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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.

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Thaler vor die Kronen gibt. Das übrig/ so etwann 1/2. Thal. oder 1/2. Kro-
nen/ oder 32. ß. bleibt dem Landvogt. Es ist diß ein alte/ und auf die
Billichkeit gegründte Sach/ derhalben eine außtrukliche Satzung stehet l. 3.
C. Theod. de Metall. Quidquid aurum amplius colligere potuerint, fisco
potissimum distrahant, a quo competentia ex largitionibus nostris pretia
suscipient.
So ist bekandt auß Köppen. Quaest. 59. c. 13. wie die Fürsten
in Teutschland sich den Silberkauff in ihren eigenen Landen vorbehalten;
und findet sich des Goldshalben folgende scharffe Satzung in der Berg-
Ordnung in Nider-Oesterr. Landen
Art. 177. Alles Gold/ und so
auf dem Waschwerk gemacht/ sol niemand anders verkauft werden/ bey un-
ser schweren Straff an Leib und Gut. Jch glaube aber auch// daß in
einichen Cantons auch disere sonst schuldige Pflicht nur nicht einmahl be-
gehrt/ oder eingeforderet werde.

Schreiten wir fort zu der Weise/ deren sich unsere Golder bedienen/ das
Gold von dem Sand/ oder Schlicht abzusönderen/ so finden wir bey ihnen
eine kunstliche Einfalt. Einiche waschen das Gold-Sand durch ein wullen
Thuch/ wie der so genante Nördlinger ist/ in dem die Goldflizschen hangen
bleiben/ gleich einsten die Einwohnere der Landschaft Colchis mit ihrem
Waschgold umgangen/ nach der Zeugnuß Strabonis Lib. XI. p. 499. welcher
auch daher leitet die bekante Fabel von dem Aureo vellere, oder Guldenen
Fließ. Andere nemmen das Gold in eine Mulde/ waschen den
Sand darvon/ also daß nichts überig bleibt/ als der schwarze und
weisse Schlicht/ lassen dann Queksilber hineinlauffen/ welches
das Gold an sich ziehet/ tuhn diß in ein Leder/ so gehet das Quek-
silber durch/ und bleibt das Gold im Leder/
just wie man verfahret
in der Grafschaft Schwarzenburg/ nach dem Bericht Thurneyseri Lib. V.
c.
5. Es gewahren aber die/ welche die Scheidkunst recht verstehen/ daß man
auß dem Gold-Sand einen weit grösseren Nutzen bezeuhen könte/ als würk-
lich geschihet/ und nahm entlich durch Mittel des Feuers nebst einem theil
Gold allezeit heraußbringen zwen theil Silber/ welches aber die Golder nicht
verstehen.

Der vorgesezten Ordnung zu folg gehe fort zu suchen die wahren Quel-
len/ auß welchen die Gold Staub- und Körnlein herkommen/ und so vil desto
freymühtiger/ weilen nicht wenig an diser Untersuchung gelegen/ und
die jenigen Cantons/ oder Zugewandte Ohrte der Eidgnoßschaft/ in deren
Gebiethe die eigentlichen Goldquellen könten entdeket werden/ grossen Nu-
tzen so wol vor das gemeine Wesen/ als angehörige Privatpersonen/ schaf-
fen könten. Es finden sich diser Sach halben so wol in als aussert dem

Schwei-

Thaler vor die Kronen gibt. Das uͤbrig/ ſo etwann ½. Thal. oder ½. Kro-
nen/ oder 32. ß. bleibt dem Landvogt. Es iſt diß ein alte/ und auf die
Billichkeit gegruͤndte Sach/ derhalben eine außtrukliche Satzung ſtehet l. 3.
C. Theod. de Metall. Quidquid aurum amplius colligere potuerint, fiſco
potiſſimum diſtrahant, à quo competentia ex largitionibus noſtris pretia
ſuſcipient.
So iſt bekandt auß Köppen. Quæſt. 59. c. 13. wie die Fuͤrſten
in Teutſchland ſich den Silberkauff in ihren eigenen Landen vorbehalten;
und findet ſich des Goldshalben folgende ſcharffe Satzung in der Berg-
Ordnung in Nider-Oeſterꝛ. Landen
Art. 177. Alles Gold/ und ſo
auf dem Waſchwerk gemacht/ ſol niemand anders verkauft werden/ bey un-
ſer ſchweren Straff an Leib und Gut. Jch glaube aber auch// daß in
einichen Cantons auch diſere ſonſt ſchuldige Pflicht nur nicht einmahl be-
gehrt/ oder eingeforderet werde.

Schreiten wir fort zu der Weiſe/ deren ſich unſere Golder bedienen/ das
Gold von dem Sand/ oder Schlicht abzuſoͤnderen/ ſo finden wir bey ihnen
eine kunſtliche Einfalt. Einiche waſchen das Gold-Sand durch ein wullen
Thuch/ wie der ſo genante Noͤrdlinger iſt/ in dem die Goldflizſchen hangen
bleiben/ gleich einſten die Einwohnere der Landſchaft Colchis mit ihrem
Waſchgold umgangen/ nach der Zeugnuß Strabonis Lib. XI. p. 499. welcher
auch daher leitet die bekante Fabel von dem Aureo vellere, oder Guldenen
Fließ. Andere nemmen das Gold in eine Mulde/ waſchen den
Sand darvon/ alſo daß nichts überig bleibt/ als der ſchwarze und
weiſſe Schlicht/ laſſen dann Quekſilber hineinlauffen/ welches
das Gold an ſich ziehet/ tuhn diß in ein Leder/ ſo gehet das Quek-
ſilber durch/ und bleibt das Gold im Leder/
juſt wie man verfahret
in der Grafſchaft Schwarzenburg/ nach dem Bericht Thurneyſeri Lib. V.
c.
5. Es gewahren aber die/ welche die Scheidkunſt recht verſtehen/ daß man
auß dem Gold-Sand einen weit groͤſſeren Nutzen bezeuhen koͤnte/ als würk-
lich geſchihet/ und nahm entlich durch Mittel des Feuers nebſt einem theil
Gold allezeit heraußbringen zwen theil Silber/ welches aber die Golder nicht
verſtehen.

Der vorgeſezten Ordnung zu folg gehe fort zu ſuchen die wahren Quel-
len/ auß welchen die Gold Staub- und Koͤrnlein herkommen/ und ſo vil deſto
freymuͤhtiger/ weilen nicht wenig an diſer Unterſuchung gelegen/ und
die jenigen Cantons/ oder Zugewandte Ohrte der Eidgnoßſchaft/ in deren
Gebiethe die eigentlichen Goldquellen koͤnten entdeket werden/ groſſen Nu-
tzen ſo wol vor das gemeine Weſen/ als angehoͤrige Privatperſonen/ ſchaf-
fen koͤnten. Es finden ſich diſer Sach halben ſo wol in als auſſert dem

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[23/0030] Thaler vor die Kronen gibt. Das uͤbrig/ ſo etwann ½. Thal. oder ½. Kro- nen/ oder 32. ß. bleibt dem Landvogt. Es iſt diß ein alte/ und auf die Billichkeit gegruͤndte Sach/ derhalben eine außtrukliche Satzung ſtehet l. 3. C. Theod. de Metall. Quidquid aurum amplius colligere potuerint, fiſco potiſſimum diſtrahant, à quo competentia ex largitionibus noſtris pretia ſuſcipient. So iſt bekandt auß Köppen. Quæſt. 59. c. 13. wie die Fuͤrſten in Teutſchland ſich den Silberkauff in ihren eigenen Landen vorbehalten; und findet ſich des Goldshalben folgende ſcharffe Satzung in der Berg- Ordnung in Nider-Oeſterꝛ. Landen Art. 177. Alles Gold/ und ſo auf dem Waſchwerk gemacht/ ſol niemand anders verkauft werden/ bey un- ſer ſchweren Straff an Leib und Gut. Jch glaube aber auch// daß in einichen Cantons auch diſere ſonſt ſchuldige Pflicht nur nicht einmahl be- gehrt/ oder eingeforderet werde. Schreiten wir fort zu der Weiſe/ deren ſich unſere Golder bedienen/ das Gold von dem Sand/ oder Schlicht abzuſoͤnderen/ ſo finden wir bey ihnen eine kunſtliche Einfalt. Einiche waſchen das Gold-Sand durch ein wullen Thuch/ wie der ſo genante Noͤrdlinger iſt/ in dem die Goldflizſchen hangen bleiben/ gleich einſten die Einwohnere der Landſchaft Colchis mit ihrem Waſchgold umgangen/ nach der Zeugnuß Strabonis Lib. XI. p. 499. welcher auch daher leitet die bekante Fabel von dem Aureo vellere, oder Guldenen Fließ. Andere nemmen das Gold in eine Mulde/ waſchen den Sand darvon/ alſo daß nichts überig bleibt/ als der ſchwarze und weiſſe Schlicht/ laſſen dann Quekſilber hineinlauffen/ welches das Gold an ſich ziehet/ tuhn diß in ein Leder/ ſo gehet das Quek- ſilber durch/ und bleibt das Gold im Leder/ juſt wie man verfahret in der Grafſchaft Schwarzenburg/ nach dem Bericht Thurneyſeri Lib. V. c. 5. Es gewahren aber die/ welche die Scheidkunſt recht verſtehen/ daß man auß dem Gold-Sand einen weit groͤſſeren Nutzen bezeuhen koͤnte/ als würk- lich geſchihet/ und nahm entlich durch Mittel des Feuers nebſt einem theil Gold allezeit heraußbringen zwen theil Silber/ welches aber die Golder nicht verſtehen. Der vorgeſezten Ordnung zu folg gehe fort zu ſuchen die wahren Quel- len/ auß welchen die Gold Staub- und Koͤrnlein herkommen/ und ſo vil deſto freymuͤhtiger/ weilen nicht wenig an diſer Unterſuchung gelegen/ und die jenigen Cantons/ oder Zugewandte Ohrte der Eidgnoßſchaft/ in deren Gebiethe die eigentlichen Goldquellen koͤnten entdeket werden/ groſſen Nu- tzen ſo wol vor das gemeine Weſen/ als angehoͤrige Privatperſonen/ ſchaf- fen koͤnten. Es finden ſich diſer Sach halben ſo wol in als auſſert dem Schwei-

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/30>, abgerufen am 27.04.2024.