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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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1266), welche Sagen, um mit Peter, S. 7 Anm. 2, zu reden, wenigstens insofern eine gewisse geschichtliche Bedeutung haben, als sie die Ueberzeugung der Griechen selbst von einem in der ältesten Zeit stattgefundenen Einfluss des Auslandes. der Aegypter und Phönicier auf die Entwickelung Griechenlands darstellen. Sollten nun diese Sagen selbst erst im 4. Jahrh. v. Chr., d. h. nicht früher als in der Zeit entstanden sein, in welcher wir die ersten urkundlichen Nachrichten darüber erhalten, sind sie dessen ungeachtet von hohem Werthe, weil sie die Ansichten der über 2000 Jahre näher stehenden Griechen über die Ursprünge ihrer eigenen Bildung enthalten, welche Ansichten unbedingt den Vorzug vor denjenigen der heutigen nichtgriechischen Geschichtschreiber verdienen. Mit diesen geschichtlichen Sagen, wohin auch noch gehört, dass Lelex, der Stammvater der Leleger,1) nach Pausanias seinen Ursprung aus Aegypten herleitete, - steht in Uebereinstimmung, dass sehr häufig die Griechen auf die Aegypter als die Quelle ihres Wissens hinweisen und überhaupt vor dem ägyptischen Wissen die grösste Achtung bezeugen. Herodot z. B. behauptete, dass die Namen und die Aemter fast aller griechischen Götter ägyptischen Ursprunges seien, welche Behauptung freilich unsere gelehrten Neugriechen als irrig verdammen, - Thiersch, Epochen S. 34, Anm. 27, aber vollkommen rechtfertigt. Thiersch findet es schwer zu begreifen. wie man jemals eine so offenliegende Sache habe übersehen und da Nacht machen können, wo das Alterthum hellen Tag hatte. Röth,2) um den Zusammenhang der phönicisch-ägyptischen Bildung mit der griechischen zu erklären und zu erweisen, behauptet zahlreiche Einwanderungen nach Griechenland, der nach ihm zu Ende des 19. Jahrhunderts vor Chr. aus Aegypten vertriebenen Phöniker (Hyksos), oder der Pelasger (d. i. nach Röth Philister, Pelischti, ursprünglich Pelaschi oder Auswanderer), Karer und Kreter. Aehnliches nimmt auch Wetter, der Mythus vom Atlas, Mainz 1858, S. 8 - 11,

1) Peter, S. 4, Anm. 11.
2) Geschichte unserer abendländischen Philosophie, I. S. 90 ff., und II. S. 7 ff.

1266), welche Sagen, um mit Peter, S. 7 Anm. 2, zu reden, wenigstens insofern eine gewisse geschichtliche Bedeutung haben, als sie die Ueberzeugung der Griechen selbst von einem in der ältesten Zeit stattgefundenen Einfluss des Auslandes. der Aegypter und Phönicier auf die Entwickelung Griechenlands darstellen. Sollten nun diese Sagen selbst erst im 4. Jahrh. v. Chr., d. h. nicht früher als in der Zeit entstanden sein, in welcher wir die ersten urkundlichen Nachrichten darüber erhalten, sind sie dessen ungeachtet von hohem Werthe, weil sie die Ansichten der über 2000 Jahre näher stehenden Griechen über die Ursprünge ihrer eigenen Bildung enthalten, welche Ansichten unbedingt den Vorzug vor denjenigen der heutigen nichtgriechischen Geschichtschreiber verdienen. Mit diesen geschichtlichen Sagen, wohin auch noch gehört, dass Lelex, der Stammvater der Leleger,1) nach Pausanias seinen Ursprung aus Aegypten herleitete, – steht in Uebereinstimmung, dass sehr häufig die Griechen auf die Aegypter als die Quelle ihres Wissens hinweisen und überhaupt vor dem ägyptischen Wissen die grösste Achtung bezeugen. Herodot z. B. behauptete, dass die Namen und die Aemter fast aller griechischen Götter ägyptischen Ursprunges seien, welche Behauptung freilich unsere gelehrten Neugriechen als irrig verdammen, – Thiersch, Epochen S. 34, Anm. 27, aber vollkommen rechtfertigt. Thiersch findet es schwer zu begreifen. wie man jemals eine so offenliegende Sache habe übersehen und da Nacht machen können, wo das Alterthum hellen Tag hatte. Röth,2) um den Zusammenhang der phönicisch-ägyptischen Bildung mit der griechischen zu erklären und zu erweisen, behauptet zahlreiche Einwanderungen nach Griechenland, der nach ihm zu Ende des 19. Jahrhunderts vor Chr. aus Aegypten vertriebenen Phöniker (Hyksos), oder der Pelasger (d. i. nach Röth Philister, Pelischti, ursprünglich Pelaschi oder Auswanderer), Karer und Kreter. Aehnliches nimmt auch Wetter, der Mythus vom Atlas, Mainz 1858, S. 8 – 11,

1) Peter, S. 4, Anm. 11.
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[11/0031] 1266), welche Sagen, um mit Peter, S. 7 Anm. 2, zu reden, wenigstens insofern eine gewisse geschichtliche Bedeutung haben, als sie die Ueberzeugung der Griechen selbst von einem in der ältesten Zeit stattgefundenen Einfluss des Auslandes. der Aegypter und Phönicier auf die Entwickelung Griechenlands darstellen. Sollten nun diese Sagen selbst erst im 4. Jahrh. v. Chr., d. h. nicht früher als in der Zeit entstanden sein, in welcher wir die ersten urkundlichen Nachrichten darüber erhalten, sind sie dessen ungeachtet von hohem Werthe, weil sie die Ansichten der über 2000 Jahre näher stehenden Griechen über die Ursprünge ihrer eigenen Bildung enthalten, welche Ansichten unbedingt den Vorzug vor denjenigen der heutigen nichtgriechischen Geschichtschreiber verdienen. Mit diesen geschichtlichen Sagen, wohin auch noch gehört, dass Lelex, der Stammvater der Leleger, 1) nach Pausanias seinen Ursprung aus Aegypten herleitete, – steht in Uebereinstimmung, dass sehr häufig die Griechen auf die Aegypter als die Quelle ihres Wissens hinweisen und überhaupt vor dem ägyptischen Wissen die grösste Achtung bezeugen. Herodot z. B. behauptete, dass die Namen und die Aemter fast aller griechischen Götter ägyptischen Ursprunges seien, welche Behauptung freilich unsere gelehrten Neugriechen als irrig verdammen, – Thiersch, Epochen S. 34, Anm. 27, aber vollkommen rechtfertigt. Thiersch findet es schwer zu begreifen. wie man jemals eine so offenliegende Sache habe übersehen und da Nacht machen können, wo das Alterthum hellen Tag hatte. Röth, 2) um den Zusammenhang der phönicisch-ägyptischen Bildung mit der griechischen zu erklären und zu erweisen, behauptet zahlreiche Einwanderungen nach Griechenland, der nach ihm zu Ende des 19. Jahrhunderts vor Chr. aus Aegypten vertriebenen Phöniker (Hyksos), oder der Pelasger (d. i. nach Röth Philister, Pelischti, ursprünglich Pelaschi oder Auswanderer), Karer und Kreter. Aehnliches nimmt auch Wetter, der Mythus vom Atlas, Mainz 1858, S. 8 – 11, 1) Peter, S. 4, Anm. 11. 2) Geschichte unserer abendländischen Philosophie, I. S. 90 ff., und II. S. 7 ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/31>, abgerufen am 29.03.2024.