Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Buch. II. Rechtsverhältnisse. Kap. III. Entstehung und Untergang.
der früheren Regel der Achtzehen Jahre gemeynt, die also
dadurch wiederum eine indirecte Bestätigung erhält.

Noch wichtiger war die Frage, wann die Spadonen
von der Tutel frey werden sollten. Darüber sagt Gajus
(I. 196) Folgendes. Die Sabinianer nehmen juristisch als
pubes an Denjenigen qui generare potest; sed in his,
qui pubescere non possunt, quales sunt spadones, eam
aetatem esse spectandam, cujus aetatis puberes fiunt.

Das puberes fiunt kann nicht auf die Spadonen gehen,
von welchen er selbst so eben bemerkt hatte, daß sie nie-
mals pubescirten; es muß also heißen: in welchem Alter
Andere die Pubertät erlangen. Hätte er damit die Vier-
zehen Jahre gemeynt, die gleich nachher als Meynung
der Proculejaner vorkommen, so hätte er ohne Zweifel die
Zahl ausgedrückt; der umständliche, umschreibende Aus-
druck deutet auf eine abweichende Bestimmung, und wenn
man ihn mit der Stelle des Paulus über die Testamente
vergleicht, so scheint es natürlich, so zu erklären: in wel-
chem Alter auch noch Einige (die Spätreifen) die Puber-
tät erlangen. Dann wäre das puberes fiunt des Gajus
gleichbedeutend mit dem plerique pubescunt des Paulus.
Vielleicht hat aber auch Gajus wirklich geschrieben pleri-
que puberes fiunt,
und das plerique ist dann in unsrer
Handschrift eben so ausgefallen, wie es in einigen Hand-
schriften des Paulus in der That ausgefallen ist.

Es scheint sonderbar, daß auch für die Möglichkeit

rel. -- Die Stelle bekommt den das exemplo omnium auf das
bestimmtesten Sinn, wenn man Alter bezieht.

Buch. II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang.
der früheren Regel der Achtzehen Jahre gemeynt, die alſo
dadurch wiederum eine indirecte Beſtätigung erhält.

Noch wichtiger war die Frage, wann die Spadonen
von der Tutel frey werden ſollten. Darüber ſagt Gajus
(I. 196) Folgendes. Die Sabinianer nehmen juriſtiſch als
pubes an Denjenigen qui generare potest; sed in his,
qui pubescere non possunt, quales sunt spadones, eam
aetatem esse spectandam, cujus aetatis puberes fiunt.

Das puberes fiunt kann nicht auf die Spadonen gehen,
von welchen er ſelbſt ſo eben bemerkt hatte, daß ſie nie-
mals pubeſcirten; es muß alſo heißen: in welchem Alter
Andere die Pubertät erlangen. Hätte er damit die Vier-
zehen Jahre gemeynt, die gleich nachher als Meynung
der Proculejaner vorkommen, ſo hätte er ohne Zweifel die
Zahl ausgedrückt; der umſtändliche, umſchreibende Aus-
druck deutet auf eine abweichende Beſtimmung, und wenn
man ihn mit der Stelle des Paulus über die Teſtamente
vergleicht, ſo ſcheint es natürlich, ſo zu erklären: in wel-
chem Alter auch noch Einige (die Spätreifen) die Puber-
tät erlangen. Dann wäre das puberes fiunt des Gajus
gleichbedeutend mit dem plerique pubescunt des Paulus.
Vielleicht hat aber auch Gajus wirklich geſchrieben pleri-
que puberes fiunt,
und das plerique iſt dann in unſrer
Handſchrift eben ſo ausgefallen, wie es in einigen Hand-
ſchriften des Paulus in der That ausgefallen iſt.

Es ſcheint ſonderbar, daß auch für die Möglichkeit

rel. — Die Stelle bekommt den das exemplo omnium auf das
beſtimmteſten Sinn, wenn man Alter bezieht.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0090" n="78"/><fw place="top" type="header">Buch. <hi rendition="#aq">II.</hi> Rechtsverhältni&#x017F;&#x017F;e. Kap. <hi rendition="#aq">III.</hi> Ent&#x017F;tehung und Untergang.</fw><lb/>
der früheren Regel der Achtzehen Jahre gemeynt, die al&#x017F;o<lb/>
dadurch wiederum eine indirecte Be&#x017F;tätigung erhält.</p><lb/>
            <p>Noch wichtiger war die Frage, wann die Spadonen<lb/>
von der Tutel frey werden &#x017F;ollten. Darüber &#x017F;agt Gajus<lb/>
(<hi rendition="#aq">I.</hi> 196) Folgendes. Die Sabinianer nehmen juri&#x017F;ti&#x017F;ch als<lb/><hi rendition="#aq">pubes</hi> an Denjenigen <hi rendition="#aq">qui generare potest; sed in his,<lb/>
qui pubescere non possunt, quales sunt spadones, eam<lb/>
aetatem esse spectandam, <hi rendition="#i">cujus aetatis puberes fiunt</hi>.</hi><lb/>
Das <hi rendition="#aq">puberes fiunt</hi> kann nicht auf die Spadonen gehen,<lb/>
von welchen er &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;o eben bemerkt hatte, daß &#x017F;ie nie-<lb/>
mals pube&#x017F;cirten; es muß al&#x017F;o heißen: in welchem Alter<lb/><hi rendition="#g">Andere</hi> die Pubertät erlangen. Hätte er damit die Vier-<lb/>
zehen Jahre gemeynt, die gleich nachher als Meynung<lb/>
der Proculejaner vorkommen, &#x017F;o hätte er ohne Zweifel die<lb/>
Zahl ausgedrückt; der um&#x017F;tändliche, um&#x017F;chreibende Aus-<lb/>
druck deutet auf eine abweichende Be&#x017F;timmung, und wenn<lb/>
man ihn mit der Stelle des Paulus über die Te&#x017F;tamente<lb/>
vergleicht, &#x017F;o &#x017F;cheint es natürlich, &#x017F;o zu erklären: in wel-<lb/>
chem Alter auch noch Einige (die Spätreifen) die Puber-<lb/>
tät erlangen. Dann wäre das <hi rendition="#aq">puberes fiunt</hi> des Gajus<lb/>
gleichbedeutend mit dem <hi rendition="#aq">plerique pubescunt</hi> des Paulus.<lb/>
Vielleicht hat aber auch Gajus wirklich ge&#x017F;chrieben <hi rendition="#aq">pleri-<lb/>
que puberes fiunt,</hi> und das <hi rendition="#aq">plerique</hi> i&#x017F;t dann in un&#x017F;rer<lb/>
Hand&#x017F;chrift eben &#x017F;o ausgefallen, wie es in einigen Hand-<lb/>
&#x017F;chriften des Paulus in der That ausgefallen i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Es &#x017F;cheint &#x017F;onderbar, daß auch für die Möglichkeit<lb/><note xml:id="seg2pn_11_2" prev="#seg2pn_11_1" place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq">rel.</hi> &#x2014; Die Stelle bekommt den das <hi rendition="#aq">exemplo omnium</hi> auf das<lb/>
be&#x017F;timmte&#x017F;ten Sinn, wenn man Alter bezieht.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0090] Buch. II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang. der früheren Regel der Achtzehen Jahre gemeynt, die alſo dadurch wiederum eine indirecte Beſtätigung erhält. Noch wichtiger war die Frage, wann die Spadonen von der Tutel frey werden ſollten. Darüber ſagt Gajus (I. 196) Folgendes. Die Sabinianer nehmen juriſtiſch als pubes an Denjenigen qui generare potest; sed in his, qui pubescere non possunt, quales sunt spadones, eam aetatem esse spectandam, cujus aetatis puberes fiunt. Das puberes fiunt kann nicht auf die Spadonen gehen, von welchen er ſelbſt ſo eben bemerkt hatte, daß ſie nie- mals pubeſcirten; es muß alſo heißen: in welchem Alter Andere die Pubertät erlangen. Hätte er damit die Vier- zehen Jahre gemeynt, die gleich nachher als Meynung der Proculejaner vorkommen, ſo hätte er ohne Zweifel die Zahl ausgedrückt; der umſtändliche, umſchreibende Aus- druck deutet auf eine abweichende Beſtimmung, und wenn man ihn mit der Stelle des Paulus über die Teſtamente vergleicht, ſo ſcheint es natürlich, ſo zu erklären: in wel- chem Alter auch noch Einige (die Spätreifen) die Puber- tät erlangen. Dann wäre das puberes fiunt des Gajus gleichbedeutend mit dem plerique pubescunt des Paulus. Vielleicht hat aber auch Gajus wirklich geſchrieben pleri- que puberes fiunt, und das plerique iſt dann in unſrer Handſchrift eben ſo ausgefallen, wie es in einigen Hand- ſchriften des Paulus in der That ausgefallen iſt. Es ſcheint ſonderbar, daß auch für die Möglichkeit (t) (t) rel. — Die Stelle bekommt den das exemplo omnium auf das beſtimmteſten Sinn, wenn man Alter bezieht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840/90
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840/90>, abgerufen am 28.04.2024.