Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht haben will, daß ein Anderer neben ihr dort steht wie ein Holzblock und ihr das Spiel verdirbt. . .

Das leise Klirren eines angezogenen Fensterflügels unterbrach den Redefluß des Burschen. Es ließ sich gerade über den Köpfen der Redenden vernehmen und schien von der kleinen Stube zu kommen, die in den Schopperstadel eingebaut war und zum gewöhnlichen Versammlungsorte diente. Was ist's? fragte Hanney, der zu nahe stund, um zum Fenster emporsehn zu können. Was wird's gewesen sein! antwortete Nickel lachend, wir haben Zuhörer gehabt bei unserm Discurs -- warum schreist du auch so laut, als wenn du auf dem Theater wärst. Es ist Jemand in aller Geschwindigkeit vom Fenster weg, und ich werd' mich nicht irren, daß es die Wolfsind selber gewesen ist . . .

Meinetwegen, sagte Hanney, was ich gesagt habe, hat sie hören dürfen ... ich stehe mein Wort nicht um . . . aber wer ist denn die große schlanke Person, die dort ganz allein auf der halbfertigen Plätten sitzt und uns den Rücken zuwendet? Ich hab' wirklich so halb und halb geglaubt, es müßte die Wolfsind sein nach der ganzen Gestalt . . .

Na, es ist gut, daß sie das Fenster zugemacht hat, lachte ein Alter, der dem Gespräche der beiden Bursche zugehört hatte, denn die Wolfsind würde sich bedanken, wenn du sie mit der Mohrenfranzel zusammen vergleichen thätest . . .

Mit der Mohrenfranzel? rief Hanney verwundert. Ist's möglich, daß das die kleine schwarze Franzel ist?

nicht haben will, daß ein Anderer neben ihr dort steht wie ein Holzblock und ihr das Spiel verdirbt. . .

Das leise Klirren eines angezogenen Fensterflügels unterbrach den Redefluß des Burschen. Es ließ sich gerade über den Köpfen der Redenden vernehmen und schien von der kleinen Stube zu kommen, die in den Schopperstadel eingebaut war und zum gewöhnlichen Versammlungsorte diente. Was ist's? fragte Hanney, der zu nahe stund, um zum Fenster emporsehn zu können. Was wird's gewesen sein! antwortete Nickel lachend, wir haben Zuhörer gehabt bei unserm Discurs — warum schreist du auch so laut, als wenn du auf dem Theater wärst. Es ist Jemand in aller Geschwindigkeit vom Fenster weg, und ich werd' mich nicht irren, daß es die Wolfsind selber gewesen ist . . .

Meinetwegen, sagte Hanney, was ich gesagt habe, hat sie hören dürfen ... ich stehe mein Wort nicht um . . . aber wer ist denn die große schlanke Person, die dort ganz allein auf der halbfertigen Plätten sitzt und uns den Rücken zuwendet? Ich hab' wirklich so halb und halb geglaubt, es müßte die Wolfsind sein nach der ganzen Gestalt . . .

Na, es ist gut, daß sie das Fenster zugemacht hat, lachte ein Alter, der dem Gespräche der beiden Bursche zugehört hatte, denn die Wolfsind würde sich bedanken, wenn du sie mit der Mohrenfranzel zusammen vergleichen thätest . . .

Mit der Mohrenfranzel? rief Hanney verwundert. Ist's möglich, daß das die kleine schwarze Franzel ist?

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="1">
        <p><pb facs="#f0020"/>
nicht haben                will, daß ein Anderer neben ihr dort steht wie ein Holzblock und ihr das Spiel                verdirbt. . .</p><lb/>
        <p>Das leise Klirren eines angezogenen Fensterflügels unterbrach den Redefluß des                Burschen. Es ließ sich gerade über den Köpfen der Redenden vernehmen und schien von                der kleinen Stube zu kommen, die in den Schopperstadel eingebaut war und zum                gewöhnlichen Versammlungsorte diente. Was ist's? fragte Hanney, der zu nahe stund, um                zum Fenster emporsehn zu können. Was wird's gewesen sein! antwortete Nickel lachend,                wir haben Zuhörer gehabt bei unserm Discurs &#x2014; warum schreist du auch so laut, als                wenn du auf dem Theater wärst. Es ist Jemand in aller Geschwindigkeit vom Fenster                weg, und ich werd' mich nicht irren, daß es die Wolfsind selber gewesen ist . . .</p><lb/>
        <p>Meinetwegen, sagte Hanney, was ich gesagt habe, hat sie hören dürfen ... ich stehe                mein Wort nicht um . . . aber wer ist denn die große schlanke Person, die dort ganz                allein auf der halbfertigen Plätten sitzt und uns den Rücken zuwendet? Ich hab'                wirklich so halb und halb geglaubt, es müßte die Wolfsind sein nach der ganzen                Gestalt . . .</p><lb/>
        <p>Na, es ist gut, daß sie das Fenster zugemacht hat, lachte ein Alter, der dem                Gespräche der beiden Bursche zugehört hatte, denn die Wolfsind würde sich bedanken,                wenn du sie mit der Mohrenfranzel zusammen vergleichen thätest . . .</p><lb/>
        <p>Mit der Mohrenfranzel? rief Hanney verwundert. Ist's möglich, daß das die kleine                schwarze Franzel ist?</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0020] nicht haben will, daß ein Anderer neben ihr dort steht wie ein Holzblock und ihr das Spiel verdirbt. . . Das leise Klirren eines angezogenen Fensterflügels unterbrach den Redefluß des Burschen. Es ließ sich gerade über den Köpfen der Redenden vernehmen und schien von der kleinen Stube zu kommen, die in den Schopperstadel eingebaut war und zum gewöhnlichen Versammlungsorte diente. Was ist's? fragte Hanney, der zu nahe stund, um zum Fenster emporsehn zu können. Was wird's gewesen sein! antwortete Nickel lachend, wir haben Zuhörer gehabt bei unserm Discurs — warum schreist du auch so laut, als wenn du auf dem Theater wärst. Es ist Jemand in aller Geschwindigkeit vom Fenster weg, und ich werd' mich nicht irren, daß es die Wolfsind selber gewesen ist . . . Meinetwegen, sagte Hanney, was ich gesagt habe, hat sie hören dürfen ... ich stehe mein Wort nicht um . . . aber wer ist denn die große schlanke Person, die dort ganz allein auf der halbfertigen Plätten sitzt und uns den Rücken zuwendet? Ich hab' wirklich so halb und halb geglaubt, es müßte die Wolfsind sein nach der ganzen Gestalt . . . Na, es ist gut, daß sie das Fenster zugemacht hat, lachte ein Alter, der dem Gespräche der beiden Bursche zugehört hatte, denn die Wolfsind würde sich bedanken, wenn du sie mit der Mohrenfranzel zusammen vergleichen thätest . . . Mit der Mohrenfranzel? rief Hanney verwundert. Ist's möglich, daß das die kleine schwarze Franzel ist?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:20:55Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T11:20:55Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_mohrenfranzl_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_mohrenfranzl_1910/20
Zitationshilfe: Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_mohrenfranzl_1910/20>, abgerufen am 25.04.2024.