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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

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Untersuchung/ derer von super-klugen
und will dahero wissen/ wer es sey/ oder was es
wolle? Wenn aber die liebe Frau nicht recht
damit heraus will/ entstehet erstlich ein Zanck/
und die Schläge bleiben auch nicht lange aussen.
Auff solche Art trifft alsdenn freylich ein/ was in
den Tittul dieses Capitels vorgegeben wird.

Das 83. Capitel.

Wenn ein Bräutigam seiner Braut
ein Buch kaufft oder schenckt/ so wird
dadurch die Liebe verblät-
tert.

WEnn die Braut von einer solchen Gat-
tung ist/ daß sie mehr auff Putz und Hof-
fart achtet/ als auff GOtt und sein Wort/
so kan es freylich nicht angenehm fallen/ ob ihr
gleich ihr Bräutigam das allergeistreichste Ge-
bet-Buch schenckte/ sondern sie wird dieses samt
ihrem Bräutigam verachten/ und mit Verdruß
in dem Buche herum blättern/ auch hernach ihr
Mißvergnügen ihrem Liebsten nicht lange ber-
gen können/ alsdenn heist es: Mit dem Buche
ist die Liebe verblättert worden. Hätte ihr a-
ber der Liebste ein kostbar Halßband/ schöne Bra-
siletten an die Arm/ oder köstlich Band auff die
Fontange geschenckt/ so würde es gewiß aus ei-
nem andern Thone klingen und heissen: Hier-
mit ist die Liebe recht verbunden worden; die-

ses

Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen
und will dahero wiſſen/ wer es ſey/ oder was es
wolle? Wenn aber die liebe Frau nicht recht
damit heraus will/ entſtehet erſtlich ein Zanck/
und die Schlaͤge bleiben auch nicht lange auſſen.
Auff ſolche Art trifft alsdenn freylich ein/ was in
den Tittul dieſes Capitels vorgegeben wird.

Das 83. Capitel.

Wenn ein Braͤutigam ſeiner Braut
ein Buch kaufft oder ſchenckt/ ſo wird
dadurch die Liebe verblaͤt-
tert.

WEnn die Braut von einer ſolchen Gat-
tung iſt/ daß ſie mehr auff Putz und Hof-
fart achtet/ als auff GOtt und ſein Wort/
ſo kan es freylich nicht angenehm fallen/ ob ihr
gleich ihr Braͤutigam das allergeiſtreichſte Ge-
bet-Buch ſchenckte/ ſondern ſie wird dieſes ſamt
ihrem Braͤutigam verachten/ und mit Verdruß
in dem Buche herum blaͤttern/ auch hernach ihr
Mißvergnuͤgen ihrem Liebſten nicht lange ber-
gen koͤnnen/ alsdenn heiſt es: Mit dem Buche
iſt die Liebe verblaͤttert worden. Haͤtte ihr a-
ber der Liebſte ein koſtbar Halßband/ ſchoͤne Bra-
ſiletten an die Arm/ oder koͤſtlich Band auff die
Fontange geſchenckt/ ſo wuͤrde es gewiß aus ei-
nem andern Thone klingen und heiſſen: Hier-
mit iſt die Liebe recht verbunden worden; die-

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[140/0162] Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen und will dahero wiſſen/ wer es ſey/ oder was es wolle? Wenn aber die liebe Frau nicht recht damit heraus will/ entſtehet erſtlich ein Zanck/ und die Schlaͤge bleiben auch nicht lange auſſen. Auff ſolche Art trifft alsdenn freylich ein/ was in den Tittul dieſes Capitels vorgegeben wird. Das 83. Capitel. Wenn ein Braͤutigam ſeiner Braut ein Buch kaufft oder ſchenckt/ ſo wird dadurch die Liebe verblaͤt- tert. WEnn die Braut von einer ſolchen Gat- tung iſt/ daß ſie mehr auff Putz und Hof- fart achtet/ als auff GOtt und ſein Wort/ ſo kan es freylich nicht angenehm fallen/ ob ihr gleich ihr Braͤutigam das allergeiſtreichſte Ge- bet-Buch ſchenckte/ ſondern ſie wird dieſes ſamt ihrem Braͤutigam verachten/ und mit Verdruß in dem Buche herum blaͤttern/ auch hernach ihr Mißvergnuͤgen ihrem Liebſten nicht lange ber- gen koͤnnen/ alsdenn heiſt es: Mit dem Buche iſt die Liebe verblaͤttert worden. Haͤtte ihr a- ber der Liebſte ein koſtbar Halßband/ ſchoͤne Bra- ſiletten an die Arm/ oder koͤſtlich Band auff die Fontange geſchenckt/ ſo wuͤrde es gewiß aus ei- nem andern Thone klingen und heiſſen: Hier- mit iſt die Liebe recht verbunden worden; die- ſes

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/162>, abgerufen am 20.04.2024.