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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] Erdkreiß erleuchten will/ hervorgehet; die andere gegen den Abend/ durch welchen sie wiederum hinausgehet/ und den Tag in die Nacht verwandelt. Macrobius/ und etliche andere wollen durch den Janus die Sonne/ andere auch das Jahr und den Frieden/ ingleichen beyde Lichter in unserer Seele/ das Göttliche und natürliche/ verstanden haben: weswegen sie ihme die Huht und Wacht der Bildnus des Janus. Himmels-Thüren zueignen/ dieweil ihm allezeit aus- und einzugehen erlaubet ist. Und eben aus dieser Ursache haben sie Ihn auch in Gestalt eines Manns-Bildes/ mit zweyen Gesichtern/ nemlich einem jungen und alten gebildet; dardurch anzuzeigen/ daß die Sonne/ wann sie das/ so hinter ihr befindlich/ sehen wolle/ nicht nötig habe sich umzusehen. In der einen Hand hatte er einen Stab oder Scepter/ in der andern einen Schlüssel;dardurch anzudeuten/ daß die Sonne über den ganzen Erd-Kreiß herrsche/ und denselben früh/ wann sie aufgehet/ aufschließe/ des Abends aber/ wann sie von dannen scheidet/ wiederum zuschliesse. Dannenhero hat man dafür gehalten/ daß Janus und Portunus ein einiger Gott sey/ weil dieser gleichfalls der Thüren warzunehmen geglaubt wurde/ und den Schlüssel/ wie der Janus/ in der Hand hielte. Hieraus ist auch ein anderer Gott entstanden/ welcher die Die Nymphe Cranes oder Carna. Thür-Angeln beobachtete: Dann Ovidius im 6. seiner Jahr-Bücher (Fastorum) erzehlet/ daß Janus die Nymphe Cranes zu Fall gebracht/ und darauf/ zur Ersetzung der ihr abgenommenen Jungfrauschafft/ sie mit dem Thürangel-Amt begnädigt habe/ daß nemlich das Auf- und Zuschliessen in ihrer Gewalt stehen solte; auch hat er sie mit dem weissen Dorne/ die Janus-Ruhte genannt/beschenkt/ mit welcher sie die nächtliche Unholden und andere schädliche Gespenster/ so den Kindern zuzusetzen und ihnen zu schaden pflegen/ von den Thüren abtreiben könte. Diese Nymphe ist nachgehends Carna und Cardinea genennt worden/ unter dero Schutz das Hertz/ die Leber und andere innerliche Theile des Menschen zu seyn geglaubet wurden. Die Römer pflegten am ersten Tage des Monats Junii, dieser Göttin zu Ehren/ schweinenen Speck/ Bohnen und Korn zu essen; entweder weil sie hofften/ es solten durch ihre Hülffe ihnen diese ietzternannte innere Theile deß Leibes unverletzt erhalten werden; oder weil sie der alten Zeiten (als in welchen die Göttin gewesen) Sparsamkeit/ und aller aus Wollust anderweit hergeholter köstlicher Speisen und Tractamenten Vermeidung nachahmen wolten. Dieser Nymphe soll zu Rom/ auf dem Berge Caelius/ vom Brutus/ der sich unsinnig gestellt hatte/ ein Tempel erbauet worden seyn/dieweil/ durch ihren Schutz/ was er so lang verborgen und im Hertzen verschlossen umgetragen/ wol und glücklich ausgeschlagen/ und dardurch die hochmühtige Gewalt und Tyranney des Tarqvinius Superbus[Spaltenumbruch] ausgerottet worden. Jedoch weiß ich mich nicht zu erinnern/ iemahls von ihrer Abbildung etwas gelesen zu haben: Dafern aber iemand eines und anders erdichten wolte/ könte er aus dem/ was ietzo gesagt worden/ ohne Mühe etwas dieser Göttin Natur wol anständiges ausdencken.

Gott Forculus oder Forulus. Es war bey den Alten auch Forulus/ oder/ wie ihn andere nennen/ Forculus/ der die Thüren/ so im Angel gehend zu- und aufgeschlossen werden/ beobachtete. Sie pflegten Gott Limentinus. auch den Gott Limentinus/ als Vorsteher der Thürschwellen/ zu verehren; Weswegen Augustinus diese ihre Unbesonnenheit nicht unbillig verlachet/ wann er saget/ daß diese drey Aemter/ denen sie drey Götter/ als da sind Cardinea/ Forulus und Limentinus/ vorgesetzt/ sehr füglich von einem einigen Thürhüter versehen werden können. Wir müssen aber wieder zu unserm Vornehmen kehren. Oben hatten wir gemeldet/ daß dieser Janus ebendas was die Sonne sey/ und den Tag auf- und wiederum zuschliesse: welches er gleichmässig auch dem Jahre thut; dann im angehenden Frühling schliesset Er das Jahr auf/ wann er die Erde beweget/ daß sie Kräuter und Blumen hervorbringet/ und dero fruchtbaren Schoß eröffnet/ den er im Winter wiederum schliesset/ wann sie aller ihrer Zierde beraubt/ verstopfet/ und von Schnee und Eißkälte zusammen gezogen Was des Janus Angesichte bedeuten. wird. So sind auch die zwey Angesichter deß Janus der Zeit Anzeigungen/ deren das eine/ so den Jüngling vorstellet/ die bald ankommende Zeit abbildet; das andere alt und betagte Gesicht aber/ der vergangenen Zeiten Anzeige ist. Plinius meldet in seinem vier und dreyssigsten Buche/ es seye der vom Könige Numa zu verehren vorgestellte Janus an Fingern also figurirt gewesen/ daß er durch die Zahl CCCLXV. verstehe/ in Bedeutung des Jahrs/ der Zeit und Immerwährigkeit sich einen Gott erwiesen/ dieweil das Jahr eben so viel Tage hat; dann bey den Alten/ vermittelst mancherley Biegung der Finger/ ein iedweder die Zahl/ die er wolte/ ohne grosse Bemühung darzeigen konte; Von welcher Art zu zehlen noch diese Stunde/ in dem herrlichen Buche/ so Beda hiervon geschrieben hinterlassen/ viel schönes Dinges zu lesen ist.

Svidas schreibet/ daß etliche den Janus in der rechten Hand mit einem Schlüssel abbilden/ weil er der Zeit Ursprung oder Anfang und des Jahrs Aufschliesser und Thürhüter seye: andere aber stellen ihn vor/ wie er mit der Rechten CCC. und mit der Lincken LXV. hält/ umb das Jahr dardurch anzudeuten. Die Phoenicier haben/ wie M. Tullius und Macrobius bezeugen/ den Janus für eine Abbildung der Welt gehalten/ dannenhero sie ihn durch eine Schlange/ so ihren Schwantz

[Spaltenumbruch] Erdkreiß erleuchten will/ hervorgehet; die andere gegen den Abend/ durch welchen sie wiederum hinausgehet/ und den Tag in die Nacht verwandelt. Macrobius/ und etliche andere wollen durch den Janus die Sonne/ andere auch das Jahr und den Frieden/ ingleichen beyde Lichter in unserer Seele/ das Göttliche und natürliche/ verstanden haben: weswegen sie ihme die Huht und Wacht der Bildnus des Janus. Himmels-Thüren zueignen/ dieweil ihm allezeit aus- und einzugehen erlaubet ist. Und eben aus dieser Ursache haben sie Ihn auch in Gestalt eines Manns-Bildes/ mit zweyen Gesichtern/ nemlich einem jungen und alten gebildet; dardurch anzuzeigen/ daß die Sonne/ wann sie das/ so hinter ihr befindlich/ sehen wolle/ nicht nötig habe sich umzusehen. In der einen Hand hatte er einen Stab oder Scepter/ in der andern einen Schlüssel;dardurch anzudeuten/ daß die Sonne über den ganzen Erd-Kreiß herrsche/ und denselben früh/ wann sie aufgehet/ aufschließe/ des Abends aber/ wann sie von dannen scheidet/ wiederum zuschliesse. Dannenhero hat man dafür gehalten/ daß Janus und Portunus ein einiger Gott sey/ weil dieser gleichfalls der Thüren warzunehmen geglaubt wurde/ und den Schlüssel/ wie der Janus/ in der Hand hielte. Hieraus ist auch ein anderer Gott entstanden/ welcher die Die Nymphe Cranes oder Carna. Thür-Angeln beobachtete: Dann Ovidius im 6. seiner Jahr-Bücher (Fastorum) erzehlet/ daß Janus die Nymphe Cranes zu Fall gebracht/ und darauf/ zur Ersetzung der ihr abgenommenen Jungfrauschafft/ sie mit dem Thürangel-Amt begnädigt habe/ daß nemlich das Auf- und Zuschliessen in ihrer Gewalt stehen solte; auch hat er sie mit dem weissen Dorne/ die Janus-Ruhte genannt/beschenkt/ mit welcher sie die nächtliche Unholden und andere schädliche Gespenster/ so den Kindern zuzusetzen und ihnen zu schaden pflegen/ von den Thüren abtreiben könte. Diese Nymphe ist nachgehends Carna und Cardinea genennt worden/ unter dero Schutz das Hertz/ die Leber und andere innerliche Theile des Menschen zu seyn geglaubet wurden. Die Römer pflegten am ersten Tage des Monats Junii, dieser Göttin zu Ehren/ schweinenen Speck/ Bohnen und Korn zu essen; entweder weil sie hofften/ es solten durch ihre Hülffe ihnen diese ietzternannte innere Theile deß Leibes unverletzt erhalten werden; oder weil sie der alten Zeiten (als in welchen die Göttin gewesen) Sparsamkeit/ und aller aus Wollust anderweit hergeholter köstlicher Speisen und Tractamenten Vermeidung nachahmen wolten. Dieser Nymphe soll zu Rom/ auf dem Berge Caelius/ vom Brutus/ der sich unsinnig gestellt hatte/ ein Tempel erbauet worden seyn/dieweil/ durch ihren Schutz/ was er so lang verborgen und im Hertzen verschlossen umgetragen/ wol und glücklich ausgeschlagen/ und dardurch die hochmühtige Gewalt und Tyranney des Tarqvinius Superbus[Spaltenumbruch] ausgerottet worden. Jedoch weiß ich mich nicht zu erinnern/ iemahls von ihrer Abbildung etwas gelesen zu haben: Dafern aber iemand eines und anders erdichten wolte/ könte er aus dem/ was ietzo gesagt worden/ ohne Mühe etwas dieser Göttin Natur wol anständiges ausdencken.

Gott Forculus oder Forulus. Es war bey den Alten auch Forulus/ oder/ wie ihn andere nennen/ Forculus/ der die Thüren/ so im Angel gehend zu- und aufgeschlossen werden/ beobachtete. Sie pflegten Gott Limentinus. auch den Gott Limentinus/ als Vorsteher der Thürschwellen/ zu verehren; Weswegen Augustinus diese ihre Unbesonnenheit nicht unbillig verlachet/ wann er saget/ daß diese drey Aemter/ denen sie drey Götter/ als da sind Cardinea/ Forulus und Limentinus/ vorgesetzt/ sehr füglich von einem einigen Thürhüter versehen werden können. Wir müssen aber wieder zu unserm Vornehmen kehren. Oben hatten wir gemeldet/ daß dieser Janus ebendas was die Sonne sey/ und den Tag auf- und wiederum zuschliesse: welches er gleichmässig auch dem Jahre thut; dann im angehenden Frühling schliesset Er das Jahr auf/ wann er die Erde beweget/ daß sie Kräuter und Blumen hervorbringet/ und dero fruchtbaren Schoß eröffnet/ den er im Winter wiederum schliesset/ wann sie aller ihrer Zierde beraubt/ verstopfet/ und von Schnee und Eißkälte zusammen gezogen Was des Janus Angesichte bedeuten. wird. So sind auch die zwey Angesichter deß Janus der Zeit Anzeigungen/ deren das eine/ so den Jüngling vorstellet/ die bald ankommende Zeit abbildet; das andere alt und betagte Gesicht aber/ der vergangenen Zeiten Anzeige ist. Plinius meldet in seinem vier und dreyssigsten Buche/ es seye der vom Könige Numa zu verehren vorgestellte Janus an Fingern also figurirt gewesen/ daß er durch die Zahl CCCLXV. verstehe/ in Bedeutung des Jahrs/ der Zeit und Immerwährigkeit sich einen Gott erwiesen/ dieweil das Jahr eben so viel Tage hat; dann bey den Alten/ vermittelst mancherley Biegung der Finger/ ein iedweder die Zahl/ die er wolte/ ohne grosse Bemühung darzeigen konte; Von welcher Art zu zehlen noch diese Stunde/ in dem herrlichen Buche/ so Beda hiervon geschrieben hinterlassen/ viel schönes Dinges zu lesen ist.

Svidas schreibet/ daß etliche den Janus in der rechten Hand mit einem Schlüssel abbilden/ weil er der Zeit Ursprung oder Anfang und des Jahrs Aufschliesser und Thürhüter seye: andere aber stellen ihn vor/ wie er mit der Rechten CCC. und mit der Lincken LXV. hält/ umb das Jahr dardurch anzudeuten. Die Phoenicier haben/ wie M. Tullius und Macrobius bezeugen/ den Janus für eine Abbildung der Welt gehalten/ dannenhero sie ihn durch eine Schlange/ so ihren Schwantz

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 17/0073] Erdkreiß erleuchten will/ hervorgehet; die andere gegen den Abend/ durch welchen sie wiederum hinausgehet/ und den Tag in die Nacht verwandelt. Macrobius/ und etliche andere wollen durch den Janus die Sonne/ andere auch das Jahr und den Frieden/ ingleichen beyde Lichter in unserer Seele/ das Göttliche und natürliche/ verstanden haben: weswegen sie ihme die Huht und Wacht der Himmels-Thüren zueignen/ dieweil ihm allezeit aus- und einzugehen erlaubet ist. Und eben aus dieser Ursache haben sie Ihn auch in Gestalt eines Manns-Bildes/ mit zweyen Gesichtern/ nemlich einem jungen und alten gebildet; dardurch anzuzeigen/ daß die Sonne/ wann sie das/ so hinter ihr befindlich/ sehen wolle/ nicht nötig habe sich umzusehen. In der einen Hand hatte er einen Stab oder Scepter/ in der andern einen Schlüssel;dardurch anzudeuten/ daß die Sonne über den ganzen Erd-Kreiß herrsche/ und denselben früh/ wann sie aufgehet/ aufschließe/ des Abends aber/ wann sie von dannen scheidet/ wiederum zuschliesse. Dannenhero hat man dafür gehalten/ daß Janus und Portunus ein einiger Gott sey/ weil dieser gleichfalls der Thüren warzunehmen geglaubt wurde/ und den Schlüssel/ wie der Janus/ in der Hand hielte. Hieraus ist auch ein anderer Gott entstanden/ welcher die Thür-Angeln beobachtete: Dann Ovidius im 6. seiner Jahr-Bücher (Fastorum) erzehlet/ daß Janus die Nymphe Cranes zu Fall gebracht/ und darauf/ zur Ersetzung der ihr abgenommenen Jungfrauschafft/ sie mit dem Thürangel-Amt begnädigt habe/ daß nemlich das Auf- und Zuschliessen in ihrer Gewalt stehen solte; auch hat er sie mit dem weissen Dorne/ die Janus-Ruhte genannt/beschenkt/ mit welcher sie die nächtliche Unholden und andere schädliche Gespenster/ so den Kindern zuzusetzen und ihnen zu schaden pflegen/ von den Thüren abtreiben könte. Diese Nymphe ist nachgehends Carna und Cardinea genennt worden/ unter dero Schutz das Hertz/ die Leber und andere innerliche Theile des Menschen zu seyn geglaubet wurden. Die Römer pflegten am ersten Tage des Monats Junii, dieser Göttin zu Ehren/ schweinenen Speck/ Bohnen und Korn zu essen; entweder weil sie hofften/ es solten durch ihre Hülffe ihnen diese ietzternannte innere Theile deß Leibes unverletzt erhalten werden; oder weil sie der alten Zeiten (als in welchen die Göttin gewesen) Sparsamkeit/ und aller aus Wollust anderweit hergeholter köstlicher Speisen und Tractamenten Vermeidung nachahmen wolten. Dieser Nymphe soll zu Rom/ auf dem Berge Caelius/ vom Brutus/ der sich unsinnig gestellt hatte/ ein Tempel erbauet worden seyn/dieweil/ durch ihren Schutz/ was er so lang verborgen und im Hertzen verschlossen umgetragen/ wol und glücklich ausgeschlagen/ und dardurch die hochmühtige Gewalt und Tyranney des Tarqvinius Superbus ausgerottet worden. Jedoch weiß ich mich nicht zu erinnern/ iemahls von ihrer Abbildung etwas gelesen zu haben: Dafern aber iemand eines und anders erdichten wolte/ könte er aus dem/ was ietzo gesagt worden/ ohne Mühe etwas dieser Göttin Natur wol anständiges ausdencken. Bildnus des Janus. Die Nymphe Cranes oder Carna. Es war bey den Alten auch Forulus/ oder/ wie ihn andere nennen/ Forculus/ der die Thüren/ so im Angel gehend zu-und aufgeschlossen werden/ beobachtete. Sie pflegten auch den Gott Limentinus/ als Vorsteher der Thürschwellen/ zu verehren; Weswegen Augustinus diese ihre Unbesonnenheit nicht unbillig verlachet/ wann er saget/ daß diese drey Aemter/ denen sie drey Götter/ als da sind Cardinea/ Forulus und Limentinus/ vorgesetzt/ sehr füglich von einem einigen Thürhüter versehen werden können. Wir müssen aber wieder zu unserm Vornehmen kehren. Oben hatten wir gemeldet/ daß dieser Janus ebendas was die Sonne sey/ und den Tag auf- und wiederum zuschliesse: welches er gleichmässig auch dem Jahre thut; dann im angehenden Frühling schliesset Er das Jahr auf/ wann er die Erde beweget/ daß sie Kräuter und Blumen hervorbringet/ und dero fruchtbaren Schoß eröffnet/ den er im Winter wiederum schliesset/ wann sie aller ihrer Zierde beraubt/ verstopfet/ und von Schnee und Eißkälte zusammen gezogen wird. So sind auch die zwey Angesichter deß Janus der Zeit Anzeigungen/ deren das eine/ so den Jüngling vorstellet/ die bald ankommende Zeit abbildet; das andere alt und betagte Gesicht aber/ der vergangenen Zeiten Anzeige ist. Plinius meldet in seinem vier und dreyssigsten Buche/ es seye der vom Könige Numa zu verehren vorgestellte Janus an Fingern also figurirt gewesen/ daß er durch die Zahl CCCLXV. verstehe/ in Bedeutung des Jahrs/ der Zeit und Immerwährigkeit sich einen Gott erwiesen/ dieweil das Jahr eben so viel Tage hat; dann bey den Alten/ vermittelst mancherley Biegung der Finger/ ein iedweder die Zahl/ die er wolte/ ohne grosse Bemühung darzeigen konte; Von welcher Art zu zehlen noch diese Stunde/ in dem herrlichen Buche/ so Beda hiervon geschrieben hinterlassen/ viel schönes Dinges zu lesen ist. Gott Forculus oder Forulus. Gott Limentinus. Was des Janus Angesichte bedeuten.Svidas schreibet/ daß etliche den Janus in der rechten Hand mit einem Schlüssel abbilden/ weil er der Zeit Ursprung oder Anfang und des Jahrs Aufschliesser und Thürhüter seye: andere aber stellen ihn vor/ wie er mit der Rechten CCC. und mit der Lincken LXV. hält/ umb das Jahr dardurch anzudeuten. Die Phoenicier haben/ wie M. Tullius und Macrobius bezeugen/ den Janus für eine Abbildung der Welt gehalten/ dannenhero sie ihn durch eine Schlange/ so ihren Schwantz

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/73>, abgerufen am 18.04.2024.