Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite
Vierter Akt.
Saal beim Präsidenten.
Erste Szene.
Ferdinand von Walter einen offenen Brief in der Hand,
kommt stürmisch durch eine Thüre, durch eine andre
ein Kammerdiener.
Ferdinand. War kein Marschall da?
Kammerdiener. Herr Major, der Herr Prä-
sident fragen nach Ihnen.

Ferdinand. Alle Donner! Ich frag, war kein
Marschall da?

Kammerdiener. Der gnädige Herr sizen oben
am Pharotisch.

Ferdinand. Der gnädige Herr soll im Namen
der ganzen Hölle daher kommen. (Kammerdiener geht)
Zweite Szene.
Ferdinand allein.
(den Brief durchfliegend, bald erstarrend, bald wütend
herumstürzend.)

Es ist nicht möglich. Nicht möglich. Diese
himmlische Hülle verstekt kein so teuflisches Herz -- --
Und doch! doch! Wenn alle Engel herunter stiegen,
für ihre Unschuld bürgten -- wenn Himmel und Erde,
wenn Schöpfung und Schöpfer zusammen träten,

für
Vierter Akt.
Saal beim Praͤſidenten.
Erſte Szene.
Ferdinand von Walter einen offenen Brief in der Hand,
kommt ſtuͤrmiſch durch eine Thuͤre, durch eine andre
ein Kammerdiener.
Ferdinand. War kein Marſchall da?
Kammerdiener. Herr Major, der Herr Praͤ-
ſident fragen nach Ihnen.

Ferdinand. Alle Donner! Ich frag, war kein
Marſchall da?

Kammerdiener. Der gnaͤdige Herr ſizen oben
am Pharotiſch.

Ferdinand. Der gnaͤdige Herr ſoll im Namen
der ganzen Hoͤlle daher kommen. (Kammerdiener geht)
Zweite Szene.
Ferdinand allein.
(den Brief durchfliegend, bald erſtarrend, bald wuͤtend
herumſtuͤrzend.)

Es iſt nicht moͤglich. Nicht moͤglich. Dieſe
himmliſche Huͤlle verſtekt kein ſo teufliſches Herz — —
Und doch! doch! Wenn alle Engel herunter ſtiegen,
fuͤr ihre Unſchuld buͤrgten — wenn Himmel und Erde,
wenn Schoͤpfung und Schoͤpfer zuſammen traͤten,

fuͤr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0104" n="100"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#g">Vierter Akt.</hi> </head><lb/>
        <stage>Saal beim Pra&#x0364;&#x017F;identen.</stage><lb/>
        <div n="2">
          <head>Er&#x017F;te Szene.</head><lb/>
          <stage>Ferdinand von Walter einen offenen Brief in der Hand,<lb/>
kommt &#x017F;tu&#x0364;rmi&#x017F;ch durch eine Thu&#x0364;re, durch eine andre<lb/>
ein Kammerdiener.</stage><lb/>
          <sp who="#FER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ferdinand.</hi> </speaker>
            <p>War kein Mar&#x017F;chall da?</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#KAM">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Kammerdiener.</hi> </speaker>
            <p>Herr Major, der Herr Pra&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ident fragen nach Ihnen.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#FER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ferdinand.</hi> </speaker>
            <p>Alle Donner! Ich frag, war kein<lb/>
Mar&#x017F;chall da?</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#KAM">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Kammerdiener.</hi> </speaker>
            <p>Der gna&#x0364;dige Herr &#x017F;izen oben<lb/>
am Pharoti&#x017F;ch.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#FER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ferdinand.</hi> </speaker>
            <p>Der gna&#x0364;dige Herr &#x017F;oll im Namen<lb/>
der ganzen Ho&#x0364;lle daher kommen. <stage>(Kammerdiener geht)</stage></p>
          </sp>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Zweite Szene.</head><lb/>
          <stage>Ferdinand allein.</stage><lb/>
          <stage>(den Brief durchfliegend, bald er&#x017F;tarrend, bald wu&#x0364;tend<lb/>
herum&#x017F;tu&#x0364;rzend.)</stage><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t nicht mo&#x0364;glich. Nicht mo&#x0364;glich. Die&#x017F;e<lb/>
himmli&#x017F;che Hu&#x0364;lle ver&#x017F;tekt kein &#x017F;o teufli&#x017F;ches Herz &#x2014; &#x2014;<lb/>
Und doch! doch! Wenn alle Engel herunter &#x017F;tiegen,<lb/>
fu&#x0364;r ihre Un&#x017F;chuld bu&#x0364;rgten &#x2014; wenn Himmel und Erde,<lb/>
wenn Scho&#x0364;pfung und Scho&#x0364;pfer zu&#x017F;ammen tra&#x0364;ten,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fu&#x0364;r</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0104] Vierter Akt. Saal beim Praͤſidenten. Erſte Szene. Ferdinand von Walter einen offenen Brief in der Hand, kommt ſtuͤrmiſch durch eine Thuͤre, durch eine andre ein Kammerdiener. Ferdinand. War kein Marſchall da? Kammerdiener. Herr Major, der Herr Praͤ- ſident fragen nach Ihnen. Ferdinand. Alle Donner! Ich frag, war kein Marſchall da? Kammerdiener. Der gnaͤdige Herr ſizen oben am Pharotiſch. Ferdinand. Der gnaͤdige Herr ſoll im Namen der ganzen Hoͤlle daher kommen. (Kammerdiener geht) Zweite Szene. Ferdinand allein. (den Brief durchfliegend, bald erſtarrend, bald wuͤtend herumſtuͤrzend.) Es iſt nicht moͤglich. Nicht moͤglich. Dieſe himmliſche Huͤlle verſtekt kein ſo teufliſches Herz — — Und doch! doch! Wenn alle Engel herunter ſtiegen, fuͤr ihre Unſchuld buͤrgten — wenn Himmel und Erde, wenn Schoͤpfung und Schoͤpfer zuſammen traͤten, fuͤr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/104
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/104>, abgerufen am 19.04.2024.