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Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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warten. Dadurch kühner gemacht wagte er, an die ebengespielte Abschiedsscene eine Scene des Wiedersehens anzuknüpfen und ihre Hand zu ergreifen. Ich muß mich bedanken, Wolfsind, sagte er, daß du mir's verschafft hast, daß ich zu deiner Abtheilung gekommen bin, und daß ich statt dem Melcher den Hiesel mit dir zu spielen hab' . . .

Wolfsind entzog ihm die Hand nicht. Du spielst ihn halt besser, sagte sie, drum brauchst dich bei mir nicht zu bedanken. Der Vater wird schon gewußt haben, warum er's so macht.

Ich möcht's aber auch wissen, sagte Hanney dringender. Ich möcht' wissen, ob dir's auch recht ist, daß er es so gemacht hat? Ob du nicht doch lieber mit dem Melcher spielen würdest, der doch einmal dein Bräutigam ist?

Der Melcher ist mein Bräutigam noch lange nicht . . .

Aber die Leut' sagen's alle!

Die Leut' sagen gar viel. . . Sie haben mir auch gesagt, daß du mit keiner Andern als mit mir spielen und daß du es nicht leiden wolltest, wenn der Vater den Melcher zu uns Braunauern gethan hätte . . .

Und das wäre nicht wahr? Wie du's auch erfahren hast, es ist Wahrheit, Wolfsind, und ich hätt's auch gehalten, und es wär' das Letztemal gewesen, wenn ich ohne dich hätte spielen müssen . . .

Wolfsind erwiderte nichts; aber ihre Hand lag

warten. Dadurch kühner gemacht wagte er, an die ebengespielte Abschiedsscene eine Scene des Wiedersehens anzuknüpfen und ihre Hand zu ergreifen. Ich muß mich bedanken, Wolfsind, sagte er, daß du mir's verschafft hast, daß ich zu deiner Abtheilung gekommen bin, und daß ich statt dem Melcher den Hiesel mit dir zu spielen hab' . . .

Wolfsind entzog ihm die Hand nicht. Du spielst ihn halt besser, sagte sie, drum brauchst dich bei mir nicht zu bedanken. Der Vater wird schon gewußt haben, warum er's so macht.

Ich möcht's aber auch wissen, sagte Hanney dringender. Ich möcht' wissen, ob dir's auch recht ist, daß er es so gemacht hat? Ob du nicht doch lieber mit dem Melcher spielen würdest, der doch einmal dein Bräutigam ist?

Der Melcher ist mein Bräutigam noch lange nicht . . .

Aber die Leut' sagen's alle!

Die Leut' sagen gar viel. . . Sie haben mir auch gesagt, daß du mit keiner Andern als mit mir spielen und daß du es nicht leiden wolltest, wenn der Vater den Melcher zu uns Braunauern gethan hätte . . .

Und das wäre nicht wahr? Wie du's auch erfahren hast, es ist Wahrheit, Wolfsind, und ich hätt's auch gehalten, und es wär' das Letztemal gewesen, wenn ich ohne dich hätte spielen müssen . . .

Wolfsind erwiderte nichts; aber ihre Hand lag

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:20:55Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T11:20:55Z)

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Zitationshilfe: Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_mohrenfranzl_1910/32>, abgerufen am 24.04.2024.