Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Untersuchung/ derer von super-klugen
dich! Daß ich euch Poetische Damens aber
nicht irre mache/ so will ich euch zu Liebe noch ein
paar solche Reimgen mittheilen/ die eben auch so
klingen/ und euch allen noch nicht bekandt sind/
nehmlich/ wenn die Katze sich unter dem
Schwantze leckt/ so heist es: Die Katze leckt sich
unterm Zahl/ es kömmt ein Gast ist nackt und
kahl. Die Katze putzet sich unter den Füssen/
der Gast der kömmt ist sehr zerrissen. Item:
Wenn die Katze eine Positur macht wie ein Du-
del-Sack/ so heist es: Die Katze machet eine
Sackpfeiffen/ der Gast wird unsre Jungfer be-
greiffen. (NB. das wird wohl ein Freyer seyn.)
Verlast euch nur drauff/ denn weil sichs reimet/
so muß es auch eintreffen; und wenn ein aus
dem Felde kommender nacketer und zerrissener
Reuter/ der Stieffel und Sporen trägt/ zu euch
eingeqvartirt wird/ der sich mit euer Tochter in
heimliche Bekandtschafft einlässet/ so habt ihr ei-
nen Gast/ an welchem alle vorgemeldete Qvali-
täten zugleich zu finden sind. Dahero möget ihr
von euern Prophetischen Katzen halten was ihr
wollet/ ich halte es nicht mit euch. Wenn sich
aber die Katzen über die Ohren putzen/ rühret sol-
ches/ meines Erachtens/ daher/ wenn sie vorher
mit dem Kopff in einem Suppen-Brey- oder
mit Speise gefülleten Topffe gesteckt und sich da-
mit besudelt haben/ so setzen sie sich hernach in die

Stu-

Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen
dich! Daß ich euch Poetiſche Damens aber
nicht irre mache/ ſo will ich euch zu Liebe noch ein
paar ſolche Reimgen mittheilen/ die eben auch ſo
klingen/ und euch allen noch nicht bekandt ſind/
nehmlich/ wenn die Katze ſich unter dem
Schwantze leckt/ ſo heiſt es: Die Katze leckt ſich
unterm Zahl/ es koͤmmt ein Gaſt iſt nackt und
kahl. Die Katze putzet ſich unter den Fuͤſſen/
der Gaſt der koͤmmt iſt ſehr zerriſſen. Item:
Wenn die Katze eine Poſitur macht wie ein Du-
del-Sack/ ſo heiſt es: Die Katze machet eine
Sackpfeiffen/ der Gaſt wird unſre Jungfer be-
greiffen. (NB. das wird wohl ein Freyer ſeyn.)
Verlaſt euch nur drauff/ denn weil ſichs reimet/
ſo muß es auch eintreffen; und wenn ein aus
dem Felde kommender nacketer und zerriſſener
Reuter/ der Stieffel und Sporen traͤgt/ zu euch
eingeqvartirt wird/ der ſich mit euer Tochter in
heimliche Bekandtſchafft einlaͤſſet/ ſo habt ihr ei-
nen Gaſt/ an welchem alle vorgemeldete Qvali-
taͤten zugleich zu finden ſind. Dahero moͤget ihr
von euern Prophetiſchen Katzen halten was ihr
wollet/ ich halte es nicht mit euch. Wenn ſich
aber die Katzen uͤber die Ohren putzen/ ruͤhret ſol-
ches/ meines Erachtens/ daher/ wenn ſie vorher
mit dem Kopff in einem Suppen-Brey- oder
mit Speiſe gefuͤlleten Topffe geſteckt und ſich da-
mit beſudelt haben/ ſo ſetzen ſie ſich hernach in die

Stu-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0148" n="126"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Unter&#x017F;uchung/ derer von</hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">&#x017F;uper-</hi></hi><hi rendition="#fr">klugen</hi></fw><lb/>
dich! Daß ich euch Poeti&#x017F;che Damens aber<lb/>
nicht irre mache/ &#x017F;o will ich euch zu Liebe noch ein<lb/>
paar &#x017F;olche Reimgen mittheilen/ die eben auch &#x017F;o<lb/>
klingen/ und euch allen noch nicht bekandt &#x017F;ind/<lb/>
nehmlich/ wenn die Katze &#x017F;ich unter dem<lb/>
Schwantze leckt/ &#x017F;o hei&#x017F;t es: Die Katze leckt &#x017F;ich<lb/>
unterm Zahl/ es ko&#x0364;mmt ein Ga&#x017F;t i&#x017F;t nackt und<lb/>
kahl. Die Katze putzet &#x017F;ich unter den Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
der Ga&#x017F;t der ko&#x0364;mmt i&#x017F;t &#x017F;ehr zerri&#x017F;&#x017F;en. <hi rendition="#aq">Item:</hi><lb/>
Wenn die Katze eine Po&#x017F;itur macht wie ein Du-<lb/>
del-Sack/ &#x017F;o hei&#x017F;t es: Die Katze machet eine<lb/>
Sackpfeiffen/ der Ga&#x017F;t wird un&#x017F;re Jungfer be-<lb/>
greiffen. (<hi rendition="#aq">NB.</hi> das wird wohl ein Freyer &#x017F;eyn.)<lb/>
Verla&#x017F;t euch nur drauff/ denn weil &#x017F;ichs reimet/<lb/>
&#x017F;o muß es auch eintreffen; und wenn ein aus<lb/>
dem Felde kommender nacketer und zerri&#x017F;&#x017F;ener<lb/>
Reuter/ der Stieffel und Sporen tra&#x0364;gt/ zu euch<lb/>
eingeqvartirt wird/ der &#x017F;ich mit euer Tochter in<lb/>
heimliche Bekandt&#x017F;chafft einla&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/ &#x017F;o habt ihr ei-<lb/>
nen Ga&#x017F;t/ an welchem alle vorgemeldete Qvali-<lb/>
ta&#x0364;ten zugleich zu finden &#x017F;ind. Dahero mo&#x0364;get ihr<lb/>
von euern Propheti&#x017F;chen Katzen halten was ihr<lb/>
wollet/ ich halte es nicht mit euch. Wenn &#x017F;ich<lb/>
aber die Katzen u&#x0364;ber die Ohren putzen/ ru&#x0364;hret &#x017F;ol-<lb/>
ches/ meines Erachtens/ daher/ wenn &#x017F;ie vorher<lb/>
mit dem Kopff in einem Suppen-Brey- oder<lb/>
mit Spei&#x017F;e gefu&#x0364;lleten Topffe ge&#x017F;teckt und &#x017F;ich da-<lb/>
mit be&#x017F;udelt haben/ &#x017F;o &#x017F;etzen &#x017F;ie &#x017F;ich hernach in die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Stu-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[126/0148] Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen dich! Daß ich euch Poetiſche Damens aber nicht irre mache/ ſo will ich euch zu Liebe noch ein paar ſolche Reimgen mittheilen/ die eben auch ſo klingen/ und euch allen noch nicht bekandt ſind/ nehmlich/ wenn die Katze ſich unter dem Schwantze leckt/ ſo heiſt es: Die Katze leckt ſich unterm Zahl/ es koͤmmt ein Gaſt iſt nackt und kahl. Die Katze putzet ſich unter den Fuͤſſen/ der Gaſt der koͤmmt iſt ſehr zerriſſen. Item: Wenn die Katze eine Poſitur macht wie ein Du- del-Sack/ ſo heiſt es: Die Katze machet eine Sackpfeiffen/ der Gaſt wird unſre Jungfer be- greiffen. (NB. das wird wohl ein Freyer ſeyn.) Verlaſt euch nur drauff/ denn weil ſichs reimet/ ſo muß es auch eintreffen; und wenn ein aus dem Felde kommender nacketer und zerriſſener Reuter/ der Stieffel und Sporen traͤgt/ zu euch eingeqvartirt wird/ der ſich mit euer Tochter in heimliche Bekandtſchafft einlaͤſſet/ ſo habt ihr ei- nen Gaſt/ an welchem alle vorgemeldete Qvali- taͤten zugleich zu finden ſind. Dahero moͤget ihr von euern Prophetiſchen Katzen halten was ihr wollet/ ich halte es nicht mit euch. Wenn ſich aber die Katzen uͤber die Ohren putzen/ ruͤhret ſol- ches/ meines Erachtens/ daher/ wenn ſie vorher mit dem Kopff in einem Suppen-Brey- oder mit Speiſe gefuͤlleten Topffe geſteckt und ſich da- mit beſudelt haben/ ſo ſetzen ſie ſich hernach in die Stu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/148
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/148>, abgerufen am 29.03.2024.