Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

antworte: Fühlt man es, so muß
man es sagen wollen, und was man
sagen will, darf man auch schreiben
können.

Ich wollte dir erst beweisen und
begründen, es liege ursprünglich und
wesentlich in der Natur des Man-
nes ein gewisser tölpelhafter Enthu-
siasmus, der gern mit allem Zarten
und Heiligen herausplatzt, nicht sel-
ten über seinen eignen treuherzigen
Eifer ungeschickterweise hinstürzt und
mit einem Worte leicht bis zur Grob-
heit göttlich ist.

Durch diese Apologie wäre ich
zwar gerettet, aber vielleicht nur
auf Unkosten der Männlichkeit selbst:
denn so viel ihr auch im einzelnen
von dieser haltet, so habt ihr doch

antworte: Fühlt man es, ſo muß
man es ſagen wollen, und was man
ſagen will, darf man auch ſchreiben
können.

Ich wollte dir erſt beweiſen und
begründen, es liege urſprünglich und
weſentlich in der Natur des Man-
nes ein gewiſſer tölpelhafter Enthu-
ſiasmus, der gern mit allem Zarten
und Heiligen herausplatzt, nicht ſel-
ten über ſeinen eignen treuherzigen
Eifer ungeſchickterweiſe hinſtürzt und
mit einem Worte leicht bis zur Grob-
heit göttlich iſt.

Durch dieſe Apologie wäre ich
zwar gerettet, aber vielleicht nur
auf Unkoſten der Männlichkeit ſelbſt:
denn ſo viel ihr auch im einzelnen
von dieſer haltet, ſo habt ihr doch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0035" n="30"/>
antworte: Fühlt man es, &#x017F;o muß<lb/>
man es &#x017F;agen wollen, und was man<lb/>
&#x017F;agen will, darf man auch &#x017F;chreiben<lb/>
können.</p><lb/>
            <p>Ich wollte dir er&#x017F;t bewei&#x017F;en und<lb/>
begründen, es liege ur&#x017F;prünglich und<lb/>
we&#x017F;entlich in der Natur des Man-<lb/>
nes ein gewi&#x017F;&#x017F;er tölpelhafter Enthu-<lb/>
&#x017F;iasmus, der gern mit allem Zarten<lb/>
und Heiligen herausplatzt, nicht &#x017F;el-<lb/>
ten über &#x017F;einen eignen treuherzigen<lb/>
Eifer unge&#x017F;chickterwei&#x017F;e hin&#x017F;türzt und<lb/>
mit einem Worte leicht bis zur Grob-<lb/>
heit göttlich i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Durch die&#x017F;e Apologie wäre ich<lb/>
zwar gerettet, aber vielleicht nur<lb/>
auf Unko&#x017F;ten der Männlichkeit &#x017F;elb&#x017F;t:<lb/>
denn &#x017F;o viel ihr auch im einzelnen<lb/>
von die&#x017F;er haltet, &#x017F;o habt ihr doch<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0035] antworte: Fühlt man es, ſo muß man es ſagen wollen, und was man ſagen will, darf man auch ſchreiben können. Ich wollte dir erſt beweiſen und begründen, es liege urſprünglich und weſentlich in der Natur des Man- nes ein gewiſſer tölpelhafter Enthu- ſiasmus, der gern mit allem Zarten und Heiligen herausplatzt, nicht ſel- ten über ſeinen eignen treuherzigen Eifer ungeſchickterweiſe hinſtürzt und mit einem Worte leicht bis zur Grob- heit göttlich iſt. Durch dieſe Apologie wäre ich zwar gerettet, aber vielleicht nur auf Unkoſten der Männlichkeit ſelbſt: denn ſo viel ihr auch im einzelnen von dieſer haltet, ſo habt ihr doch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Darüber hinaus sind keine weiteren Teile erschien… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/35
Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/35>, abgerufen am 24.04.2024.