Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.Vieh zu treiben/ das Graß abzuetzen/ auß Forcht/ sie möchten zerfallen/ und Jnsonderheit hat uns Herr Richter/ ein trefflich erfahrner Gemsen- Der Gemsen Art/ Jagd/ Lebensart/ ins besonder auch von Worvon in mehrerem gehandlet worden Tom. I. pag. 39. & 163. &c. Also kamen wir auf die Höhe des Bergs Guppen/ und besahen daselbst Das Döneloch/ Eine in den Berg hinunter gehende tieffe Höle/ in welcher ein hineinge- Auf der Höhe des Bergs Guppen ruheten wir auß/ und aber/ da- Wann ich disere Züricher decimal Zoll und Scrupel verwandle in Pari- Vieh zu treiben/ das Graß abzuetzen/ auß Forcht/ ſie moͤchten zerfallen/ und Jnſonderheit hat uns Herꝛ Richter/ ein trefflich erfahrner Gemſen- Der Gemſen Art/ Jagd/ Lebensart/ ins beſonder auch von Worvon in mehrerem gehandlet worden Tom. I. pag. 39. & 163. &c. Alſo kamen wir auf die Hoͤhe des Bergs Guppen/ und beſahen daſelbſt Das Doͤneloch/ Eine in den Berg hinunter gehende tieffe Hoͤle/ in welcher ein hineinge- Auf der Hoͤhe des Bergs Guppen ruheten wir auß/ und aber/ da- Wann ich diſere Zuͤricher decimal Zoll und Scrupel verwandle in Pari- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0023" n="(16)[16]"/> Vieh zu treiben/ das Graß abzuetzen/ auß Forcht/ ſie moͤchten zerfallen/ und<lb/> auch nicht der Muͤhe werth ackten/ ihre Maͤder dorthin zuſenden. An ſolcht<lb/> Ohrt hin verfuͤgen ſich die Wildheüere/ und ſchneiden das Futer/ welches<lb/> nach dem Natur-Recht eher ſcheint zu gehoͤren den wilden Gembſen/ als<lb/> zamen Kuͤhen/ mit groſſer Lebensgefahr/ weilen ſie oft kaum mit einem Fuß<lb/> ſicher ſtehen koͤnnen/ ab/ pflegen daſſelbe einzuwiklen in ein Netze/ und uͤber die<lb/> Felſen abzuſtürtzen/ da es ſich etwann zutragt/ daß der allgemeine Menſchen-<lb/> Maͤder diſen Wildhelieren den Lebensfaden zugleich abſchneidet/ wann diſe<lb/> mit einem Fuß glitſchen/ oder mit dem Fuß/ mit welchem ſie ihr Burde<lb/> Graß fort/ uͤber die aͤuſſerſten Felſenſpitzen hinauß geſtoſſen/ in dem Netze be-<lb/> hangen bleiben/ und zugleich fortgezogen werden/ fallen/ und elendiglich zer-<lb/> fallen/ wie dergleichen Traurfaͤlle mir hier und da auf meinen Bergreiſen<lb/> erzellet worden.</p><lb/> <p>Jnſonderheit hat uns Herꝛ Richter/ ein trefflich erfahrner Gemſen-<lb/> Jaͤger vil erzellet von</p><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Der Gemſen Art/ Jagd/ Lebensart/ ins beſonder auch von<lb/> der Seüche/ welche diſes Jahr geweſen unter den Gemſen.</hi> </hi> </p><lb/> <list> <item>Worvon in mehrerem gehandlet worden <hi rendition="#aq">Tom. I. pag. 39. & 163. &c.</hi><lb/> Alſo kamen wir auf die Hoͤhe des Bergs <hi rendition="#fr">Guppen/</hi> und beſahen daſelbſt</item> </list> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Das Doͤneloch/</hi> </head><lb/> <p>Eine in den Berg hinunter gehende tieffe Hoͤle/ in welcher ein hineinge-<lb/> worffener Stein gar lang <hi rendition="#fr">Doͤnet/</hi> ehe er zu Boden fallet/ weilen er nam-<lb/> lich in waͤhren dem Fall hin und wider an den Felſen anſchlaget. Es iſt hier-<lb/> auß zuvermuhten/ daß der Guppen Berg innwendig hol/ oder wenigſtens<lb/> einen tieffen Spalt von oben bis unden geworffen/ und bey Anlas eines<lb/> Erdbidems leicht einfallen koͤnte/ wie dann nahe bey dem Doͤneloch tieffe<lb/> bereits eingefallene Gruben zu ſehen.</p><lb/> <p>Auf der Hoͤhe des Bergs <hi rendition="#fr">Guppen</hi> ruheten wir auß/ und aber/ da-<lb/> mit wir auch da nicht muͤſſig weren/ rüſteten wir zu unſer Bergmeſſeriſches<lb/><hi rendition="#aq">Barometrum,</hi> und ſahen das Quekſilber in dem 21. Zoll/ ſchloſſen hierauß/ da<lb/> wir uͤber Glarus (allwo wir die Hoͤhe des Wetterglaſes hatten 23. Zoll/ 9.<lb/> Scrupel) erhoͤhet ſtuhnden 2320. Schuhe/ und uͤber Lachen 2720. wann<lb/> dem geſtrigen <hi rendition="#aq">Experimento</hi> zu trauen/ da wir hatten 24. Zoll/ 4. Scrupel.</p><lb/> <p>Wann ich diſere Zuͤricher <hi rendition="#aq">decimal</hi> Zoll und Scrupel verwandle in Pari-<lb/> ſer/ ſo kom̃en herauß 22. Zoll 10½. Linien/ welchen entſprechen in der jenigen<lb/> Tafel welche die Koͤnigl. Franzoͤſiſche Geſellſchaft ihren <hi rendition="#aq">Memoires</hi> von An.<lb/> 1705. <hi rendition="#aq">p</hi> 61. einverleibet nach <hi rendition="#aq">Mariotte</hi> außrechnung 714. <hi rendition="#aq">toiſes,</hi> oder 4284.<lb/> Pariſer Schuhe/ nach <hi rendition="#aq">Caſſini</hi> beſſerer Rechnung aber 935. <hi rendition="#aq">toiſes,</hi> oder 5610. Schuhe uͤber das Mit-<lb/> telandiſche Meer: von welchen/ ſo man abzeuhet 150 Schuhe/ die Hoͤhe der Statt Paris uͤber das<lb/> Meer/ ſo kommen herauß nach <hi rendition="#aq">Caſſini</hi> Meynung 5460. Schuhe/ welche geben die Senkelrechte Hoͤhe<lb/> des Bergs Guppen uͤber Paris.</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [(16)[16]/0023]
Vieh zu treiben/ das Graß abzuetzen/ auß Forcht/ ſie moͤchten zerfallen/ und
auch nicht der Muͤhe werth ackten/ ihre Maͤder dorthin zuſenden. An ſolcht
Ohrt hin verfuͤgen ſich die Wildheüere/ und ſchneiden das Futer/ welches
nach dem Natur-Recht eher ſcheint zu gehoͤren den wilden Gembſen/ als
zamen Kuͤhen/ mit groſſer Lebensgefahr/ weilen ſie oft kaum mit einem Fuß
ſicher ſtehen koͤnnen/ ab/ pflegen daſſelbe einzuwiklen in ein Netze/ und uͤber die
Felſen abzuſtürtzen/ da es ſich etwann zutragt/ daß der allgemeine Menſchen-
Maͤder diſen Wildhelieren den Lebensfaden zugleich abſchneidet/ wann diſe
mit einem Fuß glitſchen/ oder mit dem Fuß/ mit welchem ſie ihr Burde
Graß fort/ uͤber die aͤuſſerſten Felſenſpitzen hinauß geſtoſſen/ in dem Netze be-
hangen bleiben/ und zugleich fortgezogen werden/ fallen/ und elendiglich zer-
fallen/ wie dergleichen Traurfaͤlle mir hier und da auf meinen Bergreiſen
erzellet worden.
Jnſonderheit hat uns Herꝛ Richter/ ein trefflich erfahrner Gemſen-
Jaͤger vil erzellet von
Der Gemſen Art/ Jagd/ Lebensart/ ins beſonder auch von
der Seüche/ welche diſes Jahr geweſen unter den Gemſen.
Worvon in mehrerem gehandlet worden Tom. I. pag. 39. & 163. &c.
Alſo kamen wir auf die Hoͤhe des Bergs Guppen/ und beſahen daſelbſt
Das Doͤneloch/
Eine in den Berg hinunter gehende tieffe Hoͤle/ in welcher ein hineinge-
worffener Stein gar lang Doͤnet/ ehe er zu Boden fallet/ weilen er nam-
lich in waͤhren dem Fall hin und wider an den Felſen anſchlaget. Es iſt hier-
auß zuvermuhten/ daß der Guppen Berg innwendig hol/ oder wenigſtens
einen tieffen Spalt von oben bis unden geworffen/ und bey Anlas eines
Erdbidems leicht einfallen koͤnte/ wie dann nahe bey dem Doͤneloch tieffe
bereits eingefallene Gruben zu ſehen.
Auf der Hoͤhe des Bergs Guppen ruheten wir auß/ und aber/ da-
mit wir auch da nicht muͤſſig weren/ rüſteten wir zu unſer Bergmeſſeriſches
Barometrum, und ſahen das Quekſilber in dem 21. Zoll/ ſchloſſen hierauß/ da
wir uͤber Glarus (allwo wir die Hoͤhe des Wetterglaſes hatten 23. Zoll/ 9.
Scrupel) erhoͤhet ſtuhnden 2320. Schuhe/ und uͤber Lachen 2720. wann
dem geſtrigen Experimento zu trauen/ da wir hatten 24. Zoll/ 4. Scrupel.
Wann ich diſere Zuͤricher decimal Zoll und Scrupel verwandle in Pari-
ſer/ ſo kom̃en herauß 22. Zoll 10½. Linien/ welchen entſprechen in der jenigen
Tafel welche die Koͤnigl. Franzoͤſiſche Geſellſchaft ihren Memoires von An.
1705. p 61. einverleibet nach Mariotte außrechnung 714. toiſes, oder 4284.
Pariſer Schuhe/ nach Caſſini beſſerer Rechnung aber 935. toiſes, oder 5610. Schuhe uͤber das Mit-
telandiſche Meer: von welchen/ ſo man abzeuhet 150 Schuhe/ die Hoͤhe der Statt Paris uͤber das
Meer/ ſo kommen herauß nach Caſſini Meynung 5460. Schuhe/ welche geben die Senkelrechte Hoͤhe
des Bergs Guppen uͤber Paris.
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Zitationshilfe: | Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. (16)[16]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/23>, abgerufen am 05.12.2023. |