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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 6. Berlin, 1847.

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§. 263. Wirkung der L. C. -- I. Verurtheilung gesichert. (Forts.)

F. Die Verurtheilung bei der actio pignoratitia hängt
davon ab, daß die Schuld, wofür das Pfand gegeben
war, getilgt sein muß (l). Wenn aber nur der Kläger
auch während des Rechtsstreits die Zahlung der Schuld
anbietet, so muß dennoch die Verurtheilung auf Rückgabe
des Pfandes erfolgen (m).

Ulpian giebt als Grund dieser Regel und ihrer ein-
zelnen Anwendungen den Umstand an, daß von jenen
factischen Verhältnissen (dem Besitz, dem Werth des peculii,)
nichts in der Intentio stehe, weshalb der Mangel jener
Verhältnisse die Richtigkeit der Klage, und also auch die
Verurtheilung, nicht ausschließe (n).

Diesen Grund könnte man so auffassen, als ob blos
in dieser zufälligen Abfassung der Klagformeln der Grund
jener Regel enthalten wäre, so daß es blos einer Ver-
besserung der Formeln bedurft hätte, um etwa eine ganz
andere Regel herbeizuführen, und die ganze Beurtheilung

erklären sich aus der Vergleichung
mit Gajus IV. § 47.
(l) L. 9. § 3 de pign. act.
(13. 7).
(m) L. 9 § 5 de pign. act.
(13. 7).
(n) L. 30 pr. de pec. (15. 1)
"quaesitum est, an teneat actio
de peculio, etiamsi nihil sit
in peculio, cum ageretur: si
modo sit rei judicatae tempore?
Proculus et Pegasus nihilo mi-
nus teneri ajunt: intenditur
enim recte
, etiamsi nihil sit in
peculio. Idem et circa ad exhi-
bendum et in rem actionem
placuit: quae sententia et a
nobis probanda est."
-- Daher
heißt es auch in L. 9 de rei vind.
(6. 1) "Officium autem judicis
in hac actione in hoc erit, ut
judex inspiciat an reus possi-
deat;"
nämlich in der formula
war von dem Besitz des Beklagten
nicht die Rede: die Prüfung des-
selben gehörte also zu den Stücken,
wozu der Judex auch außer der
Instruction berechtigt und ver-
pflichtet war, d. h. eben zu dem
officium judicis.
§. 263. Wirkung der L. C. — I. Verurtheilung geſichert. (Fortſ.)

F. Die Verurtheilung bei der actio pignoratitia hängt
davon ab, daß die Schuld, wofür das Pfand gegeben
war, getilgt ſein muß (l). Wenn aber nur der Kläger
auch während des Rechtsſtreits die Zahlung der Schuld
anbietet, ſo muß dennoch die Verurtheilung auf Rückgabe
des Pfandes erfolgen (m).

Ulpian giebt als Grund dieſer Regel und ihrer ein-
zelnen Anwendungen den Umſtand an, daß von jenen
factiſchen Verhältniſſen (dem Beſitz, dem Werth des peculii,)
nichts in der Intentio ſtehe, weshalb der Mangel jener
Verhältniſſe die Richtigkeit der Klage, und alſo auch die
Verurtheilung, nicht ausſchließe (n).

Dieſen Grund könnte man ſo auffaſſen, als ob blos
in dieſer zufälligen Abfaſſung der Klagformeln der Grund
jener Regel enthalten wäre, ſo daß es blos einer Ver-
beſſerung der Formeln bedurft hätte, um etwa eine ganz
andere Regel herbeizuführen, und die ganze Beurtheilung

erklären ſich aus der Vergleichung
mit Gajus IV. § 47.
(l) L. 9. § 3 de pign. act.
(13. 7).
(m) L. 9 § 5 de pign. act.
(13. 7).
(n) L. 30 pr. de pec. (15. 1)
„quaesitum est, an teneat actio
de peculio, etiamsi nihil sit
in peculio, cum ageretur: si
modo sit rei judicatae tempore?
Proculus et Pegasus nihilo mi-
nus teneri ajunt: intenditur
enim recte
, etiamsi nihil sit in
peculio. Idem et circa ad exhi-
bendum et in rem actionem
placuit: quae sententia et a
nobis probanda est.“
— Daher
heißt es auch in L. 9 de rei vind.
(6. 1) „Officium autem judicis
in hac actione in hoc erit, ut
judex inspiciat an reus possi-
deat;“
nämlich in der formula
war von dem Beſitz des Beklagten
nicht die Rede: die Prüfung des-
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wozu der Judex auch außer der
Inſtruction berechtigt und ver-
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[77/0095] §. 263. Wirkung der L. C. — I. Verurtheilung geſichert. (Fortſ.) F. Die Verurtheilung bei der actio pignoratitia hängt davon ab, daß die Schuld, wofür das Pfand gegeben war, getilgt ſein muß (l). Wenn aber nur der Kläger auch während des Rechtsſtreits die Zahlung der Schuld anbietet, ſo muß dennoch die Verurtheilung auf Rückgabe des Pfandes erfolgen (m). Ulpian giebt als Grund dieſer Regel und ihrer ein- zelnen Anwendungen den Umſtand an, daß von jenen factiſchen Verhältniſſen (dem Beſitz, dem Werth des peculii,) nichts in der Intentio ſtehe, weshalb der Mangel jener Verhältniſſe die Richtigkeit der Klage, und alſo auch die Verurtheilung, nicht ausſchließe (n). Dieſen Grund könnte man ſo auffaſſen, als ob blos in dieſer zufälligen Abfaſſung der Klagformeln der Grund jener Regel enthalten wäre, ſo daß es blos einer Ver- beſſerung der Formeln bedurft hätte, um etwa eine ganz andere Regel herbeizuführen, und die ganze Beurtheilung (k) (l) L. 9. § 3 de pign. act. (13. 7). (m) L. 9 § 5 de pign. act. (13. 7). (n) L. 30 pr. de pec. (15. 1) „quaesitum est, an teneat actio de peculio, etiamsi nihil sit in peculio, cum ageretur: si modo sit rei judicatae tempore? Proculus et Pegasus nihilo mi- nus teneri ajunt: intenditur enim recte, etiamsi nihil sit in peculio. Idem et circa ad exhi- bendum et in rem actionem placuit: quae sententia et a nobis probanda est.“ — Daher heißt es auch in L. 9 de rei vind. (6. 1) „Officium autem judicis in hac actione in hoc erit, ut judex inspiciat an reus possi- deat;“ nämlich in der formula war von dem Beſitz des Beklagten nicht die Rede: die Prüfung des- ſelben gehörte alſo zu den Stücken, wozu der Judex auch außer der Inſtruction berechtigt und ver- pflichtet war, d. h. eben zu dem officium judicis. (k) erklären ſich aus der Vergleichung mit Gajus IV. § 47.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 6. Berlin, 1847, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system06_1847/95>, abgerufen am 25.04.2024.