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Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.

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muß gecrönet werden, wie Salomo zeuget: So jemandes Wege dem Herrn
gefallen, machet er auch seine Feinde mit ihm zufrieden, und wenn sie gleich
noch so mächtig entgegen seyn, und solchen Gewinn sperren wolten.

§. 159.

Jch begab mich mit meinem Herrn Collegen dem jüngern
Herrn Schmid ins Hoff-Gerichte, sie als Communicanten zu behandeln,
gieng aber erst zu dem Schieffer-Decker, brach mit serieusen Reden in sein
Hertz, ließ ihm Kelch und was sonst zum Abendmahl nöthig war, vor sei-
nem Angesichte auslegen, zeigete ihm daß nunmehro alles bereitet wäre,
aber für einen armen Sünder, der sich aufrichtig in der Warheit zu GOtt
bekehren wolte, diß aber solte die erste Stuffe zur Warheit seyn, so er aufrich-
tig, ungeschraubt sich zu seiner im Gerichte bekannten Damm-Mühlen-
Plünderung auch hier bekennete und schuldigte; Würde man den gerinsten
Tück und Rückhalt noch bemercken, würde mans so gut ab-als, wie jetzt
geschehen, auftischen lassen.

§. 160.

Und da mein Vortrag wol was geschärffet war, ich auch
dazu dringende Ursachen fand, versprach ich ihm, also eben zuvor mit Fixeln
zu reden, ob er in der Warheit auf seine Frau, und den Kranichfeld dieses
Todes würdige Mühlen-Werck bekandt, und beständig bekennen wolte?
welches ihm sehr lieb war; Jch aber fragte: Wenn er, Fixel nun beständig
bey der Aussage bliebe, was er alsdann thun wolle? Bekam zur Antwort:
Denn wolte er auch deutlicher heraus gehen, und sich weiter bequemen,
welche Resolution mir von diesem Kranichfeld schon nicht übel gefiel, in dem
er sie so wol mit sanfsten Worten, als demüthigen Geberden von sich gestellet
hatte, daß ich bey mir selbst gedachte, nun wirds zum Durchbruch kommen!
Und gewiß, dis war eine geseegnete Stunde, deren ich in Demuth vor GOtt
mich mein Lebelang erinnern werde. Die Menge der Menschen, so diese
Handlung sahen und höreten war groß, und ich kan versichern, von ihnen
das Zeugniß zu bekommen, daß sie GOttes Krafft zu dieser Stunde werden
mit erkannt haben, wie dieser Felß nunmehro bald Wasser geben wollen.

§. 161.

Jch that solches versprochener massen und da ich Fixeln
besuchte und beständig fand, auch ihm deutlich offerirte, wenn er sie nicht
gesehen, und folgends sie beyde bißher belogen hätte, solte mirs so lieb seyn,
wenn er sie jetzo entschuldigte, noch lieber als wenn er sie bißher beschuldiget,
es solte die letzte Warheit, und so von mir als Buß-Probe angenommen
werden, indem er solchergestalt ihnen das Leben conservirete; Hatte ich
solches dem Schieffer-Decker geschärfft vorgestellet, so kan versichern, Fixeln

so

muß gecroͤnet werden, wie Salomo zeuget: So jemandes Wege dem Herrn
gefallen, machet er auch ſeine Feinde mit ihm zufrieden, und wenn ſie gleich
noch ſo maͤchtig entgegen ſeyn, und ſolchen Gewinn ſperren wolten.

§. 159.

Jch begab mich mit meinem Herrn Collegen dem juͤngern
Herrn Schmid ins Hoff-Gerichte, ſie als Communicanten zu behandeln,
gieng aber erſt zu dem Schieffer-Decker, brach mit ſerieuſen Reden in ſein
Hertz, ließ ihm Kelch und was ſonſt zum Abendmahl noͤthig war, vor ſei-
nem Angeſichte auslegen, zeigete ihm daß nunmehro alles bereitet waͤre,
aber fuͤr einen armen Suͤnder, der ſich aufrichtig in der Warheit zu GOtt
bekehren wolte, diß aber ſolte die erſte Stuffe zur Warheit ſeyn, ſo er aufrich-
tig, ungeſchraubt ſich zu ſeiner im Gerichte bekannten Damm-Muͤhlen-
Pluͤnderung auch hier bekennete und ſchuldigte; Wuͤrde man den gerinſten
Tuͤck und Ruͤckhalt noch bemercken, wuͤrde mans ſo gut ab-als, wie jetzt
geſchehen, auftiſchen laſſen.

§. 160.

Und da mein Vortrag wol was geſchaͤrffet war, ich auch
dazu dringende Urſachen fand, verſprach ich ihm, alſo eben zuvor mit Fixeln
zu reden, ob er in der Warheit auf ſeine Frau, und den Kranichfeld dieſes
Todes wuͤrdige Muͤhlen-Werck bekandt, und beſtaͤndig bekennen wolte?
welches ihm ſehr lieb war; Jch aber fragte: Wenn er, Fixel nun beſtaͤndig
bey der Ausſage bliebe, was er alsdann thun wolle? Bekam zur Antwort:
Denn wolte er auch deutlicher heraus gehen, und ſich weiter bequemen,
welche Reſolution mir von dieſem Kranichfeld ſchon nicht uͤbel gefiel, in dem
er ſie ſo wol mit ſanfſten Worten, als demuͤthigen Geberden von ſich geſtellet
hatte, daß ich bey mir ſelbſt gedachte, nun wirds zum Durchbruch kommen!
Und gewiß, dis war eine geſeegnete Stunde, deren ich in Demuth vor GOtt
mich mein Lebelang erinnern werde. Die Menge der Menſchen, ſo dieſe
Handlung ſahen und hoͤreten war groß, und ich kan verſichern, von ihnen
das Zeugniß zu bekommen, daß ſie GOttes Krafft zu dieſer Stunde werden
mit erkannt haben, wie dieſer Felß nunmehro bald Waſſer geben wollen.

§. 161.

Jch that ſolches verſprochener maſſen und da ich Fixeln
beſuchte und beſtaͤndig fand, auch ihm deutlich offerirte, wenn er ſie nicht
geſehen, und folgends ſie beyde bißher belogen haͤtte, ſolte mirs ſo lieb ſeyn,
wenn er ſie jetzo entſchuldigte, noch lieber als wenn er ſie bißher beſchuldiget,
es ſolte die letzte Warheit, und ſo von mir als Buß-Probe angenommen
werden, indem er ſolchergeſtalt ihnen das Leben conſervirete; Hatte ich
ſolches dem Schieffer-Decker geſchaͤrfft vorgeſtellet, ſo kan verſichern, Fixeln

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Zitationshilfe: Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725, S. 102[100]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/108>, abgerufen am 25.04.2024.