Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

einem verächtlichen Vasallen Schwedens herabsetzten. Eine dieser Bedingungen, welche dem Pfalzgrafen vorschreibt: "nach geendigtem Kriege einen Theil der Schwedischen Kriegsmacht, dem Beyspiel der übrigen Fürsten gemäß, unterhalten zu helfen," läßt uns einen ziemlich hellen Blick in das Schicksal thun, welches Deutschland bey fortdauerndem Glück des Königs erwartete. Sein schneller Abschied von der Welt sicherte dem Deutschen Reiche die Freyheit, und ihm selbst seinen schönsten Ruhm, wenn er ihm nicht gar die Kränkung ersparte, seine eigenen Bundsgenossen gegen ihn gewaffnet zu sehen, und alle Früchte seiner Siege in einem nachtheiligen Frieden zu verlieren. Schon neigte sich Sachsen zum Abfall von seiner Partey; Dänemark betrachtete seine Größe mit Unruh und Neide; und selbst Frankreich, sein wichtigster Alliirter, aufgeschreckt durch das furchtbare Wachsthum seiner Macht und durch den stolzeren Ton, den er führte, sah sich schon damals, als er den Lechstrom passirte, nach fremden Bündnissen um, den sieghaften Lauf des Gothen zu hemmen, und das Gleichgewicht der Macht in Europa wieder herzustellen.

einem verächtlichen Vasallen Schwedens herabsetzten. Eine dieser Bedingungen, welche dem Pfalzgrafen vorschreibt: „nach geendigtem Kriege einen Theil der Schwedischen Kriegsmacht, dem Beyspiel der übrigen Fürsten gemäß, unterhalten zu helfen,“ läßt uns einen ziemlich hellen Blick in das Schicksal thun, welches Deutschland bey fortdauerndem Glück des Königs erwartete. Sein schneller Abschied von der Welt sicherte dem Deutschen Reiche die Freyheit, und ihm selbst seinen schönsten Ruhm, wenn er ihm nicht gar die Kränkung ersparte, seine eigenen Bundsgenossen gegen ihn gewaffnet zu sehen, und alle Früchte seiner Siege in einem nachtheiligen Frieden zu verlieren. Schon neigte sich Sachsen zum Abfall von seiner Partey; Dänemark betrachtete seine Größe mit Unruh und Neide; und selbst Frankreich, sein wichtigster Alliirter, aufgeschreckt durch das furchtbare Wachsthum seiner Macht und durch den stolzeren Ton, den er führte, sah sich schon damals, als er den Lechstrom passirte, nach fremden Bündnissen um, den sieghaften Lauf des Gothen zu hemmen, und das Gleichgewicht der Macht in Europa wieder herzustellen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0360" n="352"/>
einem verächtlichen Vasallen Schwedens herabsetzten. Eine           dieser Bedingungen, welche dem Pfalzgrafen vorschreibt: &#x201E;nach geendigtem Kriege einen           Theil der Schwedischen Kriegsmacht, dem Beyspiel der übrigen Fürsten gemäß, unterhalten zu           helfen,&#x201C; läßt uns einen ziemlich hellen Blick in das Schicksal thun, welches Deutschland           bey fortdauerndem Glück des Königs erwartete. Sein schneller Abschied von der Welt           sicherte dem Deutschen Reiche die Freyheit, und ihm selbst seinen schönsten Ruhm, wenn er           ihm nicht gar die Kränkung ersparte, seine eigenen Bundsgenossen gegen ihn gewaffnet zu           sehen, und alle Früchte seiner Siege in einem nachtheiligen Frieden zu verlieren. Schon           neigte sich Sachsen zum Abfall von seiner Partey; Dänemark betrachtete seine Größe mit           Unruh und Neide; und selbst Frankreich, sein wichtigster Alliirter, aufgeschreckt durch           das furchtbare Wachsthum seiner Macht und durch den stolzeren Ton, den er führte, sah sich           schon damals, als er den Lechstrom passirte, nach fremden Bündnissen um, den sieghaften           Lauf des <hi rendition="#g">Gothen</hi> zu hemmen, und das Gleichgewicht der Macht in           Europa wieder herzustellen.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[352/0360] einem verächtlichen Vasallen Schwedens herabsetzten. Eine dieser Bedingungen, welche dem Pfalzgrafen vorschreibt: „nach geendigtem Kriege einen Theil der Schwedischen Kriegsmacht, dem Beyspiel der übrigen Fürsten gemäß, unterhalten zu helfen,“ läßt uns einen ziemlich hellen Blick in das Schicksal thun, welches Deutschland bey fortdauerndem Glück des Königs erwartete. Sein schneller Abschied von der Welt sicherte dem Deutschen Reiche die Freyheit, und ihm selbst seinen schönsten Ruhm, wenn er ihm nicht gar die Kränkung ersparte, seine eigenen Bundsgenossen gegen ihn gewaffnet zu sehen, und alle Früchte seiner Siege in einem nachtheiligen Frieden zu verlieren. Schon neigte sich Sachsen zum Abfall von seiner Partey; Dänemark betrachtete seine Größe mit Unruh und Neide; und selbst Frankreich, sein wichtigster Alliirter, aufgeschreckt durch das furchtbare Wachsthum seiner Macht und durch den stolzeren Ton, den er führte, sah sich schon damals, als er den Lechstrom passirte, nach fremden Bündnissen um, den sieghaften Lauf des Gothen zu hemmen, und das Gleichgewicht der Macht in Europa wieder herzustellen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Google books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/360
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/360>, abgerufen am 20.04.2024.