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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
se/ als in derblossen Benennung. Da nun die
Krebse eine solche rückgängige und verkehrte Ei-
genschafft haben sollen/ warum essen denn die
Weiber die Krebse so gern/ auch wohl zu der
Zeit/ da sie Kinder zu stillen haben/ und warum
sind sie nicht auch in Sorgen/ daß ihnen hiervon
die Milch in Brüsten rückgängig werden möch-
te? es lehret aber die tägliche Erfahrung/ daß
die Krebse und dero Schalen/ wie auch Krebs-
Augen die Milch vermehren/ und nicht schädlich
sind. Ist demnach der Weiber Weißheit in die-
sem Punct auch von schlechter Ankunfft/ und
auff einen krebsgängigen Grund gesetzet.

Das 10. Capitel.

Es ist nicht gut/ wenn man über
Land reiset/ und laufft einem ein Haase
übern Weg.

WEnn der Haase gebraten in der Schüssel
auffn Tische stünde/ wäre es freylich bes-
ser. Nein/ nein/ es ist nicht so zu verstehen/
werden mir viele/ auch wohl sonst gar kluge Leu-
te/ einwenden; sondern es ist gewiß nicht gut/
und hat man sich zu versichern/ daß/ wenn ie-
mand über Land reiset/ und laufft einem ein
Haase übern Weg/ so wird man gewiß ein Un-
glück haben; worauff ich aber auch mit ja ant-
worte/ denn dieses ist eben das Unglück/ daß man

das
B 4

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
ſe/ als in derbloſſen Benennung. Da nun die
Krebſe eine ſolche ruͤckgaͤngige und verkehrte Ei-
genſchafft haben ſollen/ warum eſſen denn die
Weiber die Krebſe ſo gern/ auch wohl zu der
Zeit/ da ſie Kinder zu ſtillen haben/ und warum
ſind ſie nicht auch in Sorgen/ daß ihnen hiervon
die Milch in Bruͤſten ruͤckgaͤngig werden moͤch-
te? es lehret aber die taͤgliche Erfahrung/ daß
die Krebſe und dero Schalen/ wie auch Krebs-
Augen die Milch vermehren/ und nicht ſchaͤdlich
ſind. Iſt demnach der Weiber Weißheit in die-
ſem Punct auch von ſchlechter Ankunfft/ und
auff einen krebsgaͤngigen Grund geſetzet.

Das 10. Capitel.

Es iſt nicht gut/ wenn man uͤber
Land reiſet/ und laufft einem ein Haaſe
uͤbern Weg.

WEnn der Haaſe gebraten in der Schuͤſſel
auffn Tiſche ſtuͤnde/ waͤre es freylich beſ-
ſer. Nein/ nein/ es iſt nicht ſo zu verſtehen/
werden mir viele/ auch wohl ſonſt gar kluge Leu-
te/ einwenden; ſondern es iſt gewiß nicht gut/
und hat man ſich zu verſichern/ daß/ wenn ie-
mand uͤber Land reiſet/ und laufft einem ein
Haaſe uͤbern Weg/ ſo wird man gewiß ein Un-
gluͤck haben; worauff ich aber auch mit ja ant-
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das
B 4
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[23/0045] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. ſe/ als in derbloſſen Benennung. Da nun die Krebſe eine ſolche ruͤckgaͤngige und verkehrte Ei- genſchafft haben ſollen/ warum eſſen denn die Weiber die Krebſe ſo gern/ auch wohl zu der Zeit/ da ſie Kinder zu ſtillen haben/ und warum ſind ſie nicht auch in Sorgen/ daß ihnen hiervon die Milch in Bruͤſten ruͤckgaͤngig werden moͤch- te? es lehret aber die taͤgliche Erfahrung/ daß die Krebſe und dero Schalen/ wie auch Krebs- Augen die Milch vermehren/ und nicht ſchaͤdlich ſind. Iſt demnach der Weiber Weißheit in die- ſem Punct auch von ſchlechter Ankunfft/ und auff einen krebsgaͤngigen Grund geſetzet. Das 10. Capitel. Es iſt nicht gut/ wenn man uͤber Land reiſet/ und laufft einem ein Haaſe uͤbern Weg. WEnn der Haaſe gebraten in der Schuͤſſel auffn Tiſche ſtuͤnde/ waͤre es freylich beſ- ſer. Nein/ nein/ es iſt nicht ſo zu verſtehen/ werden mir viele/ auch wohl ſonſt gar kluge Leu- te/ einwenden; ſondern es iſt gewiß nicht gut/ und hat man ſich zu verſichern/ daß/ wenn ie- mand uͤber Land reiſet/ und laufft einem ein Haaſe uͤbern Weg/ ſo wird man gewiß ein Un- gluͤck haben; worauff ich aber auch mit ja ant- worte/ denn dieſes iſt eben das Ungluͤck/ daß man das B 4

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/45>, abgerufen am 28.03.2024.