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Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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chenderen Stoff herum. Sie fing daher von Mohrenfranzel zu sprechen an, deren Absicht Komödie zu spielen, sowie Hanney's schützendes Auftreten für sie das Tagesereigniß des Städtchens bildete. Die kluge Alte merkte gleich aus Hanney's verändertem Tone, daß sie die rechte Saite berührt hatte, und fuhr fort, sein Benehmen zu loben und zu bemerken, wie Dieser und Jener im Städtchen das Gleiche gesagt und ihn gerühmt habe, daß er sich der Verlassenen so kräftig angenommen habe.

Das ist nichts Besonderes, sagte Hanney gleichgültig. Wie hätt' ich das nicht thun sollen? Die dummen Leut' waren ja über sie her, wie über ein wildes Thier. . . und sind wir nicht Nachbarsleut' gewesen in der Jugend . . . ? Du mußt es ja selber wissen, Sandhoferin.

Versteht sich! rief die Nachbarin eifrig. Ich hab' ja dich und die Mohrenfranzel gekannt, wie du noch nicht größer gewesen bist, als der Tisch, und die Franzel noch kleiner. Ich bin damals noch nicht verheirath' gewesen, und hab' gedient als Viehmagd beim Obslaufenerbauern ... Du kennst ihn ja und weißt, daß sein Hof von rückwärts an dein Häusel anstößt und an das, was zur selbigen Zeit der Franzel ihrem Großvater gehört hat! Drum weiß ich auch, daß ihr alleweil miteinander gespielt habt. . .

Ja, ja, sagte Hanney wie nachdenkend, bis ich fortgekommen bin, schon als kleiner Bub', zu dem Vetter

chenderen Stoff herum. Sie fing daher von Mohrenfranzel zu sprechen an, deren Absicht Komödie zu spielen, sowie Hanney's schützendes Auftreten für sie das Tagesereigniß des Städtchens bildete. Die kluge Alte merkte gleich aus Hanney's verändertem Tone, daß sie die rechte Saite berührt hatte, und fuhr fort, sein Benehmen zu loben und zu bemerken, wie Dieser und Jener im Städtchen das Gleiche gesagt und ihn gerühmt habe, daß er sich der Verlassenen so kräftig angenommen habe.

Das ist nichts Besonderes, sagte Hanney gleichgültig. Wie hätt' ich das nicht thun sollen? Die dummen Leut' waren ja über sie her, wie über ein wildes Thier. . . und sind wir nicht Nachbarsleut' gewesen in der Jugend . . . ? Du mußt es ja selber wissen, Sandhoferin.

Versteht sich! rief die Nachbarin eifrig. Ich hab' ja dich und die Mohrenfranzel gekannt, wie du noch nicht größer gewesen bist, als der Tisch, und die Franzel noch kleiner. Ich bin damals noch nicht verheirath' gewesen, und hab' gedient als Viehmagd beim Obslaufenerbauern ... Du kennst ihn ja und weißt, daß sein Hof von rückwärts an dein Häusel anstößt und an das, was zur selbigen Zeit der Franzel ihrem Großvater gehört hat! Drum weiß ich auch, daß ihr alleweil miteinander gespielt habt. . .

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[0037] chenderen Stoff herum. Sie fing daher von Mohrenfranzel zu sprechen an, deren Absicht Komödie zu spielen, sowie Hanney's schützendes Auftreten für sie das Tagesereigniß des Städtchens bildete. Die kluge Alte merkte gleich aus Hanney's verändertem Tone, daß sie die rechte Saite berührt hatte, und fuhr fort, sein Benehmen zu loben und zu bemerken, wie Dieser und Jener im Städtchen das Gleiche gesagt und ihn gerühmt habe, daß er sich der Verlassenen so kräftig angenommen habe. Das ist nichts Besonderes, sagte Hanney gleichgültig. Wie hätt' ich das nicht thun sollen? Die dummen Leut' waren ja über sie her, wie über ein wildes Thier. . . und sind wir nicht Nachbarsleut' gewesen in der Jugend . . . ? Du mußt es ja selber wissen, Sandhoferin. Versteht sich! rief die Nachbarin eifrig. Ich hab' ja dich und die Mohrenfranzel gekannt, wie du noch nicht größer gewesen bist, als der Tisch, und die Franzel noch kleiner. Ich bin damals noch nicht verheirath' gewesen, und hab' gedient als Viehmagd beim Obslaufenerbauern ... Du kennst ihn ja und weißt, daß sein Hof von rückwärts an dein Häusel anstößt und an das, was zur selbigen Zeit der Franzel ihrem Großvater gehört hat! Drum weiß ich auch, daß ihr alleweil miteinander gespielt habt. . . Ja, ja, sagte Hanney wie nachdenkend, bis ich fortgekommen bin, schon als kleiner Bub', zu dem Vetter

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:20:55Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T11:20:55Z)

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Zitationshilfe: Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_mohrenfranzl_1910/37>, abgerufen am 19.04.2024.