Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] zu heben/ werden ihre Kräfften angedeutet/ Dessen Flügel. dardurch unsere Geister die Göttliche Dinge zu betrachten erhaben werden. Die Pfeile/ sagen sie/ können auf die Strahlen deß Göttlichen Liechtes/ dardurch wir uns vielfältig berühret fühlen/ gedeutet werden/ daß wir durch dieselben ermuntert/ unsern Geist und Gemüt zu ihr wenden/ und durch ihre Schönheit wunderbarlich gefangen/ alles Irdisch und Menschliche so gar verschmähen/ daß wir es für anders nichts als für Staffeln zum Himmel gebrauchen. Welches Franciscus Petrarcha in einem Gedichte scheinet angedeutet zu haben/ worinnen er den von ihm vor Gericht geforderten Cupido sich zu verantworten also eingeführt:

Quodque magis cunctis miraberis;
utimur alis,

Vos quibus ad coelum contenditis,
hisce creatis

Utentes gradibus; quae si quis penderit
aequis

Momentis, homines recta ad sublimia
tollunt.

Die Flügel/ die du meist bewunderst/
führen wir/

zu zeigen euch/ daß durch dieselbe müsset
ihr

zum Himmel schwingen euch/ müsst nur als
Staffeln brauchen

die gantze Creatur; wer mit gerechten
Augen

dieselbe siehet an/ den führt sie über
sich

das zu betrachten stets/ wo er dort
ewiglich

zu seyn verordnet ist.

Aber ich trage Sorge/ es werden die jenige aus so einem schlüpffrigen Ort und Wege sich nicht erheben können/ welche/ dieser berühmten Autorum Meinung sich bedienend/ in dem schändlichen Koht der Weiber-/ oder der noch schändlicheren Knaben-Liebe sich umwältzen/ und dabey ihnen die Hoffnung machen/ sie wollen mit ihren von dannen genommenen Die Platonici machen den Cupido der Sonne gleich. Flügeln sich glücklich hinauf zu den obersten Theil deß Himmels schwingen. Von diesem ihren erdichteten Himmlischen Cupido melden sie noch ferner/ ihn dardurch gleichsam vollends auszuzieren/ er sey der Sonne gleich/ als welche ihre Strahlen durch die gantze Welt ausbreite/ und wann sie etwann auf leichte und Liecht-fähige Cörper falle/ ziehe sie die aus denselben heraus gelockte Strahlen an sich: Ja gleichwie die Sonne alles/ was sie mit ihrem Liecht berühret/ zu erwärmen pfleget/ also mache es auch dieser Cupido/ als welcher die jenigen Hertzen/ darinn er seinen Platz genommen/ mit grosser Inbrunst zu den himmlischen[Spaltenumbruch] Dingen (so ihnen wol zu wünschen) unglaublich entflamme; und aus dieser Ursache werde (wie sie sagen) der Cupido mit einer brennenden Fackel abgebildet. Damit auch alles ferner aufs genauste zutreffe/ sagen sie/ man solle allhier nur das jenige/ was in deß Cupido Fackel leuchet/ und die Augen belustiget/ betrachten/ das andere aber/ so da brennet/ und die Cörper derer/ die darvon ergriffen werden/ verletzet/ unbetrachtet vorbey streichen lassen; in welchem Stück er mit dem irdischen Cupido übereinstimmet/ der niemals einige reine Wollust verschaffet/ die von aller Bekümmernus frey seyn sollte/ sondern Wollust und Schmertzen also miteinander vermenget/ wie in der Fackel der Schein oder Glantz/ welcher belustiget und erfreuet/ und die Flamme/ so da brennet und Schmertzen verursachet/ miteinander verbunden sind.

Dieß ist die Meinung deß Plutarchus/ wie von dem Stobaeus angezogen wird in dem Capitel/ quod amor non sit judicium: Allwo er fraget/ warum die Poeten dem Cupido eine Fackel in die Hand gegeben/ und warum ihn die Bildhauer also vorgestellet haben? auch darauf selbst antwortet/ weil das Leuchtende am Feuer das Lieblichste; das aber so da brennet/ das Beschwehrlichste ist. Dieses hat Plutarchus von dem Plato entlehnet/ der in seinem Timaeo schreibet/ Es sey die Liebe in uns (so eben der Cupido ist) mit Wollust und Schmertzen vermischt/ welcher Cupido vom Vulcanus/ und der andern Venus/ die von Plato die gemeine/ weltliche und irdische genennet wird/ entsprungen/ und dannenhero auch selbst irdisch/ gemein und unzüchtig ist/ Wie Seneca den Cupido beschreibe. wie die Poeten von ihm fabuliren. Derohalben Seneca in der Octavia ihn also gleichsam mit seinen eigenen und lebhafften Farben abgemahlet:

Volucrem esse Amorem fingit,
immitem Deum,

Mortalis error, armat & telis man-
us,

Arcusque Sacros instruit saeva face.
Genitumque credit Venere, Vulca-
no
satum.

Vis magna mentis, blandus atque
animi calor

Amor est, juventa gignitur, luxu,
otio

Nutritur inter laeta fortunae bona.
Quam si fovere, atque alere desi-
stas, cadit,

Brevique vires perdit, extinctus
suas.

[Spaltenumbruch] zu heben/ werden ihre Kräfften angedeutet/ Dessen Flügel. dardurch unsere Geister die Göttliche Dinge zu betrachten erhaben werden. Die Pfeile/ sagen sie/ können auf die Strahlen deß Göttlichen Liechtes/ dardurch wir uns vielfältig berühret fühlen/ gedeutet werden/ daß wir durch dieselben ermuntert/ unsern Geist und Gemüt zu ihr wenden/ und durch ihre Schönheit wunderbarlich gefangen/ alles Irdisch und Menschliche so gar verschmähen/ daß wir es für anders nichts als für Staffeln zum Himmel gebrauchen. Welches Franciscus Petrarcha in einem Gedichte scheinet angedeutet zu haben/ worinnen er den von ihm vor Gericht geforderten Cupido sich zu verantworten also eingeführt:

Quodque magis cunctis miraberis;
utimur alis,

Vos quibus ad coelum contenditis,
hisce creatis

Utentes gradibus; quae si quis penderit
aequis

Momentis, homines recta ad sublimia
tollunt.

Die Flügel/ die du meist bewunderst/
führen wir/

zu zeigen euch/ daß durch dieselbe müsset
ihr

zum Himmel schwingen euch/ müsst nur als
Staffeln brauchen

die gantze Creatur; wer mit gerechten
Augen

dieselbe siehet an/ den führt sie über
sich

das zu betrachten stets/ wo er dort
ewiglich

zu seyn verordnet ist.

Aber ich trage Sorge/ es werden die jenige aus so einem schlüpffrigen Ort und Wege sich nicht erheben können/ welche/ dieser berühmten Autorum Meinung sich bedienend/ in dem schändlichen Koht der Weiber-/ oder der noch schändlicheren Knaben-Liebe sich umwältzen/ und dabey ihnen die Hoffnung machen/ sie wollen mit ihren von dannen genommenen Die Platonici machen den Cupido der Sonne gleich. Flügeln sich glücklich hinauf zu den obersten Theil deß Himmels schwingen. Von diesem ihren erdichteten Himmlischen Cupido melden sie noch ferner/ ihn dardurch gleichsam vollends auszuzieren/ er sey der Sonne gleich/ als welche ihre Strahlen durch die gantze Welt ausbreite/ und wann sie etwann auf leichte und Liecht-fähige Cörper falle/ ziehe sie die aus denselben heraus gelockte Strahlen an sich: Ja gleichwie die Sonne alles/ was sie mit ihrem Liecht berühret/ zu erwärmen pfleget/ also mache es auch dieser Cupido/ als welcher die jenigen Hertzen/ darinn er seinen Platz genommen/ mit grosser Inbrunst zu den himmlischen[Spaltenumbruch] Dingen (so ihnen wol zu wünschen) unglaublich entflamme; und aus dieser Ursache werde (wie sie sagen) der Cupido mit einer brennenden Fackel abgebildet. Damit auch alles ferner aufs genauste zutreffe/ sagen sie/ man solle allhier nur das jenige/ was in deß Cupido Fackel leuchet/ und die Augen belustiget/ betrachten/ das andere aber/ so da brennet/ und die Cörper derer/ die darvon ergriffen werden/ verletzet/ unbetrachtet vorbey streichen lassen; in welchem Stück er mit dem irdischen Cupido übereinstimmet/ der niemals einige reine Wollust verschaffet/ die von aller Bekümmernus frey seyn sollte/ sondern Wollust und Schmertzen also miteinander vermenget/ wie in der Fackel der Schein oder Glantz/ welcher belustiget und erfreuet/ und die Flamme/ so da brennet und Schmertzen verursachet/ miteinander verbunden sind.

Dieß ist die Meinung deß Plutarchus/ wie von dem Stobaeus angezogen wird in dem Capitel/ quod amor non sit judicium: Allwo er fraget/ warum die Poeten dem Cupido eine Fackel in die Hand gegeben/ und warum ihn die Bildhauer also vorgestellet haben? auch darauf selbst antwortet/ weil das Leuchtende am Feuer das Lieblichste; das aber so da brennet/ das Beschwehrlichste ist. Dieses hat Plutarchus von dem Plato entlehnet/ der in seinem Timaeo schreibet/ Es sey die Liebe in uns (so eben der Cupido ist) mit Wollust und Schmertzen vermischt/ welcher Cupido vom Vulcanus/ und der andern Venus/ die von Plato die gemeine/ weltliche und irdische genennet wird/ entsprungen/ und dannenhero auch selbst irdisch/ gemein und unzüchtig ist/ Wie Seneca den Cupido beschreibe. wie die Poeten von ihm fabuliren. Derohalben Seneca in der Octavia ihn also gleichsam mit seinen eigenen und lebhafften Farben abgemahlet:

Volucrem esse Amorem fingit,
immitem Deum,

Mortalis error, armat & telis man-
us,

Arcusque Sacros instruit saeva face.
Genitumque credit Venere, Vulca-
no
satum.

Vis magna mentis, blandus atque
animi calor

Amor est, juventa gignitur, luxu,
otio

Nutritur inter laeta fortunae bona.
Quam si fovere, atque alere desi-
stas, cadit,

Brevique vires perdit, extinctus
suas.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="d1535.1">
          <p><pb facs="#f0262" xml:id="pb-1536" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 172"/><cb/>
zu heben/ werden ihre Kräfften angedeutet/ <note xml:id="n1536.1" place="right">Dessen Flügel.</note> dardurch unsere Geister die Göttliche Dinge zu betrachten erhaben werden. Die Pfeile/ sagen sie/ können auf die Strahlen deß Göttlichen Liechtes/ dardurch wir uns vielfältig berühret fühlen/ gedeutet werden/ daß wir durch dieselben ermuntert/ unsern Geist und Gemüt zu ihr wenden/ und durch ihre Schönheit wunderbarlich gefangen/ alles Irdisch und Menschliche so gar verschmähen/ daß wir es für anders nichts als für Staffeln zum Himmel gebrauchen. Welches <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1077 http://d-nb.info/gnd/118593234 http://viaf.org/viaf/39382430">Franciscus Petrarcha</persName> in einem Gedichte scheinet angedeutet zu haben/ worinnen er den von ihm vor Gericht geforderten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName> sich zu verantworten also eingeführt:</p>
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <l><reg>Quodque</reg> magis cunctis miraberis;<lb/>
utimur alis,</l><lb/>
            <l>Vos quibus ad coelum contenditis,<lb/>
hisce creatis</l><lb/>
            <l>Utentes gradibus; quae si quis penderit<lb/>
aequis</l><lb/>
            <l>Momentis, homines recta ad sublimia<lb/>
tollunt.</l><lb/>
          </lg>
          <lg>
            <l>Die Flügel/ die du meist bewunderst/<lb/>
führen wir/</l><lb/>
            <l>zu zeigen euch/ daß durch dieselbe müsset<lb/>
ihr</l><lb/>
            <l>zum Himmel schwingen euch/ müsst nur als<lb/>
Staffeln brauchen</l><lb/>
            <l>die gantze Creatur; wer mit gerechten<lb/>
Augen</l><lb/>
            <l>dieselbe siehet an/ den führt sie über<lb/>
sich</l><lb/>
            <l>das zu betrachten stets/ wo er dort<lb/>
ewiglich</l><lb/>
            <l>zu seyn verordnet ist.</l><lb/>
          </lg>
          <p>Aber <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> trage Sorge/ es werden die jenige aus so einem schlüpffrigen Ort und Wege sich nicht erheben können/ welche/ dieser berühmten Autorum Meinung sich bedienend/ in dem schändlichen Koht der Weiber-/ oder der noch schändlicheren Knaben-Liebe sich umwältzen/ und dabey ihnen die Hoffnung machen/ sie wollen mit ihren von dannen genommenen <note xml:id="n1536.2" place="right">Die Platonici machen den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName> der Sonne gleich.</note> Flügeln sich glücklich hinauf zu den obersten Theil deß Himmels schwingen. Von diesem ihren erdichteten Himmlischen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName> melden sie noch ferner/ ihn dardurch gleichsam vollends auszuzieren/ er sey der Sonne gleich/ als welche ihre Strahlen durch die gantze Welt ausbreite/ und wann sie etwann auf leichte und Liecht-fähige Cörper falle/ ziehe sie die aus denselben heraus gelockte Strahlen an sich: Ja gleichwie die Sonne alles/ was sie mit ihrem Liecht berühret/ zu erwärmen pfleget/ also mache es auch dieser <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName>/ als welcher die jenigen Hertzen/ darinn er seinen Platz genommen/ mit grosser Inbrunst zu den himmlischen<cb/>
Dingen (so ihnen wol zu wünschen) unglaublich entflamme; und aus dieser Ursache werde (wie sie sagen) der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName> mit einer brennenden Fackel abgebildet. Damit auch alles ferner aufs genauste zutreffe/ sagen sie/ man solle allhier nur das jenige/ was in deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName> Fackel leuchet/ und die Augen belustiget/ betrachten/ das andere aber/ so da brennet/ und die Cörper derer/ die darvon ergriffen werden/ verletzet/ unbetrachtet vorbey streichen lassen; in welchem Stück er mit dem irdischen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName> übereinstimmet/ der niemals einige reine Wollust verschaffet/ die von aller Bekümmernus frey seyn sollte/ sondern Wollust und Schmertzen also miteinander vermenget/ wie in der Fackel der Schein oder Glantz/ welcher belustiget und erfreuet/ und die Flamme/ so da brennet und Schmertzen verursachet/ miteinander verbunden sind.</p>
          <p>Dieß ist die Meinung deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-343 http://d-nb.info/gnd/118595237 http://viaf.org/viaf/32140876">Plutarchus</persName>/ wie von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3706 http://d-nb.info/gnd/118965786 http://viaf.org/viaf/88067365">Stobaeus</persName> angezogen wird in dem Capitel/ <hi rendition="#aq">quod amor non sit judicium</hi>: Allwo er fraget/ warum die Poeten dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName> eine Fackel in die Hand gegeben/ und warum ihn die Bildhauer also vorgestellet haben? auch darauf selbst antwortet/ weil das Leuchtende am Feuer das Lieblichste; das aber so da brennet/ das Beschwehrlichste ist. Dieses hat <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-343 http://d-nb.info/gnd/118595237 http://viaf.org/viaf/32140876">Plutarchus</persName> von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-892 http://d-nb.info/gnd/118594893 http://viaf.org/viaf/79033288">Plato</persName> entlehnet/ der in seinem Timaeo schreibet/ Es sey die Liebe in uns (so eben der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName> ist) mit Wollust und Schmertzen vermischt/ welcher <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName> vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-143 http://d-nb.info/gnd/118770462 http://viaf.org/viaf/42633769">Vulcanus</persName>/ und der andern <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName>/ die von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-892 http://d-nb.info/gnd/118594893 http://viaf.org/viaf/79033288">Plato</persName> die gemeine/ weltliche und irdische genennet wird/ entsprungen/ und dannenhero auch selbst irdisch/ gemein und unzüchtig ist/ <note xml:id="n1536.3" place="right">Wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-842 http://d-nb.info/gnd/118613200 http://viaf.org/viaf/90637919">Seneca</persName> den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName> beschreibe.</note> wie die Poeten von ihm fabuliren. Derohalben <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-842 http://d-nb.info/gnd/118613200 http://viaf.org/viaf/90637919">Seneca</persName> in der <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-2459">Octavia</ref></bibl> ihn also gleichsam mit seinen eigenen und lebhafften Farben abgemahlet:</p>
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <l>Volucrem esse <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1682 http://d-nb.info/gnd/11850262X http://viaf.org/viaf/35247458">Amorem</persName> fingit,<lb/>
immitem Deum,</l><lb/>
            <l>Mortalis error, armat &amp; telis man-<lb/>
us,</l><lb/>
            <l><reg>Arcusque</reg> Sacros instruit saeva face.</l><lb/>
            <l><reg>Genitumque</reg> credit <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venere</persName>, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-143 http://d-nb.info/gnd/118770462 http://viaf.org/viaf/42633769">Vulca-<lb/>
no</persName> satum.</l><lb/>
            <l>Vis magna mentis, blandus atque<lb/>
animi calor</l><lb/>
            <l><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1682 http://d-nb.info/gnd/11850262X http://viaf.org/viaf/35247458">Amor</persName> est, juventa gignitur, luxu,<lb/>
otio</l><lb/>
            <l>Nutritur inter laeta fortunae bona.</l><lb/>
            <l>Quam si fovere, atque alere desi-<lb/>
stas, cadit,</l><lb/>
            <l><reg>Brevique</reg> vires perdit, extinctus<lb/>
suas.</l><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 172/0262] zu heben/ werden ihre Kräfften angedeutet/ dardurch unsere Geister die Göttliche Dinge zu betrachten erhaben werden. Die Pfeile/ sagen sie/ können auf die Strahlen deß Göttlichen Liechtes/ dardurch wir uns vielfältig berühret fühlen/ gedeutet werden/ daß wir durch dieselben ermuntert/ unsern Geist und Gemüt zu ihr wenden/ und durch ihre Schönheit wunderbarlich gefangen/ alles Irdisch und Menschliche so gar verschmähen/ daß wir es für anders nichts als für Staffeln zum Himmel gebrauchen. Welches Franciscus Petrarcha in einem Gedichte scheinet angedeutet zu haben/ worinnen er den von ihm vor Gericht geforderten Cupido sich zu verantworten also eingeführt: Dessen Flügel.Quodque magis cunctis miraberis; utimur alis, Vos quibus ad coelum contenditis, hisce creatis Utentes gradibus; quae si quis penderit aequis Momentis, homines recta ad sublimia tollunt. Die Flügel/ die du meist bewunderst/ führen wir/ zu zeigen euch/ daß durch dieselbe müsset ihr zum Himmel schwingen euch/ müsst nur als Staffeln brauchen die gantze Creatur; wer mit gerechten Augen dieselbe siehet an/ den führt sie über sich das zu betrachten stets/ wo er dort ewiglich zu seyn verordnet ist. Aber ich trage Sorge/ es werden die jenige aus so einem schlüpffrigen Ort und Wege sich nicht erheben können/ welche/ dieser berühmten Autorum Meinung sich bedienend/ in dem schändlichen Koht der Weiber-/ oder der noch schändlicheren Knaben-Liebe sich umwältzen/ und dabey ihnen die Hoffnung machen/ sie wollen mit ihren von dannen genommenen Flügeln sich glücklich hinauf zu den obersten Theil deß Himmels schwingen. Von diesem ihren erdichteten Himmlischen Cupido melden sie noch ferner/ ihn dardurch gleichsam vollends auszuzieren/ er sey der Sonne gleich/ als welche ihre Strahlen durch die gantze Welt ausbreite/ und wann sie etwann auf leichte und Liecht-fähige Cörper falle/ ziehe sie die aus denselben heraus gelockte Strahlen an sich: Ja gleichwie die Sonne alles/ was sie mit ihrem Liecht berühret/ zu erwärmen pfleget/ also mache es auch dieser Cupido/ als welcher die jenigen Hertzen/ darinn er seinen Platz genommen/ mit grosser Inbrunst zu den himmlischen Dingen (so ihnen wol zu wünschen) unglaublich entflamme; und aus dieser Ursache werde (wie sie sagen) der Cupido mit einer brennenden Fackel abgebildet. Damit auch alles ferner aufs genauste zutreffe/ sagen sie/ man solle allhier nur das jenige/ was in deß Cupido Fackel leuchet/ und die Augen belustiget/ betrachten/ das andere aber/ so da brennet/ und die Cörper derer/ die darvon ergriffen werden/ verletzet/ unbetrachtet vorbey streichen lassen; in welchem Stück er mit dem irdischen Cupido übereinstimmet/ der niemals einige reine Wollust verschaffet/ die von aller Bekümmernus frey seyn sollte/ sondern Wollust und Schmertzen also miteinander vermenget/ wie in der Fackel der Schein oder Glantz/ welcher belustiget und erfreuet/ und die Flamme/ so da brennet und Schmertzen verursachet/ miteinander verbunden sind. Die Platonici machen den Cupido der Sonne gleich.Dieß ist die Meinung deß Plutarchus/ wie von dem Stobaeus angezogen wird in dem Capitel/ quod amor non sit judicium: Allwo er fraget/ warum die Poeten dem Cupido eine Fackel in die Hand gegeben/ und warum ihn die Bildhauer also vorgestellet haben? auch darauf selbst antwortet/ weil das Leuchtende am Feuer das Lieblichste; das aber so da brennet/ das Beschwehrlichste ist. Dieses hat Plutarchus von dem Plato entlehnet/ der in seinem Timaeo schreibet/ Es sey die Liebe in uns (so eben der Cupido ist) mit Wollust und Schmertzen vermischt/ welcher Cupido vom Vulcanus/ und der andern Venus/ die von Plato die gemeine/ weltliche und irdische genennet wird/ entsprungen/ und dannenhero auch selbst irdisch/ gemein und unzüchtig ist/ wie die Poeten von ihm fabuliren. Derohalben Seneca in der Octavia ihn also gleichsam mit seinen eigenen und lebhafften Farben abgemahlet: Wie Seneca den Cupido beschreibe. Volucrem esse Amorem fingit, immitem Deum, Mortalis error, armat & telis man- us, Arcusque Sacros instruit saeva face. Genitumque credit Venere, Vulca- no satum. Vis magna mentis, blandus atque animi calor Amor est, juventa gignitur, luxu, otio Nutritur inter laeta fortunae bona. Quam si fovere, atque alere desi- stas, cadit, Brevique vires perdit, extinctus suas.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/262
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/262>, abgerufen am 09.10.2024.