Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.

Bild:
<< vorherige Seite

Genusbezeichnung.
nenden unursprünglichen stammerweiterungen zum zwecke der§. 244.
genusbezeichnung, wie z. b. im altind. gen. sg. der i- und u-
stämme masc. suno-s, älter sunv-as, fem. hano-s oder hanv-as,
neutr. aber madhu-n as mit der stammerweiterung n; instrum.
sing. im sanskrit msc. acvena (eben so neutr.) auß *acva-in-a,
mit stammerweiterung durch in, fem. acva-j-a, mit stammerwei-
terung durch j. Meist zeigt das älteste indisch hier noch die
älteren, das genus noch nicht unterscheidenden formen (wie
z. b. ved. instr. sg. msc. fem. *acva, aber auch *acvaja u. a.).

4. Ganz jung ist ferner die verschidene lautliche verän-
derung ursprünglich identischer formen zum zwecke der genus-
unterscheidung, wie z. b. im altindischen auf dise art masc. u
femin. im acc. pluralis der vocalischen stämme gesondert wird,
z. b. patei-n für *pati-ms, aber bhautei-s ebenfals für *bhauti-ms;
altlat. ablat. sing. msc. neutr. novo-d, fem. nova-d, grundform
beider ist nava-t; gotisch. gen. plur. msc. neutr. -e, im fem. bei
mereren stämmen -o, beides, -e und -o, steht für ursprüngliches
-am u. s. f.

5. Daß gewisse stämme schon in der älteren zeit der
sprache dem einen oder dem anderen genus fast außschließlich an
gehören (z. b. die abstracta auf -ti dem femininum) hängt mit
der function der selben zusammen und gehört also gar nicht
hierher. In späteren perioden des sprachlebens sezten sich
aber gewisse stamformen für einzelne genera, besonders für das
femininum, immer mer fest und bildeten so eine neue art der
genusbezeichnung durch den nominalstamm selbst. So vor al-
lem stämme auf ja (ja), z. b. altind. devei (dea), d. i. *devja,
stamm devja, wärend fürs masc. kein *devja-s gebräuchlich ist,
sondern nur das ältere deva-s (deus); datrei (*datrix), d. i.
*datrja, stamm datrja auß *datarja für älteres da-tar, das
allen drei geschlechtern gemcinsam war, griech. doteira, d. i.
*doterja, zu welchem ein *doteiro-s, grundform *datarja-s felt,
da hier die älteren stamformen do-ter, altind. u. urspr. da-tar
allein im gebrauche bliben; altindisch svadvei, d. i. *svadv-ja,
griechisch edeia, d. i. svadav-ja, neben den älteren formen
svadu-s, edu-s, die auch fürs femininum galten; latein. stamm

Genusbezeichnung.
nenden unursprünglichen stammerweiterungen zum zwecke der§. 244.
genusbezeichnung, wie z. b. im altind. gen. sg. der i- und u-
stämme masc. sunố-s, älter sunv-ás, fem. hánô-s oder hánv-âs,
neutr. aber mádhu-n as mit der stammerweiterung n; instrum.
sing. im sanskrit msc. áçvêna (eben so neutr.) auß *áçva-in-â,
mit stammerweiterung durch in, fem. áçva-j-â, mit stammerwei-
terung durch j. Meist zeigt das älteste indisch hier noch die
älteren, das genus noch nicht unterscheidenden formen (wie
z. b. vêd. instr. sg. msc. fem. *áçvâ, aber auch *áçvajâ u. a.).

4. Ganz jung ist ferner die verschidene lautliche verän-
derung ursprünglich identischer formen zum zwecke der genus-
unterscheidung, wie z. b. im altindischen auf dise art masc. u
femin. im acc. pluralis der vocalischen stämme gesondert wird,
z. b. pátî-n für *pati-ms, aber bhû́tî-s ebenfals für *bhûti-ms;
altlat. ablat. sing. msc. neutr. novô-d, fem. novâ-d, grundform
beider ist navâ-t; gotisch. gen. plur. msc. neutr. -ê, im fem. bei
mereren stämmen -ô, beides, und -ô, steht für ursprüngliches
-âm u. s. f.

5. Daß gewisse stämme schon in der älteren zeit der
sprache dem einen oder dem anderen genus fast außschließlich an
gehören (z. b. die abstracta auf -ti dem femininum) hängt mit
der function der selben zusammen und gehört also gar nicht
hierher. In späteren perioden des sprachlebens sezten sich
aber gewisse stamformen für einzelne genera, besonders für das
femininum, immer mer fest und bildeten so eine neue art der
genusbezeichnung durch den nominalstamm selbst. So vor al-
lem stämme auf ja (jâ), z. b. altind. dêvî́ (dea), d. i. *dêvjâ,
stamm dêvja, wärend fürs masc. kein *dêvja-s gebräuchlich ist,
sondern nur das ältere dêvá-s (deus); dâtrî (*datrix), d. i.
*dâtrjâ, stamm dâtrja auß *dâtarja für älteres dâ-tar, das
allen drei geschlechtern gemcinsam war, griech. δότειρα, d. i.
*δοτερϳα, zu welchem ein *δοτειρο-ς, grundform *datarja-s felt,
da hier die älteren stamformen δο-τήρ, altind. u. urspr. dâ-tar
allein im gebrauche bliben; altindisch svâdvî́, d. i. *svâdv-jâ,
griechisch ἡδεῖα, d. i. svâdav-jâ, neben den älteren formen
svâdú-s, ἡδύ-ς, die auch fürs femininum galten; latein. stamm

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0145" n="419"/><fw place="top" type="header">Genusbezeichnung.</fw><lb/>
nenden unursprünglichen stammerweiterungen zum zwecke der<note place="right">§. 244.</note><lb/>
genusbezeichnung, wie z. b. im altind. gen. sg. der <hi rendition="#i">i-</hi> und <hi rendition="#i">u-</hi><lb/>
stämme masc. <hi rendition="#i">sunô&#x0301;-s,</hi> älter <hi rendition="#i">sunv-ás,</hi> fem. <hi rendition="#i">hánô-s</hi> oder <hi rendition="#i">hánv-âs,</hi><lb/>
neutr. aber <hi rendition="#i">mádhu-n as</hi> mit der stammerweiterung <hi rendition="#i">n;</hi> instrum.<lb/>
sing. im sanskrit msc. <hi rendition="#i">áçvêna</hi> (eben so neutr.) auß *<hi rendition="#i">áçva-in-â,</hi><lb/>
mit stammerweiterung durch <hi rendition="#i">in,</hi> fem. <hi rendition="#i">áçva-j-â,</hi> mit stammerwei-<lb/>
terung durch <hi rendition="#i">j</hi>. Meist zeigt das älteste indisch hier noch die<lb/>
älteren, das genus noch nicht unterscheidenden formen (wie<lb/>
z. b. vêd. instr. sg. msc. fem. *<hi rendition="#i">áçvâ,</hi> aber auch *<hi rendition="#i">áçvajâ</hi> u. a.).</p><lb/>
              <p>4. Ganz jung ist ferner die verschidene lautliche verän-<lb/>
derung ursprünglich identischer formen zum zwecke der genus-<lb/>
unterscheidung, wie z. b. im altindischen auf dise art masc. u<lb/>
femin. im acc. pluralis der vocalischen stämme gesondert wird,<lb/>
z. b. <hi rendition="#i">pátî-n</hi> für *<hi rendition="#i">pati-ms,</hi> aber <hi rendition="#i">bhû&#x0301;tî-s</hi> ebenfals für *<hi rendition="#i">bhûti-ms;</hi><lb/>
altlat. ablat. sing. msc. neutr. <hi rendition="#i">novô-d,</hi> fem. <hi rendition="#i">novâ-d,</hi> grundform<lb/>
beider ist <hi rendition="#i">navâ-t;</hi> gotisch. gen. plur. msc. neutr. <hi rendition="#i">-ê,</hi> im fem. bei<lb/>
mereren stämmen <hi rendition="#i">-ô,</hi> beides, <hi rendition="#i"></hi> und <hi rendition="#i">-ô,</hi> steht für ursprüngliches<lb/><hi rendition="#i">-âm</hi> u. s. f.</p><lb/>
              <p>5. Daß gewisse stämme schon in der älteren zeit der<lb/>
sprache dem einen oder dem anderen genus fast außschließlich an<lb/>
gehören (z. b. die abstracta auf <hi rendition="#i">-ti</hi> dem femininum) hängt mit<lb/>
der function der selben zusammen und gehört also gar nicht<lb/>
hierher. In späteren perioden des sprachlebens sezten sich<lb/>
aber gewisse stamformen für einzelne genera, besonders für das<lb/>
femininum, immer mer fest und bildeten so eine neue art der<lb/>
genusbezeichnung durch den nominalstamm selbst. So vor al-<lb/>
lem stämme auf <hi rendition="#i">ja (jâ),</hi> z. b. altind. <hi rendition="#i">dêvî&#x0301;</hi> (dea), d. i. *<hi rendition="#i">dêvjâ,</hi><lb/>
stamm <hi rendition="#i">dêvja,</hi> wärend fürs masc. kein *<hi rendition="#i">dêvja-s</hi> gebräuchlich ist,<lb/>
sondern nur das ältere <hi rendition="#i">dêvá-s</hi> (deus); <hi rendition="#i">dâtrî</hi> (*datrix), d. i.<lb/>
*<hi rendition="#i">dâtrjâ</hi>, stamm <hi rendition="#i">dâtrja</hi> auß *<hi rendition="#i">dâtarja</hi> für älteres <hi rendition="#i">dâ-tar,</hi> das<lb/>
allen drei geschlechtern gemcinsam war, griech. <hi rendition="#i">&#x03B4;&#x1F79;&#x03C4;&#x03B5;&#x03B9;&#x03C1;&#x03B1;</hi>, d. i.<lb/>
*<hi rendition="#i">&#x03B4;&#x03BF;&#x03C4;&#x03B5;&#x03C1;&#x03F3;&#x03B1;</hi>, zu welchem ein *<hi rendition="#i">&#x03B4;&#x03BF;&#x03C4;&#x03B5;&#x03B9;&#x03C1;&#x03BF;-&#x03C2;</hi>, grundform *<hi rendition="#i">datarja-s</hi> felt,<lb/>
da hier die älteren stamformen <hi rendition="#i">&#x03B4;&#x03BF;-&#x03C4;&#x03AE;&#x03C1;</hi>, altind. u. urspr. <hi rendition="#i">dâ-tar</hi><lb/>
allein im gebrauche bliben; altindisch <hi rendition="#i">svâdvî&#x0301;,</hi> d. i. *<hi rendition="#i">svâdv-jâ,</hi><lb/>
griechisch <hi rendition="#i">&#x1F21;&#x03B4;&#x03B5;&#x1FD6;&#x03B1;</hi>, d. i. <hi rendition="#i">svâdav-jâ,</hi> neben den älteren formen<lb/><hi rendition="#i">svâdú-s, &#x1F21;&#x03B4;&#x03CD;-&#x03C2;</hi>, die auch fürs femininum galten; latein. stamm<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[419/0145] Genusbezeichnung. nenden unursprünglichen stammerweiterungen zum zwecke der genusbezeichnung, wie z. b. im altind. gen. sg. der i- und u- stämme masc. sunố-s, älter sunv-ás, fem. hánô-s oder hánv-âs, neutr. aber mádhu-n as mit der stammerweiterung n; instrum. sing. im sanskrit msc. áçvêna (eben so neutr.) auß *áçva-in-â, mit stammerweiterung durch in, fem. áçva-j-â, mit stammerwei- terung durch j. Meist zeigt das älteste indisch hier noch die älteren, das genus noch nicht unterscheidenden formen (wie z. b. vêd. instr. sg. msc. fem. *áçvâ, aber auch *áçvajâ u. a.). §. 244. 4. Ganz jung ist ferner die verschidene lautliche verän- derung ursprünglich identischer formen zum zwecke der genus- unterscheidung, wie z. b. im altindischen auf dise art masc. u femin. im acc. pluralis der vocalischen stämme gesondert wird, z. b. pátî-n für *pati-ms, aber bhû́tî-s ebenfals für *bhûti-ms; altlat. ablat. sing. msc. neutr. novô-d, fem. novâ-d, grundform beider ist navâ-t; gotisch. gen. plur. msc. neutr. -ê, im fem. bei mereren stämmen -ô, beides, -ê und -ô, steht für ursprüngliches -âm u. s. f. 5. Daß gewisse stämme schon in der älteren zeit der sprache dem einen oder dem anderen genus fast außschließlich an gehören (z. b. die abstracta auf -ti dem femininum) hängt mit der function der selben zusammen und gehört also gar nicht hierher. In späteren perioden des sprachlebens sezten sich aber gewisse stamformen für einzelne genera, besonders für das femininum, immer mer fest und bildeten so eine neue art der genusbezeichnung durch den nominalstamm selbst. So vor al- lem stämme auf ja (jâ), z. b. altind. dêvî́ (dea), d. i. *dêvjâ, stamm dêvja, wärend fürs masc. kein *dêvja-s gebräuchlich ist, sondern nur das ältere dêvá-s (deus); dâtrî (*datrix), d. i. *dâtrjâ, stamm dâtrja auß *dâtarja für älteres dâ-tar, das allen drei geschlechtern gemcinsam war, griech. δότειρα, d. i. *δοτερϳα, zu welchem ein *δοτειρο-ς, grundform *datarja-s felt, da hier die älteren stamformen δο-τήρ, altind. u. urspr. dâ-tar allein im gebrauche bliben; altindisch svâdvî́, d. i. *svâdv-jâ, griechisch ἡδεῖα, d. i. svâdav-jâ, neben den älteren formen svâdú-s, ἡδύ-ς, die auch fürs femininum galten; latein. stamm

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/145
Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/145>, abgerufen am 14.10.2024.