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Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.

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Zuletzt ergab er sich, da noch acht neue Tage
Die Königliche Huld den armen Sündern gab,
Suchts Girren nu hervor, und ließ von Gruntzen ab,
Er führte auch nicht mehr die erste Unschulds-Klage.
Doch pure Heucheley! vor Priestern ward er stille
Alleine hinter her setzt' er sein Altes fort,
Bewurff das Hoff-Gericht mit Fluch und Läster-Wort,
Gerad' als wär in ihm leibhafft des Satans-Fülle.
Des Tages eh' man ihn zum Tode wolte führen,
Gab er mit Plünderung sich bey der Mühlen bloß,
Bath, doch vergeblich, Schwerdt und nicht des Rades Stoß,
So späte ließ er noch die Schächer-Busse spühren.
Der HOFFMAN war ein Mensch vom ungeschickten Wesen,
Sprach seinem Pater kaum Maria ave! nach
Jch hörte ihm einst zu, daß mir das Hertze brach,
Jndem er nicht ein Wort noch Buchstab konte lesen.
Da war kein Rofen-Krantz; doch must er auch nicht fehlen
Er ward vom Pater selbst nachgehends mit gebracht,
Damit that er sein Werck wie mans ihm vorgemacht.
GOtt weiß es, war es mehr als wie Corallen zehlen!
Doch schuldigt er sich mehr den Tod verdient zu haben,
Als jenes harte Mensch, die Felsen feste blieb
Mit Leugnen, biß man ihr den Lebens-Geist abtrieb,
Und opfferte den Leib zur Speise denen Raben.
Schaut, Leser, schaut ihr nicht ein Schau-Platz rechter Armen?
Und die ihr fürchterlich am Hoch-Gerichte steht,
Erwehlt nicht weg zugehn von dieser Schädelstädt,
Jhr sprechet denn zuerst: GOtt wolle sichs erbarmen!
Re-
Zuletzt ergab er ſich, da noch acht neue Tage
Die Koͤnigliche Huld den armen Suͤndern gab,
Suchts Girren nu hervor, und ließ von Gruntzen ab,
Er fuͤhrte auch nicht mehr die erſte Unſchulds-Klage.
Doch pure Heucheley! vor Prieſtern ward er ſtille
Alleine hinter her ſetzt’ er ſein Altes fort,
Bewurff das Hoff-Gericht mit Fluch und Laͤſter-Wort,
Gerad’ als waͤr in ihm leibhafft des Satans-Fuͤlle.
Des Tages eh’ man ihn zum Tode wolte fuͤhren,
Gab er mit Pluͤnderung ſich bey der Muͤhlen bloß,
Bath, doch vergeblich, Schwerdt und nicht des Rades Stoß,
So ſpaͤte ließ er noch die Schaͤcher-Buſſe ſpuͤhren.
Der HOFFMAN war ein Menſch vom ungeſchickten Weſen,
Sprach ſeinem Pater kaum Maria ave! nach
Jch hoͤrte ihm einſt zu, daß mir das Hertze brach,
Jndem er nicht ein Wort noch Buchſtab konte leſen.
Da war kein Rofen-Krantz; doch muſt er auch nicht fehlen
Er ward vom Pater ſelbſt nachgehends mit gebracht,
Damit that er ſein Werck wie mans ihm vorgemacht.
GOtt weiß es, war es mehr als wie Corallen zehlen!
Doch ſchuldigt er ſich mehr den Tod verdient zu haben,
Als jenes harte Menſch, die Felſen feſte blieb
Mit Leugnen, biß man ihr den Lebens-Geiſt abtrieb,
Und opfferte den Leib zur Speiſe denen Raben.
Schaut, Leſer, ſchaut ihr nicht ein Schau-Platz rechter Armen?
Und die ihr fuͤrchterlich am Hoch-Gerichte ſteht,
Erwehlt nicht weg zugehn von dieſer Schaͤdelſtaͤdt,
Jhr ſprechet denn zuerſt: GOtt wolle ſichs erbarmen!
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[124[122]/0130] Zuletzt ergab er ſich, da noch acht neue Tage Die Koͤnigliche Huld den armen Suͤndern gab, Suchts Girren nu hervor, und ließ von Gruntzen ab, Er fuͤhrte auch nicht mehr die erſte Unſchulds-Klage. Doch pure Heucheley! vor Prieſtern ward er ſtille Alleine hinter her ſetzt’ er ſein Altes fort, Bewurff das Hoff-Gericht mit Fluch und Laͤſter-Wort, Gerad’ als waͤr in ihm leibhafft des Satans-Fuͤlle. Des Tages eh’ man ihn zum Tode wolte fuͤhren, Gab er mit Pluͤnderung ſich bey der Muͤhlen bloß, Bath, doch vergeblich, Schwerdt und nicht des Rades Stoß, So ſpaͤte ließ er noch die Schaͤcher-Buſſe ſpuͤhren. Der HOFFMAN war ein Menſch vom ungeſchickten Weſen, Sprach ſeinem Pater kaum Maria ave! nach Jch hoͤrte ihm einſt zu, daß mir das Hertze brach, Jndem er nicht ein Wort noch Buchſtab konte leſen. Da war kein Rofen-Krantz; doch muſt er auch nicht fehlen Er ward vom Pater ſelbſt nachgehends mit gebracht, Damit that er ſein Werck wie mans ihm vorgemacht. GOtt weiß es, war es mehr als wie Corallen zehlen! Doch ſchuldigt er ſich mehr den Tod verdient zu haben, Als jenes harte Menſch, die Felſen feſte blieb Mit Leugnen, biß man ihr den Lebens-Geiſt abtrieb, Und opfferte den Leib zur Speiſe denen Raben. Schaut, Leſer, ſchaut ihr nicht ein Schau-Platz rechter Armen? Und die ihr fuͤrchterlich am Hoch-Gerichte ſteht, Erwehlt nicht weg zugehn von dieſer Schaͤdelſtaͤdt, Jhr ſprechet denn zuerſt: GOtt wolle ſichs erbarmen! Re-

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Zitationshilfe: Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725, S. 124[122]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/130>, abgerufen am 29.03.2024.