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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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die zunahme des berges.

Noch muss ich auf die sonderbare Zunahme dieses
Berges aufmerksam machen. Die grossen Quadersteine
der Fundamente des Hauses auf dem Gipfel des Berges
(in welchem ich die Inschrift fand, die aus dem 3. Jahr-
hundert v. Chr. zu stammen scheint), welche seiner
Zeit an der Oberfläche gewesen sein müssen, waren jetzt
auf einigen Stellen nur 34 Centimeter, auf andern 1 Meter
unter der Erde. Da aber die kolossalen Ruinen, die
ich ganz bestimmt für die des alten Troja halte, in
10 Meter Tiefe liegen, so muss die Schuttaufhäufung
auf dieser Stelle in den ersten 1000 Jahren über 30, in
den letzten 2000 Jahren dagegen nur 1 bis 3 Fuss be-
tragen haben.

Merkwürdigerweise hingegen hat die Dicke des
Berges an der Nordseite, wo der steile Abhang ist, auf
der Stelle, wo ich grabe, nicht im geringsten zugenom-
men; denn nicht nur reichen die Trümmerschichten der
unzähligen Haushaltungen immer bis zum äussersten
Rande des Abhangs, sondern ich finde auch bis zu diesem
Punkte immer dieselben Gegenstände, die ich in der-
selben horizontalen Linie bis ans entgegengesetzte Ende
meiner Ausgrabungen finde. Interessant ist es daher zu
wissen, dass der Abhang des Berges an der Nordseite
schon zur Zeit des Trojanischen Krieges genau ebenso
steil war, wie er jetzt ist, nämlich dass er schon damals
unter einem Winkel von 40 Graden aufstieg.


die zunahme des berges.

Noch muss ich auf die sonderbare Zunahme dieses
Berges aufmerksam machen. Die grossen Quadersteine
der Fundamente des Hauses auf dem Gipfel des Berges
(in welchem ich die Inschrift fand, die aus dem 3. Jahr-
hundert v. Chr. zu stammen scheint), welche seiner
Zeit an der Oberfläche gewesen sein müssen, waren jetzt
auf einigen Stellen nur 34 Centimeter, auf andern 1 Meter
unter der Erde. Da aber die kolossalen Ruinen, die
ich ganz bestimmt für die des alten Troja halte, in
10 Meter Tiefe liegen, so muss die Schuttaufhäufung
auf dieser Stelle in den ersten 1000 Jahren über 30, in
den letzten 2000 Jahren dagegen nur 1 bis 3 Fuss be-
tragen haben.

Merkwürdigerweise hingegen hat die Dicke des
Berges an der Nordseite, wo der steile Abhang ist, auf
der Stelle, wo ich grabe, nicht im geringsten zugenom-
men; denn nicht nur reichen die Trümmerschichten der
unzähligen Haushaltungen immer bis zum äussersten
Rande des Abhangs, sondern ich finde auch bis zu diesem
Punkte immer dieselben Gegenstände, die ich in der-
selben horizontalen Linie bis ans entgegengesetzte Ende
meiner Ausgrabungen finde. Interessant ist es daher zu
wissen, dass der Abhang des Berges an der Nordseite
schon zur Zeit des Trojanischen Krieges genau ebenso
steil war, wie er jetzt ist, nämlich dass er schon damals
unter einem Winkel von 40 Graden aufstieg.


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[44/0110] die zunahme des berges. Noch muss ich auf die sonderbare Zunahme dieses Berges aufmerksam machen. Die grossen Quadersteine der Fundamente des Hauses auf dem Gipfel des Berges (in welchem ich die Inschrift fand, die aus dem 3. Jahr- hundert v. Chr. zu stammen scheint), welche seiner Zeit an der Oberfläche gewesen sein müssen, waren jetzt auf einigen Stellen nur 34 Centimeter, auf andern 1 Meter unter der Erde. Da aber die kolossalen Ruinen, die ich ganz bestimmt für die des alten Troja halte, in 10 Meter Tiefe liegen, so muss die Schuttaufhäufung auf dieser Stelle in den ersten 1000 Jahren über 30, in den letzten 2000 Jahren dagegen nur 1 bis 3 Fuss be- tragen haben. Merkwürdigerweise hingegen hat die Dicke des Berges an der Nordseite, wo der steile Abhang ist, auf der Stelle, wo ich grabe, nicht im geringsten zugenom- men; denn nicht nur reichen die Trümmerschichten der unzähligen Haushaltungen immer bis zum äussersten Rande des Abhangs, sondern ich finde auch bis zu diesem Punkte immer dieselben Gegenstände, die ich in der- selben horizontalen Linie bis ans entgegengesetzte Ende meiner Ausgrabungen finde. Interessant ist es daher zu wissen, dass der Abhang des Berges an der Nordseite schon zur Zeit des Trojanischen Krieges genau ebenso steil war, wie er jetzt ist, nämlich dass er schon damals unter einem Winkel von 40 Graden aufstieg.

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/110>, abgerufen am 28.03.2024.