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Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888.

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sehr historisch und nicht sehr eingehend; namentlich der Abschnitt psc_035.002
über Theorie der Dichtkunst S. 619-672 ist sehr psc_035.003
flüchtig und berührt nur eben die Spitzen.

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Reich an Nachweisungen über hierher gehörige Litteratur psc_035.005
und insofern eine vielfältige bibliographische Ergänzung zu psc_035.006
den vorgenannten historischen Werken sind Blankenburgs psc_035.007
Litterarische Zusätze zu Sulzers Theorie der schönen Künste, psc_035.008
3 Bde. (Leipzig 1796-98); in Folge der alphabetischen Anordnung psc_035.009
sind hieraus die Titel der bis dahin erschienenen psc_035.010
Bücher bequem zu lernen. Hauptsächlich sind zu beachten psc_035.011
die Artikel "Aesthetik" (1, 27) und "Dichtkunst, Poetik" (1, 381).

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Mit Recht beginnt Eduard Müller seine Geschichte mit psc_035.013
Erörterung der Stellen, in denen bei Homer Ansichten über psc_035.014
das Wesen der Dichtkunst hervortreten. Man sieht aber die Größe psc_035.015
der Aufgabe, wenn sie universal genommen wird. Alle Ansichten psc_035.016
über das Wesen der Dichtkunst -- oft schon im Namen ausgedrückt psc_035.017
-- wie sie bei allen Völkern in Mythen und einzelnen zerstreuten psc_035.018
Aussprüchen hervortreten, wären zu sammeln und zu erörtern, psc_035.019
wenn man eine vollständige Theorie aufstellen wollte (vgl. psc_035.020
Wackernagel, Poetik S. 37 ff.).

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Unter den Griechen scheint Sophokles der erste gewesen psc_035.022
zu sein, welcher seine Kunst mit theoretischem Bewußtsein psc_035.023
übte. Wenigstens werden von ihm die ersten eigentlichen psc_035.024
Kunsturtheile überliefert.

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Dann hat namentlich Plato viele Beiträge zur Theorie psc_035.026
besonders der Poesie und der Poesie im Verhältniß zur psc_035.027
Musik gegeben. Aber wir dürfen nur das Wichtigste aus psc_035.028
der Theorie der Alten herausgreifen, und wir halten uns an

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sehr historisch und nicht sehr eingehend; namentlich der Abschnitt psc_035.002
über Theorie der Dichtkunst S. 619–672 ist sehr psc_035.003
flüchtig und berührt nur eben die Spitzen.

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  Reich an Nachweisungen über hierher gehörige Litteratur psc_035.005
und insofern eine vielfältige bibliographische Ergänzung zu psc_035.006
den vorgenannten historischen Werken sind Blankenburgs psc_035.007
Litterarische Zusätze zu Sulzers Theorie der schönen Künste, psc_035.008
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die Artikel „Aesthetik“ (1, 27) und „Dichtkunst, Poetik“ (1, 381).

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  Mit Recht beginnt Eduard Müller seine Geschichte mit psc_035.013
Erörterung der Stellen, in denen bei Homer Ansichten über psc_035.014
das Wesen der Dichtkunst hervortreten. Man sieht aber die Größe psc_035.015
der Aufgabe, wenn sie universal genommen wird. Alle Ansichten psc_035.016
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— wie sie bei allen Völkern in Mythen und einzelnen zerstreuten psc_035.018
Aussprüchen hervortreten, wären zu sammeln und zu erörtern, psc_035.019
wenn man eine vollständige Theorie aufstellen wollte (vgl. psc_035.020
Wackernagel, Poetik S. 37 ff.).

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  Unter den Griechen scheint Sophokles der erste gewesen psc_035.022
zu sein, welcher seine Kunst mit theoretischem Bewußtsein psc_035.023
übte. Wenigstens werden von ihm die ersten eigentlichen psc_035.024
Kunsturtheile überliefert.

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  Dann hat namentlich Plato viele Beiträge zur Theorie psc_035.026
besonders der Poesie und der Poesie im Verhältniß zur psc_035.027
Musik gegeben. Aber wir dürfen nur das Wichtigste aus psc_035.028
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Zitationshilfe: Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scherer_poetik_1888/51>, abgerufen am 28.03.2024.