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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] vier Zeiten durch seine vier Gesichter vorgebildet gewesen; diese sind der Frühling/Sommer/ Herbst und Winter/ die bey den Alten durch mancherley Gesichter und Habite abgemahlt wurden/ wie beym Ovidius im andern seiner Wandlungs-Bücher eigentlich zu sehen/ da er des Phoebus Thron mit diesen Worten beschreibet: Allhier stunde der angehende Frühling mit einer schönen blühenden Jugend rings umbgeben; Allhier sahe man den nackenden Sommer stehen/ und mit Kränzen/ von Aehren gemacht/ prangen; allhier stunde auch der Herbst/ allenthalben mit dem Blute der unter die Füsse getrettenen Weintrauben bespritzt/ und endlich auch der beeyste Winter mit seinen rauchen und grauen Haaren. Unterweilen werden diese vier Jahr-Zeiten auch wol auf eine andere Weise abgebildet: Die Venus nemlich für den Frühling/ für den Sommer die Ceres/ für den Herbst aber der Bacchus genommen; Den Winter stellet uns zum theil Vulcanus bey einem brennenden Ofen stehend/ theils die Winde/ zusamt ihrem Könige dem Eolus(dieweil um diese Zeit des Jahrs mehr als zu einig andrer Zeit die ungestümmen Winde sich hören lassen) gar schicklich vor. Auch richteten die Alten dem Janus zwölff Altäre auf/ welche die zwölff Monaten deß Jahrs/ oder die zwölff himmlische Zeichen/ durch welche die Sonne jährlich zu lauffen pflegt/ andeuteten. Zu Rom war ein Tempel dem Janus gewiedmet/ dessen Gewölb auf vier Pfeilern stunde/ mit vier durchgehenden Thüren/ da in iedweder zwölff Stellen als Fensterlein waren/ worein sie Bilder zu setzen pflegten: und sind etliche in der Meinung/ als ob dardurch die 12 Monaten/ so in vier Jahrzeiten abgetheilet werden/ vorgebildet würden.

Von seinem Tempel/ der vom Numa erbauet worden/ lesen wir/ daß er zwey Thor gehabt/ in dessen Vorhofe Janus auf einem herrlichen Throne gesessen. Patulcius und Clusius wurde er genennt vom auff- und zuschliessen der Thore: welche man die Kriegs-Thore genennet/ und von dem Virgilius im VII. Buch Aeneidos also beschrieben werden:

Sunt geminae belli portae (sic nomi-
ne dicunt)

Religione Sacrae, & saevi formidine
Martis:

Centum aerei claudunt vectes, aeter-
naque ferri

Robora: nec custos absistit limine
Janus.

Has,ubi certa sedet patribus senten-
tia pugnae,

Ipse Quirinali trabea, cinctuque Ga-
bino

[Spaltenumbruch] Insignis reserat stridentia limina
Consul:

Ipse vocat pugnas: seqvitur tum
coetera pubes.

Es sind zwey Krieges-Thor(so werden sie
genennet)

die man an Heiligkeit und Martis-Furcht
erkennet;

mit hundert Schlössern Sie verwahret
stehen fest/

sind eisern gantz und gar/ die nimmer-
mehr verlässt

der Hüter Janus/ der stets vor der
Schwelle wachet.

Wann nun der Römsche Raht hat einen
Schluß gemachet/

mit unbewegtem Sinn/ zu ziehen in den
Streit/

da kommet der Regent der Bürger/
trägt ein Kleid

mit Königlichem Schmuck: Es wird ihm
umgeleget

ein schöngezierter Rock/ dergleichen bräuch-
lich träget

das Volck der Gabier: er schleust selbst
auf die Thor/

und führet aus das Volck zum Streit/
wie hiebevor

Nach Brauch geschehen ist; Da gehn
die Heeres-Schaaren

Ihm auf dem Fusse nach/ die an Krafft/
Muth und Jahren

zum Kriege dienlich sind; Das Ertz
gibt albereit/

wanns durch die Lufft erthönt/ den Bey-
fall zu dem Streit.

So lang der Krieg währete/ waren diese Thore allezeit offen/ sobald er aber geendet/ pflegte man sie von Stund an zu schliessen. Diese von Numa gemachte Verordnung ist/ wie Plutarchus erzehlet/ bey den Nachkommen Janus hat den Fried und Krieg in seiner Hand. sehr heilig und unverbrüchlich gehalten worden; Dannenhero man zu sagen pflegen/ es habe Janus den Frieden und Krieg in Händen/ wie er beym Ovidius im ersten seiner Fastorum von sich rühmet/ da er seiner Feste Ursache beybringet. Und ob man wohl derentwegen mancherley andere Ursachen anzeigen und geben könte/ so dünckt mich diese doch die vornemste zu seyn/ daß durch den Janus der Himmel verstanden worden/ wie dann solches/ unter vielen andern/ auch Marcus Tullius darfür gehalten/ daß weil er durch immer-währende Bewegung in einem Circul umgetrieben werde/ er die Zusammenkunfften der Gestirne/ und unter denselben mancherley Aspecten und Erscheinungen mache/ daher es dann/ wie bey den Sternkündigen bekannt/ zu geschehen pflege/ daß einer zu diesem/ der andere zu etwas anders geneigt seye/ auch ins gemein gesagt werde/ daß die meiste

[Spaltenumbruch] vier Zeiten durch seine vier Gesichter vorgebildet gewesen; diese sind der Frühling/Sommer/ Herbst und Winter/ die bey den Alten durch mancherley Gesichter und Habite abgemahlt wurden/ wie beym Ovidius im andern seiner Wandlungs-Bücher eigentlich zu sehen/ da er des Phoebus Thron mit diesen Worten beschreibet: Allhier stunde der angehende Frühling mit einer schönen blühenden Jugend rings umbgeben; Allhier sahe man den nackenden Sommer stehen/ und mit Kränzen/ von Aehren gemacht/ prangen; allhier stunde auch der Herbst/ allenthalben mit dem Blute der unter die Füsse getrettenen Weintrauben bespritzt/ und endlich auch der beeyste Winter mit seinen rauchen und grauen Haaren. Unterweilen werden diese vier Jahr-Zeiten auch wol auf eine andere Weise abgebildet: Die Venus nemlich für den Frühling/ für den Sommer die Ceres/ für den Herbst aber der Bacchus genommen; Den Winter stellet uns zum theil Vulcanus bey einem brennenden Ofen stehend/ theils die Winde/ zusamt ihrem Könige dem Eolus(dieweil um diese Zeit des Jahrs mehr als zu einig andrer Zeit die ungestümmen Winde sich hören lassen) gar schicklich vor. Auch richteten die Alten dem Janus zwölff Altäre auf/ welche die zwölff Monaten deß Jahrs/ oder die zwölff himmlische Zeichen/ durch welche die Sonne jährlich zu lauffen pflegt/ andeuteten. Zu Rom war ein Tempel dem Janus gewiedmet/ dessen Gewölb auf vier Pfeilern stunde/ mit vier durchgehenden Thüren/ da in iedweder zwölff Stellen als Fensterlein waren/ worein sie Bilder zu setzen pflegten: und sind etliche in der Meinung/ als ob dardurch die 12 Monaten/ so in vier Jahrzeiten abgetheilet werden/ vorgebildet würden.

Von seinem Tempel/ der vom Numa erbauet worden/ lesen wir/ daß er zwey Thor gehabt/ in dessen Vorhofe Janus auf einem herrlichen Throne gesessen. Patulcius und Clusius wurde er genennt vom auff- und zuschliessen der Thore: welche man die Kriegs-Thore genennet/ und von dem Virgilius im VII. Buch Aeneidos also beschrieben werden:

Sunt geminae belli portae (sic nomi-
ne dicunt)

Religione Sacrae, & saevi formidine
Martis:

Centum aerei claudunt vectes, aeter-
naque ferri

Robora: nec custos absistit limine
Janus.

Has,ubi certa sedet patribus senten-
tia pugnae,

Ipse Quirinali trabea, cinctuque Ga-
bino

[Spaltenumbruch] Insignis reserat stridentia limina
Consul:

Ipse vocat pugnas: seqvitur tùm
coetera pubes.

Es sind zwey Krieges-Thor(so werden sie
genennet)

die man an Heiligkeit und Martis-Furcht
erkennet;

mit hundert Schlössern Sie verwahret
stehen fest/

sind eisern gantz und gar/ die nimmer-
mehr verlässt

der Hüter Janus/ der stets vor der
Schwelle wachet.

Wann nun der Römsche Raht hat einen
Schluß gemachet/

mit unbewegtem Sinn/ zu ziehen in den
Streit/

da kommet der Regent der Bürger/
trägt ein Kleid

mit Königlichem Schmuck: Es wird ihm
umgeleget

ein schöngezierter Rock/ dergleichen bräuch-
lich träget

das Volck der Gabier: er schleust selbst
auf die Thor/

und führet aus das Volck zum Streit/
wie hiebevor

Nach Brauch geschehen ist; Da gehn
die Heeres-Schaaren

Ihm auf dem Fusse nach/ die an Krafft/
Muth und Jahren

zum Kriege dienlich sind; Das Ertz
gibt albereit/

wanns durch die Lufft erthönt/ den Bey-
fall zu dem Streit.

So lang der Krieg währete/ waren diese Thore allezeit offen/ sobald er aber geendet/ pflegte man sie von Stund an zu schliessen. Diese von Numa gemachte Verordnung ist/ wie Plutarchus erzehlet/ bey den Nachkommen Janus hat den Fried und Krieg in seiner Hand. sehr heilig und unverbrüchlich gehalten worden; Dannenhero man zu sagen pflegen/ es habe Janus den Frieden und Krieg in Händen/ wie er beym Ovidius im ersten seiner Fastorum von sich rühmet/ da er seiner Feste Ursache beybringet. Und ob man wohl derentwegen mancherley andere Ursachen anzeigen und geben könte/ so dünckt mich diese doch die vornemste zu seyn/ daß durch den Janus der Himmel verstanden worden/ wie dann solches/ unter vielen andern/ auch Marcus Tullius darfür gehalten/ daß weil er durch immer-währende Bewegung in einem Circul umgetrieben werde/ er die Zusammenkunfften der Gestirne/ und unter denselben mancherley Aspecten und Erscheinungen mache/ daher es dann/ wie bey den Sternkündigen bekannt/ zu geschehen pflege/ daß einer zu diesem/ der andere zu etwas anders geneigt seye/ auch ins gemein gesagt werde/ daß die meiste

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 19/0075] vier Zeiten durch seine vier Gesichter vorgebildet gewesen; diese sind der Frühling/Sommer/ Herbst und Winter/ die bey den Alten durch mancherley Gesichter und Habite abgemahlt wurden/ wie beym Ovidius im andern seiner Wandlungs-Bücher eigentlich zu sehen/ da er des Phoebus Thron mit diesen Worten beschreibet: Allhier stunde der angehende Frühling mit einer schönen blühenden Jugend rings umbgeben; Allhier sahe man den nackenden Sommer stehen/ und mit Kränzen/ von Aehren gemacht/ prangen; allhier stunde auch der Herbst/ allenthalben mit dem Blute der unter die Füsse getrettenen Weintrauben bespritzt/ und endlich auch der beeyste Winter mit seinen rauchen und grauen Haaren. Unterweilen werden diese vier Jahr-Zeiten auch wol auf eine andere Weise abgebildet: Die Venus nemlich für den Frühling/ für den Sommer die Ceres/ für den Herbst aber der Bacchus genommen; Den Winter stellet uns zum theil Vulcanus bey einem brennenden Ofen stehend/ theils die Winde/ zusamt ihrem Könige dem Eolus(dieweil um diese Zeit des Jahrs mehr als zu einig andrer Zeit die ungestümmen Winde sich hören lassen) gar schicklich vor. Auch richteten die Alten dem Janus zwölff Altäre auf/ welche die zwölff Monaten deß Jahrs/ oder die zwölff himmlische Zeichen/ durch welche die Sonne jährlich zu lauffen pflegt/ andeuteten. Zu Rom war ein Tempel dem Janus gewiedmet/ dessen Gewölb auf vier Pfeilern stunde/ mit vier durchgehenden Thüren/ da in iedweder zwölff Stellen als Fensterlein waren/ worein sie Bilder zu setzen pflegten: und sind etliche in der Meinung/ als ob dardurch die 12 Monaten/ so in vier Jahrzeiten abgetheilet werden/ vorgebildet würden. Von seinem Tempel/ der vom Numa erbauet worden/ lesen wir/ daß er zwey Thor gehabt/ in dessen Vorhofe Janus auf einem herrlichen Throne gesessen. Patulcius und Clusius wurde er genennt vom auff- und zuschliessen der Thore: welche man die Kriegs-Thore genennet/ und von dem Virgilius im VII. Buch Aeneidos also beschrieben werden: Sunt geminae belli portae (sic nomi- ne dicunt) Religione Sacrae, & saevi formidine Martis: Centum aerei claudunt vectes, aeter- naque ferri Robora: nec custos absistit limine Janus. Has,ubi certa sedet patribus senten- tia pugnae, Ipse Quirinali trabea, cinctuque Ga- bino Insignis reserat stridentia limina Consul: Ipse vocat pugnas: seqvitur tùm coetera pubes. Es sind zwey Krieges-Thor(so werden sie genennet) die man an Heiligkeit und Martis-Furcht erkennet; mit hundert Schlössern Sie verwahret stehen fest/ sind eisern gantz und gar/ die nimmer- mehr verlässt der Hüter Janus/ der stets vor der Schwelle wachet. Wann nun der Römsche Raht hat einen Schluß gemachet/ mit unbewegtem Sinn/ zu ziehen in den Streit/ da kommet der Regent der Bürger/ trägt ein Kleid mit Königlichem Schmuck: Es wird ihm umgeleget ein schöngezierter Rock/ dergleichen bräuch- lich träget das Volck der Gabier: er schleust selbst auf die Thor/ und führet aus das Volck zum Streit/ wie hiebevor Nach Brauch geschehen ist; Da gehn die Heeres-Schaaren Ihm auf dem Fusse nach/ die an Krafft/ Muth und Jahren zum Kriege dienlich sind; Das Ertz gibt albereit/ wanns durch die Lufft erthönt/ den Bey- fall zu dem Streit. So lang der Krieg währete/ waren diese Thore allezeit offen/ sobald er aber geendet/ pflegte man sie von Stund an zu schliessen. Diese von Numa gemachte Verordnung ist/ wie Plutarchus erzehlet/ bey den Nachkommen sehr heilig und unverbrüchlich gehalten worden; Dannenhero man zu sagen pflegen/ es habe Janus den Frieden und Krieg in Händen/ wie er beym Ovidius im ersten seiner Fastorum von sich rühmet/ da er seiner Feste Ursache beybringet. Und ob man wohl derentwegen mancherley andere Ursachen anzeigen und geben könte/ so dünckt mich diese doch die vornemste zu seyn/ daß durch den Janus der Himmel verstanden worden/ wie dann solches/ unter vielen andern/ auch Marcus Tullius darfür gehalten/ daß weil er durch immer-währende Bewegung in einem Circul umgetrieben werde/ er die Zusammenkunfften der Gestirne/ und unter denselben mancherley Aspecten und Erscheinungen mache/ daher es dann/ wie bey den Sternkündigen bekannt/ zu geschehen pflege/ daß einer zu diesem/ der andere zu etwas anders geneigt seye/ auch ins gemein gesagt werde/ daß die meiste Janus hat den Fried und Krieg in seiner Hand.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/75>, abgerufen am 28.03.2024.