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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

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nen über die ganz unverhältnißmäßige Menge
von klangnachahmenden und onomatopoetischen
Worten, da wirklich ein großer Theil der ge-
sammten Sprache aus solchen besteht. In der
That, wäre dieß eine der wichtigsten Hauptspra-
chen, wären noch viele andre Sprachen eben so
beschaffen, so würde man der Meinung, welche
alle Sprache aus diesem Princip entstehen läßt,
den Vorzug geben müssen. Aus diesem Beispiel
kann man aber auch sehen, welche Gestalt eine
Sprache etwa hat und haben muß, die größten-
theils auf diesem Wege entstanden sein mag, und
wird den Gedanken aufgeben, Sprachen, die ein
ganz andres Ansehen haben, auf eben die Art
erklären zu wollen. Man betrachte die ganze
Familie jener Sprachen, mit denen wir es hier
zunächst zu thun haben. Im Deutschen ist die
Anzahl der klangnachahmenden onomatopoetischen
Worte zwar unbedeutend im Vergleich mit dem
zuvor angeführten Beispiel, aber doch noch sehr
beträchtlich, vielleicht nicht viel minder als im
Persischen, welches man aus der Einmischung ta-
tarischer, slavischer und andrer nordischen Spra-
chen erklären mag; im Griechischen und noch

nen uͤber die ganz unverhaͤltnißmaͤßige Menge
von klangnachahmenden und onomatopoëtiſchen
Worten, da wirklich ein großer Theil der ge-
ſammten Sprache aus ſolchen beſteht. In der
That, waͤre dieß eine der wichtigſten Hauptſpra-
chen, waͤren noch viele andre Sprachen eben ſo
beſchaffen, ſo wuͤrde man der Meinung, welche
alle Sprache aus dieſem Princip entſtehen laͤßt,
den Vorzug geben muͤſſen. Aus dieſem Beiſpiel
kann man aber auch ſehen, welche Geſtalt eine
Sprache etwa hat und haben muß, die groͤßten-
theils auf dieſem Wege entſtanden ſein mag, und
wird den Gedanken aufgeben, Sprachen, die ein
ganz andres Anſehen haben, auf eben die Art
erklaͤren zu wollen. Man betrachte die ganze
Familie jener Sprachen, mit denen wir es hier
zunaͤchſt zu thun haben. Im Deutſchen iſt die
Anzahl der klangnachahmenden onomatopoëtiſchen
Worte zwar unbedeutend im Vergleich mit dem
zuvor angefuͤhrten Beiſpiel, aber doch noch ſehr
betraͤchtlich, vielleicht nicht viel minder als im
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[61/0080] nen uͤber die ganz unverhaͤltnißmaͤßige Menge von klangnachahmenden und onomatopoëtiſchen Worten, da wirklich ein großer Theil der ge- ſammten Sprache aus ſolchen beſteht. In der That, waͤre dieß eine der wichtigſten Hauptſpra- chen, waͤren noch viele andre Sprachen eben ſo beſchaffen, ſo wuͤrde man der Meinung, welche alle Sprache aus dieſem Princip entſtehen laͤßt, den Vorzug geben muͤſſen. Aus dieſem Beiſpiel kann man aber auch ſehen, welche Geſtalt eine Sprache etwa hat und haben muß, die groͤßten- theils auf dieſem Wege entſtanden ſein mag, und wird den Gedanken aufgeben, Sprachen, die ein ganz andres Anſehen haben, auf eben die Art erklaͤren zu wollen. Man betrachte die ganze Familie jener Sprachen, mit denen wir es hier zunaͤchſt zu thun haben. Im Deutſchen iſt die Anzahl der klangnachahmenden onomatopoëtiſchen Worte zwar unbedeutend im Vergleich mit dem zuvor angefuͤhrten Beiſpiel, aber doch noch ſehr betraͤchtlich, vielleicht nicht viel minder als im Perſiſchen, welches man aus der Einmiſchung ta- tariſcher, ſlaviſcher und andrer nordiſchen Spra- chen erklaͤren mag; im Griechiſchen und noch

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/80>, abgerufen am 28.03.2024.