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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

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Untersuchung/ derer von super-klugen
der Thorheit und närrischen Einbildung der mas-
sen noch zum Theil ersoffen/ daß ihr (damit ihr
ja nicht irren wollet) die alte und neue Zeit zu-
sammen nehmet/ und esset also in 23. Tagen kei-
ne Hülsen-Früchte. Die aber solches thun/ ge-
ben nur ihre Thorheit desto mehr an den Tag-
Denn alles/ was man ohne Grund thut/ das ist
vergeblich. Uber dieses/ so sagt mir/ ob niemand
keine Schwären oder Krätze bekömmt/ als wer
in 12. Nächten hat Erbsen gessen? Ich glau-
be allerdings ja; denn die Erfahrung bezeugts.
Was ist denn aber vor ein Unterschied unter ei-
nem solchen/ und unter einem/ der Erbsen geges-
sen hat? Ihr müsset gestehen/ daß kein Unter-
schied sey. Ergo, so könnet ihr mir auch die Ge-
währe nicht geben/ daß diejenige Krätze oder
Schwären/ so der bekömmt/ der Erbsen geges-
sen hat/ eben ihren Ursprung vom Erbsen-Essen
haben müsse/ weil der/ welcher keine gegessen hat/
eben auch solchem Unheil unterworffen ist. Ehe
ihr mir nun auff meine Fragen gnüglich antwor-
tet/ ehe glaube ich auch nicht/ daß Erbsen und Lin-
sen in den 12. Nächten schädlicher/ als zu anderer
Zeit/ seyn können.



Das

Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen
der Thorheit und naͤrriſchen Einbildung der maſ-
ſen noch zum Theil erſoffen/ daß ihr (damit ihr
ja nicht irren wollet) die alte und neue Zeit zu-
ſammen nehmet/ und eſſet alſo in 23. Tagen kei-
ne Huͤlſen-Fruͤchte. Die aber ſolches thun/ ge-
ben nur ihre Thorheit deſto mehr an den Tag-
Denn alles/ was man ohne Grund thut/ das iſt
vergeblich. Uber dieſes/ ſo ſagt mir/ ob niemand
keine Schwaͤren oder Kraͤtze bekoͤmmt/ als wer
in 12. Naͤchten hat Erbſen geſſen? Ich glau-
be allerdings ja; denn die Erfahrung bezeugts.
Was iſt denn aber vor ein Unterſchied unter ei-
nem ſolchen/ und unter einem/ der Erbſen gegeſ-
ſen hat? Ihr muͤſſet geſtehen/ daß kein Unter-
ſchied ſey. Ergo, ſo koͤnnet ihr mir auch die Ge-
waͤhre nicht geben/ daß diejenige Kraͤtze oder
Schwaͤren/ ſo der bekoͤmmt/ der Erbſen gegeſ-
ſen hat/ eben ihren Urſprung vom Erbſen-Eſſen
haben muͤſſe/ weil der/ welcher keine gegeſſen hat/
eben auch ſolchem Unheil unterworffen iſt. Ehe
ihr mir nun auff meine Fragen gnuͤglich antwor-
tet/ ehe glaube ich auch nicht/ daß Erbſen und Lin-
ſen in den 12. Naͤchten ſchaͤdlicher/ als zu anderer
Zeit/ ſeyn koͤnnen.



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[98/0120] Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen der Thorheit und naͤrriſchen Einbildung der maſ- ſen noch zum Theil erſoffen/ daß ihr (damit ihr ja nicht irren wollet) die alte und neue Zeit zu- ſammen nehmet/ und eſſet alſo in 23. Tagen kei- ne Huͤlſen-Fruͤchte. Die aber ſolches thun/ ge- ben nur ihre Thorheit deſto mehr an den Tag- Denn alles/ was man ohne Grund thut/ das iſt vergeblich. Uber dieſes/ ſo ſagt mir/ ob niemand keine Schwaͤren oder Kraͤtze bekoͤmmt/ als wer in 12. Naͤchten hat Erbſen geſſen? Ich glau- be allerdings ja; denn die Erfahrung bezeugts. Was iſt denn aber vor ein Unterſchied unter ei- nem ſolchen/ und unter einem/ der Erbſen gegeſ- ſen hat? Ihr muͤſſet geſtehen/ daß kein Unter- ſchied ſey. Ergo, ſo koͤnnet ihr mir auch die Ge- waͤhre nicht geben/ daß diejenige Kraͤtze oder Schwaͤren/ ſo der bekoͤmmt/ der Erbſen gegeſ- ſen hat/ eben ihren Urſprung vom Erbſen-Eſſen haben muͤſſe/ weil der/ welcher keine gegeſſen hat/ eben auch ſolchem Unheil unterworffen iſt. Ehe ihr mir nun auff meine Fragen gnuͤglich antwor- tet/ ehe glaube ich auch nicht/ daß Erbſen und Lin- ſen in den 12. Naͤchten ſchaͤdlicher/ als zu anderer Zeit/ ſeyn koͤnnen. Das

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/120>, abgerufen am 28.03.2024.