Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.Von den Höhenen der Bergen/ und derselben Abmessung. Von diser Materi habe bereits etwas weniges angedeutet oben Tom. I. Jn dem I. Tom. p. 18. und Tom. III. p. 51. habe erwiesen/ daß unsere Wir Menschen seyn also geartet/ daß wir selten das wahre Mittel tref- Bey
Von den Hoͤhenen der Bergen/ und derſelben Abmeſſung. Von diſer Materi habe bereits etwas weniges angedeutet oben Tom. I. Jn dem I. Tom. p. 18. und Tom. III. p. 51. habe erwieſen/ daß unſere Wir Menſchen ſeyn alſo geartet/ daß wir ſelten das wahre Mittel tref- Bey
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Von den Hoͤhenen der Bergen/ und derſelben Abmeſſung.
Von diſer Materi habe bereits etwas weniges angedeutet oben Tom. I.
p. 16. und hin und wider in Tom. III. beſondere Berghoͤhenen vorgeſtellet;
weilen aber allein die Summ/ oder das facit, angezeiget/ und vil von meinen
geehrten Leſeren eine Begird bezeuget/ zuwiſſen die Weiſe der Abmeſ-
ſung/ und Außrechnung/ ſonderlich durch huͤlff des ſo genanten Barometri,
oder Wetterſtabs/ als habe mir vorgenommen/ diſere Materi in erforderli-
cher Weitlaͤuffigkeit außzufuͤhren/ um die Fundamenten deſto bekanter zu-
machen/ und dem einten/ oder anderen/ anlas zugeben/ auch ſelbs hand an daß
Werck zulegen/ neue Meßproben zumachen/ oder die bereits gemachte obſer-
vationes zu bekraͤftigen/ oder zuverbeſſeren.
Jn dem I. Tom. p. 18. und Tom. III. p. 51. habe erwieſen/ daß unſere
Gotthardiſche/ und andere in daſiger Gegend ligende/ Schweizeriſche Gebir-
ge vor die hoͤchſten zurechnen ſeyn in ganz Europa, und wil ich die/ theils von
denen Urſpruͤngen der Fluͤſſen/ theils von wirklichen Meßproben/ theils von
beſtaͤndiger waͤhrung der Schnee- und Eis-Bergen/ hergenommene Be-
weißgruͤnde allhier nicht widerholen. Polybius und Strabo, zwey Griechi-
ſche beruͤhmte Geſchicht- und Erd-Beſchreibere/ haben diſere Wahrheit wol
erkennet/ wann ſie von denen groͤſten Bergen des Griechenlands Taygeto,
Lycæo, Parnaſſo, Olympo, Pelio, Aemo, und Rhodope in Thracia gemeldet/
daß jeder derſelben in einem Tag koͤnne uͤberſtiegen/ und ſelbs in einem Tag
rings umgangen werden/ da hingegen man an denen Alpgebirgen fuͤnf Tag
zuſteigen habe/ verſtehe von der niderſten Tieffe/ zum Exempel gegen Jtalien/
bis auf die oberſte Hoͤhe. Dann hier im vorbeygehen zumercken/ daß die
hohen Gebirge ihre verſchiedne Abſaͤze haben/ und zum Exempel der Gott-
hard nach der gemeinen Redens-Art/ angegangen wird in dem Urſeren Thal
ob Hoſpital/ eigentlich aber ſeinen Anfang nimmet unten zu Sillenen/ oder
gar zu Altorff. Ja es liget ſelbs diſer Haubtflecke des Urnerlands auf einer
hohen Berg Ebne in anſehung anderer nidrigeren Teutſchen/ oder Franzoͤ-
ſiſchen Landen/ und iſt eines jeden Bergs/ oder Orts eigentliche Hoͤhe zurech-
nen gegen denen niderſten Gegenden/ oder den Horizont des Mittellaͤndi-
ſchen/ und Teutſchen Meers/ worvon unten mit mehrerem.
Wir Menſchen ſeyn alſo geartet/ daß wir ſelten das wahre Mittel tref-
fen koͤnnen in unterſuchung der Wahrheit. Groſſe Dinge wiſſen wir mei-
ſterlich zuvergroͤſſeren/ und geringe unter behoͤrige Maß zuverachten. Ho-
he Berge muͤſſen haben groſſe Wunder/ und eintweder gar vergoͤtteret wer-
den/ oder wenigſtens zu Schutzherꝛen haben groſſe Goͤtter/ und Heilige/ ei-
nen Jupiter, Martem, Gotthardum, Bernhardum; darbey bleibt es nicht.
Bey
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Zitationshilfe: | Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/185>, abgerufen am 02.12.2023. |