Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.
[Spaltenumbruch] Hercules selbst verstanden wird/ als der die Löwenhaut getragen. Barmhertzigkeit. Durch einen Mann/ der einen Löwen unterm Fuß hat/ und dannoch nichts thut/ wird Barmhertzigkeit angezeigt: denn man/ wenn der Löw vom Mann nicht verletzt oder verwundet ist/ zu sagen pflegt/ er sey vergnügt/ daß er ihn überwunden habe. Vom Elephanten und Der König. DEr Elephant bedeutet den König/ wie ihn dann die Egyptier vorgebildet. Gottesfurcht. Der Elephant nach dem neuen Mond ins Wasser sehend/ bemerckt die Gottesfurcht: dieweil sie sich alle Monate/ und zwar mit Eintrettung des Neuen/ den sie zu Ehren scheinen/ reinigen. Der Stier und seine Mässigkeit. EIn schöner weiser Stier ist ein Sinnbild der Mässigkeit: dieweil der Stier die befruchtete Kühe zu frieden lässet. Vom Ochsen und seiner Burger von Fremden untergedruckt. DUrch einen vom Wolffe überwundenen Ochsen wird dem Sinne fürgestellt ein von Fremden unterdruckter Burger: dann vor Alters man so wenig einen Ochsen/ als Burger/ aus Zorn umbringen durffte. Arbeit. Durch den Ochsenkopff/ oder durch den Kopff und die Haut/ wird die Arbeit bezeichnet. Einige deuten des Ochsenkopffs Gebeine/ mit den Hörnern/ auf Arbeit und Gedult. Das Pferd/ und seine Krieg. NAch der Poeten Meinung/ wird/ durch das Pferd/ der Krieg angezeigt: weil es am bequemsten zum Kriege/ auch muthig/ furchtlos/ starck und ein schnelles Thier ist. Mann/ so der Vernunfft gehorchet. Durch ein gezaumtes Pferd solt du verstehen einen Mann/ so der Vernunfft Gehorsam leistet. Flüchtigkeit des menschlichen Lebens. Durch einen halben Mann/ und halbes Pferd/ wird des Menschen flüchtiges Leben bevorstelliget. Gerücht. Das fliegende Pferd ist ein Bild des Gerüchts/ als welches flieget/ und den Brunn der[Spaltenumbruch] Musen quellen machet. Das ist: es erweckt die Poeten/ das Lob der berühmten Männer zu beschreiben. Unkeuscher Mensch. Die Centauren wollen einen unkeuschen Menschen andeuten: dann nicht alle Menschen/ sagt jener Scribent/ sind Menschen/ weil einer/ der sich der Untugend ergibt/ ein Pferdmensch ist. Vom Hunde und dessen rechter Lehrer. DEr Hund dienet zum Vorbilde eines rechten Lehrers/ der unerschrocken stets bellen/ über der Menschen Seelen die Wacht halten/ und die Sünden der Menschen bestraffen muß. Treue. Durch den Hund wird auch angedeutet die Treue: dieweil der Hund sehr getreu ist/ auch keiner Wolthat vergisst. Soldat. Ein gebundner Hund bedeutet einen Soldaten/ der seinem Obristen getreu/ und durch seinen Eyd verbunden ist. Geruch. Der Hund/ so (wie Cicero bezeuget) einen vortrefflichen Geruch hat/ wird für den Geruch genommen. Vom Affen und seiner Lasterhaffter Mensch. AN dem Affen ersihet man die Gleichheit eines untugendhafften Menschens. Gleißnerey. Nicht weniger bedeutet der Aff einen Gleißner: dieweil der Aff sein Wasser alsobald bedeckt/ wie der Gleißner seine Untugend. So hat der Aff auch den Schein eines Menschen; und ist doch ein Thier. Unverschämtheit. Durch den Affen/ wird auch bedeutet Unverschämtheit: dieweil er sein blosses Glied jederman unverschämt sehen lässet/ auch andere unverschämte Dinge vor Jedermanns Augen thut. Vom Hirschen und seiner Unvorsichtigkeit. DUrch den Hirschen wird die Unvorsichtigkeit bemerckt: dieweiln er sich lässet fangen über dem Zuhören des Jägerhorns/ dessen Gethöne und Klang er sehr gerne höret/ also daß er seiner selbst drüber vergisst. Furcht. Der Hirsch/ vor welchem an Stöcken Garne hangen mit rothen Federn/ bedeutet gleichfalls Furcht: dann sie vor Zeiten/ in Jagten/ [Spaltenumbruch] Hercules selbst verstanden wird/ als der die Löwenhaut getragen. Barmhertzigkeit. Durch einen Mann/ der einen Löwen unterm Fuß hat/ und dannoch nichts thut/ wird Barmhertzigkeit angezeigt: denn man/ wenn der Löw vom Mann nicht verletzt oder verwundet ist/ zu sagen pflegt/ er sey vergnügt/ daß er ihn überwunden habe. Vom Elephanten und Der König. DEr Elephant bedeutet den König/ wie ihn dann die Egyptier vorgebildet. Gottesfurcht. Der Elephant nach dem neuen Mond ins Wasser sehend/ bemerckt die Gottesfurcht: dieweil sie sich alle Monate/ und zwar mit Eintrettung des Neuen/ den sie zu Ehren scheinen/ reinigen. Der Stier und seine Mässigkeit. EIn schöner weiser Stier ist ein Sinnbild der Mässigkeit: dieweil der Stier die befruchtete Kühe zu frieden lässet. Vom Ochsen und seiner Burger von Fremden untergedruckt. DUrch einen vom Wolffe überwundenen Ochsen wird dem Sinne fürgestellt ein von Fremden unterdruckter Burger: dann vor Alters man so wenig einen Ochsen/ als Burger/ aus Zorn umbringen durffte. Arbeit. Durch den Ochsenkopff/ oder durch den Kopff und die Haut/ wird die Arbeit bezeichnet. Einige deuten des Ochsenkopffs Gebeine/ mit den Hörnern/ auf Arbeit und Gedult. Das Pferd/ und seine Krieg. NAch der Poeten Meinung/ wird/ durch das Pferd/ der Krieg angezeigt: weil es am bequemsten zum Kriege/ auch muthig/ furchtlos/ starck und ein schnelles Thier ist. Mann/ so der Vernunfft gehorchet. Durch ein gezaumtes Pferd solt du verstehen einen Mann/ so der Vernunfft Gehorsam leistet. Flüchtigkeit des menschlichen Lebens. Durch einen halben Mann/ und halbes Pferd/ wird des Menschen flüchtiges Leben bevorstelliget. Gerücht. Das fliegende Pferd ist ein Bild des Gerüchts/ als welches flieget/ und den Brunn der[Spaltenumbruch] Musen quellen machet. Das ist: es erweckt die Poeten/ das Lob der berühmten Männer zu beschreiben. Unkeuscher Mensch. Die Centauren wollen einen unkeuschen Menschen andeuten: dann nicht alle Menschen/ sagt jener Scribent/ sind Menschen/ weil einer/ der sich der Untugend ergibt/ ein Pferdmensch ist. Vom Hunde und dessen rechter Lehrer. DEr Hund dienet zum Vorbilde eines rechten Lehrers/ der unerschrocken stets bellen/ über der Menschen Seelen die Wacht halten/ und die Sünden der Menschen bestraffen muß. Treue. Durch den Hund wird auch angedeutet die Treue: dieweil der Hund sehr getreu ist/ auch keiner Wolthat vergisst. Soldat. Ein gebundner Hund bedeutet einen Soldaten/ der seinem Obristen getreu/ und durch seinen Eyd verbunden ist. Geruch. Der Hund/ so (wie Cicero bezeuget) einen vortrefflichen Geruch hat/ wird für den Geruch genommen. Vom Affen und seiner Lasterhaffter Mensch. AN dem Affen ersihet man die Gleichheit eines untugendhafften Menschens. Gleißnerey. Nicht weniger bedeutet der Aff einen Gleißner: dieweil der Aff sein Wasser alsobald bedeckt/ wie der Gleißner seine Untugend. So hat der Aff auch den Schein eines Menschen; und ist doch ein Thier. Unverschämtheit. Durch den Affen/ wird auch bedeutet Unverschämtheit: dieweil er sein blosses Glied jederman unverschämt sehen lässet/ auch andere unverschämte Dinge vor Jedermanns Augen thut. Vom Hirschen und seiner Unvorsichtigkeit. DUrch den Hirschen wird die Unvorsichtigkeit bemerckt: dieweiln er sich lässet fangen über dem Zuhören des Jägerhorns/ dessen Gethöne und Klang er sehr gerne höret/ also daß er seiner selbst drüber vergisst. Furcht. Der Hirsch/ vor welchem an Stöcken Garne hangen mit rothen Federn/ bedeutet gleichfalls Furcht: dann sie vor Zeiten/ in Jagten/ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0332" xml:id="pb-1586" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 202"/><cb/><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-215 http://d-nb.info/gnd/118639552 http://viaf.org/viaf/32789834">Hercules</persName> selbst verstanden wird/ als der die Löwenhaut getragen.</p> <p><note place="right">Barmhertzigkeit.</note> Durch einen Mann/ der einen Löwen unterm Fuß hat/ und dannoch nichts thut/ wird Barmhertzigkeit angezeigt: denn man/ wenn der Löw vom Mann nicht verletzt oder verwundet ist/ zu sagen pflegt/ er sey vergnügt/ daß er ihn überwunden habe.</p> <p xml:id="p1586.1" rend="headline">Vom Elephanten und<lb/> dessen Bedeutung.</p> <p><note place="right">Der König.</note> DEr Elephant bedeutet den König/ wie ihn dann die Egyptier vorgebildet.</p> <p><note place="right">Gottesfurcht.</note> Der Elephant nach dem neuen Mond ins Wasser sehend/ bemerckt die Gottesfurcht: dieweil sie sich alle Monate/ und zwar mit Eintrettung des Neuen/ den sie zu Ehren scheinen/ reinigen.</p> <p xml:id="p1586.2" rend="headline">Der Stier und seine<lb/> Bedeutung/</p> <p><note place="right">Mässigkeit.</note> EIn schöner weiser Stier ist ein Sinnbild der Mässigkeit: dieweil der Stier die befruchtete Kühe zu frieden lässet.</p> <p xml:id="p1586.3" rend="headline">Vom Ochsen und seiner<lb/> Bedeutung.</p> <p xml:id="p1586.8"><note place="right">Burger von Fremden untergedruckt.</note> DUrch einen vom Wolffe überwundenen Ochsen wird dem Sinne fürgestellt ein von Fremden unterdruckter Burger: dann vor Alters man so wenig einen Ochsen/ als Burger/ aus Zorn umbringen durffte.</p> <p xml:id="p1586.9"><note place="right">Arbeit.</note> Durch den Ochsenkopff/ oder durch den Kopff und die Haut/ wird die Arbeit bezeichnet. 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So hat der Aff auch den Schein eines Menschen; und ist doch ein Thier.</p> <p><note place="right">Unverschämtheit.</note> Durch den Affen/ wird auch bedeutet Unverschämtheit: dieweil er sein blosses Glied jederman unverschämt sehen lässet/ auch andere unverschämte Dinge vor Jedermanns Augen thut.</p> <p xml:id="p1586.7" rend="headline">Vom Hirschen und seiner<lb/> Bedeutung.</p> <p><note place="right">Unvorsichtigkeit.</note> DUrch den Hirschen wird die Unvorsichtigkeit bemerckt: dieweiln er sich lässet fangen über dem Zuhören des Jägerhorns/ dessen Gethöne und Klang er sehr gerne höret/ also daß er seiner selbst drüber vergisst.</p> <p><note place="right">Furcht.</note> Der Hirsch/ vor welchem an Stöcken Garne hangen mit rothen Federn/ bedeutet gleichfalls Furcht: dann sie vor Zeiten/ in Jagten/ </p> </div> </body> </text> </TEI> [TA 1680, Iconologia Deorum, S. 202/0332]
Hercules selbst verstanden wird/ als der die Löwenhaut getragen.
Durch einen Mann/ der einen Löwen unterm Fuß hat/ und dannoch nichts thut/ wird Barmhertzigkeit angezeigt: denn man/ wenn der Löw vom Mann nicht verletzt oder verwundet ist/ zu sagen pflegt/ er sey vergnügt/ daß er ihn überwunden habe.
Barmhertzigkeit.Vom Elephanten und
dessen Bedeutung.
DEr Elephant bedeutet den König/ wie ihn dann die Egyptier vorgebildet.
Der König. Der Elephant nach dem neuen Mond ins Wasser sehend/ bemerckt die Gottesfurcht: dieweil sie sich alle Monate/ und zwar mit Eintrettung des Neuen/ den sie zu Ehren scheinen/ reinigen.
Gottesfurcht.Der Stier und seine
Bedeutung/
EIn schöner weiser Stier ist ein Sinnbild der Mässigkeit: dieweil der Stier die befruchtete Kühe zu frieden lässet.
Mässigkeit.Vom Ochsen und seiner
Bedeutung.
DUrch einen vom Wolffe überwundenen Ochsen wird dem Sinne fürgestellt ein von Fremden unterdruckter Burger: dann vor Alters man so wenig einen Ochsen/ als Burger/ aus Zorn umbringen durffte.
Burger von Fremden untergedruckt. Durch den Ochsenkopff/ oder durch den Kopff und die Haut/ wird die Arbeit bezeichnet. Einige deuten des Ochsenkopffs Gebeine/ mit den Hörnern/ auf Arbeit und Gedult.
Arbeit.Das Pferd/ und seine
Bedeutung.
NAch der Poeten Meinung/ wird/ durch das Pferd/ der Krieg angezeigt: weil es am bequemsten zum Kriege/ auch muthig/ furchtlos/ starck und ein schnelles Thier ist.
Krieg. Durch ein gezaumtes Pferd solt du verstehen einen Mann/ so der Vernunfft Gehorsam leistet.
Mann/ so der Vernunfft gehorchet. Durch einen halben Mann/ und halbes Pferd/ wird des Menschen flüchtiges Leben bevorstelliget.
Flüchtigkeit des menschlichen Lebens. Das fliegende Pferd ist ein Bild des Gerüchts/ als welches flieget/ und den Brunn der
Musen quellen machet. Das ist: es erweckt die Poeten/ das Lob der berühmten Männer zu beschreiben.
Gerücht. Die Centauren wollen einen unkeuschen Menschen andeuten: dann nicht alle Menschen/ sagt jener Scribent/ sind Menschen/ weil einer/ der sich der Untugend ergibt/ ein Pferdmensch ist.
Unkeuscher Mensch.Vom Hunde und dessen
Bedeutung.
DEr Hund dienet zum Vorbilde eines rechten Lehrers/ der unerschrocken stets bellen/ über der Menschen Seelen die Wacht halten/ und die Sünden der Menschen bestraffen muß.
rechter Lehrer. Durch den Hund wird auch angedeutet die Treue: dieweil der Hund sehr getreu ist/ auch keiner Wolthat vergisst.
Treue. Ein gebundner Hund bedeutet einen Soldaten/ der seinem Obristen getreu/ und durch seinen Eyd verbunden ist.
Soldat. Der Hund/ so (wie Cicero bezeuget) einen vortrefflichen Geruch hat/ wird für den Geruch genommen.
Geruch.Vom Affen und seiner
Bedeutung.
AN dem Affen ersihet man die Gleichheit eines untugendhafften Menschens.
Lasterhaffter Mensch. Nicht weniger bedeutet der Aff einen Gleißner: dieweil der Aff sein Wasser alsobald bedeckt/ wie der Gleißner seine Untugend. So hat der Aff auch den Schein eines Menschen; und ist doch ein Thier.
Gleißnerey. Durch den Affen/ wird auch bedeutet Unverschämtheit: dieweil er sein blosses Glied jederman unverschämt sehen lässet/ auch andere unverschämte Dinge vor Jedermanns Augen thut.
Unverschämtheit.Vom Hirschen und seiner
Bedeutung.
DUrch den Hirschen wird die Unvorsichtigkeit bemerckt: dieweiln er sich lässet fangen über dem Zuhören des Jägerhorns/ dessen Gethöne und Klang er sehr gerne höret/ also daß er seiner selbst drüber vergisst.
Unvorsichtigkeit. Der Hirsch/ vor welchem an Stöcken Garne hangen mit rothen Federn/ bedeutet gleichfalls Furcht: dann sie vor Zeiten/ in Jagten/
Furcht.
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| Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/332>, abgerufen am 25.04.2024. |
