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Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888.

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falsch, die Goethe und Schiller beseitigen will, um einem psc_128.002
Gutzkow Platz zu machen.

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Die Kritik war auch oft zu streng. Bei einer im Verfall psc_128.004
begriffenen Gattung, wie es z. B. jetzt das deutsche psc_128.005
Drama ist, müßte die Kritik die ernste Gesinnung unterstützen. psc_128.006
Statt dessen können jetzt wahre Talente wie psc_128.007
E. v. Wildenbruch todt gemacht werden, z. B. weil sie Fehler psc_128.008
in der Motivirung begehen, wie es Schiller auch thut. psc_128.009
Dem Drama gegenüber hat der Recensent eine ganz besondere psc_128.010
Verantwortlichkeit, weil das Publicum hingehen und psc_128.011
Arbeit thun muß. Dazu kommt dann noch die Gefahr, daß psc_128.012
die Schauspieler dem Stück schaden.

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Viel leichter ist der Erfolg, wenn man den Stoff in psc_128.014
Buchform hat. Hier liegt ein unmittelbarer Contact vor. psc_128.015
Ferner kann man das Buch ja zu jeder Stunde lesen, wo psc_128.016
man gerade aufgelegt ist. Nach der Ansicht der Meisten psc_128.017
thut hier mündliche Empfehlung das Beste; gegen diese kann psc_128.018
schließlich selbst die Kritik nicht aufkommen. Denn zuweilen psc_128.019
ermannt sich das Publicum zu eigener Meinung und wirft psc_128.020
seine Vormünder ab: die mündliche Empfehlung überwindet psc_128.021
alle Verkehrtheit und allen bösen Willen der Kritik. Das psc_128.022
mannhafte Eintreten des Einzelnen kann oft viel in einem psc_128.023
bestimmten Kreise und selbst in weiten Kreisen wirken.

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Lehrreich wäre eine Analyse der Kritik. Die kleinen psc_128.025
Kritiker achten auf den oder die großen Kritiker, auf das psc_128.026
was er sagt oder was er vermuthlich sagen wird. Das psc_128.027
Publicum horcht auf die Kritik. Dazu die Premieren: ein psc_128.028
starker Erfolg macht häufig die Kritiker zu Schanden.

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falsch, die Goethe und Schiller beseitigen will, um einem psc_128.002
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  Die Kritik war auch oft zu streng. Bei einer im Verfall psc_128.004
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Drama ist, müßte die Kritik die ernste Gesinnung unterstützen. psc_128.006
Statt dessen können jetzt wahre Talente wie psc_128.007
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Dem Drama gegenüber hat der Recensent eine ganz besondere psc_128.010
Verantwortlichkeit, weil das Publicum hingehen und psc_128.011
Arbeit thun muß. Dazu kommt dann noch die Gefahr, daß psc_128.012
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  Viel leichter ist der Erfolg, wenn man den Stoff in psc_128.014
Buchform hat. Hier liegt ein unmittelbarer Contact vor. psc_128.015
Ferner kann man das Buch ja zu jeder Stunde lesen, wo psc_128.016
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schließlich selbst die Kritik nicht aufkommen. Denn zuweilen psc_128.019
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Kritiker achten auf den oder die großen Kritiker, auf das psc_128.026
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Zitationshilfe: Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scherer_poetik_1888/144>, abgerufen am 19.04.2024.