Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sattler, Basilius: Eine Christliche Leichpredigt. Gethan bey der Begrebnis eines Pastoris. Wolfenbüttel, 1597.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht viel gehabt. Denn zugeschweigen / das wol vermutlich / er werde zimlichen Wiederstandt / wie Prediger pflegen / gehabt haben / so gibt die verlesene Histori vns diese nachrichtung / das es jhm so viel die Narung belanget / eben hart vorgestanden / vnnd hab er kaum auß der hand in den Mund gehabt / ja das noch erger ist hinder sich beuten vnnd borgen müssen / das er sich / sein Weib vnnd seine Kinder ernerete. Denn der Text sagt außdrücklich / er sey schüldig gewesen / vnd hab in hauß vnd hoff so viel nicht gehabt / das er hette bezalen können / sonder sey der Man dem er schüldig gewesen / hart darauff gestandlen / weil er sie nicht hat könne außpfenden lassen / denn da war nichts zum besten / er wolte jhre beyde Kinder an stadt der bezalung für leib eigene knechte annemen.

Was das für ein leiden sey / wenn man schüldig ist vnd nicht zu zalen hat / ist nicht außzusprechen. Es frist sich ein Mensch für brot / vnn kan dafür nicht schlaffen. Derwegen Christus in der Fünfften Bitte des Vater vnsers / die Sünde damit vergleichet vnnd schulden nennet. Darumb wol vermuelich / weil dieser gute Man gleichwol ein Mensch gewesen / vnd Fleisch vnd Blut gehabt / es werde jhn solches nicht weinig bekümmert haben.

Aber da bey bleibt es nicht / sondern wie er sich lange kümmerlich beholffen / vnnd mit Gremen geschlagen / vnd von einem tage in den andern hoffet / er wolle sich einmal herauß wircken / da kombt Gott vnnd gebeut vber jhn / vnnd muß also sein Weib vnnd Kinder / in grosser beschwernis hinder sich verlassen. Welches jhm sonder zweiffel sehr zu hertzen gangen ist. Doch wie alle vmbstend geben / verzagt er nicht / sonder hat das vertrawen zu GOtt / er werde vermög seiner zusag / jhm sein arm Weib vnnd Kinder (die er jhm ohn zweiffel trewlich durch das gebet befohlen) auch nach seinem Todt lassen befolen sein.

nicht viel gehabt. Denn zugeschweigen / das wol vermutlich / er werde zimlichen Wiederstandt / wie Prediger pflegen / gehabt haben / so gibt die verlesene Histori vns diese nachrichtung / das es jhm so viel die Narung belanget / eben hart vorgestanden / vnnd hab er kaum auß der hand in den Mund gehabt / ja das noch erger ist hinder sich beuten vnnd borgen müssen / das er sich / sein Weib vnnd seine Kinder ernerete. Denn der Text sagt außdrücklich / er sey schüldig gewesen / vnd hab in hauß vnd hoff so viel nicht gehabt / das er hette bezalen können / sonder sey der Man dem er schüldig gewesen / hart darauff gestandlen / weil er sie nicht hat könne außpfenden lassen / denn da war nichts zum besten / er wolte jhre beyde Kinder an stadt der bezalung für leib eigene knechte annemen.

Was das für ein leiden sey / wenn man schüldig ist vnd nicht zu zalen hat / ist nicht außzusprechen. Es frist sich ein Mensch für brot / vnn kan dafür nicht schlaffen. Derwegen Christus in der Fünfften Bitte des Vater vnsers / die Sünde damit vergleichet vnnd schulden nennet. Darumb wol vermuelich / weil dieser gute Man gleichwol ein Mensch gewesen / vnd Fleisch vnd Blut gehabt / es werde jhn solches nicht weinig bekümmert haben.

Aber da bey bleibt es nicht / sondern wie er sich lange kümmerlich beholffen / vnnd mit Gremen geschlagen / vnd von einem tage in den andern hoffet / er wolle sich einmal herauß wircken / da kombt Gott vnnd gebeut vber jhn / vnnd muß also sein Weib vnnd Kinder / in grosser beschwernis hinder sich verlassen. Welches jhm sonder zweiffel sehr zu hertzen gangen ist. Doch wie alle vmbstend geben / verzagt er nicht / sonder hat das vertrawen zu GOtt / er werde vermög seiner zusag / jhm sein arm Weib vnnd Kinder (die er jhm ohn zweiffel trewlich durch das gebet befohlen) auch nach seinem Todt lassen befolen sein.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0014"/>
nicht viel gehabt. Denn                      zugeschweigen / das wol vermutlich / er werde zimlichen Wiederstandt / wie                      Prediger pflegen / gehabt haben / so gibt die verlesene Histori vns diese                      nachrichtung / das es jhm so viel die Narung belanget / eben hart vorgestanden /                      vnnd hab er kaum auß der hand in den Mund gehabt / ja das noch erger ist hinder                      sich beuten vnnd borgen müssen / das er sich / sein Weib vnnd seine Kinder                      ernerete. Denn der Text sagt außdrücklich / er sey schüldig gewesen / vnd hab in                      hauß vnd hoff so viel nicht gehabt / das er hette bezalen können / sonder sey                      der Man dem er schüldig gewesen / hart darauff gestandlen / weil er sie nicht                      hat könne außpfenden lassen / denn da war nichts zum besten / er wolte jhre                      beyde Kinder an stadt der bezalung für leib eigene knechte annemen.</p>
        <p>Was das für ein leiden sey / wenn man schüldig ist vnd nicht zu zalen hat / ist                      nicht außzusprechen. Es frist sich ein Mensch für brot / vnn kan dafür nicht                      schlaffen. Derwegen Christus in der Fünfften Bitte des Vater vnsers / die Sünde                      damit vergleichet vnnd schulden nennet. Darumb wol vermuelich / weil dieser gute                      Man gleichwol ein Mensch gewesen / vnd Fleisch vnd Blut gehabt / es werde jhn                      solches nicht weinig bekümmert haben.</p>
        <p>Aber da bey bleibt es nicht / sondern wie er sich lange kümmerlich beholffen / vnnd mit Gremen geschlagen / vnd von einem tage in den andern hoffet / er wolle sich einmal herauß wircken / da kombt Gott vnnd gebeut vber jhn / vnnd muß also sein Weib vnnd Kinder / in grosser beschwernis hinder sich verlassen. Welches jhm sonder zweiffel sehr zu hertzen gangen ist. Doch wie alle vmbstend geben / verzagt er nicht / sonder hat das vertrawen zu GOtt / er werde vermög seiner zusag / jhm sein arm Weib vnnd Kinder (die er jhm ohn zweiffel trewlich durch das gebet befohlen) auch nach seinem Todt lassen befolen sein.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0014] nicht viel gehabt. Denn zugeschweigen / das wol vermutlich / er werde zimlichen Wiederstandt / wie Prediger pflegen / gehabt haben / so gibt die verlesene Histori vns diese nachrichtung / das es jhm so viel die Narung belanget / eben hart vorgestanden / vnnd hab er kaum auß der hand in den Mund gehabt / ja das noch erger ist hinder sich beuten vnnd borgen müssen / das er sich / sein Weib vnnd seine Kinder ernerete. Denn der Text sagt außdrücklich / er sey schüldig gewesen / vnd hab in hauß vnd hoff so viel nicht gehabt / das er hette bezalen können / sonder sey der Man dem er schüldig gewesen / hart darauff gestandlen / weil er sie nicht hat könne außpfenden lassen / denn da war nichts zum besten / er wolte jhre beyde Kinder an stadt der bezalung für leib eigene knechte annemen. Was das für ein leiden sey / wenn man schüldig ist vnd nicht zu zalen hat / ist nicht außzusprechen. Es frist sich ein Mensch für brot / vnn kan dafür nicht schlaffen. Derwegen Christus in der Fünfften Bitte des Vater vnsers / die Sünde damit vergleichet vnnd schulden nennet. Darumb wol vermuelich / weil dieser gute Man gleichwol ein Mensch gewesen / vnd Fleisch vnd Blut gehabt / es werde jhn solches nicht weinig bekümmert haben. Aber da bey bleibt es nicht / sondern wie er sich lange kümmerlich beholffen / vnnd mit Gremen geschlagen / vnd von einem tage in den andern hoffet / er wolle sich einmal herauß wircken / da kombt Gott vnnd gebeut vber jhn / vnnd muß also sein Weib vnnd Kinder / in grosser beschwernis hinder sich verlassen. Welches jhm sonder zweiffel sehr zu hertzen gangen ist. Doch wie alle vmbstend geben / verzagt er nicht / sonder hat das vertrawen zu GOtt / er werde vermög seiner zusag / jhm sein arm Weib vnnd Kinder (die er jhm ohn zweiffel trewlich durch das gebet befohlen) auch nach seinem Todt lassen befolen sein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sattler_leichpredigt_1597
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sattler_leichpredigt_1597/14
Zitationshilfe: Sattler, Basilius: Eine Christliche Leichpredigt. Gethan bey der Begrebnis eines Pastoris. Wolfenbüttel, 1597, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sattler_leichpredigt_1597/14>, abgerufen am 19.04.2024.