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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 6. Berlin, 1847.

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§. 265. Wirkung der L. C. -- Erweiterungen.
Sachen, die Zinsen eines Capitals (b), so wie bei den
Römern jeder aus der Arbeit von Sclaven hervorgehende
Erwerb, indem die Arbeit als die regelmäßige und natür-
liche Benutzung der Sclaven angesehen wurde.

Die Neueren nennen die hier aufgestellten zwei Klassen
von Früchten: fructus naturales und civiles.

Bei den eigentlichen (organischen) Früchten wird das
Eigenthum unmittelbar durch die organische Erzeugung dem
Eigenthümer der fruchttragenden Sache, auch ohne dessen
Wissen und Zuthun, erworben. Sie sind zunächst bloß
Bestandtheile der fruchttragenden Sache, und werden erst
durch die Absonderung von derselben selbstständige Ver-
mögensstücke (c). Das so erworbene Eigenthum hört auf
durch Aufzehrung oder Veräußerung (fructus consumti),
nach welcher höchstens der Geldwerth derselben im Ver-
mögen zurück bleiben kann.

Bei den s. g. civilen Früchten entsteht eine Erwerbung
von Eigenthum gar nicht durch ihre eigenthümliche Frucht-
natur, sondern so wie bei anderen Rechtsgeschäften durch

(b) L. 34 de usuris (22. 1)
"Usurae vicem fructuum obti-
nent: et merito non debent a
fructibus separari."
Die schein-
bar widersprechenden Worte der
L. 121 de V. S. (Note a) "usura
in fructu non est,"
wollen also
nur sagen, daß die Zinsen nicht
durch organische Erzeugung, son-
dern vermittelst eines Rechtsge-
schäfts, erworben werden. Mit
anderen Worten sagt dasselbe Pa-
pinian
in L. 62 pr. de rei vind.
(6. 1) "vectura, sicut usura,
non natura pervenit, sed jure
percipitur,"
in welcher Stelle die
Gleichartigkeit des Erwerbes
an dem Miethgeld und an den
Geldzinsen anerkannt wird.
(c) L. 15 pr. de pign. (20. 1),
L. 83 pro soc.
(17. 2).

§. 265. Wirkung der L. C. — Erweiterungen.
Sachen, die Zinſen eines Capitals (b), ſo wie bei den
Römern jeder aus der Arbeit von Sclaven hervorgehende
Erwerb, indem die Arbeit als die regelmäßige und natür-
liche Benutzung der Sclaven angeſehen wurde.

Die Neueren nennen die hier aufgeſtellten zwei Klaſſen
von Früchten: fructus naturales und civiles.

Bei den eigentlichen (organiſchen) Früchten wird das
Eigenthum unmittelbar durch die organiſche Erzeugung dem
Eigenthümer der fruchttragenden Sache, auch ohne deſſen
Wiſſen und Zuthun, erworben. Sie ſind zunächſt bloß
Beſtandtheile der fruchttragenden Sache, und werden erſt
durch die Abſonderung von derſelben ſelbſtſtändige Ver-
mögensſtücke (c). Das ſo erworbene Eigenthum hört auf
durch Aufzehrung oder Veräußerung (fructus consumti),
nach welcher höchſtens der Geldwerth derſelben im Ver-
mögen zurück bleiben kann.

Bei den ſ. g. civilen Früchten entſteht eine Erwerbung
von Eigenthum gar nicht durch ihre eigenthümliche Frucht-
natur, ſondern ſo wie bei anderen Rechtsgeſchäften durch

(b) L. 34 de usuris (22. 1)
„Usurae vicem fructuum obti-
nent: et merito non debent a
fructibus separari.“
Die ſchein-
bar widerſprechenden Worte der
L. 121 de V. S. (Note a) „usura
in fructu non est,“
wollen alſo
nur ſagen, daß die Zinſen nicht
durch organiſche Erzeugung, ſon-
dern vermittelſt eines Rechtsge-
ſchäfts, erworben werden. Mit
anderen Worten ſagt daſſelbe Pa-
pinian
in L. 62 pr. de rei vind.
(6. 1) „vectura, sicut usura,
non natura pervenit, sed jure
percipitur,“
in welcher Stelle die
Gleichartigkeit des Erwerbes
an dem Miethgeld und an den
Geldzinſen anerkannt wird.
(c) L. 15 pr. de pign. (20. 1),
L. 83 pro soc.
(17. 2).
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[103/0121] §. 265. Wirkung der L. C. — Erweiterungen. Sachen, die Zinſen eines Capitals (b), ſo wie bei den Römern jeder aus der Arbeit von Sclaven hervorgehende Erwerb, indem die Arbeit als die regelmäßige und natür- liche Benutzung der Sclaven angeſehen wurde. Die Neueren nennen die hier aufgeſtellten zwei Klaſſen von Früchten: fructus naturales und civiles. Bei den eigentlichen (organiſchen) Früchten wird das Eigenthum unmittelbar durch die organiſche Erzeugung dem Eigenthümer der fruchttragenden Sache, auch ohne deſſen Wiſſen und Zuthun, erworben. Sie ſind zunächſt bloß Beſtandtheile der fruchttragenden Sache, und werden erſt durch die Abſonderung von derſelben ſelbſtſtändige Ver- mögensſtücke (c). Das ſo erworbene Eigenthum hört auf durch Aufzehrung oder Veräußerung (fructus consumti), nach welcher höchſtens der Geldwerth derſelben im Ver- mögen zurück bleiben kann. Bei den ſ. g. civilen Früchten entſteht eine Erwerbung von Eigenthum gar nicht durch ihre eigenthümliche Frucht- natur, ſondern ſo wie bei anderen Rechtsgeſchäften durch (b) L. 34 de usuris (22. 1) „Usurae vicem fructuum obti- nent: et merito non debent a fructibus separari.“ Die ſchein- bar widerſprechenden Worte der L. 121 de V. S. (Note a) „usura in fructu non est,“ wollen alſo nur ſagen, daß die Zinſen nicht durch organiſche Erzeugung, ſon- dern vermittelſt eines Rechtsge- ſchäfts, erworben werden. Mit anderen Worten ſagt daſſelbe Pa- pinian in L. 62 pr. de rei vind. (6. 1) „vectura, sicut usura, non natura pervenit, sed jure percipitur,“ in welcher Stelle die Gleichartigkeit des Erwerbes an dem Miethgeld und an den Geldzinſen anerkannt wird. (c) L. 15 pr. de pign. (20. 1), L. 83 pro soc. (17. 2).

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 6. Berlin, 1847, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system06_1847/121>, abgerufen am 23.04.2024.