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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Ideen zu einer Kriminalpsychologie. Halle, 1792.

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wärtigen Beschäfftigungen doppelt willkom-
men war, mit einleuchtender Wahrheit und
liebenswürdiger Wärme gesagt hat. Ich
schicke Ihnen das treffliche Werk nächstens
selbst; für izt nur eine Stelle zur Bestätigung
meiner Behauptung, dass Menschenkenntniss
die Liebe und Achtung gegen den Menschen
nähre und erhalte.

Nachdem der scharfsinnige Verfasser be-
merkt hat, dass vor den Augen des zerglie-
dernden Menschenforschers die Grösse und
der Adel mancher Handlung, welche die
Menge flüchtiger Beobachter anstaunt, und
mit lautem Enthusiasmus preist, wie ein Ne-
bel sich auflöse, hinter welchem man nicht
selten statt reiner Moralität unreinen Eigen-
nutz wahrnehme; fährt er im folgenden so
fort: "Allein dieselbe Sorgfalt der Zergliede-
rung, die uns in dem vermeyntlich Guten

öfters
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wärtigen Beſchäfftigungen doppelt willkom-
men war, mit einleuchtender Wahrheit und
liebenswürdiger Wärme geſagt hat. Ich
ſchicke Ihnen das treffliche Werk nächſtens
ſelbſt; für izt nur eine Stelle zur Beſtätigung
meiner Behauptung, daſs Menſchenkenntniſs
die Liebe und Achtung gegen den Menſchen
nähre und erhalte.

Nachdem der ſcharfſinnige Verfaſſer be-
merkt hat, daſs vor den Augen des zerglie-
dernden Menſchenforſchers die Gröſse und
der Adel mancher Handlung, welche die
Menge flüchtiger Beobachter anſtaunt, und
mit lautem Enthuſiaſmus preiſt, wie ein Ne-
bel ſich auflöſe, hinter welchem man nicht
ſelten ſtatt reiner Moralität unreinen Eigen-
nutz wahrnehme; fährt er im folgenden ſo
fort: „Allein dieſelbe Sorgfalt der Zergliede-
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[33/0035] wärtigen Beſchäfftigungen doppelt willkom- men war, mit einleuchtender Wahrheit und liebenswürdiger Wärme geſagt hat. Ich ſchicke Ihnen das treffliche Werk nächſtens ſelbſt; für izt nur eine Stelle zur Beſtätigung meiner Behauptung, daſs Menſchenkenntniſs die Liebe und Achtung gegen den Menſchen nähre und erhalte. Nachdem der ſcharfſinnige Verfaſſer be- merkt hat, daſs vor den Augen des zerglie- dernden Menſchenforſchers die Gröſse und der Adel mancher Handlung, welche die Menge flüchtiger Beobachter anſtaunt, und mit lautem Enthuſiaſmus preiſt, wie ein Ne- bel ſich auflöſe, hinter welchem man nicht ſelten ſtatt reiner Moralität unreinen Eigen- nutz wahrnehme; fährt er im folgenden ſo fort: „Allein dieſelbe Sorgfalt der Zergliede- rung, die uns in dem vermeyntlich Guten öfters C

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Zitationshilfe: Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Ideen zu einer Kriminalpsychologie. Halle, 1792, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_crimipsyche_1792/35>, abgerufen am 28.03.2024.