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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
als auch neue verbesserte Calender kommen nicht
mehr mit der Zeit überein/ in welcher solche
Bauer-Reguln ihren Ursprung genommen ha-
ben; dahero eine dritte Zeit gesucht werden mü-
ste/ wenn es also erfolgen solte. Denn der neue
Calender kömmt etwas zu zeitlich/ und der alte
etwas zu langsam; also wäre es eine gantz un-
gereimte Sache/ wenn man solche Dinge/ die
ohnedem nichts als Einbildungen zum Grunde
gehabt haben/ noch auff eine unrichtige Zeit
gründen wolte. Zu dem so giebt uns ja der Mond
nicht die Landes-Früchte/ sondern der Schöpffer
des Mondes. Wenn nun nach des Schöpffers
gesetzten Ordnung eben zu Weybnachten der
Mond neu oder auch voll ist/ so kan ja die von
GOtt gutgemachte Ordnung des Himmels-
Lauffs/ um unserer Calender Ordnung willen/
nicht böse noch besser werden. Dahero auch
zweiffelsfrey es GOTT ietziger Zeit also füget/
daß man wohl spüren kan/ wie die vorwitzigen
Bauer-Propheten lauter Lügen verkündiget
haben.

Glaub was du wilt/ das hilfft nicht viel/
Es hat doch die Natur ihr Spiel/
Nach dem es GOttes Willen bringt/
Nachdem auch alles wohlgelingt/
Für sich der Mond nichts richten kan/
Es kömmt allein auff GOtt nur an.
Das

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
als auch neue verbeſſerte Calender kommen nicht
mehr mit der Zeit uͤberein/ in welcher ſolche
Bauer-Reguln ihren Urſprung genommen ha-
ben; dahero eine dritte Zeit geſucht werden muͤ-
ſte/ wenn es alſo erfolgen ſolte. Denn der neue
Calender koͤmmt etwas zu zeitlich/ und der alte
etwas zu langſam; alſo waͤre es eine gantz un-
gereimte Sache/ wenn man ſolche Dinge/ die
ohnedem nichts als Einbildungen zum Grunde
gehabt haben/ noch auff eine unrichtige Zeit
gruͤnden wolte. Zu dem ſo giebt uns ja der Mond
nicht die Landes-Fruͤchte/ ſondern der Schoͤpffer
des Mondes. Wenn nun nach des Schoͤpffers
geſetzten Ordnung eben zu Weybnachten der
Mond neu oder auch voll iſt/ ſo kan ja die von
GOtt gutgemachte Ordnung des Himmels-
Lauffs/ um unſerer Calender Ordnung willen/
nicht boͤſe noch beſſer werden. Dahero auch
zweiffelsfrey es GOTT ietziger Zeit alſo fuͤget/
daß man wohl ſpuͤren kan/ wie die vorwitzigen
Bauer-Propheten lauter Luͤgen verkuͤndiget
haben.

Glaub was du wilt/ das hilfft nicht viel/
Es hat doch die Natur ihr Spiel/
Nach dem es GOttes Willen bringt/
Nachdem auch alles wohlgelingt/
Fuͤr ſich der Mond nichts richten kan/
Es koͤmmt allein auff GOtt nur an.
Das
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[301/0125] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. als auch neue verbeſſerte Calender kommen nicht mehr mit der Zeit uͤberein/ in welcher ſolche Bauer-Reguln ihren Urſprung genommen ha- ben; dahero eine dritte Zeit geſucht werden muͤ- ſte/ wenn es alſo erfolgen ſolte. Denn der neue Calender koͤmmt etwas zu zeitlich/ und der alte etwas zu langſam; alſo waͤre es eine gantz un- gereimte Sache/ wenn man ſolche Dinge/ die ohnedem nichts als Einbildungen zum Grunde gehabt haben/ noch auff eine unrichtige Zeit gruͤnden wolte. Zu dem ſo giebt uns ja der Mond nicht die Landes-Fruͤchte/ ſondern der Schoͤpffer des Mondes. Wenn nun nach des Schoͤpffers geſetzten Ordnung eben zu Weybnachten der Mond neu oder auch voll iſt/ ſo kan ja die von GOtt gutgemachte Ordnung des Himmels- Lauffs/ um unſerer Calender Ordnung willen/ nicht boͤſe noch beſſer werden. Dahero auch zweiffelsfrey es GOTT ietziger Zeit alſo fuͤget/ daß man wohl ſpuͤren kan/ wie die vorwitzigen Bauer-Propheten lauter Luͤgen verkuͤndiget haben. Glaub was du wilt/ das hilfft nicht viel/ Es hat doch die Natur ihr Spiel/ Nach dem es GOttes Willen bringt/ Nachdem auch alles wohlgelingt/ Fuͤr ſich der Mond nichts richten kan/ Es koͤmmt allein auff GOtt nur an. Das

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/125>, abgerufen am 18.04.2024.