermählte sich nieder zu setzen/ damit dieser Götz die Frucht ihrer Keuschheit am ersten genossen zu haben schiene/ wie Varro in seinen Schrifften hinterlassen/ und Lactantius und Augustinus in den Büchern von der Stadt Gottes erzehlen.

Gott der Gärten. Priapus ist von den Alten für einen Gott der Gärten gehalten worden. Er ward ins gemein gebildet in Gestalt eines bärtigen Menschen/ mit einem verwirrten Haar/ nackend/ und in der rechten Hand eine Sichel haltend/ wie ihn Tibullus im I Buch der 4 Elegiae beschreibet/ wann er saget:

[Spaltenumbruch]
Sic umbrosa tibi contingant tecta,
Priape,

Ne capiti Soles, ne noceantque
nives.

Quae tua formosos cepit sollertia?
certè

Non tibi barba nitet, non tibi cul-
ta coma est.

Nudus & hibernae producis frigora
brumae;

Nudus & aestivi tempora sicca
canis.

Sic ego, tum Bacchi respondit ru-
stica proles,

Armatus curva sic mihi falce
Deus.

Priap! ich wünsche dir die Deck vom küh-
len Schatten/

die Sonne nicht/ kein Schnee soll schaden
deiner Blatten.

Dein Haar ist nicht gekämmt/ der Bart
gleist gantz vom Schweiß/

doch sind die schönsten Leut verliebt in
deinen Fleiß.

Du pflegst die grause Kält deß Winters
her zu tragen/

und machst die gröste Hitz in denen Hun-
des-Tagen.

Also redt ich ihn an. Er/ der gewaffnet/
wieß

die Sichel in der Hand/ und gab zur Ant-
wort dieß etc.

Die Alten pflegten ihn unterweilen mit einem Tuch zu bedecken/ dessen Falten er selbst zusammen zog/ und allerhand Früchte darinnen hielte. Auch flochten sie ihm aus Gartenkräutern mancherley schöne Kräntze: dann man ihn vor die Gärten zum Hüter bestellte/ da er einen langen Rock über dem Haupte hielte/ womit er die Vögel wegscheuete. Dann also sagt er von sich selbsten beym Horat. Satyr. IIX. lib. I.

Olim truncus eram ficulnus, inutile
lignum:

Cum faber incertus, scamnum, fa-
ceretne Priapum,

Maluit esse Deum, Deus inde ego
furum aviumque

Maxima formido: nam fures dex-
tra coërcet:

Ast importunas volucres in vertice
arundo

Terret fixa, vetatque novis conside-
re in hortis.

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 156/0238] Bacchus-Festen die Bildnus eines männlichen Schaamglieds am Halse hangend/ so sie Phallum nennten/ und aus Feigenbaum-Holtz gemacht war. Aber bey dem Suidas lieset man/ daß sie es auch vor Alters aus rothen Leder gemacht/ solches über die Hüfften hinab hangen lassen/ und also darmit durch die Stadt getantzet/ wann sie das Bacchus-Fest celebrirt und begangen. Diese wurden Phallophori genennt/ und pflegten ihre Angesichter mit subtilen Baumrinden/ oder auch mit Leder zu vermascariren/ das Haupt aber mit Epheu oder Violen zu bekrönen. Gebräuche der Bacchanalien/ oder deß Bacchus-Fests Wer die Phallophori gewesen.Herodotus erzehlt/ daß die Egypter Ellenhohe Statuen gemacht/ die fast eben ein so langes männliches Glied/ als der gantze Leib gewesen/ vor sich hingestreckt hätten/ diese hätten die Weiber auf hierzu sehr künstlich-gemachten Wägen durch die Gassen der Stadt zu führen pflegen/ vor ihnen her aber wären Pfeiffer gegangen/ welche deß Bacchus Lobgedichte gespielet/ und darein die Weiber gesungen. Ein gleiches lieset man auch von denen Römischen Weibern/ daß sie in öffentlicher Procession die Gestalt eines männlichen Glieds herum getragen. Den Priapus aber bildeten sie also aus: Sie machten einen dicken Knaben von schändlicher Gestalt/ und mit einem so abscheulich-grossen männlichen Glied begabet/ daß es dem übrigen Leib an Grösse nichts nachgab. Suidas erzehlet/ es habe die Juno/ durch Anrührung deß Leibs der Venus/ gemacht/ daß er auf solche Weise gebohren worden/ um hierdurch nemlich dem Jupiter/ der sie geschwängert hatte/ einen Schimpff anzuthun/ und Beschwernus zu verursachen. Andere aber wollen/ Bacchus sey deß Priapus Vatter gewesen/ worvon Theodoritus folgende Ursach gibt/ wann er saget/ daß durch die Venus die Lust im Beyschlaffen/ durch den Bacchus aber der unmässig-getrunckne Wein verstanden/ aus beyden aber/ wann sie sich zusammen thäten/ der Priapus zu entstehen pflege. Diesem war auch der Mutinus gleich (wo anders Priapus und Mutinus nicht einerley gewesen) der ware sitzend gebildet/ und zeigte das männliche Glied öffentlich/ welches doch die Natur selbst verborgen haben will. Auf dessen Schosse pflegten die neu-Vermählte sich nieder zu setzen/ damit dieser Götz die Frucht ihrer Keuschheit am ersten genossen zu haben schiene/ wie Varro in seinen Schrifften hinterlassen/ und Lactantius und Augustinus in den Büchern von der Stadt Gottes erzehlen. Bildnus deß Priapus. Mutinus. Priapus ist von den Alten für einen Gott der Gärten gehalten worden. Er ward ins gemein gebildet in Gestalt eines bärtigen Menschen/ mit einem verwirrten Haar/ nackend/ und in der rechten Hand eine Sichel haltend/ wie ihn Tibullus im I Buch der 4 Elegiae beschreibet/ wann er saget: Gott der Gärten. Sic umbrosa tibi contingant tecta, Priape, Ne capiti Soles, ne noceantque nives. Quae tua formosos cepit sollertia? certè Non tibi barba nitet, non tibi cul- ta coma est. Nudus & hibernae producis frigora brumae; Nudus & aestivi tempora sicca canis. Sic ego, tum Bacchi respondit ru- stica proles, Armatus curva sic mihi falce Deus. Priap! ich wünsche dir die Deck vom küh- len Schatten/ die Sonne nicht/ kein Schnee soll schaden deiner Blatten. Dein Haar ist nicht gekämmt/ der Bart gleist gantz vom Schweiß/ doch sind die schönsten Leut verliebt in deinen Fleiß. Du pflegst die grause Kält deß Winters her zu tragen/ und machst die gröste Hitz in denen Hun- des-Tagen. Also redt ich ihn an. Er/ der gewaffnet/ wieß die Sichel in der Hand/ und gab zur Ant- wort dieß etc. Die Alten pflegten ihn unterweilen mit einem Tuch zu bedecken/ dessen Falten er selbst zusammen zog/ und allerhand Früchte darinnen hielte. Auch flochten sie ihm aus Gartenkräutern mancherley schöne Kräntze: dann man ihn vor die Gärten zum Hüter bestellte/ da er einen langen Rock über dem Haupte hielte/ womit er die Vögel wegscheuete. Dann also sagt er von sich selbsten beym Horat. Satyr. IIX. lib. I. Olim truncus eram ficulnus, inutile lignum: Cum faber incertus, scamnum, fa- ceretne Priapum, Maluit esse Deum, Deus inde ego furum aviumque Maxima formido: nam fures dex- tra coërcet: Ast importunas volucres in vertice arundo Terret fixa, vetatque novis conside- re in hortis.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/238>, abgerufen am 29.03.2024.