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Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784.

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Dritte Szene.
Der Präsident und Wurm.
Wurm. Der Geiger und seine Frau sind glük-
lich und ohne alles Geräusch in Verhaft gebracht.
Wollen Ewr. Exzellenz jezt den Brief überlesen?

Präsident. (nachdem er gelesen) Herrlich! Herrlich
Sekretair! Auch der Marschall hat angebissen! -- Ein
Gift, wie das müßte die Gesundheit selbst in eiternden
Aussaz verwandeln -- Nun gleich mit den Vorschlä-
gen zum Vater, und dann warm zu der Tochter.

(Gehen ab zu verschiedenen Seiten.)
(Zimmer in Millers Wohnung.)
Vierte Szene.
Louise und Ferdinand.
Louise. Ich bitte dich, höre auf. Ich glaube
an keine glükliche Tage mehr. Alle meine Hoffnun-
gen sind gesunken.

Ferdinand. So sind die meinigen gestiegen.
Mein Vater ist aufgereizt. Mein Vater wird alle
Geschüze gegen uns richten. Er wird mich zwingen,
den unmenschlichen Sohn zu machen. Ich stehe
nicht mehr für meine kindliche Pflicht. Wut und
Verzweiflung werden mir das schwarze Geheimniß
seiner Mordthat erpressen. Der Sohn wird den
Vater in die Hände des Henkers liefern -- Es ist
die
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Dritte Szene.
Der Praͤſident und Wurm.
Wurm. Der Geiger und ſeine Frau ſind gluͤk-
lich und ohne alles Geraͤuſch in Verhaft gebracht.
Wollen Ewr. Exzellenz jezt den Brief uͤberleſen?

Praͤſident. (nachdem er geleſen) Herrlich! Herrlich
Sekretair! Auch der Marſchall hat angebiſſen! — Ein
Gift, wie das muͤßte die Geſundheit ſelbſt in eiternden
Auſſaz verwandeln — Nun gleich mit den Vorſchlaͤ-
gen zum Vater, und dann warm zu der Tochter.

(Gehen ab zu verſchiedenen Seiten.)
(Zimmer in Millers Wohnung.)
Vierte Szene.
Louiſe und Ferdinand.
Louiſe. Ich bitte dich, hoͤre auf. Ich glaube
an keine gluͤkliche Tage mehr. Alle meine Hoffnun-
gen ſind geſunken.

Ferdinand. So ſind die meinigen geſtiegen.
Mein Vater iſt aufgereizt. Mein Vater wird alle
Geſchuͤze gegen uns richten. Er wird mich zwingen,
den unmenſchlichen Sohn zu machen. Ich ſtehe
nicht mehr fuͤr meine kindliche Pflicht. Wut und
Verzweiflung werden mir das ſchwarze Geheimniß
ſeiner Mordthat erpreſſen. Der Sohn wird den
Vater in die Haͤnde des Henkers liefern — Es iſt
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[83/0087] Dritte Szene. Der Praͤſident und Wurm. Wurm. Der Geiger und ſeine Frau ſind gluͤk- lich und ohne alles Geraͤuſch in Verhaft gebracht. Wollen Ewr. Exzellenz jezt den Brief uͤberleſen? Praͤſident. (nachdem er geleſen) Herrlich! Herrlich Sekretair! Auch der Marſchall hat angebiſſen! — Ein Gift, wie das muͤßte die Geſundheit ſelbſt in eiternden Auſſaz verwandeln — Nun gleich mit den Vorſchlaͤ- gen zum Vater, und dann warm zu der Tochter. (Gehen ab zu verſchiedenen Seiten.) (Zimmer in Millers Wohnung.) Vierte Szene. Louiſe und Ferdinand. Louiſe. Ich bitte dich, hoͤre auf. Ich glaube an keine gluͤkliche Tage mehr. Alle meine Hoffnun- gen ſind geſunken. Ferdinand. So ſind die meinigen geſtiegen. Mein Vater iſt aufgereizt. Mein Vater wird alle Geſchuͤze gegen uns richten. Er wird mich zwingen, den unmenſchlichen Sohn zu machen. Ich ſtehe nicht mehr fuͤr meine kindliche Pflicht. Wut und Verzweiflung werden mir das ſchwarze Geheimniß ſeiner Mordthat erpreſſen. Der Sohn wird den Vater in die Haͤnde des Henkers liefern — Es iſt die F 2

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/87>, abgerufen am 29.03.2024.