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Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784.

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Präsident. Das gesteh ich! -- und wissen mir
also ohne Zweifel eine wichtige Neuigkeit?

Hofmarschall. (ernsthaft nach einigem Stillschwei-
gen)
Seine Durchleucht haben heute einen Merde
d'Oye
Biber an.

Präsident. Man denke -- Nein Marschall, so
hab ich doch eine bessere Zeitung für Sie -- daß La-
dy Milford Majorin von Walter wird, ist Ihnen
gewiß etwas neues?

Hofmarschall. Denken Sie! -- Und das ist
schon richtig gemacht?

Präsident. Unterschrieben, Marschall -- und
Sie verbinden mich, wenn Sie ohne Aufschub dahin
gehen, die Lady auf seinen Besuch präparieren, und
den Entschluß meines Ferdinands in der ganzen Re-
sidenz bekannt machen.

Hofmarschall. (entzükt) O mit tausend Freu-
den mein Bester -- Was kann mir erwünschter kom-
men? -- Ich fliege sogleich -- (umarmt ihn) Leben
Sie wol -- In Dreiviertelstunden weiß es die gan-
ze Stadt. (hüpft hinaus)
Präsident. (lacht dem Marschall nach) Man sa-
ge noch, daß diese Geschöpfe in der Welt zu nichts
taugen -- -- Nun muß ja mein Ferdinand wollen,
oder die ganze Stadt hat gelogen. (klingelt -- Wurm
kommt)
Mein Sohn soll hereinkommen. (Wurm
geht ab. Der Präsident auf und nieder gedankenvoll.)
Siebente
B 5
Praͤſident. Das geſteh ich! — und wiſſen mir
alſo ohne Zweifel eine wichtige Neuigkeit?

Hofmarſchall. (ernſthaft nach einigem Stillſchwei-
gen)
Seine Durchleucht haben heute einen Merde
d'Oye
Biber an.

Praͤſident. Man denke — Nein Marſchall, ſo
hab ich doch eine beſſere Zeitung fuͤr Sie — daß La-
dy Milford Majorin von Walter wird, iſt Ihnen
gewiß etwas neues?

Hofmarſchall. Denken Sie! — Und das iſt
ſchon richtig gemacht?

Praͤſident. Unterſchrieben, Marſchall — und
Sie verbinden mich, wenn Sie ohne Aufſchub dahin
gehen, die Lady auf ſeinen Beſuch praͤparieren, und
den Entſchluß meines Ferdinands in der ganzen Re-
ſidenz bekannt machen.

Hofmarſchall. (entzuͤkt) O mit tauſend Freu-
den mein Beſter — Was kann mir erwuͤnſchter kom-
men? — Ich fliege ſogleich — (umarmt ihn) Leben
Sie wol — In Dreiviertelſtunden weiß es die gan-
ze Stadt. (huͤpft hinaus)
Praͤſident. (lacht dem Marſchall nach) Man ſa-
ge noch, daß dieſe Geſchoͤpfe in der Welt zu nichts
taugen — — Nun muß ja mein Ferdinand wollen,
oder die ganze Stadt hat gelogen. (klingelt — Wurm
kommt)
Mein Sohn ſoll hereinkommen. (Wurm
geht ab. Der Praͤſident auf und nieder gedankenvoll.)
Siebente
B 5
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[25/0029] Praͤſident. Das geſteh ich! — und wiſſen mir alſo ohne Zweifel eine wichtige Neuigkeit? Hofmarſchall. (ernſthaft nach einigem Stillſchwei- gen) Seine Durchleucht haben heute einen Merde d'Oye Biber an. Praͤſident. Man denke — Nein Marſchall, ſo hab ich doch eine beſſere Zeitung fuͤr Sie — daß La- dy Milford Majorin von Walter wird, iſt Ihnen gewiß etwas neues? Hofmarſchall. Denken Sie! — Und das iſt ſchon richtig gemacht? Praͤſident. Unterſchrieben, Marſchall — und Sie verbinden mich, wenn Sie ohne Aufſchub dahin gehen, die Lady auf ſeinen Beſuch praͤparieren, und den Entſchluß meines Ferdinands in der ganzen Re- ſidenz bekannt machen. Hofmarſchall. (entzuͤkt) O mit tauſend Freu- den mein Beſter — Was kann mir erwuͤnſchter kom- men? — Ich fliege ſogleich — (umarmt ihn) Leben Sie wol — In Dreiviertelſtunden weiß es die gan- ze Stadt. (huͤpft hinaus) Praͤſident. (lacht dem Marſchall nach) Man ſa- ge noch, daß dieſe Geſchoͤpfe in der Welt zu nichts taugen — — Nun muß ja mein Ferdinand wollen, oder die ganze Stadt hat gelogen. (klingelt — Wurm kommt) Mein Sohn ſoll hereinkommen. (Wurm geht ab. Der Praͤſident auf und nieder gedankenvoll.) Siebente B 5

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/29>, abgerufen am 19.04.2024.