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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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dass sie nichts Geheimes und Ausserordentliches enthalten, nichts Uebernatürliches zu bewirken vermögen und bei ihrem stündlichen oder täglichen Gebrauche bewirken. Der tiefste und letzte Grund der räthselhaften, der segnenden und heilenden, der zaubernden Macht und Kraft der fremden Worte, der Sprache und des Gesanges, des gesungenen Wortes, überhaupt ist aber die dem göttlichen Worte, dem ägyptischen Tet, Thoth,1) dem parsischen Honover und dem indischen Vac, dem griechischen [fremdsprachliches Material], bei den Aegyptern, den Baktrern, Indern, Juden, Griechen, Germanen u. s. w. zugeschriebene schöpferische Kraft, übernatürliche und zauberische, göttliche Gewalt; das Wort, die Rede, der Gesang, das Gebet ist die That, die Schöpfung und durch diese der Zauber.2) In dem indischen Melodram "Urwasi und der Held", welches in dessen Eingange wohl mit Unrecht dem Kalidasa beigelegt wird und jünger als dieser oder vielmehr als der Verfasser der Sakuntala ist, wird in dem Segensspruche nach der Uebersetzung von B. Hirzel (Frauenfeld 1838, S. 8) von Ciwa gesagt:

Wer durch Himmel und Erde dringet, und da heisst
Im heil'gen Buch Ein'ger Geist;
Wem allein nur der Name Meister in der Welt
Zukömmt, dem Wort gleich die That.

Die Sarasvati, die Beredtsamkeit, die Rede, ist die Gattin und Tochter oder die personificirte Kraft des männlichen Brahma, wie das Wort, der Logos Gottes Sohn ist. Die Wissenschaft ist die Brahmawissenschaft, d. h. das Erkennen und Bewusstwerden des Göttlichen, des unpersönlichen Brahma, - das Vereinigtsein und Aufgehen in ihm.

Um gewisser Massen die Menschen zu bezaubern, um sie magisch zu beherrschen, um sie zu segnen und zu heilen, um ihnen doch ein wirkliches Geheimniss darbieten zu können, mussten daher die Mysterien des Alterthums, wie der Neuzeit entweder eine ganz fremde oder doch wenigstens eine alterthümliche, eine archaische, im Volks-

1) Bunsen, Gott in der Geschichte Il. S. 30; Alpina für 1860, S. 183.
2) Ausland für 1860, S. 1015 a.

dass sie nichts Geheimes und Ausserordentliches enthalten, nichts Uebernatürliches zu bewirken vermögen und bei ihrem stündlichen oder täglichen Gebrauche bewirken. Der tiefste und letzte Grund der räthselhaften, der segnenden und heilenden, der zaubernden Macht und Kraft der fremden Worte, der Sprache und des Gesanges, des gesungenen Wortes, überhaupt ist aber die dem göttlichen Worte, dem ägyptischen Tet, Thoth,1) dem parsischen Honover und dem indischen Vac, dem griechischen [fremdsprachliches Material], bei den Aegyptern, den Baktrern, Indern, Juden, Griechen, Germanen u. s. w. zugeschriebene schöpferische Kraft, übernatürliche und zauberische, göttliche Gewalt; das Wort, die Rede, der Gesang, das Gebet ist die That, die Schöpfung und durch diese der Zauber.2) In dem indischen Melodram „Urwasi und der Held“, welches in dessen Eingange wohl mit Unrecht dem Kalidasa beigelegt wird und jünger als dieser oder vielmehr als der Verfasser der Sakuntala ist, wird in dem Segensspruche nach der Uebersetzung von B. Hirzel (Frauenfeld 1838, S. 8) von Çiwa gesagt:

Wer durch Himmel und Erde dringet, und da heisst
Im heil’gen Buch Ein’ger Geist;
Wem allein nur der Name Meister in der Welt
Zukömmt, dem Wort gleich die That.

Die Sarasvati, die Beredtsamkeit, die Rede, ist die Gattin und Tochter oder die personificirte Kraft des männlichen Brahma, wie das Wort, der Logos Gottes Sohn ist. Die Wissenschaft ist die Brahmawissenschaft, d. h. das Erkennen und Bewusstwerden des Göttlichen, des unpersönlichen Brahma, – das Vereinigtsein und Aufgehen in ihm.

Um gewisser Massen die Menschen zu bezaubern, um sie magisch zu beherrschen, um sie zu segnen und zu heilen, um ihnen doch ein wirkliches Geheimniss darbieten zu können, mussten daher die Mysterien des Alterthums, wie der Neuzeit entweder eine ganz fremde oder doch wenigstens eine alterthümliche, eine archaische, im Volks-

1) Bunsen, Gott in der Geschichte Il. S. 30; Alpina für 1860, S. 183.
2) Ausland für 1860, S. 1015 a.
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[190/0210] dass sie nichts Geheimes und Ausserordentliches enthalten, nichts Uebernatürliches zu bewirken vermögen und bei ihrem stündlichen oder täglichen Gebrauche bewirken. Der tiefste und letzte Grund der räthselhaften, der segnenden und heilenden, der zaubernden Macht und Kraft der fremden Worte, der Sprache und des Gesanges, des gesungenen Wortes, überhaupt ist aber die dem göttlichen Worte, dem ägyptischen Tet, Thoth, 1) dem parsischen Honover und dem indischen Vac, dem griechischen _ , bei den Aegyptern, den Baktrern, Indern, Juden, Griechen, Germanen u. s. w. zugeschriebene schöpferische Kraft, übernatürliche und zauberische, göttliche Gewalt; das Wort, die Rede, der Gesang, das Gebet ist die That, die Schöpfung und durch diese der Zauber. 2) In dem indischen Melodram „Urwasi und der Held“, welches in dessen Eingange wohl mit Unrecht dem Kalidasa beigelegt wird und jünger als dieser oder vielmehr als der Verfasser der Sakuntala ist, wird in dem Segensspruche nach der Uebersetzung von B. Hirzel (Frauenfeld 1838, S. 8) von Çiwa gesagt: Wer durch Himmel und Erde dringet, und da heisst Im heil’gen Buch Ein’ger Geist; Wem allein nur der Name Meister in der Welt Zukömmt, dem Wort gleich die That. Die Sarasvati, die Beredtsamkeit, die Rede, ist die Gattin und Tochter oder die personificirte Kraft des männlichen Brahma, wie das Wort, der Logos Gottes Sohn ist. Die Wissenschaft ist die Brahmawissenschaft, d. h. das Erkennen und Bewusstwerden des Göttlichen, des unpersönlichen Brahma, – das Vereinigtsein und Aufgehen in ihm. Um gewisser Massen die Menschen zu bezaubern, um sie magisch zu beherrschen, um sie zu segnen und zu heilen, um ihnen doch ein wirkliches Geheimniss darbieten zu können, mussten daher die Mysterien des Alterthums, wie der Neuzeit entweder eine ganz fremde oder doch wenigstens eine alterthümliche, eine archaische, im Volks- 1) Bunsen, Gott in der Geschichte Il. S. 30; Alpina für 1860, S. 183. 2) Ausland für 1860, S. 1015 a.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/210>, abgerufen am 29.03.2024.